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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Gespenster #2 (201 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 18.02.2024 um 16:43 Uhr (Zitieren)
Fortsetzung Philostratos, Apollonios von Tyana IV 25:
Apollonios nahm nun die Gelegenheit wahr, schloß sich den beim Gastmahl erschienenen Gästen an und fragte: „Wo ist das anmutige Wesen, das der Grund eures Kommens ist?“ „Hier“, antwortete Menippos und stand errötend auf. „Und das Silber, das Gold und der übrige Zimmerschmuck, wem von euch beiden gehört er?“ „Der Frau“, entgegnete Menippos. „Mir ge-hört ja nur dies“, fuhr er fort, indem er auf den Philosophenmantel wies. Apollonios aber fragte weiter; „Kennt ihr auch die Gärten des Tantalos, die sind und wiederum nicht sind?“ „Freilich kennen wir sie durch Homer (2)“, erwiderten sie, „ohne daß wir selbst in die Unterwelt hinabgestiegen wären.“

Nun denn, so haltet auch diese Kostbarkeiten für bloßen Schein“, erklärte Apollonios, „denn sie sind nicht wirklich. Damit ihr meine Worte recht versteht, will ich euch erklären, daß die schöne Braut nur eine der Empusen [μία τῶν ἐμπουσῶν] ist, die das Volk als böse Geister oder Gespenster [λαμίας τε καὶ μορμολυκίας] betrachtet. Diese Wesen sind sehr auf Liebe eingestellt, schätzen die aphrodisischen Künste und sind vor allem auf das menschliche Fleisch erpicht. Durch ihre Liebeskünste locken sie diejenigen, die sie verzehren wollen.“

„Schweig und gehe“, rief darauf das Weib, scheinbar voll Abscheu für das, was sie hörte, und spottete über die Philosophen, die leeren Schwätzer. Als aber die goldenen Trinkgefäße und das angebliche Silber wie vom Winde verflogen und den Augen entschwanden und als die Mundschenken, Köche und die gesamte Dienerschaft von Apollonios unsichtbar gemacht wurden, tat die Empuse so, als ob sie weinte, und flehte ihn an, sie nicht zu quälen und sie nicht zum Geständnis dessen, was sie sei, zu zwingen.

Apollonios aber drang weiter in sie und ließ nicht locker, bis sie gestand, daß sie eine Empuse sei und den Menippos mit Wollust erfüllt habe, um seinen Leib zu verzehren. Sie pflegte, erklärte sie, schöne und junge Leiber zu verspeisen, da deren Blut noch rein sei.

Ich habe diese berühmte Geschichte aus dem Leben des Apollonios ausführlicher erzählt, weil es mir notwendig erschien; denn viele kennen diesen Vorfall zwar recht gut, weil er sich mitten in Griechenland zutrug, hören aber gewöhnlich nur kurz, daß Apollonios in Korinth eine Lamie entlarvt habe. Worum es sich aber genau handelte und wie Menippos damit verwickelt war, vernimmt man meist nicht. Die ganze Erzählung habe ich aus den Berichten des Damis.

(Philostratos: Das Leben des Apollonios von Tyana. Hrsg. v. Vroni Mumprecht. München/Zürich 1983, S. 402-409)

(2) Odyssee XI 583 ff.
 
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