Γραικίσκος schrieb am 29.08.2010 um 16:21 Uhr (Zitieren)
Hier Platons Bericht (Timaios 24d-25d):
Was mag es damit historisch auf sich haben? Soweit ich informiert bin, wird über den Vulkanausbruch auf Santorin vor ca. 3600 Jahren spekuliert; aber Platons Lokalisierung 'jenseits der Säulen des Herakles' spricht dagegen.
Re: Atlantis
ανδρέας schrieb am 29.08.2010 um 17:16 Uhr (Zitieren)
Ἑλίκη - die neueste Vermutung
Es gibt Theorien wonach der Untergang von Helike den Zeitzeugen Platon zum Mythos von Atlantis inspirierte. Zwar ging bei dem Erdbeben weder ein ganzer Kontinent noch eine Zivilisation unter, aber es handelte sich doch um eine der schwersten und opferreichsten Naturkatastrophen in der Ägäis seit der Minoischen Eruption der Vulkaninsel Thera in der späten Bronzezeit.
Γραικίσκος schrieb am 29.08.2010 um 17:31 Uhr (Zitieren)
Aber warum lokalisiert er Atlantis dann jenseits der Säulen des Herakles?
Re: Atlantis
ανδρέας schrieb am 29.08.2010 um 17:48 Uhr (Zitieren)
Atlantis setzte Platon wohl aus Elementen seiner Zeit zusammen: ein Mosaik aus Persien, Karthago etc. Der Ort könnte deshalb gewählt worden sein, weil er jenseits der bekannten Welt lag. Atlantis hat wohl viele Vorbilder, aber es scheint ein reines Phantasieprodukt gewesen zu sein.
Aus google: ...so wurde zu Platons Zeiten – entsprechend den Berichten bei Herodot (Hdt. II 102,1–2; Hdt. IV 43) und möglicherweise auf eine Bekanntschaft mit atlantischen Tangwäldern wie dem der Sargassosee zurückzuführen – angenommen, das Meer sei jenseits der Säulen schlammig, zähflüssig und unbefahrbar. Platon erklärt diesen vermeintlichen Umstand mit dem Untergang einer Landmasse.
Re: Atlantis
Γραικίσκος schrieb am 29.08.2010 um 17:57 Uhr (Zitieren)
Aber das paßt dann nicht zu einer von Platon selbst erlebten Katastrophe in der Ägäis, oder?
Re: Atlantis
ανδρέας schrieb am 29.08.2010 um 18:05 Uhr (Zitieren)
Warum nicht?
Wenn er als Zeitzeuge z.B. den Untergang von Helike in sein Mosaik einfügte, schon (s.o.).
Das ist Literatur (mit einem "t"): man setzt Elemente der Wirklichkeit in neuen Kontext - und schon hat man eine Geschichte. Th. Morus baute sich sein Utopia auch aus Elementen zusammen, die irgendwo vorkamen, und bildete sich daraus ein Ideal.
Atlantis ist m.E. eine reine Fiktion: nochmal google
Die Gegner Athen und Atlantis sind idealtypisch als einander diametral gegenüberstehende Gemeinwesen konstruiert: Auf der einen Seite die kleine, stabile und wehrfähige Landmacht, auf der anderen Seite die an ihrem Expansionsdrang zerbrechende Seemacht. Dieser bewusste Gegensatz wird in der Forschung als eine politische Allegorie auf die expansive Seemachtspolitik des realen Athen verstanden. Platon hatte 404 v. Chr. die Niederlage seiner Heimatstadt im Peloponnesischen Krieg miterleben müssen, der einst durch das Hegemoniestreben der Athener in der Ägäis ausgelöst worden war. Wenige Jahrzehnte später, als Athen wieder einen Teil seiner ehemaligen Macht zurückgewonnen hatte, wurde der einst in Folge der Niederlage aufgelöste Attische Seebund – wenn auch nicht in gleicher Dimension – neu gegründet. Platon könnte befürchtet haben, dass Athen diese Fehler wiederholen und auf eine vergleichbare Katastrophe zusteuern könnte. Um dem entgegenzuwirken und die Mitbürger zu belehren, dürfte Platon die Geschichte von der an Expansionismus zugrunde gegangenen Seemacht Atlantis und der siegreichen Landmacht Ur-Athen erfunden oder benutzt haben
Re: Atlantis
ανδρέας schrieb am 29.08.2010 um 20:43 Uhr (Zitieren)
Atlantis
Es stellen sich doch einige logische Fragen:
1. Wer ?
wieso berichtet nur Platon (die anderen haben es von ihm nur übernommen) von diesem Ereignis? Eine solche Katastrophe wie der Untergang muss von vielen wahrgenommen worden sein. Ebenso das Wirken der Leute von Atlantis. Selbst über die „Sintflut“ gibt es Berichte aus verschiedenen Kulturen.
2. Wann ?
gut 9000 Jahre VOR dem Bericht Platons soll das Ereignis stattgefunden haben.
Da gab es weder Schrift, noch eine nennenswerte Seefahrt. Keine Spuren und offenbar auch kein Einfluss auf andere Kulturen? Denn diese technologische Zivilisation hätte doch wohl mit Sicherheit Nachahmer gefunden. Warum also nur einer, der es berichtet?
3. Wie ?
konnte man zu Platons Zeiten so ein Ereignis zurückverfolgen? Welche archäologische Methode hätte seinen Bericht bestätigen können? Fragte niemand nach, wie er darauf gekommen war und woher der Bericht stammte?
4.Wo?
hätte Platon nicht genauer sagen können, wo Atlantis lag? Er beschrieb zwar Atlantis, aber seine Ortsangabe selbst bleibt nicht nachvollziehbar. Warum ist er bei diesem Punkt so ungenau und nachlässig? War dies vielleicht egal, Hauptsache weit weg, wo niemand nachschauen kann?
5. Wozu?
Zu welchem Zweck verfasst er dies Geschichte, wenn sie – bei dem enormen zeitlichen Abstand - keinen direkten Bezug zu gegenwärtigen Ereignissen und Entwicklungen hat? Da bietet sich die Atlantis – Geschichte und das Schicksal der Insel doch geradezu als Allegorie für eine befürchtete Fehlentwicklung in naher Zukunft an (siehe oben, google-Beitrag).
Bleibt einzig das „was“, über das nur Platon einen nicht plausiblen Bericht abgegeben hat. Man könnte genau so gut behaupten, Platon sei von Außerirdischen über die Sache in Kenntnis gesetzt worden. Aber diese Möglichkeit scheidet natürlich aus! Die entführen grundsätzlich nur Nordamerikaner …
Re: Atlantis
Γραικίσκος schrieb am 29.08.2010 um 21:03 Uhr (Zitieren)
ad 1: Ja, das ist wirklich auffallend!
ad 2: Setzt Platon das Ereignis nicht mit Solons Zeit gleich? Wie kommst Du auf die 9000 Jahre?
ad 5: Mir ist sonst keine andere Stelle bei Platon bekannt, an der er seiner Phantasie dermaßen, im Gewand eines historischen Berichts, die Zügel schießen läßt.
Re: Atlantis
ανδρέας schrieb am 30.08.2010 um 19:00 Uhr (Zitieren)
ad 2.
Einzig Ägypten, das schon 8000 Jahre VOR Solon gegründet worden sei und woher die Überlieferung der Heldentat Ur-Athens, nämlich den Angriff der Streitmacht von Atlantis abzuwehren, stamme (Tim. 23d-e; Kritias 108e, 109d ff., 113a), wurde verschont (Tim. 25c-d).