α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Weibliche Monster der Griechen? (1324 Aufrufe)
Πέγασος schrieb am 14.09.2010 um 12:04 Uhr (Zitieren)
Odysseus' nächste Gegenspielerinnen nach dem Abschied von Kirke, die Sirenen und das zerstörerische Paar Skylla und Carybdis, bestätigen das Muster, das die meisten Alptraumgestalten der Griechen als weiblich darstellt.


aus: "Das große Buch der griechischen Mythologie" von Richard Buxton, S.142

Diese Tendenz war mir bisher noch gar nicht aufgefallen. Aber mir ist mit Minotauros auch nur ein männliches Gegenbeispiel eingefallen.
Sollte es einen tieferen Sinn dafür geben? Hatten die griechischen Männer im Grunde Angst vor den Frauen?
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Εὐφροσύνη schrieb am 14.09.2010 um 13:58 Uhr (Zitieren)
Was ist mit den Kyklopen?
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Πέγασος schrieb am 14.09.2010 um 16:01 Uhr (Zitieren)
Die Kyklopen, richtig (weibliche gab es von denen wohl keine); inzwischen ist mir auch noch Kerberos eingefallen.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 14.09.2010 um 16:14 Uhr (Zitieren)
Hallo Πέγασος,
Bei Burton bezieht sich dieses Muster speziell auf Ilias/Odyssee/Trojanischer Krieg.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2010 um 20:37 Uhr (Zitieren)
Wenn es keine weiblichen Kyklopen gab, wie mögen sie sich dann fortgepflanzt haben ... der Sage zufolge?
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2010 um 21:07 Uhr (Zitieren)
Wird in der "Odyssee" überhaupt etwas über das Geschlecht der Kyklopen gesagt, von Polyphem abgesehen?
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2010 um 21:11 Uhr (Zitieren)
Im Buch ist ja ohnehin nur von den meisten Alptraumgestalten die Rede. Das widerlegen wir ja mit den Kyklopen nicht.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Πέγασος schrieb am 14.09.2010 um 21:50 Uhr (Zitieren)
Mmh, ich wollte Burton auch nicht widerlegen. Ich bin einfach über die Aussage gestolpert, dass die meisten Alptraumgestalten als weiblich dargestellt werden. - Mir fiel nur sofort die Parallele ein, dass früher alle Tiefdruckgebiete weibliche Namen, die Hochdruckgebiete männliche Namen bekamen. Das machte mich halt stutzig. ;-)

Wenn ich mir die Stammbäume so ansehe, scheint Burtons Hinweis so zu stimmen; bei einigen Wesen weiß ich zwar das Geschlecht nicht zuzuordnen (z.B. einige der Titanen), aber die Graien, die Erinnyen, die Gorgonen und Harpyien sind reichlich "weibliche" Wesen im Gruselkabinett.

Was die Kyklopen angeht: in der Genalogie werden diese als Titanen genannt (mit Uranos und Gaia als Eltern); aber ruft in der Odyssee Polyphem nicht nach seinem Vater Zeus? - Kommt in der Mythologie überhaupt noch ein anderer Kyklop vor als Polyphem (bis auf diejenigen, die er um Hilfe ruft)?
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2010 um 21:58 Uhr (Zitieren)
Ach, das mit dem Widerlegen ist nur so ein Sprachegebrauch von mir für: "überprüfen und dann (bestätigen oder) widerlegen". In etwa wohl das, was Du mit
Aber mir ist mit Minotauros auch nur ein männliches Gegenbeispiel eingefallen.

