If only it were possible to see what everyone is like by opening his breast and having looked at his mind to close it up again and regard the man as one’s friend for his guileless heart.
(Anonymer Autor; Athenaios von Naukratis 694d; Greek Lyric V, The New School of Poetry and Anonymous Songs and Hymns. Ed. by David A. Campbell. Cambridge (Mass.)/London 1993, pp. 282 sq.)
Aesop: Zeus, Prometheus, Athene, Momos (1)
Zeus, Prometheus und Athene schufen etwas: Zeus einen Stier, Prometheus einen Menschen und Athene ein Haus. Sie wählten Momos als Schiedsrichter aus. Der aber beneidete die Götter um ihre Werke und sagte zunächst, Zeus habe einen Fehler gemacht, weil er dem Stier die Augen nicht auf die Hörner gesetzt habe, damit er genau sehen könne, wohin er stoße. Prometheus habe ebenfalls etwas falsch gemacht, weil er die Gedanken nicht außen an den Körper gehängt habe, damit die Übeltäter nicht verborgen blieben, sondern alles, was jeder einzelne im Sinn habe, sichtbar sei. Drittens hielt er der Göttin Athene vor, dass sie die Töpferscheibe unter dem Haus hätte anbringen sollen, damit man, wenn man einen bösen Nachbarn habe, sich leicht in eine andere Rich-tung drehen könne.
Da war Zeus sehr ärgerlich auf Momos wegen seiner Nörgelei und warf ihn aus dem Olymp.
Wie die Geschichte zeigt, kann nichts so vorzüglich sein, dass es dem Tadel völlig entzogen wäre.
(Fabel 100; Äsop, Fabeln. Hrsg. v. Rainer Nickel. Düsseldorf/Zürich 2005, S. 104 f.)
(1) Μῶμος: Tadel, Hohn, Spott, Schmach
Re: In das Innere des Menschen sehen
Γραικύλος schrieb am 31.05.2024 um 14:13 Uhr (Zitieren)