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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Zeiten und ihre Literaten (353 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 20.01.2025 um 17:12 Uhr (Zitieren)
2169. DIE ZEITEN UND IHRE LITERATEN

Die heroische Zeit hatte ihren Homer und die großen Dramatiker, die klassische Ära immerhin noch ihren Thukydides, aber der Epoche des Hellenismus fehlt ihr Shakespeare.

(Wolfgang Weimer)
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Γραικύλος schrieb am 20.01.2025 um 17:13 Uhr (Zitieren)
(Die Zahl 2169 ist intern und kann ignoriert werden.)
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Udo schrieb am 20.01.2025 um 17:39 Uhr (Zitieren)
Dazu meint KI:
Die Aussage übersieht bedeutende hellenistische Autoren wie:
Kallimachos (Dichter und Gelehrter)
Theokrit (Begründer der bukolischen Dichtung)
Apollonios von Rhodos (Epos "Argonautika")
Menander (Neue Komödie)
Polybios (Geschichtsschreiber)
Die Aussage stimmt also nicht. Der Hellenismus hatte durchaus bedeutende Literaten, die neue Genres entwickelten und großen Einfluss auf die spätere römische und europäische Literatur hatten. Der Vergleich mit Shakespeare ist dabei anachronistisch und wird der Eigenständigkeit der hellenistischen Literatur nicht gerecht.

Ich stelle das mal so zur Diskussion.
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
βροχή schrieb am 20.01.2025 um 17:44 Uhr (Zitieren)
Wer so schöne Mosaiken um sich hat wie die Hellenisten, vermisste seinen Schakespeare (noch) nicht?

Natürlich hatten die ihren Shakespeare, leider, bedauerlicherweise verbrannten seine Werke, so dass wir sie nicht genießen können.
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Γραικύλος schrieb am 20.01.2025 um 17:46 Uhr (Zitieren)
Wo ist da der antike Dramatiker, der - Shakespeares historischen Dramen gemäß - die Konflikte unter den hellenistischen Dynastien thematisiert? Der daraus das große Theater macht, das sie sind?
Wer hat z.B. Demetrios Poliorketes als literarische Figur gewürdigt?
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Γραικύλος schrieb am 20.01.2025 um 17:52 Uhr (Zitieren)
An βροχή:

Es stimmt schon, daß 90 bis 99 Prozent der antiken Literatur verloren sind. Immerhin kennen wir aber Namen von Autoren und wissen zuweilen wenigstens, womit sie sich befaßt haben.
Möglicherweise (!) lag dieses Schweigen daran, daß die Theater von denjenigen betrieben wurden, die hier hätten thematisiert werden können. Ptolemaios II. Adelphos hat schonmal einen Autor für kleine Spottverse hinrichten lassen.
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
βροχή schrieb am 20.01.2025 um 20:15 Uhr (Zitieren)
... ich musste spontan an die Bibliothek von Alexandria denken, welche in jener Epiche bestand und verschwand
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
βροχή schrieb am 20.01.2025 um 20:16 Uhr (Zitieren)
Epoche, sry. Tippo
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Γραικύλος schrieb am 20.01.2025 um 23:31 Uhr (Zitieren)
Dort, in der Bibliothek von Alexandria, befanden sich alle Texte. Aber sie stand unter der Kontrolle der Ptolemäer, d.h. einer der Dynastien, von denen ich spreche.
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
βροχή schrieb am 20.01.2025 um 23:49 Uhr (Zitieren)
.... ja eben, die Ptolemäer fallen unter die Epoche des Hellenismus. Mit der Bibliothek sind die Werke der hellenistischen Dramatiker untergegangen. Das ist schade aber momentan nicht zu ändern.
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Γραικύλος schrieb am 20.01.2025 um 23:57 Uhr (Zitieren)
Es gibt aber keinen Hinweis darauf, daß sich in dieser Bibliothek hellenistische Dramatiker à la Shakespeare befanden. Z.B. zitiert der ansonsten sehr zitierfreudige Athenaios nichts in dieser Art. Es gibt sogar Lexika aus der Antike, z.B. den Hesychios.

Falls ich mich damit irre, werden - davon gehe ich aus - Bukolos oder filix mich darauf aufmerksam machen.
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
βροχή schrieb am 21.01.2025 um 00:31 Uhr (Zitieren)
Bukolos und die bukolische Dichtung, da bin ich auch gespannt **
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
βροχή schrieb am 21.01.2025 um 00:50 Uhr (Zitieren)
Warum wurden die verschollenen Dramen nicht zitiert, viell. weil die Ptolemäer so garstig und humorlos waren (s.o.)?
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
filix schrieb am 21.01.2025 um 01:09 Uhr (Zitieren)
Nun ja, da Shakespeare nicht nur irgendein Autor von Historiendramen ist, sondern als epochale Figur mit entsprechender breiter Rezeptionsgeschichte figuriert, ist dem Aphorismus angesichts der lückenhaften Überlieferung und fehlender Zeugnisse eines vergleichbaren Nachruhms schwer zu widersprechen, denn unter diesem Gesichtspunkt hat der Hellenismus eher einen Molière hervorgebracht. An der Behandlung von entstprechenden Stoffen in der hellenistischen Tragödie dürfte es aber nicht gescheitert sein, Moschion hat z.B. über Themistokles und den Tyrannen Jason von Pherai Stück verfasst. Die neuere, meist englischsprachige Forschung auf dem Gebeit sieht in der Epoche, die mit dem Mord an Philipp II. im Theater ihren Anfang nimmt, die Entdeckung des Zeitgenössischen als Gegenstand der Bühne überhaupt als wesentliche literarische Entwicklung an:

