Historia Augusta, Aelius Lampridius: Elagabal 20, 5 - 22, 4:

(Der Syrer Elagabal gehörte zur severischen Dynastie und regierte als römischer Kaiser von 218 bis 222 u.Z.)

20 In Nachahmung des Apicius (1) verzehrte er wiederholt Kamelsfersen und Kämme, die man lebenden Hähnen abgeschnitten hatte, Zungen von Pfauen und Nachtigallen, deren Genuß als Schutzmittel gegen die Pest galt.
Sogar dem Palastpersonal gab er <Riesenschüsseln>, die angefüllt waren mit den Eingeweiden von Meerbarben, mit Flamingogehirnen, Rebhühnereiern, Krammetsvogelgehirnen und mit den Köpfen von Papageien, Fasanen und Pfauen.
Übrigens ließ er die Barteln von Meerbarben in solchen Mengen auftragen, daß er sie auf vollen Schüsseln und Platten anstelle von Kresse, Melisse, Bohnensalat und Bockshornklee auftischte; das ist besonders erstaunlich.

21 Seine Hunde fütterte er mit Gänselebern. Er hielt sich als Lieblingstiere wehrlos gemachte Löwen und Leoparden; um lächerliche Angst einzujagen, ließ er diese von Dompteuren abgerichteten Tiere unvermutet beim zweiten oder dritten Gang sich unter die tafelnden Gäste mischen, die sämtlich nicht ahnten, daß die Tiere harmlos waren.
Seinen Pferden ließ er Trauben aus Apamea in die Krippen schütten; Löwen und andere Bestien fütterte er mit Papageien und Fasanen.
Er tischte auch zehn Tage hintereinander je dreißig Wildschweinseuter mit den zugehörigen Sautaschen auf; auch gab es Erbsen mit Goldstücken, Linsen mit Katzenaugen (2), Bohnen mit Bernstein und Reis mit Perlen.
Anstelle von Pfeffer streute er außerdem weiße Perlen auf Fischgerichte und Trüffeln.
In seinen Speisezimmern ließ er seine schmarotzenden Tischgäste mittels beweglicher Decken unter Veilchen und anderen Blumen begraben, was zur Folge hatte, daß einige, die sich nicht mehr emporarbeiten konnten, den Geist aufgaben.
Das Wasser der Schwimmbassins und Badewannen ließ er mit Würzwein, Rosen- und Wermutwein versetzen. Das Volk lud er zum Trinken ein und hielt selbst so tüchtig mit, daß man bei der Feststellung dessen, was er allein getrunken hatte, glauben konnte, er habe aus einem Bassin getrunken.
Als Tafelgeschenke spendete er Eunuchen, Viergespanne, gesattelte Pferde, Maultiere, Sänften und Reisewagen, aber auch tausend Goldstücke und hundert Pfund Silber.

22 Er gab übrigens bei Tisch Lose aus, die auf Löffel [in coclearibus] geschrieben waren, von der Art, daß auf das eine Los zehn Kamele, auf ein anderes zehn Fliegen, auf ein drittes zehn Pfund Gold, auf ein viertes zehn Pfund Blei, auf ein fünftes zehn Strauße und auf ein sechstes zehn Hühnereier fielen; es war also in Wahrheit ein Glückslotterie [sortes], bei der man sein Glück [fata] erproben konnte.
Übrigens hielt er es ebenso auch bei seinen Spielen [ludi]; da gab es ein Los auf zehn Bären und (auf ein anderes) zehn Haselmäuse oder zehn Lattichstengel und andererseits zehn Pfund Gold.
Er war der erste, der diese noch heutzutage geübte Art zu losen einführte. Aber zu einer richtigen Losung lud er die Schauspieler ein, wobei es einerseits tote Hunde und ein Pfund Rindfleisch zu gewinnen gab und andererseits wieder hundert Goldstücke und tausend Silbermünzen und hundert Kupfermünzen und anderes dergleichen.
Diese Scherze fanden solchen Beifall beim Volk, daß man sich nachmals zu seiner Thronbesteigung beglückwünschte.

(1) Feinschmecker, Autor eines Kochbuches
(2) Edelsteine