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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die vorhäutigen Philister (497 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 30.05.2025 um 02:40 Uhr (Zitieren)
Martin Buber und Franz Rosenzweig haben eine verdienstvolle Arbeit geleistet, nämlich die gesamte Heilige Schrift der Juden, den Tanach, ins Deutsche übertragen, und zwar auf dem Boden des jüdischen Denkens.

So folgt bei ihnen die Reihenfolge der Bücher der jüdischen Tradition, nicht der christlichen ("Altes Testament"), welche die Propheten an das Ende stellt, weil sie angeblich auf Jesus als den Messias verweisen und so an das Neue Testament anschließen. Ferner haben Buber und Rosenzweig die christliche Tendenz zu latent judenfeindlichen Formulierungen vermieden (etwa das berüchtigte "Auge um Auge, Zahn um Zahn").

Die Sprache entspricht nicht dem Umgangsdeutsch, sondern ist eine eigens geschaffene, künstliche.

Hierfür ein Beispiel: Wenn sie von den Philistern sprechen und ausdrücken wollen, daß diese unbeschnitten sind, dann schreiben sie "die vorhäutigen Philister".
Re: Die vorhäutigen Philister
Aurora schrieb am 30.05.2025 um 07:13 Uhr (Zitieren)
Die Übersetzung ist auch philologisch sehr interessant, weil sehr eng am hebräischen Text bleibend.

Ein Preisträger der Buber-Rosenzweig-Medaille (1985),
der Exeget Franz Mußner, hat ein Buch verfasst mit dem Titel: Traktat über die Juden

Franz Mußners "Traktat über die Juden" (1979, überarbeitete Neuauflage 2009) ist ein wegweisendes theologisches Werk, das einen fundamentalen Paradigmenwechsel im christlich-jüdischen Verhältnis markiert. Der zentrale Inhalt lässt sich wie folgt zusammenfassen:

Absage an die Substitutionstheologie: Mußner wendet sich entschieden von der jahrhundertelang vorherrschenden christlichen Substitutionstheologie ab. Diese besagte, dass die Kirche das "neue Israel" sei und das Judentum nach der Ankunft Jesu seine Bedeutung verloren habe. Mußner betont stattdessen, dass der "neue Bund" kein Ersatz, sondern die Vollendung des "alten Bundes" ist. Gott hat nur ein erwähltes Volk (Israel), und seine Treue zu Israel ist unverbrüchlich. Das Heil für die Völker (Heiden) impliziert keine Außerkraftsetzung der Erwählung Israels.

Betonung der Wurzeln des Christentums im Judentum: Das Buch legt einen starken Fokus auf die tiefen jüdischen Wurzeln des Christentums. Mußner zeigt auf, wie sehr die christliche Kirche dem Judentum zu verdanken hat, und prägte den oft zitierten Satz: "Israel trägt die christlichen Kirchen und nicht umgekehrt."

Bekämpfung des Antijudaismus: Der Traktat ist eine klare Absage an jeglichen Antijudaismus und Antisemitismus. Mußner argumentiert, dass eine antijüdische Haltung nicht mit dem Paulusbrief (insbesondere Röm 11,1f+32) oder dem Wesen Gottes vereinbar ist.

Lernprozess nach der Shoah: Das Buch ist zutiefst geprägt von den Erfahrungen der Shoah und des Zweiten Weltkriegs. Mußner betont, dass die Schrecken von Auschwitz und der Judenvernichtung eine grundlegende Neuorientierung im Verhältnis der Kirchen zum Judentum erzwungen haben. Er sieht darin einen notwendigen Lernprozess, der für den christlich-jüdischen Dialog und das Selbstverständnis des Christentums von größter Bedeutung ist.

"Tractatus pro Judaeis" statt "Contra Judaeos": Der Titel "Traktat über die Juden" ist bewusst gewählt und soll eine Abkehr von den historischen "Traktaten gegen die Juden" (Contra Judaeos) signalisieren. Mußner möchte vielmehr einen "Traktat für die Juden" (Tractatus pro Judaeis) vorlegen und so zu einer positiven und respektvollen Auseinandersetzung beitragen.


https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Mu%C3%9Fner
Von Mußner stammt diese Antwort auf die Frage,
wo Gott in Ausschwitz gewesen sei:
"Mitten drin!"
Re: Die vorhäutigen Philister
βροχή schrieb am 30.05.2025 um 08:36 Uhr (Zitieren)

eine grundlegende Neuorientierung im Verhältnis der Kirchen zum Judentum erzwungen



Eine neuere Neuorientierung gibt es seit 2023.
Die bisherige Woche der Brüderlichkeit, welche die Buber#Rosenzweigmedallie verleiht, wurde heruntergestuft auf Woche christlich-jüdischer Zusammenarbeit.
Kennt jmd. die Hintergründe dafür?

