Korrektur: Herder übernimmt die 200 Titel nicht nur von den Sub-Verlagen, sondern auch von der WBG selbst.
Ob und in welchem Umfang die WBG noch eigene neue Bücher herausgeben wird, geht aus dem Artikel nicht hervor. Ebensowenig, ob es sich bei den 200 Titeln um die Perlen des Programms handelt.

Üblich ist, sich die Filetstücke zu schnappen und den Rest zu verramschen oder dicht zu machen.
Paradefilm dazu: Wall Street mit Michael Douglas, 1987
Reale oder potentielle Verlustbringer will keiner haben.
Ökonomie kann grausam sein.

Servus-TV wurde auch verschlankt. Es ist aus meinen Fernsehprogramm-Zeitschrift schon gestrichen, aber unter anderem Namen noch auf Sendung in Deutschland.

Vielleicht bzw. hoffentlich kann mit den Einnahmen aus diesem Deal die WBG saniert werden.

Herder wird das sicher knallhart durchkalkuliert und ein neues Konzept haben. Restrisiko bleibt.
Eine ein Zeitlang kann man Verluste abschreiben, bis der Laden wieder läuft.
Wenn nicht wird der Schlussstrich gezogen, wie bei Quelle, Kaufhof u.a.
Dauerverluste kann sich heute niemand mehr leisten v.a. wenn Aktionäre im Spiel sind.
Dann wird radikal saniert wie bei den Filialschließungen vieler Banken.
Es gilt der Satz aus jeder 1. BWL-Vorlesung:
Das Ziel jedes Unternehmens ist die Gewinnmaximierung.Was dem
im Wege steht wird beseitigt bis hin zur "Endlösung".
Quersubventionierung war einmal wie bei der dt.Bundespost, die übers Telefongeschäft
am Leben gehalten wurde.

Was Herder offenbar nicht übernimmt und der WBG bleibt, sind die Mitglieder (80000). Das müßte die Grundlage für die Weiterexistenz der WBG sein. Wenn sie denn trägt ... ohne die Flitestücke bei den Büchern.

v.a. hat Herder 80000 Adressen, die man mit Werbung bombadieren kann. Herder macht z.T. aggressive Werbung, wenn sie einmal die e-mail-Adresse oder andere haben. Es wird sich wohl lohnen. Der Fuß ist in 80000 Türen.
Und Umsatzerwartungswerte hat man auch. Damit lässt sich gut kalkulieren.
Beispiel:
80000*20 Euro pro Jahr macht 1,6 Millionen
Und Adressen kann man auch weiterverkaufen.
Man kann aus allem Geld machen, wenn man weiß, wie.

Du meinst, die haben jetzt die Adressen? Na, dann muß ich wohl mit Werbung von Herder rechnen.

Gegenwärtig wird das gesamte Programm "aktualisiert":

https://www.wbg-wissenverbindet.de/

Wenigstens gibt es wieder eine telephonische Erreichbarkeit.

Im Oktober letzten Jahres waren es nur noch kolportierte 63000 Mitglieder. Nach dem Artikel im Börsenblatt zu urteilen https://www.boersenblatt.net/news/verlage-news/herder-uebernimmt-teile-der-wbg-314143 , sieht es für den Verein und die verbleibenden 95% (?) des einstigen Verlagsprogramms eher düster aus.

Danke für den Link. Wenn ich dessen Inhalt richtig deute, ist die WBG, wie wir sie kennen, am Ende.

Soeben haben wir die Mitteilung erhalten, daß der Verein WBG zum 1.1.2024 aufgelöst worden ist.

Herder übernimmt 200 Bücher, die Zeitschriften, die Marke sowie ... die Kundendatei. Demnächst werden wir "interessante Angebote" von dort erhalten.

Ist eine solche Auflösung überhaupt rechtskonform? Schließlich sieht die Satzung
(mit Blick auf § 41 BGB) dafür einen Mehrheitsbeschluss der Mitglieder vor.

§ 21 der Satzung:
Die Auflösung des Vereins kann nur in einer ordnungsgemäß einberufenen außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen werden.
Der Beschluß bedarf der Mehrheit von zwei Dritteln der Mitglieder oder einer Mehrheit von zwei Dritteln der erschienenen Mitglieder, falls der Vorstand mit einer Mehrheit von drei Vierteln dem Auflösungsbeschluß zustimmt.
[...]

