α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ein Exzeß beim Gelage (303 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 10.08.2024 um 00:07 Uhr (Zitieren)
Lukian, Das Gastmahl oder Die neuen Lapithen (ΣΥΜΠΟΣΙΟΝ Η ΛΑΠΙΘΑΙ) 42-45:

[...] Indessen kam die Zeit, die aufgetragenen Sachen zu sich zu nehmen. Aristänet und Eukritos gingen also den übrigen mit ihrem Beispiel voran, und jeder nahm, was vor ihm lag. Ebenso machten es der Bräutigam und ich, und ein gleiches taten Ion und Kleodemos. Diphilos wollte sich auch der Portion, die dem abwesenden Zenon bestimmt gewesen war, bemächtigen; er behauptete, ein Recht auf das Ganze, das vor ihn hingesetzt worden sei, zu haben und zankte sich darüber mit den Bedienten, und ein Huhn, welches beide Parteien ergriffen, wurde, wie der Leichnam des Patroklos in der Ilias, über dem Hin- und Herzerren beinahe in Stücke zerrissen; doch zog Diphilos zuletzt den kürzeren und mußte die Beute fahren lassen. Diese Szene gab den Gästen viel zu lachen, zumal da Diphilos die Sache so übel nahm, als ob ihm das größte Unrecht von der Welt geschehen sei[,] und sich gar nicht wieder besänftigen lassen wollte.

Indessen fiel zwischen Zenothemis und Hermon ein anderer Auftritt vor, der einen noch tragischeren Ausgang hatte. Sie lagen, wie gesagt, nebeneinander, und da die ihnen vorgesetzten Dinge größtenteils gleich waren, so nahm jeder seinen Teil im Frieden weg. Unglücklicherweise aber war das Huhn, das auf Harmons Seite lag, fetter als das andere. Vermutlich war es bloßer Zufall, und so hätte jeder, was vor ihm lag, nehmen und es dabei bewenden lassen sollen. Aber Zenothemis – ich bitte um deine Aufmerksamkeit, denn wir sind nun an der Hauptbegebenheit – Zenothemis ließ sein Huhn liegen und griff nach dem fetteren, das auf Hermons Seite lag; Hermon hingegen griff in ebendemselben Augenblicke seinerseits zu und wollte nicht leiden, daß sich jener mehr anmaße, als sich gebühre. Darüber entstand ein Geschrei; sie gerieten aneinander, schmissen sich die Hühner ins Gesicht, faßten einander bei den Bärten und riefen zugleich um Hilfe. Hermon den Kleodemos, Zenothemis den Alkidamas und Diphilos. Diese ergriffen also für den einen, jene für den anderen Partei, Ion allein ausgenommen, der noch eine strenge Neutralität beobachtete.

Das Gefecht wurde nun ernsthaft. Zenothemis hob einen großen Becher, der vor Aristänet stand, vom Tische und warf ihn nach Hermon.

κἀκείνου μὲν ἅμαρτε, παραὶ δὲ οἱ ἐτράπετ‘ ἄλλῃ,

Aber der Becher verfehlte sein Ziel und irrete seitwärts, (1)

spaltete die Hirnschale des Bräutigams und machte ihm eine sehr breite und tiefe Wunde. Die Weiber stürzten sich mit gräßlichem Geschrei zwischen die Streiter, besonders die Mutter des Bräutigams, als sie Blut fließen sah. Auch die Braut sprang auf und zeigte durch ihre angstvolle Verwirrung den Anteil, den sie an dem Verwundeten nahm. Inzwischen tat sich der Streitgenosse des Zenothemis, Alkidamas, hervor. Er arbeitete mit seinem Knittel wie ein Herakles um sich her, schlug dem Kleodemos ein Loch in den Kopf, zerschellte dem Hermon den Backenknochen und verwundete noch einige Hausbediente, die ihnen zu Hilfe kommen wollten. Gleichwohl ließen sich seine Gegner nicht zum Weichen bringen, sondern Kleodemos bohrte dem Zenothemis mit seinem Zeigefinger ein Auge aus und biß ihm die Nase ab, und Hermon warf den Diphilos, der dem Alten zu Hilfe kommen wollte, mit solcher Gewalt gegen den Boden, daß ihm alle Sinne vergingen.

Auch der ehrliche Histiäos [ὁ γραμματικός] bekam seinen Teil, als er die Streitenden auseinander bringen wollte; denn Kleodemos, der ihn vermutlich für den Diphilos ansah, gab ihm einen so kräftigen Fußtritt in die Zähne, daß er, mit seinem Homer zu reden, blutaussprudelnd [αἷμ‘ ἐμέων] zu Boden fiel. Der ganze Saal war jetzt lauter Aufruhr und Jammer. Die Weiber, die um den Chäreas herumwimmelten, wollten sich durch keinen Zuspruch beruhigen lassen. Das schlimmste von allem aber war, daß Alkidamas, wie er sich einmal [als] Meister vom Kampfplatz sah, gar nicht aufhören wollte, sondern zuschlug, wohin es traf; und gewiß würden noch viele gefallen sein, wenn sein Knittel nicht zu gutem Glück in Stücke gegangen wäre. Ich für meine Person hatte mich an die Wand zurückgezogen und gab, ohne mich in das Gefecht einzumischen, einen Zuschauer ab; denn das Beispiel des armen Histiäos belehrte mich, wie gefährlich es sei, bei solchen Angelegenheiten den Schiedsmann machen zu wollen. Übrigens brachten mir die umgeworfenen Tische, die hin und wider fliegenden Becher und das vergossene Blut ein leibhaftes Bild der Lapithen und Kentauren an der Hochzeit des Peirithoos (2) vor die Augen. [...]

(Lukian: Sämtliche Werke. 5 Bde. Nach der Übersetzung von Chr. M. Wieland. Hrsg. von Hanns Floerke. Berlin 1922; Bd. 1, S. 295-297)

(1) Homer, Ilias XI 233
(2) ein mythisches Hochzeitsgemetzel; Peirithoos war der Sohn des Ixion, seine Gattin die Hippodamia.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Colosseum (Rom)

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.