meintest.
Aber allem Anschein nach bestätigt sich die Vermutung sogar.
Daß Polyphem den 'Vater Zeus' anruft, muß nichts gegen die Genalogie sagen - so rufen auch Menschen den Zeus an.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Πέγασος schrieb am 14.09.2010 um 22:01 Uhr (Zitieren)
Oh, ich war unkonzentriert: Polyphem ruft Poseidon als seinen Vater an, nicht Zeus.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2010 um 22:03 Uhr (Zitieren)
Ein moderner Autor hat übrigens auch die Geschichte der Amazonen so gedeutet, daß sie eine Warnung für die attischen Frauen sei: Werdet nur nicht aufmüpfig, sonst geht es euch wie den Amazonen, die unser Stammvater ja ebenfalls besiegt hat!
Sicherlich hat die Dominanz weiblicher Monster oder von Frauen als Monster eine stark patriarchal-ideologische Seite.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2010 um 22:04 Uhr (Zitieren)
Poseidon? Du hast recht! Aber dafür haben wir dann keine Erklärung, oder?
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Πέγασος schrieb am 14.09.2010 um 22:16 Uhr (Zitieren)
Jetzt bin ich neugierig geworden und habe nachgeschaut in Mythologischen Teil bei Gottwein: Die drei Ur-Kyklopen sind Brontes, Steropes und Arges (Söhne des Uranos mit Gaia); doch "der" Kyklop ist Polyphem, der ein Sohn des Poseidon mit der Phorkystochter Thoosa ist und eine überlegene Sonderrolle unter den Kyklopen einnimmt.

Damit ist immer noch nicht klar, ob die Kyklopen sich (auch) untereinander vermehren, also ob es auch weibliche Exemplare davon gab. Meine Tochter meint, es verhalte sich mit den Kyklopen wie mit den Maultieren.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 14.09.2010 um 23:08 Uhr (Zitieren)
Kindermund! Sehr schön.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Πέγασος schrieb am 15.09.2010 um 21:09 Uhr (Zitieren)
Sicherlich hat die Dominanz weiblicher Monster oder von Frauen als Monster eine stark patriarchal-ideologische Seite.


Den Beitrag hatte ich gestern abend völlig übersehen, dabei war das doch eine Antwort auf meine ursprüngliche Frage.

Ich habe mir noch überlegt, dass bei den mythologischen Gestalten tendentiell die Stärke der Männer als Körperkraft bzw. deren Waffenarsenal ihren Ausdruck findet (außer bei Hermes); Frauen dagegen setzen primär ihr anziehendes bzw. abstoßendes Äußeres als "Waffe" ein (außer Athene). Bei Medusa wird das auf die Spitze getrieben: ihre Augen sind so gefährlich, dass ein Blick reicht, um versteinert zu werden; ihr Schlangenhaar ist nur Schmuck aus dem Gruselkabinett.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 15.09.2010 um 21:24 Uhr (Zitieren)
Männer definieren ihre Bedeutung durch Stärke (oder, wie bei Hermes, durch Cleverness), Frauen durch ihr Aussehen. Das dürfte so sein, ja.
In dieser Hinsicht stellt Athene wirklich eine bemerkenswerte Ausnahme dar. Oder muß man auch Artemis bzw. den hinkenden, aber geschickten Hephaistos dazu rechnen?
Es fällt, geht man von dieser Grundtendenz aus, dann freilich auf, wie negativ Ares bei Homer wegkommt, wie geradezu feindselig der Dichter ihn - durch den Mund der Götterkollegen des Ares - bewertet. Ist dies nicht ein Zeichen für eine hohe ethische Reife Homers?
Re: Weibliche Monster der Griechen?
ανδρέας schrieb am 15.09.2010 um 22:23 Uhr (Zitieren)

Echte weibliche Monster: ἅρπυια (Harpyie)
die Töchter des Meerestitanen Thaumas und der Okeanide Elektra. Die Zahl schwankt je nach Überlieferung zwischen zwei und fünf. Namentlich treten auf:
• Aello, auch Aillopos (Windbö, Sturm)
• Ocypetes (die Stromschnelle, Schnellfüßige)
• Podarge (leichte Flügel, Schnellfliegende)
• Kelaino, Celaeno (Dunkle, Aeneis )
Mal als schöne Frauen mit gelocktem Haar und Vogelflügeln beschrieben, mal sind sie hässliche, hellhaarige Dämonen Die Harpyien wohnten in einer Höhle auf Kreta und mussten auf Geheiß des Zeus Seelen von Toten in den Tartarus tragen oder Leute töten, die seinen Zorn erregten.
Grusel ...
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Πέγασος schrieb am 15.09.2010 um 23:01 Uhr (Zitieren)
Die Schrecken und Ängste der Menschen zu personifizieren war doch eine großartige Idee! Das bietet eine unendliche Projektionsfläche und für jeden Geschmack ist was dabei.

