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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die Ermordung Caesars #4 (163 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 25.05.2025 um 11:52 Uhr (Zitieren)
IV. DER BERICHT DES PLUTARCH (ca. 50-120 u.Z.)

63. [...] Den Tag zuvor speiste Caesar bei Marcus Lepidus (1) und unterschrieb bei Tisch wie gewöhnlich einige Briefe. Als sich aber das Gespräch der Frage zuwandte, welcher Tod der beste sei, rief er, ehe überhaupt jemand zum Antworten kam, mit lauter Stimme aus: „Der unerwartete!“ Darnach legte er sich wie sonst an der Seite seiner Gattin zur Ruhe. Miteins sprangen alle Türen und Fenster des Schlafgemachs auf, und als er emporfuhr, erschrocken ob dem Geräusch und dem hell ins Zimmer fallenden Mondschein, nahm er wahr, wie Calpurnia in tiefem Schlaf unverständliche Worte und abgerissene Seufzer ausstieß. Ihr träumte, sie weine über ihren Gemahl, den sie ermordet in den Armen halte. Man erzählt diesen Traum auch in anderer Form. An Caesars Haus war, wie Livius (2) berichtet, auf Senatsbeschluß ein Firstschmuck angebracht worden als Zierde und zum Zeichen der Würde. Ihn sah Calpurnia im Traum herabgerissen und brach darüber in Klagen und Tränen aus. Als es Tag geworden war, flehte sie Caesar an, zu Hause zu bleiben, wenn es irgend anginge, und die Senatssitzung zu verschieben. Und wenn er ihren Träumen keine Bedeutung zumesse, so solle er doch durch ein anderes Zeichen und durch Opfer sich Rat holen über die Zukunft. Da beschlichen, wie es scheint, auch ihn Argwohn und Sorge. Denn noch nie hatte er bis jetzt an Calpurnia jene abergläubische Angst bemerkt, wie sie den Frauen sonst eigen ist, und jetzt sah er sie ganz außer sich vor Erregung. Als ihm dann auch die Seher nach vielen Opfern verkündeten, daß sie nur Zeichen von unglücklicher Vorbedeutung beobachtet hätten, entschloß er sich, die Sitzung durch Antonius (3) absagen zu lassen.

64. Jetzt begann Decimus Brutus mit dem Beinamen Albinus zu fürchten, der ganze Plan könnte ruchbar werden, wenn Caesar die Ausführung an diesem Tag unmöglich mache. Brutus war nämlich in die Verschwörung seines Namensvetters (4) und des Cassius eingeweiht, obwohl im Caesar solches Vertrauen entgegenbrachte, daß er ihn sogar als zweiten Erben eingesetzt hatte. so goß er nun seinen Spott über die Seher aus und lag Caesar mit dringenden Vorstellungen in den Ohren: Der Senat werde sich mißachtet glauben und mit Vorwürfen und böswilligen Bemerkungen nicht hinter dem Berge halten. Die Senatoren seien ja auf seinen Befehl zusammengetreten und ohne Ausnahme bereit, einer Verordnung zuzustimmen, daß er in den außeritalischen Provinzen den Königstitel führen und überall, wo er hinkomme, zu Land und zu Meer, das Diadem tragen solle. Und nun wolle er den Wartenden melden lassen, sie möchten für heute nach Hause gehen und ein andermal wiederkommen, wenn Calpurnia besser geträumt habe? Welche Gelegenheit für seine Neider, mit Schmähungen über ihn herzufallen! Und wenn dann seine Freunde auch beteuerten, das sei keine Sklaverei, keine Tyrannis – wer wollte ihnen noch Glauben schenken? Sollte er es aber unter allen Umständen für nötig halten, vor diesem Tag sich in acht zu nehmen, so sei es immer noch besser, er gehe selber in die Kurie, um den Senat zu begrüßen und ihm die Vertagung kundzutun. Mit diesen Worten faßte ihn Brutus bei der Hand und zog ihn mit sich fort. Caesar war kaum ein paar Schritte von der Tür entfernt, als ein fremder Sklave herbeieilte und mit ihm zu sprechen wünschte. Aber er konnte nicht an ihn herankommen, das Gedränge um Caesar war zu groß. Schließlich schlüpfte er ins Haus hinein und wandte sich an Calpurnia mit der Bitte, ihn in sicherer Hut zu behalten, bis Caesar zurückkomme, er habe ihm wichtige Dinge mitzuteilen.

65. Unterwegs trat Artemidoros von Knidos auf Caesar zu, ein griechischer Gelehrter, welcher im Kreis von Brutus’ Freunden Eingang gefunden hatte und deshalb über die Verschwörung ziemlich genau Bescheid wußte. Er trug eine Schriftrolle bei sich, die alles enthielt, was er Caesar entdecken wollte. Als er sah, daß dieser sämtliche Schriftstücke, die man ihm überreichte, an seine Diener weitergab, drängte er sich an ihn heran und sagte: „Caesar, du mußt das lesen, allein und schnell! Es stehen wichtige Dinge drin, die dich ganz besonders angehen.“ Caesar nahm die Rolle, kam aber nicht zum Lesen, sooft er auch ansetzte, da ihn eine ganze Menge von Leuten immer wieder in Anspruch nahmen. Er behielt sie jedoch in der Hand, als einzige von allen, und gab wohl auf sie acht. So betrat er die Kurie. – Nach einigen Quellen überreichte ihm ein anderer die Schrift. Artemidoros sei überhaupt nicht an ihn herangekommen, sondern während des ganzen Weges immer wieder weggedrängt worden.

(1) Marcus Aemilius Lepidus, Konsul 46, der spätere Triumvir
(2) Titus Livius, römischer Historiker, dessen Werk in dem auf Caesars Tod bezogenen Teil nicht erhalten ist
(3) Marcus Antonius war 44 amtierender Konsul.
(4) Marcus Iunius Brutus, der Berühmteste aus dem Verschwörerkreis
 
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