α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Direx (340 Aufrufe)
filix schrieb am 28.07.2024 um 23:24 Uhr (Zitieren)
Ich nehme an, einigen hier ist die Bezeichnung Direx für einen (Schul)direktor noch ein Begriff. Fragt man sich, wie dieses Wort gebildet ist, kommen zwei Erklärungen in Betracht.

Die eine, wie die knappe Anmerkung im Duden "nach lateinisch rex, zu Direktor" insinuiert, sieht darin offenbar eine Art Kontamination, aus Di(rektor) und rex wird also Direx, ein Mischwesen aus Schulleiter und Despot. Dabei mag das tyrannische Gebaren dieser pädagogischen Zentralgestalt in der Epoche, da dieses Wort aufgekommen sein dürfte, eine Rolle gespielt haben (man findet es vereinzelt schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts). »Aber in der Anstalt für klassische Bildung sind Prügel ein anerkanntes Überzeugungsmittel. Und der Direx steht an der Spitze der Beweisführung« heißt es noch in einem Roman aus den 1950ern.

Die zweite Erklärung hingegen erkennt darin ein in der Sondersprache der Pennäler einst populäres rein (silben)phonologisches Kurzwortbildungsverfahren, die sogenannte X-Sprache. Als weitere Fälle werden Rex für Rektor und Kondex für Konditorei genannt, wobei in meinen Augen allein letztere, soweit ich sehe, außerhalb der historischen Fachliteratur unbelegte Bildung eindeutig für einen fehlenden semantischen Bezug zu rex spricht. Es ist unklar, wie lange dieses Verfahren produktiv gewesen sein soll und sich dessen Ergebnisse im Sprachgebrauch gehalten haben.

Die Frage lautet also: Fallen euch weitere Beispiele aus der Schulzeit, Lektüre oder Erinnerungen an den Sprachgebrauch der Vorfahren ein?
Re: Direx
Γραικύλος schrieb am 29.07.2024 um 00:07 Uhr (Zitieren)
Podex (für Popo). "Der ist auf den Podex gefallen."
Re: Direx
Γραικύλος schrieb am 29.07.2024 um 00:08 Uhr (Zitieren)
Pipifax (für eine Kleinigkeit). "Das ist doch Pipifax."
Re: Direx
Γραικύλος schrieb am 29.07.2024 um 00:21 Uhr (Zitieren)
Jux (für jocus). "Er hat sich einen Jux gemacht."
Re: Direx
Γραικύλος schrieb am 29.07.2024 um 00:25 Uhr (Zitieren)
Ich weiß nicht, ob man "Fax" oder "Telefax" noch dazurechnen darf. Das stammt wohl nicht aus der Pennälersprache.
Re: Direx
Aurora schrieb am 29.07.2024 um 10:35 Uhr (Zitieren)
Nebenbei:
Faxen ‚Streiche, Albernheiten, Unfug‘ geht auf das mundartliche Fickesfackes ‚alberne Späße, Unsinn‘ zurück, das vom Verb fickfacken ‚hin- und herlaufen‘ abgeleitet wurde; in diesem Zusammenhang könnte es für albernes Herumhampeln stehen; ein anderer Ursprung könnte im ausgestorbenen Verb frühneuhochdeutsch fatzen ‚spotten, zum Narren halten‘ (siehe auch → Fatzke) liegen; das Wort dicke in diesem Zusammenhang könnte auf das Anschwellen der Halsadern bei zorniger Erregung zurückzuführen sein.
Re: Direx
Γραικύλος schrieb am 29.07.2024 um 12:29 Uhr (Zitieren)
Ein Argument für die X-Sprache ist wohl, daß eine weibliche Schulleiterin nicht "Diregina", sondern "die Direx" hieß.
Re: Direx
Andreas schrieb am 29.07.2024 um 12:55 Uhr (Zitieren)
"Diregina",

Das wirkt harmlos im Vergleich zu Direx.
Zudem klingt es wie: die regina
Direx hat was Autoritäres, Militärisches.
Re: Direx
filix schrieb am 29.07.2024 um 13:39 Uhr (Zitieren)
Vielen Dank für die Kandidaten.

Bei Po und Popo (durch Reduplikation) verhält es sich umgekehrt, sie sind als kinder- oder ammensprachliche Verkürzung (im 17. Jahrhundert) von pōdex gebildet, der schon im Georges steht.

Pipifax geht als Variante vermutlich auf deutlich ältere studentensprachliche Bildungen wie scribifax zurück, dieses offensichtlich auf das lat. -fex, was hierzu im Verhältnis noch verkürzt werden sollte, ist fraglich.

Jux ist ein interessanter Fall - „in der Literatursprache seit dem 18. Jh. bezeugt, in der Umgangssprache Jux, Jucks, Joks mit Sicherheit älter, durch Vaganten als studentensprachliche Variante von Jokus (iocus).“ Das ähnelt zumindest der Verkürzungsbildung, wobei sich die Lautfolge -c(u)s als Quelle für [ks] aufdrängt, von einer (siehe im Folgenden) davon unabhängigen Verallgemeinerung aber entfernt ist.

Telefax bzw. Fax soll aus Faks(imile) entstanden sein, niemand würde jedoch Fax für die ursprüngliche Bedeutung jenseits der Bezeichnung für das Gerät als Kurzwort gelten lassen, auch hier prädestiniert m.E. der [ks]-Laut das Ergebnis der Kürzung.

Ist die zweite der vorgestellten Erklärungen für den Direx richtig, könnte man allerdings neben Kondex etwas wie *Biblex (von Bibliothek) usw. erwarten. Das Kurzwort wäre frei von über das Ausgangswort hinausgehenden semantischen Bezügen und die Trennstelle der Segmente müsste lautlich keine Nähe mehr zu [ks] aufweisen (-(e)ktor, -itorei, -iothek). Es wirkt außerdem so, als würde a) das Ergebnis ein trochäisches Betonungsmuster anstreben und b) es beim Ausgangswort sich gewöhnlich um ein Fremd- oder Lehnwort handeln.

Bezeichnet Direx eine Frau, findet kein Austausch des rechten Teillexems statt, der Genuswechsel erfolgt nur über eine neue Artikelzuweisung: „Da die Direx allerdings ihre Tochter nicht von der Schule verweisen wollte, konnte sie das auch Hannah nicht antun.“ Dass das allerdings ein triftiges Argument für die zweite Deutung ist, betrachte ich skeptisch, weil Movierung bei Kurzwörtern andere Möglichkeiten böte (*Direxin) und den Sprachnutzern zu einer Zeit, da Frauen diese Posten im Schulwesen einzunehmen beginnen, die etymologische Seite der Kontamination schon verdunkelt gewesen ein könnte.
Re: Direx
filix schrieb am 29.07.2024 um 18:07 Uhr (Zitieren)
Das 19. Jahrhundert kennt den Profax (von Professor), in einem leider nicht vollständig zugänglichen französischen Aufsatz in Le Français moderne aus den 1930ern, der zwar ganz von der Beziehung zu rex nicht lassen will (et qui sait si direx, venant de dirigere, n'a pas été altéré sous l'influence de rex, le directeur étant en général un personnage à prétentions ...), bringt Albert Dauzat den Gedanken auf, es handle sich zusätzlich um eine Form von latinisme à rebours, eine die Herkunft überdeterminierende Superlatinisierung quasi, der die Etymologie nicht genügt. Bei dieser grundsätzliche "latinisierenden" Wirkung des -x am Wortende denkt man unwillkürlich an die Namen aus Asterix (e.g. Assurancetourix - Troubadix).

 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Wasserfall

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.