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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Delphine und ein Tierexperiment (206 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 30.12.2023 um 13:21 Uhr (Zitieren)
Gaius Iulius Solinus (3. Jhdt. u.Z.), COLLECTANEA RERUM MEMORABILIUM (Wunder der Welt) XII 3-6:
[...] Diese Tiefen [sc. des Hellespont und Bosporus] haben sehr viele Delphine, bei denen es vielerlei Gründe für Wunder gibt.
• Vor allem haben die Meere nichts Schnelleres, so sehr, dass sie häufig hochspringen und über die Segel von Schiffen springen.
• Wohn auch immer sie gehen, ziehen sie paarweise umher.
• Sie bringen Junge hervor;
• der zehnte Monat macht die Frucht reif;
• der Sommertag bringt die Jungen hervor;
• mit ihren Zitzen ernähren sie die Jungen;
• die Kleinen nehmen sie in ihre Mäuler;
• den Schwachen folgen sie eine Zeitlang nach.
• Sie leben bis in 30. Jahr, was man in einem Experiment untersucht hat, bei dem manchen die Schwänze abgehauen wurden [In tricesimum annum vivunt, quod exploratum est in experimentum caudis amputatis].
• Delphine haben ihr Mäuler nicht an derselben Stelle wie andere Seewesen, sondern fast auf dem Bauch.
• Entgegen der Natur anderer Wassertiere können allein sie ihre Zungen bewegen.
• Scharf sind ihre Rückenflossen; wenn sie zornig werden, stellen sie diese auf, wenn ihre Gemüter in Ruhe sind, sind diese mit bestimmten Rezeptakeln bedeckt.
• Dass sie im Wasser atmen, verneint man, vielmehr nähmen sie den lebenswichtigen Atem nur oben in der Luft zu sich.
• Als Stimme haben sie ein Ächzen, dem menschlichen ähn-lich.
• Ein bestimmtes Wort haben sie; wenn sie es hören, folgen sie denen, die es rufen; passen nämlich nennt man sie „Simo“ („Stupsnase“).
• Stimmen von Menschen nehmen sie beim Wehen des Aquilo-Windes (1) leichter auf; umgekehrt wird beim Wehen des Auster-Windes (2) ihr Gehör blockiert.
• Sie genießen Musik; sie freuen sich über die Klänge von Flöten. Wo immer es Melodien gibt, kommen sie in Scharen an.

(Solinus: Wunder der Welt. Hrsg. v. Kai Brodersen. Darmstadt 2014, S. 134-137)
(1) Nordost
(2) Süd

Ob man ihnen die Schwänze abgehauen hat, um sie zu markieren? Aber wie haben sie dann überlebt?

Re: Delphine und ein Tierexperiment
Andreas schrieb am 30.12.2023 um 14:39 Uhr (Zitieren)
Bei Plinius, IX,33 findet sich etwas über Delfine:
https://www.thelatinlibrary.com/pliny.ep9.html

Und bei Hygin, fabulae 194:
https://www.lateinlex.de/?call=Puc&permalink=Hyg_fab_194

Ich erinnere mich, dass diese Geschichte in der Reihe
PAUK MIT LATEIN vor langer Zeit vorgestellt wurde.
Ich habe auch sie im Netz wiedergefunden.
https://www.youtube.com/watch?v=cDw9qvoOFT4
Re: Delphine und ein Tierexperiment
Γραικύλος schrieb am 30.12.2023 um 14:46 Uhr (Zitieren)
Ja, kommen oft vor - sind ja auch eindrucksvolle Lebewesen.

Mich interessiert hier vor allem dieses Experiment:
Sie leben bis in 30. Jahr, was man in einem Experiment untersucht hat, bei dem manchen die Schwänze abgehauen wurden [In tricesimum annum vivunt, quod exploratum est in experimentum caudis amputatis].

Warum hat man ihnen die "Schwänze" abgehauen? Mir fällt als Erklärung nur ein: damit man sie identifizieren und ihre Lebensdauer kontrollieren konnte. Aber wie haben sie dann überlebt? Das muß doch ihre Lebensdauer erheblich verkürzt haben, so daß das Experiment gar keinen Sinn ergibt.
Re: Delphine und ein Tierexperiment
Γραικύλος schrieb am 30.12.2023 um 14:47 Uhr (Zitieren)
Bei Solinus gibt es noch weitere Aussagen zu Delphinen, die ich morgen vorstellen möchte.
Re: Delphine und ein Tierexperiment
Andreas schrieb am 30.12.2023 um 14:56 Uhr (Zitieren)
Aber wie haben sie dann überlebt?

Vlt. hat man nur ein kleines Stück abgeschnitten zur Markierung, sie beschnitten.

http://www.zeno.org/Georges-1913/A/amputo?hl=amputo
Re: Delphine und ein Tierexperiment
Γραικύλος schrieb am 31.12.2023 um 00:27 Uhr (Zitieren)
Ah, es gibt also noch einen schwächeren Sinn von "caudis amputatis". Das mag dann passen.

Auch "in experimentum" (statt "in experimento") hat mich überrascht.
Re: Delphine und ein Tierexperiment
filix schrieb am 31.12.2023 um 02:28 Uhr (Zitieren)
Solinus hat wohl bei Plinius nat. hist. 9,22 abgeschrieben: vivunt et tricenis,
quod cognitum praecisa cauda in experimentum.
Auch hier lässt praecidere Spielraum hinsichtlich des Ausmaßes der Verstümmelung.

In der Gegenwart bringt es so eine Verletzung, deren Folgen der Delphin offenbar durch eine Änderung seiner Fortbewegungsweise auszugleichen versucht, bis zur Verfilmung: https://en.m.wikipedia.org/wiki/Winter_(dolphin)


Re: Delphine und ein Tierexperiment
Aurora schrieb am 31.12.2023 um 09:04 Uhr (Zitieren)
Auch "in experimentum" (statt "in experimento") hat mich überrascht


in +Akk: = 4) zur Angabe der Bestimmung, des Endzwecks,
wozu etwas dienen soll od. geschieht = zu, für, behufs, nullam pecuniam

PONS:
(zur Bez. v. Zweck, Absicht, Ziel, Bestimmung, zur Angabe des beabsichtigten
od. unbeabsichtigten Erfolges einer Handlung)

in = auf … hin, zu, für, wegen



Re: Delphine und ein Tierexperiment
Γραικύλος schrieb am 31.12.2023 um 11:53 Uhr (Zitieren)
Danke für die Erklärungen.

Jedenfalls hat man die mehr oder weniger großen Verstümmelungen zum Zwecke der Markierung vorgenommen, um überhaupt sagen zu können, wie alt dieses individuelle Tier werden würde.
Re: Delphine und ein Tierexperiment
filix schrieb am 31.12.2023 um 13:22 Uhr (Zitieren)
Solle es sich wirklich um ein Experiment gehandelt haben, wurde es wohl an einer typischerweise in Küstengebieten des Mittelmeers ortstreu lebenden kleineren Schule des großen Tümmlers beispielsweise durchgeführt.Wie soll man das Exemplar nach dreißig Jahren sonst wiederfinden?
 
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