Γραικύλος schrieb am 03.01.2024 um 14:21 Uhr (Zitieren)
M. Cicero, De officiis:
(Cicero: Vom pflichtgemäßen Handeln. Hrsg. v. Rainer Nickel. Düsseldorf 2008, S. 34-37; 68 f.)
Re: Iura belli
Marcella schrieb am 09.01.2024 um 18:52 Uhr (Zitieren)
Ist dies ein aktueller Diskussionsbeitrag zum Gaza-Krieg?
Re: Iura belli
Aurora schrieb am 10.01.2024 um 07:43 Uhr (Zitieren)
Es gibt eine Seite dazu bei wikipedia, die auch eine Stelle aus Augustinus zitiert:
Was, in der Tat, ist denn überhaupt so falsch am Krieg? Dass Menschen sterben, die ohnehin irgendwann sterben werden, damit jene, die überleben, Frieden finden können? Ein Feigling mag darüber jammern, aber gläubige Menschen nicht […]. Niemand darf jemals die Berechtigung eines Krieges bezweifeln, der in Gottes Namen befohlen wird, denn selbst das, was aus menschlicher Gier entsteht, kann weder den unkorrumpierbaren Gott noch seinen Heiligen etwas anhaben. Gott befiehlt Krieg, um den Stolz der Sterblichen auszutreiben, zu zerschmettern und zu unterwerfen. Krieg zu erdulden ist eine Probe für die Geduld der Gläubigen, um sie zu erniedrigen und seine väterlichen Zurechtweisungen anzunehmen. Denn niemand besitzt Macht über andere, wenn er sie nicht vom Himmel erhalten hat. Alle Gewalt wird nur auf Gottes Befehl oder mit seiner Erlaubnis ausgeübt. Und so kann ein Mann gerecht für die Ordnung kämpfen, selbst wenn er unter einem ungläubigen Herrscher dient. Das, was ihm befohlen wird, ist entweder eindeutig nicht gegen Gottes Vorschrift, oder wenn es nicht eindeutig ist, wenn zum Beispiel ein ungerechter Befehl ergeht, zeigt die Ordnung des Dienens, dass der König schuldig, der Soldat unschuldig ist. Wieviel unschuldiger muss da ein Mann sein, der einen Krieg führt, der von Gott befohlen wurde, der ja niemals etwas Falsches befehlen kann, wie jeder weiß, der ihm dient?
Γραικύλος schrieb am 10.01.2024 um 14:51 Uhr (Zitieren)
Das ist ja mal ein bemerkenswerter Text, der vom Kirchenvater Augustinus!
Re: Iura belli
Johannes schrieb am 10.01.2024 um 16:07 Uhr (Zitieren)
Wenn ich sowas lese, dreht sich mir der Magen um.
Wann hat je ein Gott einen Krieg wie befohlen?
Immer haben Menschen Gott oder die Götter missbraucht
um Kriege zu rechtfertigen.
Wie soll Gott das konkret getan haben?
In Visionen oder Auditionen von psychisch Kranken?
Was berichten antike Autoren darüber?
Der Hl. Bernhard von Clairvaux hat zum Kreuzzug aufgerufen
im Namen des Gottes der Liebe. Perverser geht's nicht.
Re: Iura belli
Γραικύλος schrieb am 10.01.2024 um 16:27 Uhr (Zitieren)
Das hatten wir doch schonmal; ist gar nicht so lange her:
Γραικύλος schrieb am 10.01.2024 um 16:32 Uhr (Zitieren)
Die Idee des "Heiligen Krieges" überrascht mich überhaupt nicht; neu ist für mich, wie Augustinus - Römer 13 im Rücken? - das auf jeden Krieg überträgt, weil jede Obrigkeit von Gott sei.
Re: Iura belli
Johannes schrieb am 10.01.2024 um 16:58 Uhr (Zitieren)
Woher weiß er das? Der ominöse Wille Gottes ist genauso ominös wie die Geheimnisse Gottes.
Die bekannte, apologetische Immunisierungsstrategie.
