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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Götter #3 (199 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 26.01.2024 um 14:48 Uhr (Zitieren)
[...] die theoi, einzeln oder in ihrer Gesamtheit, waren nie gedacht als Muster dessen, was sein sollte; sie sind vielmehr die Feststellung dessen, was tatsächlich ist. Das ist ein Grund, warum die griechische Tragödie, obwohl sie von düsterer Strenge ist, doch auf die Dauer befriedigt. Sie ist ganz frei von Jenseitigkeit, von vagem Streben nach etwas Besserem, von Selbstbemitleidung, Unzufriedenheit, Verzweiflung. Sie sagt ständig: „Das sind die bleibenden Bedingungen menschlichen Lebens; das sind die Götter. Alles andere liegt in unseren eigenen Händen.“

(H. D. F. Kitto: Menschliches und göttliches Drama; in: Hans Diller (Hrsg.), Sophokles. Darmstadt 1967, S. 57 f.; 60]

Dieser Kitto, ein Engländer, schreibt sehr gut.
Re: Die Götter #3
Andreas schrieb am 26.01.2024 um 17:36 Uhr (Zitieren)
Das ist ein Grund, warum die griechische Tragödie, obwohl sie von düsterer Strenge ist, doch auf die Dauer befriedigt.


Was ist daran befriedigend?
Ist das nicht demotivierender Fatalismus und Determinismus?
Ein Schlag ins Gesicht jedweden Idealisten?

Zu Kitto:

https://de.wikipedia.org/wiki/Humphrey_Davy_Findley_Kitto

Er wurde sehr alt.
Re: Die Götter #3
Γραικύλος schrieb am 26.01.2024 um 18:17 Uhr (Zitieren)
Erstmal hat mich Kittos Stil - very british - beeindruckt; es machte mir Freude, den Aufsatz zu lesen.
Sodann hat mich seine These nachdenklich gemacht, die griechische Tragödie (über die Kitto auch ein eigenes Buch veröffentlicht hat) und vor allem Sophokles vertrete den Standpunkt, daß wir die Natur und die Regeln der Natur, personifiziert als Götter, hinzunehmen haben, als condicio humana.
Das, so habe ich mir - als auch an Karl Löwith geschulter Leser - gedacht, ist das, was wir heute immer weniger hinbekommen. Weshalb wir nichts Wichtigeres zu tun haben, als die Natur in allen Aspekten zu verändern, uns zu "unterwerfen". Mit welchem Ergebnis? Wir sehen menschengemachten Katastrophen ins Auge.
Den Griechen wäre das doch als Hybris erschienen, oder?
Re: Die Götter #3
Andreas schrieb am 27.01.2024 um 12:27 Uhr (Zitieren)
Wir müssen zu retten versuchen, was zu retten ist.
Und das wird immer weniger. Wir sind an einem
weiteren historischen Wendepunkt angelangt.
Steven Hawking sagte, dass die Erde schon in 100 Jahren
unbewohnbar sein könnte,
wenn wir so weiterwirtschaften wie bisher.
vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Erd%C3%BCberlastungstag

Heidegger sagte: Nur ein Gott kann uns noch retten.
Welcher Gott? Warten auf Godot?

Was will man großartig von einem Zufallsprodukt wie der Erde erwarten,
auf der das Leben schon mehrmals fast ganz ausgerottet wurde oder
von egoistischen, nicht verzichten wollenden Menschen, der auf eine Ratte
zurückgeht, die den Meteoriteneinschlag vor 65 Mio. Jahren überlebt hat
und sein Gehirnvolumen infolge von Fleischkonsum vergrößert hat?
Und der seine Intelligenz primär immer noch für die Profitmaximierung einsetzt
oder um grausame Kriege zu führen o.ä.Wahnsinn zu treiben und das sogar im Namen Gottes,
Allahs oder sonstigen z.T. sehr absurden menschlichen Gedankenkonstrukten,
denen auch wieder nur materielle und megalomane Machtinteressen zugrunde liegen.

So chaotisch wie seit einiger Zeit ging es schon lange nicht mehr zu auf der Erde.
Wahn-und Irrsinn scheinen Trumpf (und Trump) zu bleiben auf unabsehbare Zeit.
Hauptsache der Umsatz stimmt, egal womit!
Der Geldkreislauf darr nicht unterbrochen werden,
lernt man in den Einführungsvorlesungen von VWL und BWL.
Und "money makes the world go round" gilt wie eh und je.

Ein anderer hingegen sagte einst: Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen.
Man setze Gott = Liebe und erkennt, dass da viel dran ist. Wer liebt zerstört nicht,
weder Natur noch Mitmenschen, die doch alle Kinder der Liebe sind, welcher Art auch immer.

PS:
Was hältst du von Spinozas Pantheismus?
Oder vom Panentheismus, der Sophokles Standpunkt entspricht?

Re: Die Götter #3
Γραικύλος schrieb am 27.01.2024 um 15:51 Uhr (Zitieren)
Ich halte etwas davon, die Natur zu respektieren und unsere Ansprüche auf Macht über sie, sich nach unserem Willen umzuformen, zu reduzieren. Also eher sophokleisch zu denken.

Gelenrt habe ich vom taoistischen "wu wei'", dem Tun des Nichttuns - eine Verbindung von aktiver (Yang) und passiver (Yin) Einstellung. Handle (aktiv) durch Nichthandeln (passiv).
Re: Die Götter #3
Γραικύλος schrieb am 27.01.2024 um 15:51 Uhr (Zitieren)
Gelenrt --> Gelernt
Re: Die Götter #3
Andreas schrieb am 27.01.2024 um 16:23 Uhr (Zitieren)
Ich halte etwas davon, die Natur zu respektieren

Wo tun wir das noch effektiv?
Wir legen 1 Kohlekraftwerk still, China baut zig neue.
Im Schnitt genehmigen Chinas Behörden zwei neue Kohlekraftwerke – pro Woche.
Dennoch erlebt China derzeit einen kaum vorstellbaren Bauboom.
Allein im vergangenen Jahr wurde im Schnitt jede Woche mit dem Bau
eines neuen Kohlekraftwerks begonnen.13.09.2023

Der Fortschritt fordert seinen Tribut.
Das Wirtschaftsystem beruht immer noch auf quantitativen Wachstum.
China jammert bei Wachstumraten unter 7%.
Wenn China hustet, bekommt die Welt eine Grippe.
Der Teufelskreis dieses Wachstum muss durchbrochen werden.

Oder diese Woche in den Nachrichten:
1% der Menschheit besitzt soviel wie die restlichen 99%.
Wielange werden die sich das noch gefallen lassen von denen,
die ihr Elend mit verursachen durch ihre Profitgier?

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/oxfam-studie-reichtum-armut-100.html
 
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