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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Sokrates und ein Freund in finanzieller Not #2 (122 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 14.02.2024 um 00:29 Uhr (Zitieren)
Xenophon, Erinnerungen an Sokrates 7:
„Weißt du nicht, daß von einem einzigen dieser Gewerbe, nämlich der Gerstenmehlbereitung, Nausikydes (4) nicht nur sich und seine Arbeiter ernährt, sondern außerdem noch viele Schweine und Rinder, und daß er noch so viel erübrigt, daß er sogar der Stadt oft Leiturgien leistet? Vom Weizenbrotbacken aber ernährt Kyrebos sein ganzes Haus und lebt sogar verschwenderisch. Demeas aus Kollytos lebt von der Mantelschneiderei, Menon von der Anfertigung von Röcken, die meisten Megarer aber vom Jackennähen.“

„Zum Kuckuck!“ rief er aus, „die haben auch Barbaren gekauft, die sie zwingen können, zu arbeiten, was etwas einbringt, ich aber habe freie Menschen und Verwandte.“

„Demnach glaubst du, sie dürften nichts anderes tun als essen und trinken, weil sie frei und deine Verwandten sind? Siehst du etwa, daß es den anderen Freien, die so leben, besser geht, und bist du glücklicher oder jene Leute, die sich um Dinge kümmern, die sie als wertvoll für das praktische Leben kennen? Oder merkst du, daß träge Sorglosigkeit den Menschen dazu nützlich ist, das zu lernen, was man wissen soll, im Gedächtnis zu behalten, was man gelernt hat, körperlich gesund und kräftig zu sein, zu erwerben und zu erhalten, was wertvoll und zum Leben nützlich ist, daß aber betriebsamer Fleiß nichts nützt? Lernten denn die Frauen das, was sie nach deiner Behauptung verstehen, als nutzlos für das Leben und um es nicht zu betreiben, oder lernten sie es im Gegenteil, um es fleißig auszuüben und Nutzen davon zu haben? Auf welche Weise sind die Menschen wohl vernünftiger: wenn sie faul sind, oder wenn sie sich um Nützliches kümmern? Auf welche Weise sind sie wohl gerechter: wenn sie arbeiten oder wenn sie sich durch Untätigkeit ihren Lebensunterhalt zu verschaffen suchen? Aber jetzt liebst du sie nicht, wie mir scheint, und sie dich auch nicht; denn du glaubst, sie seien dir eine Plage, sie aber sehen, daß du dich über sie ärgerst. Daraus erwächst die Gefahr, daß eine größere Feindschaft entsteht und daß die frühere Zuneigung geringer wird.

Wenn du sie aber anleitest, tätig zu sein, dann wirst du sie lieben, da du siehst, daß sie dir nützlich sind, sie aber werden dich hochschätzen, da sie merken, daß du dich über sie freust. An die früheren Wohltaten aber werdet ihr euch um so lieber erinnern, den Dank für sie werdet ihr vergrößern, und danach werdet ihr euch noch freundlicher und verwandtschaftlicher gegeneinander verhalten.
Wenn sie freilich eine entehrende Arbeit verrichten müßten, dann wäre nach ihrer Meinung der Tod vorzuziehen. Jetzt aber verstehen sie offenbar das, was für eine Frau das Schönste und Passendste zu sein scheint. Alle aber arbeiten gern, schnell, am besten und liebsten, was sie verstehen. Zögere also nicht, sie dazu anzuleiten, was dir und ihnen Nutzen bringt. Und sie werden dir gewiß gern gehorchen.“

„Aber wahrhaftig“, rief Aristarchos aus, „du scheinst mir ausgezeichnet zu reden, und wenn ich mich früher nicht entschließen konnte, Geld aufzunehmen (ich wußte ja, ich würde nicht die Möglichkeit haben, es zurückzugeben, wenn ich es erst verbraucht hätte), werde ich es jetzt, wie ich meine, als Grundlage zur Arbeitsbeschaffung wagen.“

Hierauf wurden die Mittel beschafft und Wolle gekauft. Und während der Arbeit frühstückten sie, nach der Arbeit aber aßen sie zu Abend. Sie waren vergnügt, statt traurig, anstatt sich schief anzublicken, sahen sie sich gern. Die Frauen liebten ihn als ihren Pflegevater, er aber schätzte sie, weil sie ihm nützlich waren. Endlich kam er zu Sokrates und erzählte ihm dies erfreut, aber auch, daß sie ihn beschuldigten, er allein esse im Hause, ohne zu arbeiten.

Da meinte Sokrates: „Und da erzählst du ihnen nicht die Geschichte vom Hunde? Man berichtet nämlich, das Schaf habe zu der Zeit, als die Tiere noch sprechen konnten, zu seinem Herrn so gesprochen: ‚Du handelst sonderbar, daß du uns nur das gibst, was wir von der Erde bekommen, obwohl wir dir Wolle, Lämmer und Käse liefern. Mit dem Hunde dagegen, der dir nichts Derartiges schafft, teilst du dein eigenes Brot.‘
Als der Hund dies hörte, sagte er: ‚Was fällt euch ein? Ich bin es doch, der euch beschützt, so daß ihr weder von Menschen gestohlen noch von Wölfen geraubt werden könnt. Ohne meinen Schutz könntet ihr nicht einmal weiden aus Angst, zugrunde zu gehen.‘ Es sollen auch die Schafe dann zugegeben haben, daß der Hund mehr geehrt werden müsse. Sage ihnen nun, daß du statt des Hundes ihr Hüter und Beschützer bist und daß sie durch dich sicher und angenehmer bei ihrer Arbeit leben, ohne von einem einzigen Menschen Unrecht zu erfahren.“

(Xenophon: Die sokratischen Schriften. Hrsg. v. Ernst Bux. Stuttgart 1956, S. 105-109)

(4) sonst unbekannt, wie auch die Folgenden
Re: Sokrates und ein Freund in finanzieller Not #2
Γραικύλος schrieb am 14.02.2024 um 17:54 Uhr (Zitieren)
Daß die zur Arbeit angehaltenen Frauen den Mann fragen: "Was tust du eigentlich?", kann man ja verstehen. Des Sokrates' Fabel vom Hund ist eine gewitzte Antwort. Dann dürfte sich der Mann aber nicht so viel auf der Agora herumtreiben.
 
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