Man sieht, wohin Autoritätsgläubigkeit führt:
Zur dubiosen Letztautorität Gott, den man braucht um Macht- und Nutzeninteressen durchzusetzen.
Die Entstehung des Deuteronomium wäre sicher sehr interessant. Wer da wohl alles seine Finger am Schreibgriffel hatte und welcher "Geist" die Autoren geleitet hat?
Johannes schrieb am 10.01.2024 um 16:58 Uhr (Zitieren)
Woher weiß er das? Der ominöse Wille Gottes ist genauso ominös wie die Geheimnisse Gottes.
Die bekannte, apologetische Immunisierungsstrategie.
Man sieht, wohin Autoritätsgläubigkeit führt:
Zur dubiosen Letztautorität Gott, den man braucht um Macht- und Nutzeninteressen durchzusetzen.
Die Entstehung des Deuteronomium wäre sicher sehr interessant. Wer da wohl alles seine Finger am Schreibgriffel hatte und welcher "Geist" die Autoren geleitet hat?
Γραικύλος schrieb am 10.01.2024 um 17:08 Uhr (Zitieren)
Es kommt halt darauf an, ob man die Bibel als letzte Autorität ansieht oder nicht. Römer 13 gehört halt zum kanonischen Text. (Man bedenke, welche Bedeutung diese Stelle für Luther hatte.)
Sieht man die Bibel nicht als oberste Autorität, welche sonst? (also etwa in der kritishen Bibelexegese)
Und in welchem Sinne nennt man sich dann noch Christ?
Re: Iura belli
Johannes schrieb am 10.01.2024 um 17:59 Uhr (Zitieren)
Die Bibel ist ein zeitbedingtes, vom sozio-kulturellem Kontext geprägtes Menschenwerk.
Der einzige Sinn ist, die Grundintentionen herauszuarbeiten.
Lt. kath. Theologie erzählt die Bibel die dramatische Liebesgeschichte Gott -Mensch.
Die Frage ist: Was macht den Christen aus?
Sicher nicht seine Konfesssionszugehörigkeit oder
Vollzug von Ritualen.
Christ = radikaler biophiler Humanist mit Jenseitsperspektive ??
vgl.
Hans Küng, Christsein, 1974
Gerd Theißen, Das Neue Testament (enthält komprimiert die Kernaussagen des NT,
die Markenzeichen so zu sagen)
PS:
Luther wusste nichts von der historisch-kritischen Methode und war insofern naiv,
wie die meisten Gläubigen heute noch immer, die ihre Seelen bequem verwalten lassen.
Re: Iura belli
Γραικύλος schrieb am 10.01.2024 um 18:49 Uhr (Zitieren)
Als die vier Typen der ökologischen Ethik kenne ich:
- anthropozentrisch
- pathozentrisch (alle leidensfähigen Wesen umfassend)
- biozentrisch (alle Lebewesen umfassend)
- holistisch
Die christliche Ethik ist biophil? Eine biblische Textgrundlage hat das ja nicht; es werden umstandslos Tiere geschlachtet. Wie kommt man darauf? Ich meine, man kann diesen ethischen Standpunkt vertreten; aber kann man ihn christlich nennen? Da lägen doch der Buddhismus oder der Jainismus viel näher, bei denen man sich auch auf entsprechende Textaussagen beziehen kann. Oder wir haben hier - vor längerer Zeit - mal über die Bishnoi gesprochen, die sogar Pflanzen schützen: nicht als Spezies, sondern als Individuen, also z.B. einzelne Bäume.
Re: Iura belli
Johannes schrieb am 10.01.2024 um 19:05 Uhr (Zitieren)
Es gab viele Fehlübersetzungen und Fehlauslegungen.
Γραικύλος schrieb am 10.01.2024 um 19:35 Uhr (Zitieren)
Da gibt es ja noch eine andere Stelle außer Genesis 1, 28-30:
[Genesis 9, 1-7]
Das ist biophil? Oder auch falsch übersetzt?
Mich würde ja interessieren, wo es überhaupt in der Bibel eine Stelle mit deutlich biozentrischer Tendenz geben soll (die man dem Buddhismus und den Jaina an die Seite stellen kann).
