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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Gespenster #1 (207 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 18.02.2024 um 01:42 Uhr (Zitieren)
1. Philostratos, Apollonios von Tyana IV 25:

Apollonios von Tyana war ein charismatischer Wundermann, Theurg, Philosoph und vielleicht auch Zauberer der Antike, der schon damals mit Jesus verglichen wurde; gestorben ist er unter Kaiser Nerva (96-98 u.Z.).
In Korinth lebte damals ein Philosoph namens Demetrios, welcher in seiner Lehre den Kynismus in seiner vollen Bedeutung vertrat und den Favorinus (1) später in seinen Schriften oft voll Ehrfurcht erwähnt. Dieser hegte eine tiefe Zuneigung zu Apollonios, die der Liebe des Antisthenes zu Sokrates glich. Er folgte ihm stets als eifriger Schüler und widmete sich seinen Studien voll Fleiß. Er war es auch, der dem Apollonios die berühmtesten seiner Jünger zuführte.

Unter diesen Schülern war auch der Lykier Menippos, ein geistvoller und schöner Mann von fünfundzwanzig Jahren, der seiner Gestalt nach einem edlen Athleten glich. Man war vielerorts der Ansicht, Menippos werde von einer fremden Frau geliebt, die sehr schön und voll Anmut sei und auch behauptete, daß sie reich sei. In Wirklichkeit war dies durchaus nicht so. Nur äußerlich erweckte es diesen Eindruck.

Als Menippos nämlich eines Tages allein nach Kenchreiai schritt, begegnete ihm unterwegs das Gespenst [φάσμα] einer Frau, faßte ihn bei der Hand und beteuerte, sie habe ihn schon lange geliebt. Sie sei eine Phönizierin und wohne in einer Vorstadt Korinths. Dabei bezeichnete sie ihm die nähere Umgebung und sprach: „Wenn du des Abends zu mir kommst, werde ich dir mit Gesang und Wein aufwarten, wie du es noch niemals erlebt hast. Und kein Nebenbuhler wird dich belästigen, und wir, der Schöne und die Schöne [καλὴ ξὺν καλῷ], werden glücklich miteinander unser Leben verbringen.“

Der Jüngling ließ sich durch diese Worte verführen; denn wenn er auch der Philosophie sehr zugetan war, so war doch die Leidenschaft größer. Er suchte sie deshalb am Abend auf und wiederholte diese Besuche weiterhin, ohne zu ahnen, daß sie nur eine Erscheinung [φάσμα] war.

Apollonios aber betrachtete den Menippos mit den prüfenden Augen eines Bildhauers, examinierte ihn und sprach, nachdem er ihn ganz durchschaut hatte: „Du bist schön und außerdem von schönen Frauen gefangen. Du kosest eine Schlange und eine Schlange dich [ὄφιν θάλπεις καὶ σὲ ὄφις].“

Als Menippos überrascht war, erklärte er ihm: „Ein Weib hast du, aber keine Gattin, nicht wahr! Glaubst du, daß sie dich liebt?“ „Ja, beim Zeus“, erwiderte Menippos, „verhält sie sich doch mir gegenüber wie eine Liebende.“ „Und wirst du sie heiraten?“ wollte Apollonios wissen. „Gewiß gehört es sich, die Geliebte zu ehelichen.“ „Wann wird die Hochzeit sein?“ fragte Apollonios weiter. „Vielleicht schon morgen, da sie keinen Aufschub verträgt.“

(1) Favorinus von Arelate, Schriftsteller, Philosoph und Redner des 2. Jhdts. u.Z.
 
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