As has already been stated, plays on contemporary topics sporadically appeared in the previous centuries, but it was not until the Hellenistic period that the effect that the stage could have on society was fully appreciated and exploited as a political instrument. The authors of tragedies now focused on contemporary figures and Plays were now not only supposed to interest the audience, they were also supposed to inform them of political events and provide an interpretation that was at the given time politically expedient.
(A. Kotlinska-Toma: Hellenistic Tragedy. Texts, Translations and a Critical Survey, Bloomsbury Academic 2016, S. 25f.)
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Bukolos schrieb am 21.01.2025 um 07:45 Uhr (Zitieren)
Die versuchte Konstruktion einer literarischen Tradition, die mit dem Hellenismus ihr Ende gefunden haben soll, wirft weitere Fragen auf, etwa: Wenn Thukydides zum Dramatiker gemacht wird, weshalb dann nicht ein Duris von Samos und die sog. theatralische Geschichtsschreibung des Hellenismus? Wo wäre das Historische bei Homer zu finden? Weshalb werden die Tragiker als Repräsentanten derselben Epoche wie Homer geführt, wo doch Sophokles und Euripides Zeitgenossen des Thukydides waren?
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
βροχή schrieb am 21.01.2025 um 07:48 Uhr (Zitieren)
Die Frage, an die Hellenisten, wo ist euer Shakespeare, kann ich ja verstehen. Ich tue mich schwer, bei der Antwort mehr als 90% der Literatur als irrwlevant einzustufen, nur weil diese unbekannt ist. Für mich ist dieses Dunkelfeld zu groß.
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Bukolos schrieb am 21.01.2025 um 08:07 Uhr (Zitieren)
Zu 7:45: statt "theatralische Geschichtsschreibung" lies: "tragische Geschichtsschreibung"
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Γραικύλος schrieb am 21.01.2025 um 11:18 Uhr (Zitieren)
Wo wäre das Historische bei Homer zu finden? Weshalb werden die Tragiker als Repräsentanten derselben Epoche wie Homer geführt, wo doch Sophokles und Euripides Zeitgenossen des Thukydides waren?

Mein Gedanke befaßt sich damit, daß bzw. ob Epochen ihre dramatische Schilderung finden, unabhängig davon, wann die Autoren gelebt haben. Deshalb habe ich Sophokles und Euripides dem heroischen Zeitalter zugeordnet.

Duris von Samos kenne ich nicht; sowas ist der wunde Punkt bei meiner These. Ich lese, daß wenig von ihm erhalten ist; aber an sich geht er anscheinend schon in die Richtung, die ich meine.
βροχή's Verdacht, das Problem könnte an der Erhaltungssituation liegen, bestätigt sich da wohl.
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
βροχή schrieb am 21.01.2025 um 11:46 Uhr (Zitieren)
unabhängig davon, wann die Autoren gelebt haben.


... wenn das so ist, ist Hellas noch nicht verloren, ein Shakespeare jener Epoche wartet in der Zukunft auf seine Chance
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Bukolos schrieb am 21.01.2025 um 11:55 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικύλος am 21.1.25, 11:18Mein Gedanke befaßt sich damit, daß bzw. ob Epochen ihre dramatische Schilderung finden, unabhängig davon, wann die Autoren gelebt haben. Deshalb habe ich Sophokles und Euripides dem heroischen Zeitalter zugeordnet.

Verstehe. Dann entsteht allerdings die Frage, weshalb im Rahmen deines erweiterten Dramenbegriffs, der Historiographie und Epos miteinschließt, Plutarchs Biographien (als erhaltene Texte innerhalb derer auch Demetrios gewürdigt wird) keine Geltung haben sollten. Setzt man dagegen den traditionellen Dramenbegriff an, ist das Athen der klassischen Zeit kaum besser repräsentiert als die hellenistische Epoche.
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
filix schrieb am 21.01.2025 um 12:25 Uhr (Zitieren)
Plutarchs Demetrios (34) liefert übrigens eine Art coup de théâtre, der die Frage nach den Grenzen von Welt und Bühne aufwirft und den Fokus von den Inhalten auf die theatralische Inszenierung der geschichtlichen Ereignisse als im Hellenismus lenken könnte:

Such, then, was the plight of the city (of Athens) when Demetrius made his entry and ordered all the people to assemble in the theatre. He fenced the stage-buildings round with armed men, and encompassed the stage itself with his body-guards, while he himself, like the tragic actors, came down into view through one of the upper side-entrances. The Athenians were more than ever frightened now; but with the first words that he uttered Demetrius put an end to their fears.



Re: Die Zeiten und ihre Literaten
filix schrieb am 21.01.2025 um 12:25 Uhr (Zitieren)
als

Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Bukolos schrieb am 21.01.2025 um 12:43 Uhr (Zitieren)
Daran lässt sich Plutarchs eigene Bewertung der Darstellung knüpfen, wenn er am Übergang zur Antonius-Biographie schreibt (53, 10):

Διηγωνισμένου δὲ τοῦ Μακεδονικοῦ δράματος, ὥρα τὸ Ῥωμαϊκὸν ἐπεισαγαγεῖν.

Nachdem somit das makedonische Drama zu Ende gespielt ist, ist es Zeit, nach ihm das römische auf die Bühne zu bringen. (Übers. Ziegler)
Re: Die Zeiten und ihre Literaten
βροχή schrieb am 21.01.2025 um 13:38 Uhr (Zitieren)
Filix, das ist so ein schönes Bsp.
die Bühne wird manchmal okkupiert von reality stars

Re: Die Zeiten und ihre Literaten
Γραικύλος schrieb am 21.01.2025 um 18:03 Uhr (Zitieren)
Der Plutarch ist ein gutes Argument, wenngleich er 400 Jahre nach den Ereignissen schreibt.
 
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