Weder im Dekalog noch dort, wo Jesus seine Grundprinzipien atrikuliert, kommen Tiere in Betracht. "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!", damit sind doch keine Tiere gemeint!
Re: Iura belli
Aurora schrieb am 11.01.2024 um 09:45 Uhr (Zitieren)
Ich glaube, dass das AT keine gute Grundlage für eine Biophilie-Diskussion ist. Der von Menschen dort als Rachegott dargestellte Gott ist ein Gedankenkonstrukt gewisser Kreise zur Sankionierung von Regeln.
Zudem gibt es andere Aussagen wie: Heute lege ich dir vor: Tod und Leben. Wähle das Leben.
Oder die Utopie, dass der Wolf einst neben dem Schaf ruhen wird. Hier geht es um die Allversöhnung, apokatatasisches Denken.
In außerbiblischen Schriften wird Jesus als Vegetarier geschildert. Die Stellen habe ich leider nicht parat. Sie wurden einmal in einem
Sender erwähnt, über den ich kurz berichte:
Ein Theologe des Senders dieser m.M.n. zu Unrecht oft verfemten Urchristengemeinde um eine
gewisse Gabriele Wittek, die sich als Botschafterin Gottes (= der Liebe??) versteht in der heutigen Zeit sagt dazu Folgendes: https://theologe.de/theologe7.htm
Man kann von solchen Sekten halten, was man will, auch sie haben bedenkenswerte Aussagen.
Der Sender, auf dem diese Gabriele gesendet wird, bringt regelmäßig interessante Dokus zu diversen Thema mit interessanten, auch erschreckenden, wissenschaftlich belegten Fakten u.a. zum Thema Ernährung und Nahrungsproduktion.
Ich schau da ab und zu rein.
Man kann von solchen Utopien halten, was man will, sie spiegeln dennoch tiefe Sehnsüchte des Menschen wider nach einer heilen, humanen, biophilen Welt.
Dass man dabei in großen Konflikt mit der Evolutiontheorie geraten muss, ist klar, die diese Glaubensgemeinschaft auf ihre Weise deutet mit z.T. interessanten Gedanken, die sehr modern anmuten.
Energie wird zu Materie, Degenerationsrescheinungen, dass alles Energie ist und keine Energie verloren geht etc.
Thematisiert werden auch zwischenmenschliche und gesellschaftspolitische oder ökonomische Fragen.
Ich bin kein Anhänger dieser Gemeinschaft, die auch kommerzielle Interessen hat um zu überleben.
Insgesamt jedoch habe ich den Eindruck, dass es denen um maximale Biophilie geht.
Die Gottesliebe als praktizierte Nächstenliebe ist ihr Markenzeichen und Zentralmotiv im Einklang mit der Natur. (ökölogischer Landbau).
Der Sender setzt sich auch sehr kritisch mit den Großkirchen und deren Macht-und Finanzstrukturen auseinander und prangert diverse Skandale mit Zahlenmaterial an.
Manches mag naiv, illusorisch etc. sein, aber ich entdecke immr wieder interessante Ansätze.
Die Leute kommen mir auf jeden Fall sehr biophil und auch glaubwürdig vor.
Ich will hier wirklich keine Werbung machen, sondern nur etwas erwähnen, was mir zufällig begegnet ist.
Der Sender ist auch im Netz empfangbar und hat im TV 2024 den Sendeplatz gewechselt, den ich im Kabelfernsehen noch nicht wiedergefunden habe.
Was man dort Offenbarungen nennt, kann man auch Erkenntnisse,Folgerungen aus und Reflexionen über kritische Beobachtungen nennen.
Gute und interessante Beiträge kommen meist
am frühen Morgen, ab 3 Uhr. Um diese Zeit bin
einst auf den Sender gestoßen.
Schön finde ich die Mediationen, die mit schönen Bildern und Melodien unterlegt sind.
De gustibus quidem ...