Re: Die vorhäutigen Philister
Udo schrieb am 30.05.2025 um 10:44 Uhr (Zitieren)
mögliche Gründe ableiten:
Sprachliche Modernisierung: Der Begriff "Brüderlichkeit" wird heute oft als nicht mehr zeitgemäß empfunden, da er sprachlich nur die männliche Form verwendet und damit nicht geschlechtergerecht ist.

Klarere Fokussierung: Die neue Bezeichnung "Christlich-Jüdische Zusammenarbeit" beschreibt direkter und konkreter, worum es bei der Veranstaltung geht - nämlich um die praktische Zusammenarbeit zwischen den beiden Religionsgemeinschaften.

Inklusivere Sprache: Moderne Organisationen bemühen sich um eine inklusivere Sprache, die alle Menschen anspricht, unabhängig vom Geschlecht.
Re: Die vorhäutigen Philister
βροχή schrieb am 30.05.2025 um 11:53 Uhr (Zitieren)
... danke für die Info.

Zusammenarbeit ist ein allgemeiner Begriff. Jeder kann das, dafür braucht es keine bes. Ge mit einsamkeiten.

Das inkludierende Äquivalent für Brüderlichkeit wäre Geschwisterlichkeit.

Offensichtlich, wird der gemeinsame Ursprung bewusst ignoriert. Bloß keine Verwandschaft mit den jeweils anderen ...

Re: Die vorhäutigen Philister
βροχή schrieb am 30.05.2025 um 12:03 Uhr (Zitieren)
... sorry tippo
Gemeinsamkeiten


Re: Die vorhäutigen Philister
filix schrieb am 30.05.2025 um 13:02 Uhr (Zitieren)
Die Sprache entspricht nicht dem Umgangsdeutsch, sondern ist eine eigens geschaffene, künstliche. Hierfür ein Beispiel: Wenn sie von den Philistern sprechen und ausdrücken wollen, daß diese unbeschnitten sind, dann schreiben sie "die vorhäutigen Philister



Inwiefern ist unbeschnitten, dessen Gebrauch bis zum Mhd. zurückreicht (unbesniten), deutsche Umgangssprache? Welchen Gewinn vom kuriosen neologistischen Zauber abgesehen, der zudem gelitten hat durch den Abstieg der Kennzeichnung von Menschen über ihre Häute, auch wenn es hier um eine spezielle und nicht um Farbe geht, kann die Bildung verbuchen? Der unvermeidliche Fokus der etymologisch verengten Perspektive auf das Anatomische wird dem hebräischen Ausdruck nicht unbedingt gerechter, er kann dessen rituelle-symbolische Bedeutung nicht besser wiedergeben und wirkt in übertragener Bedeutung, wenn z.B. Ex 6,30 von unbeschnittenen Lippen für den ungeschickten Redner die Rede ist, schlicht deplatziert.
Re: Die vorhäutigen Philister
Bukolos schrieb am 30.05.2025 um 14:44 Uhr (Zitieren)
Zitat von filix am 30.5.25, 13:02Welchen Gewinn ... kann die Bildung verbuchen?

In meinen Ohren klingt das ein im Schambereich lokalisiertes, anatomisches Merkmal aufrufende vorhautig deutlich eher pejorativ als das nur den operativen Eingriff in den Blick nehmende unbeschnitten. Zugegeben, vorhautig an Lippen klingt fremd, aber nicht weniger ja die Vorhaut des Herzens (Dtn 10, 16), deren Bildlichkeit auch Lutherbibel und Einheitsübersetzung nicht einebnen. Im Übrigen hat die Buber-Rosenzweigsche Übersetzung der Schrift die Vorhautigen ja auch gar nicht in den deutschen Wortschatz eingeführt. Man findet sie mindestens seit Georg Witzel.
Re: Die vorhäutigen Philister
Bukolos schrieb am 30.05.2025 um 14:53 Uhr (Zitieren)
Vor den Reformatoren wird man das Adjektiv wohl nicht finden können, da die Vorhaut selbst wohl eine Prägung Luthers ist.
Re: Die vorhäutigen Philister
Γραικύλος schrieb am 30.05.2025 um 15:29 Uhr (Zitieren)
Das wußte ich nicht, daß "Vorhautige" schon älter ist als Buber & Rosenzweig.
Grundsätzlich ändert das aber wohl nichts daran, daß ihre Sprache innovativ ist, oder?

