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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Toten (703 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 17.05.2010 um 18:09 Uhr (Zitieren)
καὶ τοὺς θανόντας εἰ θέλεις εὐεργετεῖν
εἴτ' οὖν κακουργεῖν, ἀμφιδεξίως ἔχει
τῷ μήτε χαίρειν μήτε λυπεῖσθαι φθιτούς.

[Aischylos, Φρύγες, Fragment 75 (244)]
Re: Die Toten
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2010 um 12:29 Uhr (Zitieren)
Übersetzung (Oskar Werner):
Ob du den Toten nun Wohltat erweisen willst,
Ob Böses ihnen antun, bleibt sich beides gleich,
Da Freude nicht noch Leid kennt, wer dem Tod verfiel.

Allerdings ist mir die Konstruktion der letzten Zeile nicht klar.
Re: Die Toten
ανδρέας schrieb am 24.05.2010 um 09:38 Uhr (Zitieren)

Das Rätsel ist gelüftet. Ich hatte es versucht, bin aber gescheitert. Dürfte als Nekrolog aber eher für Atheisten geeignet sein.
Re: Die Toten
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2010 um 15:35 Uhr (Zitieren)
War nicht das Judentum ursprünglich eine Religion mit einem Glauben an einen Gott, aber nicht an ein Leben nach dem Tod? Soweit ich weiß, spielt dieser Aspekt bis heute im Judentum eine ganz untergeordnete Rolle.

Davon abgesehen, verstehe ich die Konstruktion mit dem "τῷ" in Zeile 3 nicht. Vielleicht kann Βοηθός mir da einmal auf die Sprünge helfen?
Re: Die Toten
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 24.05.2010 um 16:54 Uhr (Zitieren)
Ja, der Satzteil ist schwierig. Das Problem sind auch immer die freien Übersetzungen:
Aber ich sehe das so:
.....ἀμφιδεξίως ἔχει....ist gleichgültig, verhält sich gleich....
....und dann kommt wieder eine zweigeteilte Aussage, in Bezug auf den Tod (Acc.Graecus):
wörtlich:
τῷ μήτε χαίρειν μήτε λυπεῖσθαι φθιτούς
in Bezug auf den Tod (φθιτούς)/in Bezug auf die, die gestorben sind [gilt] weder sich über irgendetwas (τῷ=τινί) zu freuen noch [über irgendetwas] betrübt zu sein.
Re: Die Toten
ανδρέας schrieb am 24.05.2010 um 17:03 Uhr (Zitieren)

Meine Bemerkung bezieht sich natürlich auf die hier in unseren Breiten elementare Vorstellung, dass ein Leben nach dem Tode als wichtig für den Glauben angesehen wird. Man muss ja immer zwischen kath. , evang. u.a. Atheisten unterscheiden. ...
Re: Die Toten
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2010 um 18:15 Uhr (Zitieren)
τῷ = τινί, darauf muß man erstmal kommen!
Danke für die Aufklärung!

***

Der Sinn dieses Spruches wäre hier in Europa wohl nur den Atheisten zugänglich.
Gerade denke ich daran, daß es für die Antike auch gut auf Epikur paßt, der ja kein Atheist war.
Seltsam eigentlich, wie sich diese beiden Ideen - der Glaube an Gott und der Glaube an ein Leben nach dem Tod - in Europa so fest verwoben haben, obwohl sie an sich nichts miteinander zu tun haben. Auch in Indien haben Götter ja nichts mit unsrer Wiedergeburt zu tun, und im (tibetischen) Buddhismus unterliegen sie ihr sogar.
Ist es der Gedanke des göttlichen Gerichts, der beides miteinander verknüpft?
Re: Die Toten
ανδρέας schrieb am 24.05.2010 um 19:02 Uhr (Zitieren)

Zumindest im Christentum, auch im alten Ägypten (das Buch der Toten als Anleitung, um das Jenseits im Chaos zu erreichen. Mit einer nicht unwichtigen Prüfung: man wird gewogen. Das findet sich auch im alten Testament >>> Mene mene tekel usw.) Aber die Religionen unterscheiden sich da recht stark, wenn man die asiatischen Formen sieht: Buddhismus, Daoismus, Hinduismus etc.

Im Zen-Buddhismus ist der Tod nur ein Aspekt des Lebens. Es gibt keine Wiedergeburt und keine Unsterblichkeit. Was wir als Leben und Tod bezeichnen sind nur gleichberechtigte Konzepte, die auf einem eingegrenzten Bewusstsein basieren. Ewiges Leben ist das Bewusstsein selbst. Diese Wirklichkeit konkret zu erfahren ist der Weg des Zen. Eine Geschichte aus dem alten Japan zeigt diesen radikalen Lebensbezug deutlich:
„Meister, gibt es ein Leben nach dem Tod?“
„Das weiß ich nicht.“
„Aber bist du denn nicht der Meister?“
„Ja, aber kein toter Meister.“


Re: Die Toten
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2010 um 19:17 Uhr (Zitieren)
Das ist aber schön!
Wir könnten einen Thread mit Zen-Texten eröffnen.
 
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