Wie der sicher nicht zu Unrecht umstrittenene
Martin Heidegger einst vor der Folgen der alles erfassenden
Technisierung warnte ("Nur ein Gott kann uns noch retten"), so wird auch hier auf die Folgen
der High-Tech-Zivilisation gewarnt, dem Machbarkeitswahn um falsche, gefährliche, schädliche Zukunftsvisionen, bei denen der Mensch als Mensch auf der Strecke bleibt bzw. sich als solcher abzuschaffen begonnen hat.
(Harald Lesch)
PS:
Der christliche, sehr katholische, renommierte Philosoph Robert Spämann (+2018) sagte einmal, man solle nichts essen, was Augen hat.
Der Satz findet sich auch hier (ohne Verfasserangabe):
PS:
Was meinte wohl der ehemalige Theologiestudent, der Priester werden wollte, Heidegger, als Philosoph Atheist, mit GOTT?
Vlt. meinte er die Gleichung: Gott = Liebe (zu allem Leben??)
Ich hoffe, der strenge und streng logisch argumentirende Forums-Sustainer Graeculus missversteht mich nicht. Ich will für nichts werben, sondern nur Erlebtes referieren.
Fakt ist für mich: Die christlichen Großkirchen haben Jesus und seine zu erschließende Lehre nicht für sich gepachtet und dass immer gilt:
"An den Früchten werdet ihr sie erkennen".
Und die findet man m.M.n. da, wo Menschen selbstlos lieben, handeln und helfen gerade in extremen Zeiten, wie wir sie heute erleben müssen. Mit Gewalt löst man keine Probleme und v.a. nicht dauerhaft. Mit Verständnis und Liebe vlt. schon eher.
Ich wünsche allen Besuchern des Forums ein gutes, gesundes, friedvolles 2024, in den die Hoffnung die Verzweiflung nicht ins Grenzenlose
ausufern lässt.
Wo ein guter Wille, da sollte auch ein guter Weg zur Problemlösung möglich sein, auch wenn er
utopische Züge zu haben scheint.
Trotz allen Wohlwollen zu wahren, kann nie verkehrt sein und Eis dort zum Schmelzen bringen, wo Eiseskälte zerstörerisch und auch die Mindestmenschen(würde) verachtend herrscht.
Das moderne Wort für Sünde heißt für mich:
Lieblosigkeit gepaart mit egoistischer Gleichgültigkeit, die nicht zuletzt dem Realitätsdruck geschuldet ist.
Wer hat im Berufsleben heute noch wirklich Zeit
und Lust für den Mitmenschen als Menschen?
Wer hat gestresst noch Lust und Kraft am Feierabend,sich für andere zu engagieren?
Menschsein scheint zum echten Problem zu werden, vlt. auch, weil wir nicht mehr wissen,
was das eigentlich bedeutet und wie es unter heutigen Umständen frohmachend "geht"
Re: Iura belli
Γραικύλος schrieb am 11.01.2024 um 14:55 Uhr (Zitieren)
An diesen Fernsehsender der Gabriele Wittek bin ich ich schonmal geraten ... und hatte den Eindruck einer Sekte. Da wurden allerdings, als ich mir das anschaute, lediglich Texte der Frau Wittek vorgetragen. Das habe ich nie lange durchgehalten.
Wird Jesus in irgendeinem apokryphen Text als Vegetarier geschildert? Das würde m.E. einigen Details der kanonischen Evangelien, vor allem Jesu Metaphern, nicht gut entsprechen.
Was mich irritiert, ist, daß die biozentrischen oder gar holistischen Gruppen sich gerade Christen nennen.
Wir kennen doch inzwischen die viel stärker so denkenden indischen Religionen ... und haben selbst unseren Pythagoras!
Ich war fasziniert, als ich erstmals etwas von den Bishnoi erfahren habe. Die praktizieren das seit 500 Jahren und sind, wie es scheint, ökonomisch erfolgreich damit.
Re: Iura belli
Γραικύλος schrieb am 11.01.2024 um 14:56 Uhr (Zitieren)
Aber vom Thema des Kriegsrechts sind wir jetzt sehr abgekommen.
Re: Iura belli
Johannes schrieb am 11.01.2024 um 17:25 Uhr (Zitieren)