Wie hat man denn vor Luther "praeputium" übersetzt?
Re: Die vorhäutigen Philister
Γραικύλος schrieb am 30.05.2025 um 15:37 Uhr (Zitieren)
Griechisch: ἡ πόσθη, τὸ πὸσθιον, ἡ ἀκροποσθία, τὸ ἀκροπόσθιον, ἡ ἀκροβυστία.

Das sind ja ziemlich viele Wörter - mit einer Übersetzung: Vorhaut.
Re: Die vorhäutigen Philister
Bukolos schrieb am 30.05.2025 um 17:27 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικύλος am 30.5.25, 15:29Grundsätzlich ändert das aber wohl nichts daran, daß ihre Sprache innovativ ist, oder?

Nun ja, der Einschätzung, dass sie eher ein neuromantisch "archaisierende[s] Edeldeutsch", wie Siegfried Kracauer in seiner Rezension von 1926 konstatiert, als modernen Sprachduktus angestrebt haben, kann man angesichts vom Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser (Gen 1, 2) oder Sätzen wie Amram nahm Jochebed seine Muhme sich zum Weib (Ex 6, 20) sich nicht völlig entziehen.
Zitat von Γραικύλος am 30.5.25, 15:29Wie hat man denn vor Luther "praeputium" übersetzt?

Lt. Grimm u. a. als überwachsung (averwassunge, overwassinghe), zageldecklin, viselhawpt, haupthutelin, zumpenhöpt, vorderhäutlein, schwantzhylsz oder auch umschreibend.
Re: Die vorhäutigen Philister
Patroklos schrieb am 30.05.2025 um 18:00 Uhr (Zitieren)
Diesen Hinweis gab es schon im Forum. Eine Charakterisierung im „Ulysses“:
„Collector of prepuces“.
Re: Die vorhäutigen Philister
Γραικύλος schrieb am 30.05.2025 um 18:00 Uhr (Zitieren)
ein neuromantisch "archaisierende[s] Edeldeutsch"

So kann man es sagen, ja.

Danke für die Auskunft zu den Vorformen von Vorhaut. schwantzhylsz resp. Schwanzhülse gefällt mir.
Re: Die vorhäutigen Philister
filix schrieb am 30.05.2025 um 19:24 Uhr (Zitieren)
In der Wenzelsbibel (Ende des 14. Jhdts) heißt es Besneidet dorv̆mme die vorhout der schame ewers herczens (Dtn 10,16 - Vulgata: circumcidite igitur praeputium cordis vestri …) - durchgesetzt scheint sich das aber vor Luther, der unabhängig darauf gekommen sein könnte, und Co nicht zu haben. Woher aber kommt die Haut eigentlich? Denn nach meinem Verständnis enthalten weder das hebräische עָרְלָה (‘orlah) noch das griechische ἀκροβυστία et al., noch das lateinische praeputium eine direkte Bedeutung von „Haut“ im anatomisch-physiologischen Sinn.
Re: Die vorhäutigen Philister
Patroklos schrieb am 30.05.2025 um 19:39 Uhr (Zitieren)
Heißt „praeputium“ nicht wörtlich lediglich „das, was vor dem Penis ist“?
Re: Die vorhäutigen Philister
Γραικύλος schrieb am 30.05.2025 um 22:36 Uhr (Zitieren)
Der Walde/Hofmann vermutet ein pūtos = Penis.
Re: Die vorhäutigen Philister
Bukolos schrieb am 30.05.2025 um 23:45 Uhr (Zitieren)
Die Vorhaut Christi übrigens bot ein zeitweilig nicht unerhebliches theologisches Problem: Blieb sie bei der Himmelfahrt Christi auf Erden oder ist sie mit emporgefahren? Die englischen Freidenker George William Foote und Joseph Mazzini Wheeler hatten Ende des 19. Jhs. einen originellen Einfall hierzu, den sie dem griechisch-italienischen Gelehrten des 17. Jhs. Leon Allatios (Leone Allacci) unterschoben:

