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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Mondnacht (643 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 26.07.2010 um 14:34 Uhr (Zitieren)
Die Geschichte von den beiden Schiffbrüchigen erinnert mich an ein Hörspiel von Stanislaw Lem: "Mondnacht".
In ihm geht es darum, daß die zweiköpfige Besatzung einer Mondstation feststellen muß, daß ihr Sauerstoffvorrat infolge eines Lecks nicht mehr für beide bis zum Eintreffen der nächsten Versorgungsfähre reichen wird. Für einen von ihnen schon, für beide nicht.
Sie diskutieren zunächst und gehen alle Argumente durch, warum ich und nicht du ..., um letztlich doch übereinander herzufallen und sich gegenseitig zu erwürgen.
Dabei übersehen sie die ganze Zeit eine Empfehlung ihres Stationscomputers, der sie dezent, aber mit guten naturwissenschaftlichen Kenntnissen darauf hinzuweisen versucht, daß sie zwar nicht genug Sauerstoff, aber doch Wasser haben und daß man aus Wasser mittels Elektrolyse ...
Die Streithähne achten nicht auf ihn.
So bekommt der alte Du-oder-ich-Konflikt eine tragikomische Note.
Re: Mondnacht
ανδρέας schrieb am 26.07.2010 um 19:44 Uhr (Zitieren)

Das Brett des Karneades.

Stanislaw Lems „Mondnacht“ ähnelt dem Gedankenexperiment des Καρνεάδης:

Er stellt sich die Situation zweier Schiffbrüchiger vor, deren einzige Rettung ein umhertreibendes Brett ist, welches jedoch nur eine Person tragen kann. Einer der beiden Schiffbrüchigen tötet den anderen, um die rettende Planke für sich zu sichern und anschließend gerettet zu werden.
Annette von Droste-Hülshoff greift das Thema im dramatischen Gedicht „Die Vergeltung“ auf. Hier obsiegt der stärkere gegen den kranken, schwächeren Schiffbrüchigen beim Kampf um die Planke. Der Überlebende wird zunächst von einem Piratenschiff gerettet, doch die Piraten werden aufgegriffen und er wird zusammen mit ihnen erhängt.
Ewald Christian von Kleist schreibt im Gedicht „Die Freundschaft“ über zwei schiffbrüchige Freunde. Einer der beiden verzichtet freiwillig auf die Planke, um dem Wohl der Welt den Verlust seines Freundes nicht zuzumuten und um das eigene Leben nicht in Qual ohne den anderen verbringen zu müssen. Der verzichtende Freund ertrinkt jedoch nicht, sondern wird am Strand angespült, wo er seinen Freund wiederfindet. In großer Dankbarkeit teilt dieser daraufhin seine Reichtümer … nunja
Nach dem deutschen Strafrecht würde in diesem Fall eine ein Totschlag gemäß § 212 StGB vorliegen . Das Handeln wird zwar von der Rechtsordnung missbilligt, denn eine Rechtfertigungsmöglichkeit für diese Handlung kennt das Strafrecht nicht. Dies bedeutet auch, dass der andere, der vom Brett gestoßen wird, sich hiergegen verteidigen darf (Notwehr), da ein gegenwärtiger rechtswidriger Angriff vorliegt.
Allerdings wäre beim angreifenden Täter ein entschuldigender Notstand gemäß § 35 StGB gegeben, der dazu führt, dass der Täter nicht bestraft würde. Das Handeln des Täters erscheint als so verständlich, dass jede Schuld im Rechtssinne entfällt.
Für den Fall der Rettungsnotwendigkeit mehrerer Menschen, zum Beispiel bei der Triage ( Behandlung von Verletzten bei Krieg oder Katastrophen. Wenn aussichtlos: wird nicht behandelt, schwer verletzt: zurückgestellt, Behandlung, wenn Kapazitäten ausreichen; überlebensfähig: kommt zuerst dran), wird von manchen eine rechtfertigende Pflichtenkollision angenommen, in der sich der Helfende frei entscheiden kann, wen er retten will.
Re: Mondnacht
Γραικίσκος schrieb am 26.07.2010 um 19:58 Uhr (Zitieren)
Ui! Spielt es für all das eine Rolle, daß in dem von Lem geschilderten Falle ein objektiver Notstand gar nicht vorliegt?
Re: Mondnacht
ανδρέας schrieb am 26.07.2010 um 20:10 Uhr (Zitieren)

Es liegt aber eine subjektive Notwehrabsicht vor. Außerdem kamen beide um. Die in Frage nden Täter sind also nicht mehr verurteilbar. Sie waren einfach nur in Panik oder zu dumm, sachlich nachzudenken und alternative Lösungen zu erarbeiten. Das Problem tritt auch bei wesentlich harmloseren Schwierigkeiten auf ...
Re: Mondnacht
Γραικίσκος schrieb am 04.08.2010 um 13:52 Uhr (Zitieren)
Auch in Mark Twains satirischer Erzählung "Kannibalismus auf der Eisenbahn" wird dieser Konflikt behandelt. In einem durch Schneewehen festsitzenden Zug zwischen St. Louis und Chicago treffen bestens in der Demokratie geschulte Gentlemen diese schwere Entscheidung.
 
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