Von göttlichen und menschlichen Gesetzen (297 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 26.05.2024 um 15:05 Uhr (Zitieren)
Isidor von Sevilla, Etymologiae V 2:
(Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla. Hrsg. v. Lenelotte Möller. Wiesbaden 2008, S. 172)
Das Beispiel ist ja kurios; da hätte ich eher den Fall der Antigone erwartet.
Re: Von göttlichen und menschlichen Gesetzen
Johannes schrieb am 26.05.2024 um 18:06 Uhr (Zitieren)
summum ius humanum kann summum ius divinum sein.
vgl. Hinrichtung des Nazareners
Kriterium: Liebe
Re: Von göttlichen und menschlichen Gesetzen
Γραικύλος schrieb am 27.05.2024 um 00:58 Uhr (Zitieren)
Ja, als Beispiel für göttliches Recht sollte man etwas anderes erwarten, als daß ich über Dein Grundstück laufen darf. Manchmal staunt man, was im Kopf eines Autors vorgeht.
Re: Von göttlichen und menschlichen Gesetzen
Aurora schrieb am 27.05.2024 um 10:22 Uhr (Zitieren)
Da berühren sich Heiden-und Christentum.
Gottlos handeln = lieblos handeln
vgl: Gott ist die Liebe (1Joh 4)
Sünde = jede Form von Lieblosigkeit ???
(als moderne Übersetzung)
Strukturelle Sünde = "Erbsünde, peccatum originale)
(Paulus, Röm 7)
Was würde Kant dazu sagen?
Ist Liebe auch Pflicht?
Kann man aus Pflicht lieben?
Re: Von göttlichen und menschlichen Gesetzen
Γραικύλος schrieb am 27.05.2024 um 13:54 Uhr (Zitieren)
Das hat Kant dazu gesagt:
(Grundlegung zur Metaphysik der Sitten)
Liebe als Gefühl kann in der Tat nicht geboten werden.
Re: Von göttlichen und menschlichen Gesetzen
Bukolos schrieb am 27.05.2024 um 18:51 Uhr (Zitieren)
Jemand, der unter fas bzw. lex divina die in der Tora mitgeteilten Vorschriften (Moyses gentis Hebraicae primus omnium divinas leges sacris litteris explicavit, etym. 5, 1) fasst, wird wahrscheinlich nicht als Erstes darauf verfallen, diese mit den Geboten thebaischer Bestattungsriten zu exemplifizieren. Und wenn Isidor fas außerdem mit dem ius naturale identifiziert, das nach seiner Darstellung u. a. eine communis omnium possessio (etym. 5, 4) gebietet, erscheint das Beispiel des Grundeigentums zur Erläuterung des Unterschieds von divinae und humanae leges doch gar nicht so abwegig, oder?
Re: Von göttlichen und menschlichen Gesetzen
filix schrieb am 27.05.2024 um 23:36 Uhr (Zitieren)
Ich hätte vermutet, dass es in Isidors Beispiel nicht unbedingt um triviale Durchquerungsrechte des Grundstücksnachbarn beim Abendspaziergang mit Hund geht, sondern um den als transitus innoxius bezeichneten Fall des unschädlichen Durchmarsches durch fremdes Territorium im Kriegsfall, der schon im AT eine Rolle spielt und dessen Verweigerung im Fall der Amoriter (Num. 21,21ff.) u.a. von Augustinus als Grund für ein bellum iustum angesehen wird: Notandum est sane quemadmodum iusta bella gerebantur. Innoxius enim transitus negabatur, qui iure humanae societatis aequissimo patere debebat. (In Hept. 4,44) Das solchen begründende ius aequissimum humanae societas liegt für Augustinus offensichtlich in der gemeinschaftlichen Natur des Menschen und schlägt individuelle Territorialrechte.
Re: Von göttlichen und menschlichen Gesetzen
filix schrieb am 28.05.2024 um 03:00 Uhr (Zitieren)
*humanae societatis
Re: Von göttlichen und menschlichen Gesetzen
Bukolos schrieb am 28.05.2024 um 10:04 Uhr (Zitieren)
Das klingt gut. Danke für die begriffliche Einordnung.