So war es 1968, zum Zeitpunkt meines Eintritts. Was inzwischen aus der Satzung geworden ist, weiß ich nicht. Eine Mitgliederversammlung hat es in all den Jahren nie gegeben.

Die Bestimmung war auch noch in der letzten Fassung der Satzung online (als § 16), nach § 42 BGB zieht aber offenbar das Insolvenzverfahren die Auflösung des Vereins unabhängig von dieser nach sich.

Zur datenschutzrechtlichen Seite der Verwertug von Kundendaten im Insolvenzfall: https://www.mkm-datenschutz.de/wp-content/uploads/2021/02/Datenschutz-in-der-Insolvenz.pdf

Nun haben wir die Gewißheit, daß die WBG nach knapp 75 Jahren am Ende ist.
Herder? Versucht, daraus einen Vorteil zu ziehen.

Versucht, daraus einen Vorteil zu ziehen.

Hoffentlich verläuft die Sanierung nicht a la Kaufhof-Karstadt!

HERDER würde es sicher nicht ohne guten Gründe und klares Konzept tun. Ein Restrisiko bleibt immer wie bei jeder Investion. Man muss es nur zu minimieren versuchen. Darin liegt die Kunst.

Das Unternehmen ist finanzstark:

Mechtild Herder wird beim Jubiläum dabei sein, sie ist Teil des Verlags, den man spätestens ein Imperium nennen kann, seit die Herders die Mehrheit an Thalia halten, dem größten Buchhändler des Landes, der – online und offline – einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro macht. Zugleich ist Herder immer noch der katholische Verlag, in dem Päpste und Theologieprofessoren schreiben, aber auch Politiker und Philosophen, ein großes pädagogisches Programm gibt es ebenfalls. Aber Mechtild Herder hat das Geschäft nie gelenkt, sondern erst ihr Schwiegervater, dann ihr Mann und heute ihr jüngster Sohn Manuel.

(Die Zeit 24.11.2023)

Herder und Thalia, das wußte ich nicht. Danke für den Hinweis.

https://www.adventinternational.com/de/eigentumerkonsortium-um-verlegerfamilie-herder-ubernimmt-die-mehrheitsbeteiligung-an-thalia-von-advent-international-3/

Die Umsatzrendite liegt bei Verlagen bei 1% bis 5%.


Pro verkauftem Exemplar verdient der Buchhändler rund 40 Prozent, bei kleineren Verlagen verlangt Amazon sogar 50 Prozent. (Überlegen Sie sich also gut, wo Sie Ihre Bücher erwerben.)12.10.2017

Es klingt in meinen Ohren wie schlechter Witz, wenn Herder auf seiner Informationsseite zur Übernahme der WBG sich damit brüstet, der Verlag habe seine "Organisationsstruktur, die Arbeitskultur und die Produkte [des eigenen] Hauses in den letzten Jahren nachhaltig digitalisiert" (also impliziert, Herder könne, was die WBG nicht konnte), mit der Übernahme aber genau der Bereich, an dessen digitaler Umstrukturierung die WBG gescheitert sein soll - der Direktvertrieb an die Vereinsmitglieder -, aufgegeben wird.

Denn davon, dass die WBG etwa mit der Digitalisierung ihrer Produkte nicht klargekommen wäre, kann ja keine Rede sein: Seit vielen Jahren bilden E-Books einen wesentlichen Teil des Angebots der WBG, den sie erfolgreich an Hochschulbibliotheken vermarktet hat, um sie über dieselbe Plattform, die auch Herder benutzt (content select), den Studierenden bereitzustellen.

Rückblickend lesen sich die Entscheidungen, die die Geschäftsführung der WBG in den vergangenen Jahren getroffen hat, als konsequente Arbeit an ihrer Abschaffung: zuerst die Öffnung des Programms für den Sortimentsbuchhandel, dann, einige Jahre später, die Beschränkung des Preisvorteils für Mitglieder auf durchgängig 20% gegenüber dem Buchhandelspreis, was die Attraktivität einer Mitgliedschaft stark eingeschränkt hat. Mit der Insolvenz ist man schließlich die verbliebenen Mitglieder losgeworden.

Was nach meinem Eindruck ebenfalls verlorengegangen ist, sind die normalen Bücher, die man bei der WBG mit Preisvorteil kaufen konnte.