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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Sokrates und ein Freund in finanzieller Not #1 (120 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 13.02.2024 um 00:09 Uhr (Zitieren)
Xenophon, Erinnerungen an Sokrates 7:
Weiter suchte er [sc. Sokrates] die durch Unkenntnis entstandenen Ungelegenheiten der Freunde durch richtige Erkenntnis auszugleichen, waren sie aber durch Armut entstanden, lehrte er, nach Kräften einander zu unterstützen. Ich werde auch darüber erzählen, was ich von ihm weiß.

Einst sah er, wie Aristarchos (1) niedergeschlagen war. Er sprach ihn deswegen an: „Mir scheint, mein lieber Aristarchos, du hast an etwas schwer zu tragen? Man muß aber seine Freunde an Schwerem teilnehmen lassen. Denn vielleicht könnten wir dich auch etwas entlasten.“
Aristarchos antwortete: „Ja freilich, mein lieber Sokrates, ich bin allerdings in großer Verlegenheit. Denn da die Stadt in Aufruhr ist (2) und viele nach dem Piräus geflohen sind, sind bei mir so viele verlassene Schwestern, Nichten und Basen zusammengekommen, daß in meinem Hause, allein die Freien gerechnet, vierzehn Personen sind. Wir nehmen aber weder aus der Landwirtschaft etwas ein (denn die ist in den Händen der Gegner) noch von den Grundstücken (denn die Stadt ist menschenleer). Gebrauchsgüter aber kauft kein Mensch. Man kann auch nirgendwo Geld borgen, sondern ich glaube, man kann eher, wenn man sucht, auf der Straße welches finden, als es durch Borgen bekommen. Ach, es ist hart, mein Sokrates, anzusehen, wie die Verwandten zugrunde gehen, unmöglich aber, so viele Menschen unter diesen Verhältnissen zu ernähren.“

Als Sokrates dies hörte, meinte er: „Wie kommt es nur, daß Keramon (3), der doch viele ernähren muß, nicht nur sich selbst und seinen Leuten die Lebensmittel verschafft, sondern noch so viel Überschuß hat, daß er sogar reich ist? Du aber hast auch viele zu ernähren und hast Angst, daß ihr alle aus Lebensmittelmangel verhungert.“

„Weil der andere, bei Gott“, war die Antwort, „Sklaven ernährt, ich aber Freie.“
„Und meinst du denn“, fragte er weiter, „die Freien bei dir oder die Sklaven bei Keramon seien tüchtiger?“
„Ich glaube eigentlich“, war die Antwort, „die Freien bei mir.“
„Ist es denn nicht schändlich“, fuhr er fort, „daß er von den Minderwertigen wohlhabend ist, du aber hast viel Bessere und lebst im Elend?“
„Ja, weiß Gott“, bemerkte der andere, „er ernährt ja Handwerker, ich aber vornehm Gebildete.“
Sokrates aber fragte weiter: „Wer etwas Brauchbares zu verfertigen versteht, der ist doch ein Handwerker?“
„Ganz recht“, war die Antwort.
„Brauchbar sind doch die Gerstengraupen?“
„Sehr brauchbar.“
„Wie steht es mit Weizenbrot?“
„Nicht weniger!“
„Wie steht es denn“, fragte er weiter, „mit Kleidern für Männer und Frauen, Hemden, Mänteln und Jacken?“
„Sehr“, war die Antwort, „auch das ist alles brauchbar!“
„Dann verstehen die Leute bei dir wohl nichts Derartiges zu arbeiten?“
„Doch alles! Ich glaube es wenigstens.“

(1) ein nicht weiter bekannter Athener
(2) während des Peloponnesischen Krieges und der Besetzung Attikas durch die Spartaner
(3) ein sonst nicht bekannter Fabrikant
Re: Sokrates und ein Freund in finanzieller Not #1
Γραικύλος schrieb am 13.02.2024 um 17:07 Uhr (Zitieren)
Im zweiten Teil ist noch eine Pointe zu erwarten, derentwegen ich diese Passage hier vorstelle.
 
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