It should be added that at least one Catholic writer has devoted a treatise to the Savior's foreskin, asserting that it ascended, like Jesus himself, and expanded into one of the rings of Saturn.*

Zwar plante Allatios tatsächlich eine Schrift mit dem Titel De Preputio Domini nostri Iesu Christi Diatriba im 8. Band seiner Symmikta zu veröffentlichen, nur ist es nicht mehr dazu gekommen. Erschienen sind lediglich die Bände 1 und 2 sowie eine Ankündigung des Inhalts der übrigen Bände.** Footes und Wheelers Kuckucksei fand dennoch solchen Anklang, dass es nicht nur in der Wikipedia und diversen journalistischen Arbeiten, sondern auch in mancher wissenschaftlichen Veröffentlichung zitiert wurde.

* G. W. Foote / J. M. Wheeler: Crimes of Christianity, Vol. 1, London 1887
https://books.google.de/books?id=iJblZwTS9AgC&pg=PA94
** https://books.google.de/books?id=qGSRqP1k3XAC&pg=PA20
Re: Die vorhäutigen Philister
Γραικύλος schrieb am 30.05.2025 um 23:54 Uhr (Zitieren)
Kurios. Wenn alles, was jemals zu seinem Körper gehört hatte, mit ihm emporfahren sollte, dann käme da ja noch einiges andere in Betracht, wobei seine abgeschnittenen Fingernägel noch harmlos wären.

Oder kommt der Vorhaut eine besondere Bedeutung zu?

Eine Bekannte hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß Jesus immer mit langen Haaren und Bart dargestellt wurde, weil das Schneiden seiner Haare - wie bei Samson - den Verlust göttlicher Gunst und Kraft bedeutet hätte.
Re: Die vorhäutigen Philister
filix schrieb am 31.05.2025 um 00:47 Uhr (Zitieren)
Zellbiologisch ist der Mensch ja ein Spezialfall des Schiff-des-Theseus-Paradoxons.


daß Jesus immer mit langen Haaren und Bart dargestellt wurde


In der frühchristlichen Kunst ist diese Darstellung zunächst eher unüblich, sie kommt im 3. Jahrhundert auf und wird erst im 6. Jahrhundert kanonisch.

Re: Die vorhäutigen Philister
Γραικύλος schrieb am 31.05.2025 um 01:11 Uhr (Zitieren)
Ich erinnere mich, einst in der Wiener Hofburg unter all den Reliquien die Milch der Jungfrau Maria gesehen zu haben. Immer hatte ich die Hoffnung, auch der Vorhaut Jesu zu begegnen. Aber wenn die mit ihm in den Himmel aufgestiegen ist, kann ich danach lange suchen.
Re: Die vorhäutigen Philister
βροχή schrieb am 31.05.2025 um 06:29 Uhr (Zitieren)

Immer hatte ich die Hoffnung, auch der Vorhaut Jesu zu begegnen.


ehrlich?
Viell. gibt es ja noch Lenins Mumie zu bestaunen,
zugegeben, nicht ganz so antik...
Re: Die vorhäutigen Philister
Aurora schrieb am 31.05.2025 um 07:17 Uhr (Zitieren)
Zur Auferstehung Jesu:
Gerd Lüdemann, Der große Betrug

