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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
δεῖμα Πανικόν (728 Aufrufe)
ανδρέας schrieb am 19.09.2010 um 12:44 Uhr (Zitieren)
„Panik“- ein unbegründeter plötzlicher Schrecken wurde dem Pan zugeschrieben. Die Hirten verehrten Pan als Gott des Waldes und der Natur, fürchteten sich aber vor seinem Anblick. Die Mittagsstunde war ihm heilig und so konnte er sehr übel reagieren, wenn man ihn zu dieser Zeit störte. Er jagte dann z.B. ruhende Herdentiere durch den „panischen Schrecken“ zu jäher Massenflucht auf (engl. „Stampede“). Erschreckende nächtliche Laute, deren Ursprung den Leuten nicht klar war, wurden Pan zugeschrieben.
Im Spiegel stand mal ein interessanter Artikel über Panik:
„Unterschiedliche Charaktere schälen sich in der Not heraus: Auf zehn Personen kommt ungefähr ein Anführer, der plötzlich die Leitfigur spielt. Zehn weitere Prozent - der Forscher nennt sie "die Sensiblen" - laufen bei der kleinsten Gefahr los. Die restlichen 80 Prozent sind jene, die blind der Masse folgen …“

„ … Menschen, die in einer Masse fliehen, die plötzlich ins Stocken gerät, laufen nach ziemlich exakt 15 Sekunden in eine andere Richtung los …“

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-60883197.html

Also:
10 % Kopflose
80 % Mitläufer
10 % Anführer, die den Überblick behalten (wollen)

Ist dies nicht auch ein Abbild für das Verhalten der Gesellschaft in Krisensituationen (z.B. Börsencrash, Pogrome, Wahlverhalten) überhaupt? Und sagt dies nicht auch etwas über die leichte Manipulierbarkeit von Menschen aus, wenn es um gefühlte oder tatsächliche Bedrohungen geht?

Kurzum: kann man der „Masse“ überhaupt einen Willen zubilligen?
Re: δεῖμα Πανικόν
Γραικίσκος schrieb am 19.09.2010 um 13:40 Uhr (Zitieren)
Daß Menschen Herdentiere sind, ist ja nicht überraschend. Mir persönlich neu ist die Unterscheidung zwischen Leittieren und denen, die hier "die Sensiblen" genannt werden. Ich dachte wohl, daß in einer Panik "die Herde" denen nachläuft, die als erste in Panik geraten. Anscheinend ist das nicht so?

***

Nietzsche unterscheidet die Menschen (unabhängig vom Phänomen der Panik) ebenfalls in drei Typen, aber in andere: 1. Herdentiere, 2. Leithammel, 3. Raubtiere - wobei die Raubtiere ebenfalls eine wichtige Funktion für die Gesellschaft haben: Sie nötigen die Menschen, in einer Gemeinschaft zusammenzustehen, um sich vor den "Raubtieren" zu schützen. Ohne diese gäbe es keine Notwendigkeit für eine Herdenbildung und damit keine Herde.
Re: δεῖμα Πανικόν
ανδρέας schrieb am 19.09.2010 um 13:57 Uhr (Zitieren)
80 % Mitläufer und 10 % Kopflose, d.h. 90 % folgen entweder dem Instinkt oder den anderen

Einer der striktesten Verfechter der französischen Revolution –Marat - war wegen seines quälenden Hautleidens (Skrofulose) zwar an die Badewanne gefesselt, begründete seine Forderungen aber regelmäßig mit dem Willen der Massen, die er aber doch eher selten selbst befragen konnte. Auch der Sturm auf die Bastille war eher ein Missverständnis, das wegen der unübersichtlichen Situation im Gewaltakt endete. Mao gab auch stets vor, den Willen der Massen zu kennen:

http://www.planet-wissen.de/laender_leute/china/mao_zedong/china_mao_biografie2.jsp

Alle totalitären Systeme haben sich als „Massenbewegungen“ verstanden. Der Wille des Individuums passt ja auch nicht in die Diktatur.

Gefahr droht m.E. der Demokratie durch Populisten, d.h. durch Leute, die es verstehen, dem Volk mit (meist kurzsichtigen) einfachen Rezepten mehr zu versprechen, als realistisch ist - während verantwortungsvolle Politiker sich mit der harten Wahrheit unbeliebt machen.

Das Ende der Demokratie in Athen begann doch damit, dass Perikles die Bundesgenossen Athens aus den Perserkriegen immer mehr als Untertanen statt als gleichberechtigte Partner behandelte. Sein Neffe Alkibiades war ein geschickter Redner und verführte das Volk zu Eroberungskriegen. Griechische Städte erhoben sich mit Hilfe Spartas gegen die Herrschaft Athens und beendeten sie und damit scheiterte auch die Demokratie.
Das sollte uns zu denken geben.
 
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