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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Atlantis (862 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 29.08.2010 um 16:21 Uhr (Zitieren)
Hier Platons Bericht (Timaios 24d-25d):
[...] Als dem Kriege und der Weisheit zugleich hold, wählte die Göttin [Athene] also diejenige Stätte aus, die die ihr ähnlichsten Menschen hervorzubringen versprach, und besiedelte sie als erste. In ihr lebtet ihr also unter solchen und noch vollkommeneren Gesetzen, in jeder Tugend vor allen Menschen ausgezeichnet, wie es sich von euch als Abkömmlingen und Zöglingen von Göttern erwarten ließ. Viele und große Heldentaten eurer Vaterstadt finden sich also hier aufgezeichnet und erregen Bewunderung, vor allem aber zeichnet sich eine durch Größe und Heldenmut aus; denn die Aufzeichnungen berichten, welch großer Heeresmacht dereinst euer Staat [Athen] Einhalt gebot auf ihrem frevelhaften Vormarsch gegen ganz Europa und Asien zugleich. Sie war aus der Fremde vom atlantischen Meer her gekommen. Damals war nämlich dieses Meer bereisbar; denn vor dem Eingange, den ihr, wie ihr sagt, die Säulen des Herakles nennt, besaß es eine Insel; die Insel war aber größer als Libyen und Asien zusammengenommen; von ihr stand den damals Reisenden der Zugang zu den übrigen Inseln offen, von den Inseln aber zu dem ganzen gegenüberliegenden Festland, das um jenes wahre Meer gelegen war. Denn das Gebiet hier, welches innerhalb jenes Einganges, von dem wir sprechen, liegt, erscheint als ein Hafen mit einer engen Einfahrt. Jenes aber wäre wohl wirklich Meer, das es vollkommen umgebende Land aber mit dem vollsten Rechte Festland im wahren Sinne zu nennen. Auf dieser Insel Atlantis also entstand eine große, wundervolle Macht von Königen, welche die ganze Insel beherrschte sowie viele andere Inseln und Teile des Festlandes, außerdem herrschten sie noch über Gebiete diesseits der Säulen des Herakles, und zwar hier über Libyen bis Ägypten, über Europa aber bis Tyrrhenien. Diese ganze Macht nun verband sich zur Einheit und unternahm es einmal, euer und unser Land und das gesamte diesseits des Eingangs gelegene in einem Anlauf zu unterjochen. Da nun, Solon, wurde die Streitmacht eurer Stadt in ihrer Tapferkeit und Mannhaftigkeit vor allen Menschen offenbar. Denn indem sie durch Mut und Kriegskünste alle übertraf, geriet sie teils an der Spitze der Hellenen, teils, nach dem Abfalle der übrigen, notgedrungen auf sich allein angewiesen, in die äußersten Gefahren, siegte aber über die Angreifer und errichtete ein Siegeszeichen und verhinderte so, daß die noch nicht Unterjochten unterjocht wurden; uns übrige insgesamt aber, die wir innerhalb der Heraklessäulen wohnen, befreite sie großzügig. Als aber in späterer Zeit gewaltige Erdbeben und Überschwemmungen eintraten, versank während eines einzigen schrecklichen Tages und einer Nacht eure ganze Heeresmacht mit einem Male unter die Erde, und in gleicher Weise verschwand auch die Insel Atlantis, indem sie in das Meer versank. Dadurch ist auch das dortige Meer unbefahrbar und unerforschbar geworden, weil der in geringerer Tiefe befindliche Schlamm, den die untergehende Insel hervorbrachte, hinderlich ist. [...]

Was mag es damit historisch auf sich haben? Soweit ich informiert bin, wird über den Vulkanausbruch auf Santorin vor ca. 3600 Jahren spekuliert; aber Platons Lokalisierung 'jenseits der Säulen des Herakles' spricht dagegen.
Re: Atlantis
ανδρέας schrieb am 29.08.2010 um 17:16 Uhr (Zitieren)

Ἑλίκη - die neueste Vermutung

Es gibt Theorien wonach der Untergang von Helike den Zeitzeugen Platon zum Mythos von Atlantis inspirierte. Zwar ging bei dem Erdbeben weder ein ganzer Kontinent noch eine Zivilisation unter, aber es handelte sich doch um eine der schwersten und opferreichsten Naturkatastrophen in der Ägäis seit der Minoischen Eruption der Vulkaninsel Thera in der späten Bronzezeit.

http://www.bbc.co.uk/science/horizon/2001/helike.shtml
Re: Atlantis
Γραικίσκος schrieb am 29.08.2010 um 17:31 Uhr (Zitieren)
Aber warum lokalisiert er Atlantis dann jenseits der Säulen des Herakles?
Re: Atlantis
ανδρέας schrieb am 29.08.2010 um 17:48 Uhr (Zitieren)

Atlantis setzte Platon wohl aus Elementen seiner Zeit zusammen: ein Mosaik aus Persien, Karthago etc. Der Ort könnte deshalb gewählt worden sein, weil er jenseits der bekannten Welt lag. Atlantis hat wohl viele Vorbilder, aber es scheint ein reines Phantasieprodukt gewesen zu sein.