Mit diesem Buch verabschiedet sich der evangelische Theologe Gerd Lüdemann endgültig vom Christentum. In einem an Jesus gerichteten Brief begründet er diesen Schritt: »Das Allermeiste, was Du der Bibel zufolge gesagt, bzw. getan hast, hast Du gar nicht getan.« In allgemeinverständlicher Weise stellt Lüdemann unechte Jesusworte und -taten vor und vergleicht sie mit den zwar wenigen, aber dafür umso eindrucksvolleren echten Worten und Taten Jesu. Was auf diese Weise von Jesus und seiner Lehre übrigbleibt, reicht freilich nicht länger aus, um damit ein Christentum zu begründen. Deutlich wird, daß Christen sich Jesus zu allen Zeiten so zurechtgemacht haben, wie es ihren Wünschen und Interessen entsprach. Dieses bestürzende Urteil trifft nicht erst auf die Interpreten Jesu in der neuesten Zeit zu, sondern bereits auf die Verfasser der biblischen Schriften. Person und Verkündigung Jesu haben zwar die tiefe Sympathie des Autors, doch kann ihnen nicht mehr die einzigartige Bedeutung zukommen, die sie dem kirchlichen Dogma zufolge nach wie vor besitzen. Es wird deutlich, daß die drei wesentlichen Fundamente des Christentums nicht länger aufrechtzuerhalten sind: Der Gedanke der Schöpfung aus dem nichts, der Glaube an eine Auferstehung sowie die Begründung einer Ethik auf der Grundlage der Verkündigung Jesu. Präzise wird gezeigt, daß die historische Person Jesus über weite Strecken des Neuen Testaments bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Nur an wenigen Stellen läßt sich noch ein schhattenhafter Umriß seiner Person erahnen. Lüdemanns Ziel ist es, in verständlicher Sprache über den eigentlichen Ursprung der abendländischen Kultur aufzuklären


Willy Marxen:
Willi Marxsen lenkte ausgehend von der von ihm äußerst kritisch gesehenen Frage nach dem „historischen Jesus“ (Leben-Jesu-Forschung) das Augenmerk besonders auf die Auferstehungsthematik. Hier führte er die Differenzierung zwischen dem „Jesus-Kerygma“ und dem „Christus-Kerygma“ ein. In dieser Position unterschied er sich von Rudolf Bultmann. Bultmann sah den Beginn des Christentums erst nach Kreuzigung und Auferstehung Jesu (Christus-Kerygma), für Marxsen gab es eine ungebrochene Kontinuität zwischen dem durch das Wirken des Menschen Jesus schon zu dessen Lebzeiten hervorgerufenen Glauben und dem nachösterlichen christlichen Glauben (Jesus-Kerygma). Marxsen formulierte in seinen Lehrveranstaltungen sinngemäß stets: „Ostern bedeutet, dass der am Kreuz ‚gescheiterte‘ Glaube neu gewagt wurde“, wobei er die Inhalte des nachösterlichen Glaubens als im Prinzip die gleichen sah wie diejenigen zur Zeit des Lebens und Wirkens Jesu. Er bezeichnete die Auferstehung Jesu als „Widerfahrnis des Sehens“ gegenüber seinen Jüngern und als ein „zeitbedingtes Interpretament“.

https://de.wikipedia.org/wiki/Willi_Marxsen
Re: Die vorhäutigen Philister
Patroklos schrieb am 31.05.2025 um 08:31 Uhr (Zitieren)
Kennt jemand dies Werk?
Alphons Victor Müller,
Die hochheilige Vorhaut Christi im Kult und in der Theologie der Papstkirche. Schwetschke, Berlin 1907,
Re: Die vorhäutigen Philister
βροχή schrieb am 31.05.2025 um 09:02 Uhr (Zitieren)


Mit diesem Buch verabschiedet sich der evangelische Theologe Gerd Lüdemann endgültig vom Christentum. In einem an Jesus gerichteten Brief begründet er diesen Schritt: »Das Allermeiste, was Du der Bibel zufolge gesagt, bzw. getan hast, hast Du gar nicht getan.«



Wenn jmd. mit Klauen und Zähnen Glaubensinhalte bekämpft, mit dem Argument, dass sie keine Wissensinhalte sind, dann ist er nicht fähig, den Unterschied zw. Wissen und Glauben zu erkennen.
Er verficht ein Dogma.




Re: Die vorhäutigen Philister
Bukolos schrieb am 31.05.2025 um 09:10 Uhr (Zitieren)
Zitat von Γραικύλος am 31.5.25, 1:11Immer hatte ich die Hoffnung, auch der Vorhaut Jesu zu begegnen.

Bis 1983 hättest du sie in Poitiers bewundern können.
Re: Die vorhäutigen Philister
Udo schrieb am 31.05.2025 um 10:43 Uhr (Zitieren)
Er verficht ein Dogma.

