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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Caligula kurzgefaßt (198 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 29.01.2024 um 11:34 Uhr (Zitieren)
Sextus Aurelius Victor, De Caesaribus 3, 1-15:
Als [Tiberius] Claudius [Nero] dem Fieber oder einem tückischen Anschlag erlag, nachdem er 23 Jahre die Herrschaft ausgeübt und 79 Jahre gelebt hatte, wird Gaius Caesar mit dem Beinamen Caligula auf allgemeinen Wunsch hin auserkoren, dank der Vorfahren und des Vaters [Germanicus]. Denn Urgroßvater war durch seine Tochter [Julia] Augustus; mütterlicherseits war Agrippa, ferner Drusus, der Vater des Germanicus, von dem er abstammte, Großvater.

Deren maßvolles Wesen und – von Octavianus [Augustus] abgesehen – frühzeitiges Ende beeindruckten die Menge sehr, und ebenso das der Mutter [Agrippina d. Ä.] und der Brüder [Nero und Drusus], die Tiberius durch verderbliches Tun verschiedener Art hinweggerafft hatte. Daher waren alle be-strebt, das Unglück einer solchen Familie durch den hoffnungsvollen jungen Mann zu mildern, auch weil er im Feldlager geboren war (daher hatte ihm der Soldatenstiefel den Beinamen verschafft) und die Legionen ihn schätzten und gern annahmen.

Außerdem glaubten alle Verständigen, er werde den Seinen ähnlich sein – was sich durchaus nicht so verhält, gleichsam auf Grund eines Naturgesetzes, das oft gewissermaßen mit Ab-sicht Bösewichter aus Guten, Rohlinge aus Gebildeten und anderes dieser Art sowie das Gegenteil erzeugt [quod longe secus quasi naturae lege, quae crebro tamquam ex industria malos e bonis, agrestes ex doctioribus et ceteros huiuscemo-di seu contra gignit]. Wegen solcher Fälle haben manche Philosophen es für zuträglicher gehalten, auf Kinder zu verzichten.

Da waren sie bei Caligula keineswegs sehr weit von der Wahrheit entfernt: er hatte ja lange Zeit das Ungeheuerliche seines Trachtens so gut hinter Scheu und vorgetäuschtem Gehorsam verborgen, daß sich mit Recht die Meinung verbreitete, es habe weder bessere Diener noch einen entsetzlicheren Herrn als ihn gegeben [uti merito vulgaretur neque meliores famulos neque atrociorem dominum illo fuisse].

Kurzum, er tat, an die Macht gelangt, wie es bei solchen Charakteren zu Anfang üblich ist, ein paar Monate eines Jahres lang Hervorragendes dem Volk gegenüber, unter den Vätern [Senatoren], bei den Soldaten; als ein Komplott angezeigt worden war, erklärte er, als glaube er es nicht, das könne kaum ihm gelten, dessen Leben niemandem zur Last falle oder von Nachteil sei.

Doch plötzlich, nachdem er zum ersten Mal einige Unschuldige durch Verbrechen verschiedener Art ermordet hatte, zeigte er, als habe er wie ein Raubtier Blut geleckt, sein wahres Wesen, und daraufhin vergingen drei Jahre, in denen der Erdkreis durch vielfältigen Untergang des Senats und aller vortrefflichen Männer besudelt wurde. Ja, er stolzierte, nachdem er seine Schwestern geschändet und vornehme Ehefrauen entehrt hatte, in Göttergewändern einher, wobei er versicherte, er sei wegen des Inzests Jupiter, auf Grund seines Bacchantinnenchores jedoch Liber [Dionysos].

Nicht anders ließ er, nachdem er die Legionen wie zu einem Zuge nach Germanien an einen Ort zusammengezogen hatte, an der Küste des Ozeans Muscheln und Meerschnecken suchen, während er selbst bald in einem wallenden Gewande und wie Venus gekleidet teilnahm, bald in voller Bewaffnung erklärte, er hole sich Beute nicht von den Menschen, sondern von den Himmlischen, weil er nämlich gehört hatte, daß derartige Meerestiere von den Griechen, die dazu neigen, alles zu übertreiben [Graecorum dicto, quis augendi omnia studium est], Nymphenaugen genannt würden.

Hierdurch erhoben hatte er versucht, sich „Herr [dominus]“ nennen zu lassen und sich das Zeichen der Königsherrschaft ums Haupt zu winden. Daher haben von Chaerea angestiftete Leute, die noch römischen Mannesmut besaßen, den Staat von diesem furchtbaren Verderben befreit, indem sie Caligula erdolchten, und die hervorragende Tat des Brutus, die Vertreibung des Tarquinius, wäre wiederholt worden, wenn allein durch Quiriten der Militärdienst geleistet würde. Doch wo den Bürgern aus Verdrossenheit der Sinn danach stand, Auswärtige und Barbaren ins Heer zu pressen, hatte der sittliche Niedergang zur Folge, daß die Freiheit unterdrückt wurde und das Besitzstreben wuchs.

(Aurelius Victor: Die römischen Kaiser. Herausgegeben von Kirsten Groß-Albenhausen und Manfred Fuhrmann. Zürich/Düsseldorf 1997, S. 10-17)
 
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