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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Religion der Geten (186 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 29.12.2023 um 13:30 Uhr (Zitieren)
Herodot IV 93-96:
93. Ehe er [sc. Dareios I.] an den Istros (1) kam, besiegte er als erste die Geten, die an die Unsterblichkeit des Menschen glauben [τοὺς ἀθανίζοντας]. Denn diejenigen Thraker, die Herren von Salmydessos sind und nördlich von Apollonia und der Stadt Mesambria wohnen – Skyrmiaden und Nipsaier heißen sie -, ergaben sich Dareios ohne Kampf. Die Geten aber leisteten sinnlos Widerstand und wurden bald unterworfen. Sie sind der tapferste und gerechteste Stamm der Thraker.

94. Sie stellen sich die Unsterblichkeit des Menschen so vor: Sie glauben, daß sie nicht sterben, sondern daß der Dahinscheidende zu dem Dämon Salmoxis geht. Einige nennen ihn auch Gebeleïzis. Alle fünf Jahre schicken sie einen durch das Los Erwählten aus ihren Reihen als Abgesandten zu Sal-moxis und nennen ihre jeweiligen Wünsche, die er dem Gott ausrichten soll. Sie tun es in folgender Weise: Einige von ihnen, die dazu aufgestellt sind, müssen drei Speere aufrecht halten; andere fassen die Hände und Füße dessen, den man zu Salmoxis entsenden will, werfen ihn in die Höhe und lassen ihn auf die Lanzen fallen. Wenn er, wie zu erwarten, aufgespießt wird und stirbt, halten sie das für ein Zeichen, daß der Gott gnädig ist. Überlebt der Bote den Vorgang, dann geben sie ihm die Schuld und nennen ihn einen Bösewicht. Dann senden sie einen anderen Boten zum Gott ab. Sie erteilen ihm ihre Aufträge, während er noch lebt.

Dieser Thrakerstamm schießt auch, wenn es donnert und blitzt, mit Pfeilen gegen den Himmel und droht Gott. Sie glauben, es gebe keinen anderen Gott als ihren eigenen [οὐδένα ἄλλον θεὸν νομίζοντες εἶναι μὴ τὸν σφέτερον].

95. Wie ich aber von den am Hellespont und am Pontos wohnenden Griechen erfahre, ist dieser Salmoxis ein Mensch gewesen und als Sklave nach Samos verkauft worden. Er diente als Sklave bei Pythagoras, dem Sohn des Mnesarchos. Dann soll er frei geworden sein, sich große Reichtümer erworben haben und damit in seine Heimat zurückgekehrt sein.

Da aber die Thraker noch ein recht erbärmliches und rohes Leben führten, baute dann Salmoxis, der ionische Lebensweise und Sitten kannte, die vernünftiger waren als die der Thraker – er hatte ja unter Griechen gelebt und nicht gerade bei dem schlechtesten Gelehrten der Griechen, dem Pythagoras, - einen Saal, in den er die vornehmsten Bürger zum Mahl einlud und bewirtete. Dabei lehrte er sie, daß weder er noch seine Gäste noch deren Nachkommen sterben würden, sondern an den Ort kämen, wo sie ewig weiterlebten und alle Güter in Fülle hätten.

Während er aber solche Gastmähler gab und solche Reden führte, ließ er sich ein unterirdisches Gemach bauen. Als es fertig war, machte er sich den Thrakern unsichtbar. Er stieg nämlich in dieses Gemach hinab und lebte drei Jahre darin. Die Leute sehnten sich nach ihm und betrauerten ihn wie einen Toten. Im vierten Jahr erschien er wieder bei den Thrakern, und dann glaubten sie an die Lehre des Salmoxis. Soweit der Bericht.

96. Was man von dem unterirdischen Gemach sagt, will ich nicht bestreiten; ich glaube aber auch nicht recht daran. Meiner Meinung nach hat dieser Salmoxis viele Jahre vor Pythagoras gelebt. Doch lassen wir unentschieden, ob es überhaupt einen solchen gegeben hat, oder ob er ein Stammesgott der Geten war! Die Geten, die einen so merkwürdigen Glauben haben, wurden von den Persern unterworfen und folgten dem übrigen Heer.

(Herodot: Historien. Herausgegeben von Josef Feix. 2 Bde. München ²1977; Band 1, S. 570-573)

(1) Donau
 
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