Auch Euripides hat ein Ödipus-Drama geschrieben, von dem allerdings nur einige Fragmente erhalten sind (darunter auffallend viele frauenfeindlich), die keine Rekonstruktion der Handlung zulassen.
Dieses (Frg. 554a = 1049) finde ich interessant:

ἐγὼ γὰρ ὅστις μὴ δίκαιος ὢν ἀνὴρ
βωμὸν προσίζει, τὸν νόμον χαίρειν ἐῶν
πρὸς τὴν δίκην ἄγοιμ‘ ἂν οὐ τρέσας θεούς^.
κακὸν γὰρ ἄνδρα χρὴ κακῶς πάσχειν ἀεί.

Wenn ein Verbrecher am Altar sitzt, würde ich Gesetz Gesetz sein lassen und ihn der gerechten Strafe zuführen, ohne die Götter zu fürchten; denn einem schlechten Mann sollte es stets auch schlecht ergehen.

(Euripides: Sämtliche Tragödien und Fragmente; Band VI. Hrsg. v. Gustav Adolf Seeck. München 1981, S. 238-241)

Es wendet sich gegen das, was man heute Kirchenasyl nennt. Wer das in welcher Situation sagt, bleibt unklar.