Aus google: ...so wurde zu Platons Zeiten – entsprechend den Berichten bei Herodot (Hdt. II 102,1–2; Hdt. IV 43) und möglicherweise auf eine Bekanntschaft mit atlantischen Tangwäldern wie dem der Sargassosee zurückzuführen – angenommen, das Meer sei jenseits der Säulen schlammig, zähflüssig und unbefahrbar. Platon erklärt diesen vermeintlichen Umstand mit dem Untergang einer Landmasse.
Re: Atlantis
Γραικίσκος schrieb am 29.08.2010 um 17:57 Uhr (Zitieren)
Aber das paßt dann nicht zu einer von Platon selbst erlebten Katastrophe in der Ägäis, oder?
Re: Atlantis
ανδρέας schrieb am 29.08.2010 um 18:05 Uhr (Zitieren)

Warum nicht?

Wenn er als Zeitzeuge z.B. den Untergang von Helike in sein Mosaik einfügte, schon (s.o.).

Das ist Literatur (mit einem "t"): man setzt Elemente der Wirklichkeit in neuen Kontext - und schon hat man eine Geschichte. Th. Morus baute sich sein Utopia auch aus Elementen zusammen, die irgendwo vorkamen, und bildete sich daraus ein Ideal.

Atlantis ist m.E. eine reine Fiktion: nochmal google

Die Gegner Athen und Atlantis sind idealtypisch als einander diametral gegenüberstehende Gemeinwesen konstruiert: Auf der einen Seite die kleine, stabile und wehrfähige Landmacht, auf der anderen Seite die an ihrem Expansionsdrang zerbrechende Seemacht. Dieser bewusste Gegensatz wird in der Forschung als eine politische Allegorie auf die expansive Seemachtspolitik des realen Athen verstanden. Platon hatte 404 v. Chr. die Niederlage seiner Heimatstadt im Peloponnesischen Krieg miterleben müssen, der einst durch das Hegemoniestreben der Athener in der Ägäis ausgelöst worden war. Wenige Jahrzehnte später, als Athen wieder einen Teil seiner ehemaligen Macht zurückgewonnen hatte, wurde der einst in Folge der Niederlage aufgelöste Attische Seebund – wenn auch nicht in gleicher Dimension – neu gegründet. Platon könnte befürchtet haben, dass Athen diese Fehler wiederholen und auf eine vergleichbare Katastrophe zusteuern könnte. Um dem entgegenzuwirken und die Mitbürger zu belehren, dürfte Platon die Geschichte von der an Expansionismus zugrunde gegangenen Seemacht Atlantis und der siegreichen Landmacht Ur-Athen erfunden oder benutzt haben
Re: Atlantis
ανδρέας schrieb am 29.08.2010 um 20:43 Uhr (Zitieren)
Atlantis

Es stellen sich doch einige logische Fragen:

1. Wer ?
wieso berichtet nur Platon (die anderen haben es von ihm nur übernommen) von diesem Ereignis? Eine solche Katastrophe wie der Untergang muss von vielen wahrgenommen worden sein. Ebenso das Wirken der Leute von Atlantis. Selbst über die „Sintflut“ gibt es Berichte aus verschiedenen Kulturen.
2. Wann ?
gut 9000 Jahre VOR dem Bericht Platons soll das Ereignis stattgefunden haben.
Da gab es weder Schrift, noch eine nennenswerte Seefahrt. Keine Spuren und offenbar auch kein Einfluss auf andere Kulturen? Denn diese technologische Zivilisation hätte doch wohl mit Sicherheit Nachahmer gefunden. Warum also nur einer, der es berichtet?
3. Wie ?
konnte man zu Platons Zeiten so ein Ereignis zurückverfolgen? Welche archäologische Methode hätte seinen Bericht bestätigen können? Fragte niemand nach, wie er darauf gekommen war und woher der Bericht stammte?
4.Wo?
hätte Platon nicht genauer sagen können, wo Atlantis lag? Er beschrieb zwar Atlantis, aber seine Ortsangabe selbst bleibt nicht nachvollziehbar. Warum ist er bei diesem Punkt so ungenau und nachlässig? War dies vielleicht egal, Hauptsache weit weg, wo niemand nachschauen kann?
5. Wozu?
Zu welchem Zweck verfasst er dies Geschichte, wenn sie – bei dem enormen zeitlichen Abstand - keinen direkten Bezug zu gegenwärtigen Ereignissen und Entwicklungen hat? Da bietet sich die Atlantis – Geschichte und das Schicksal der Insel doch geradezu als Allegorie für eine befürchtete Fehlentwicklung in naher Zukunft an (siehe oben, google-Beitrag).

Bleibt einzig das „was“, über das nur Platon einen nicht plausiblen Bericht abgegeben hat. Man könnte genau so gut behaupten, Platon sei von Außerirdischen über die Sache in Kenntnis gesetzt worden. Aber diese Möglichkeit scheidet natürlich aus! Die entführen grundsätzlich nur Nordamerikaner …

Re: Atlantis
Γραικίσκος schrieb am 29.08.2010 um 21:03 Uhr (Zitieren)
ad 1: Ja, das ist wirklich auffallend!
ad 2: Setzt Platon das Ereignis nicht mit Solons Zeit gleich? Wie kommst Du auf die 9000 Jahre?
ad 5: Mir ist sonst keine andere Stelle bei Platon bekannt, an der er seiner Phantasie dermaßen, im Gewand eines historischen Berichts, die Zügel schießen läßt.
Re: Atlantis
ανδρέας schrieb am 30.08.2010 um 19:00 Uhr (Zitieren)
ad 2.
Einzig Ägypten, das schon 8000 Jahre VOR Solon gegründet worden sei und woher die Überlieferung der Heldentat Ur-Athens, nämlich den Angriff der Streitmacht von Atlantis abzuwehren, stamme (Tim. 23d-e; Kritias 108e, 109d ff., 113a), wurde verschont (Tim. 25c-d).
 
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