Artemis und Hephaistos fallen auch aus der Rolle, richtig; beide sind auf ihre Art bemerkenswert:
Soweit ich das bis jetzt überblicke, ist Artemis die einzige, die sich ungestraft den Nachstellungen ihrer männlichen "Kollegen" entziehen konnte.
Und Hephaistos ... ist ein verkanntes Genie und ziemlich hässlich - und damit der absolute Gegensatz zu Ares (brutal, waffenstarrend und ... hohl? ... jedenfalls nicht mit Verstand gesegnet). Ich spekuliere mal ganz wild: Hephaistos und Ares als die beiden Pole, zwischen denen Männlichkeit sich bewegen kann? ;-)
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 15.09.2010 um 23:07 Uhr (Zitieren)
Wo tun wir denn dann Apollon hin? Und Dionysos? Zwei Götter, die mir gleichermaßen am Herzen liegen - jedenfalls weit mehr als Hephaistos und Ares.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 15.09.2010 um 23:12 Uhr (Zitieren)
Nein, auch wenn ich darüber nachdenke: Von Hephaistos bis Ares als Pole, das verengt zu sehr das Spektrum des Männlichen.
Aber vermutlich hast Du das ohnehin nur im Scherz gemeint.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Πέγασος schrieb am 16.09.2010 um 08:06 Uhr (Zitieren)
Freilich war das ein Scherz ... und ein bisschen Provokation, wohl wissend dass damit nur eine Dimension von Männlichkeit aufgespannt wird.
Ich überlege eben, wie das weibliche Pendant dazu aussehen könnte: alles was Aphrodite und ... die Graien(?) passt ... das wäre auch zu einfach.

Was gefällt Dir denn an Apollon und Dionysos? Beide sind recht komplexe Gestalten mit hellen und dunklen Seiten.
Ich bevorzuge Hermes, der überall und nirgends zu Hause ist. Mir gefällt die Mehrdeutigkeit der Figur, man kann ihn nicht festlegen; dadurch wird einfachen Denkmustern widersprochen und nichts ist so wie es scheint.
Ich weiß nicht mehr, wo ich das herhabe - jedenfalls fand ich das sehr bedenkenswert: Eine Merkurfigur, die die Fassade einer Bankfiliale ziert ... ein Schelm, der Böses dabei denkt ;-)
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Πέγασος schrieb am 16.09.2010 um 08:07 Uhr (Zitieren)
Hoppla, es sollte heißen:
... alles was zwischen Aphrodite und ... die Graien(?) passt
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 16.09.2010 um 13:10 Uhr (Zitieren)
Was gefällt Dir denn an Apollon und Dionysos? Beide sind recht komplexe Gestalten mit hellen und dunklen Seiten.

Eben. Und außerdem oder gerade deshalb sind sie Inspiratoren der Kunst. Es sind [i]spannende[/i ] Götter, wie auch Aphrodite, die das Leben interessant machen, ohne daß man, wie auf dem Wege des Ares, anderen Gewalt antun müßte.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 16.09.2010 um 13:41 Uhr (Zitieren)
Ich habe den Eindruck, daß ein gepflegter Polytheismus heute durchaus noch eine Chance hätte. Er gibt einem Gläubigen die Gelegenheit zur Auswahl bzw. zur Appellation an eine andere Instanz.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Πέγασος schrieb am 17.09.2010 um 08:40 Uhr (Zitieren)
Für einen "gepflegten Polytheimus" könnte ich mich auch erwärmen.
Und die Monster - egal welchen Geschlechts - bieten eine vielfältige Projektionsfläche für die inneren und äußeren Ängste und Nöte der Menschen.
Re: Weibliche Monster der Griechen?
Γραικίσκος schrieb am 17.09.2010 um 21:05 Uhr (Zitieren)
Das sehe auch ich so, das mit den Monstern.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Gebirge

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.