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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Platons Höhlengleichnis (2792 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 13.06.2010 um 15:13 Uhr (Zitieren)
Das Verständnis des Höhlengleichnisses fällt mir im Detail sehr schwer.
1. Wofür genau steht eigentlich die Oberwelt? Für das Leben der Philosophen? Für das Leben nach dem Tod?
2. Das Höhlengleichnis kennt (mindestens) folgende ontologische Ebenen:

a) Höhlenwelt
- die Schatten an der Höhlenwand
- die Gegenstände, die hinter der Mauer hochgehalten werden und die Schatten werfen
- die Menschen dort (mit eigener Zählung?)

b) Oberwelt
- die Schatten und Spiegelbilder der Gegenstände & Lebewesen dort (sie werden tatsächlich eigens erwähnt und korrespondieren wohl in irgendeiner Weise mit den Schatten in der Höhle.
- die Gegenstände & Lebewesen dort
- die Sonne

Das sind fünf bis sechs Seinsarten, d.h. ontologische Ebenen.

Im Liniengleichnis, das man zur Interpretation ja wohl heranziehen muß, gibt es aber nur 2 x 2 Seinsarten, d.h. vier. (Welche, setze ich jetzt einmal als bekannt voraus.)

Ich habe noch weitere Fragen; aber damit soll es ersteinmal genug sein. Die einschlägigen Kommentare (Natorp, Bröcker, Kersting) behandeln vor allem meine Frage 2 nicht.
Re: Platons Höhlengleichnis
ανδρέας schrieb am 13.06.2010 um 17:29 Uhr (Zitieren)
So, wie ich es sehe, zeigt Platon im Höhlengleichnis, dass der gewöhnliche Mensch im Alltag wie in einer Höhle lebt. Denn die Dinge, die er als real wahrnimmt, sind Platons Ideenlehre zufolge in Wahrheit nur Schatten und Abbildungen des wahren Seienden. Die Höhle in dem Gleichnis steht für unsere sinnlich wahrnehmbare Welt, der harte Aufstieg des Höhlenbewohners für den Weg der Seele hinauf bis zur Erkenntnis des tatsächlichen Zentrums des Seins. Damit ist Idee des Guten gemeint, die im Gleichnis durch die Sonne repräsentiert ist. Es geht im Höhlengleichnis also darum, die Denkkraft nicht auf das sinnlich Wahrnehmbare der uns unmittelbar umgebenden Welt zu lenken, sondern auf das, was hinter dieser Welt steht, beziehungsweise auf den ideellen Ursprung dieser Welt.

Meinen (Mutmaßen und Glauben) und Denken ( Verstandeserkenntnis und Vernunft) gehören bei ihm in das Reich der Erkenntnis und echte Objekte, sowie deren Siegelbilder /optische Erscheinungen in das Reich des Wahrnehmbaren.
Über allem steht das Gute als Idee.

Gas Gute
1. Reich des Wahrnehmbaren
1.1 Reale Objekte
1.2 Siegelbilder/optische Erscheinungen
2. Reich der Erkenntnis
2.1 Meinen
2.1.1 Mutmaßen und Glauben
2.1.2 Glauben an die sinnliche Wahrnehmeung
2.2 Denken
2.2.1 Verstandeserkenntnis
2.2.2 Vernunfterkenntnis (höchste Einsicht)
Re: Platons Höhlengleichnis
Γραικίσκος schrieb am 13.06.2010 um 20:01 Uhr (Zitieren)
Andreas, Du wechselst von 1 = ontologische Ebene (Was gibt es?) zu 2 = gnoseologische Ebene (Welche Erkenntnisvermögen haben wir?). Ich habe nur zu 1 eine Frage geäußert: Welche Arten von Dingen entsprechen der gleichnishaften Darstellung von 1. Schatten außerhalb der Höhle, 2. Dingen außer der Höhle, 3. der Sonne? Und warum nimmt Platon im Liniengleichnis in diesem Bereich, dem des Geistigen, nur zwei Elemente an?
Re: Platons Höhlengleichnis
Γραικίσκος schrieb am 14.06.2010 um 10:23 Uhr (Zitieren)
Vorschlag, von oben beginnend:

2. der Bereich des Denkbaren
- Sonne = die Idee der Ideen (die Idee des Guten)
- die Dinge außerhalb der Höhle, die wahren Dinge = z.B. die Idee des Dreiecks, die Idee des Tisches
- die Schatten & Spiegelbilder der Dinge außerhalb der Höhle = z.B. der Gedanke eines Dreiecks mit einer bestimmten Seitenlänge, die Idee des Schreibtisches

1. der Bereich des Sichtbaren
- die Dinge in der Höhle = z.B. das gezeichnete Dreieck, der konkrete Tisch, an dem ich schreibe
- die Schatten der Dinge in der Höhle = ? [ein Bild dieses Tisches?]

Jetzt hakt es. Nach manchen Platon-Stellen sollte man hier nun Spiegelbilder, Abbilder, Schatten der sinnlich wahrnehmbaren Dinge annehmen. So wie es zu dem vom Schreiner gezimmerten Bett oder Tisch auch noch ein Bild dieses Bettes oder Tisches gibt, die aber noch weniger wert sind, weil man darin ja nichteinmal schlafen kann, daran nicht einmal schreiben kann.
Dieser Annahme widerspricht aber nun Platons definitive Aussage im Höhlengleichnis, daß wir normalen Menschen diese unterste Ebene für das eigentlich Reale halten. Das trifft aber doch auf Spiegelbilder und Schatten nicht zu.

Ich komme bei der Interpretation immer auf mindestens eine Art Dinge zu wenig oder zu viel.
Versteht Ihr mein Problem?
Re: Platons Höhlengleichnis
ανδρέας schrieb am 14.06.2010 um 19:32 Uhr (Zitieren)

Ich glaube, die Sonne ist nicht Teil der der Welt außerhalb oder innerhalb der Höhle. Sie steht über allem. Sie ist (Idee) die Bedingung des Seins, der Grund sozusagen.
Re: Platons Höhlengleichnis
Γραικίσκος schrieb am 14.06.2010 um 20:13 Uhr (Zitieren)
Das könnte sein. Aber würde dann die Zahl der des Liniengleichnisses entsprechen?
Mir fällt nämlich gerade ein, daß die Sonne ja innerhalb der Höhle ihre Entsprechung hat: im Feuer. Wofür steht dann das Feuer?

Wir kommen also innerhalb der Höhle auf drei Arten von Dingen: Schatten - Gegenstände - Feuer.

Und wie soll man erklären, daß die Menschen dort die Schatten für die eigentliche Realität halten - welche als die unterste Seinsebene von Platon andernorts als Bilder von sinnlich wahrnehmbaren Gegenständen gedeutet werden?
Re: Platons Höhlengleichnis
ανδρέας schrieb am 14.06.2010 um 20:48 Uhr (Zitieren)

Das ist ein Gleichnis, keine Gleichung. Ich denke, es geht hier Platon um Transzendenz, die Überschreitung der Grenzen, jenseits der von uns wahrnehmbaren Gegenstände usw. . Dabei steht das Gute als Idee über allem.
 
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