Diesen Eindruck erweckt auch die berühmte Laokoon-Gruppe im Vatikan.
Hier aber ist von Giftschlangen die Rede:
(Carmina Codicis Salmasiani; Anthologia Latina 88)
Re: Woran ist Laokoon gestorben?
filix schrieb am 18.04.2024 um 13:47 Uhr (Zitieren)
Geifer und schwärzliches Gift durchtränken auch bei Vergil Laokoons Priesterbinden (II, 221), also kein Widerspruch zum Chef.
Re: Woran ist Laokoon gestorben?
Johannes schrieb am 18.04.2024 um 14:00 Uhr (Zitieren)
Laocoonta petunt; et primum parua duorum
corpora natorum serpens amplexus uterque
implicat et miseros morsu depascitur artus;
post ipsum auxilio subeuntem ac tela ferentem
corripiunt spirisque ligant ingentibus; et iam
bis medium amplexi, bis collo squamea circum
terga dati superant capite et ceruicibus altis.
ille simul manibus tendit diuellere nodos perfusus sanie uittas atroque ueneno,
clamores simul horrendos ad sidera tollit:
Er wäre wohl auch verblutet.
Re: Woran ist Laokoon gestorben?
filix schrieb am 18.04.2024 um 17:09 Uhr (Zitieren)
Wie (und für manche ob überhaupt) Laokoon bei Vergil stirbt, ist nebenbei nicht so klar, Maurach und andere sehen in Gift und Geifer auf den priesterlichen Insignien mehr eine symbolische Strafe für seine Verfehlung, als Apollopriester Nachkommen gezeugt zu haben.
Der Nachdichter aus der Anthologia latina wählt nebenbei lacerare, also zerfleischen, verstümmeln, zerfetzen, was man man kaum mit einer Tötung durch Gift assoziieren dürfte.
Re: Woran ist Laokoon gestorben?
Γραικύλος schrieb am 18.04.2024 um 23:40 Uhr (Zitieren)
Das ist richtig, lacerare bedeutet dies. Jedoch: "Es meint der Mensch, wenn er nur Worte hört, / Es müsse sich dabei doch etwas denken lassen." Daß eine Schlange mit dem Giftzahn zubeißt, kann ich mir vorstellen, aber wie sollte sie einen Menschen zerfleischen und zerfetzen?
Re: Woran ist Laokoon gestorben?
filix schrieb am 19.04.2024 um 03:06 Uhr (Zitieren)
Von giftigen Schlangen steht ja im Grunde genommen wörtlich nichts da, der Übersetzer hat sich einfach entschieden, venena als Metonymie zu verstehen und diese aufzulösen, also aus Giften Giftschlangen zu machen. Der erfahrungswidrigen Vorstellung des Zerfleischens, Zerfetzens, die der klassische Sprachgebrauch aufruft, weicht er aus, indem er lacerare durch das methodisch unspezifische kausative töten wiedergibt.
Der Codex Parisinus Latinus 10318 - https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8479004f/f86.item.zoom - hat indessen tollerasse, die Änderung zu lacerasse geht offenbar auf Frans van Oudendorp, einen Leidener Professor im 18. Jahrhundert zurück. Das vertrüge sich noch eher mit der bildhaften Rede von venena im Sinne von Unheil, Verderben usf., womit zwar der Anklang an Vergil gewahrt bliebe, die Giftschlangen aber aus der Welt wären.
Re: Woran ist Laokoon gestorben?
Γραικύλος schrieb am 19.04.2024 um 23:00 Uhr (Zitieren)
Das sind Informationen, die ich erstmal verarbeiten muß. Mich hat vor allem überrascht, daß man nicht einmal als sicher davon ausgehen kann, daß Vergil den Tod des Laokoon schildert.
Kannst Du Autoren angeben, die das diskutieren?
Re: Woran ist Laokoon gestorben?
filix schrieb am 20.04.2024 um 13:49 Uhr (Zitieren)