Wie meinst du das?
Warum soll jemand etwas glauben, was Unsinn ist
bzw. nur Metapher oder literarisches Mittel?
Wasser in Wein zu verwandeln ging damals genauso wenig wie heute.
Oder über Wasser zu gehen.
Die Gravitation und Chemie gilt ab dem Urknall überall im Kosmos.
Hier wird m.E. nichts bekämpft, sondern klar gestellt.
Re: Die vorhäutigen Philister
Patroklos schrieb am 31.05.2025 um 11:12 Uhr (Zitieren)
Im Zitat von Willy Marxen (gegen Ende des Textes) steckt ein Druckfehler.
Statt „Widerfahrnis des Sehens“ recte
„Widerfahrnis des Gehens“.
Re: Die vorhäutigen Philister
βροχή schrieb am 31.05.2025 um 11:19 Uhr (Zitieren)

Warum soll jemand etwas glauben


von "soll glauben" schrieb ich doch gar nicht,
WIE kommst du denn darauf?

Jmd. wünscht sich Jesus Vorhaut zu sehen. Dieser Wunsch ist an sich schon ein bisschen seltsam, erst recht, wenn man nicht an Jesus glaubt. Warum wünscht er sich nicht, die Vorhaut von Lenin zu sehen, die Chancen, dass der Wunsch erfüllt werden könnte, stehen wesentlich besser.




Re: Die vorhäutigen Philister
Udo schrieb am 31.05.2025 um 12:11 Uhr (Zitieren)
von "soll glauben" schrieb ich doch gar nicht,

Du sprichst von Glaubensinhalten.
Wenn jmd. mit Klauen und Zähnen Glaubensinhalte bekämpft,


Jmd. wünscht sich Jesus Vorhaut zu sehen.

Warum sollte jemand das wollen?
Das hat für mich "perverse" Züge.

Was heißt "an Jesus glauben"?
Re: Die vorhäutigen Philister
βροχή schrieb am 31.05.2025 um 12:51 Uhr (Zitieren)
Lies hier im thread. Sowas denke ich mir nicht aus, ich käme nie im Leben auf so eine Idee.

Ald ich das Wort Glaubensinhalte benutzte, war das lediglich eine Reaktion auf vorherige posts.
Das Thema Religion stosse ich meinerseits nicht an.
Re: Die vorhäutigen Philister
filix schrieb am 31.05.2025 um 12:51 Uhr (Zitieren)
Wem, sie sehen zu wollen, nicht genügt, der mag auf den Spuren der Agnes Blannkine zur Kommunion fortschreiten, die auch Einlass in Alphons Victor Müllers erwähnte Schrift gefunden hat:

Und siehe, alsbald spürte sie auf der Zunge ein kleines Häutchen nach Art eines Eihäutchens mit allergrößter Süße, das sie verschluckte. Nachdem sie es verschluckt hatte, spürte sie wieder das Häutchen auf der Zunge mit Süße, wie vorher, und verschluckte es wiederum. Und dies geschah ihr wohl hundert Mal. (...) Und es wurde ihr gesagt, daß die Vorhaut mit dem Herrn am Tag der Auferstehung auferstand. So groß war die Süße beim Kosten dieses Häutchens, daß sie in allen Gliedern und Teilen der Glieder eine süße Veränderung spürte.


https://archive.org/details/diehochheiligevo00mull/

Re: Die vorhäutigen Philister
Patroklos schrieb am 31.05.2025 um 13:07 Uhr (Zitieren)
Eine lässliche Sünde im Geiste?
Re: Die vorhäutigen Philister
βροχή schrieb am 31.05.2025 um 13:10 Uhr (Zitieren)
... die Strafe für das ganze Süsszeug ist Karies

Re: Die vorhäutigen Philister
filix schrieb am 31.05.2025 um 13:31 Uhr (Zitieren)
Zur Mystik der Fellatio hat man als zeitgenössischer Leser schon preiswürdig Schlechteres vorgesetzt bekommen, zumeist vom herabblickenden Part der Angelegenheit.
Re: Die vorhäutigen Philister
Patroklos schrieb am 31.05.2025 um 14:19 Uhr (Zitieren)
Ein Tip an Haribo oder Emser Pastillen könnte einträglich sein. Blannbekiner.
(Sie hieß Blannbekin, Wiener Maderl. Ca. 1250-1315)
Re: Die vorhäutigen Philister
Patroklos schrieb am 31.05.2025 um 14:54 Uhr (Zitieren)
James Joyce kannte das obige Buch von Müller. Hierzu gibt es einen Aufsatz im Netz, teilweise.
https://muse.jhu.edu/pub/80/article/222185/pdf
 
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