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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Kindstötung aus Geiz (251 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 05.07.2025 um 15:53 Uhr (Zitieren)
Γεννηθὲν τέκνον κατεπόντισεν Αὖλος ὁ κνιπὸς
ψηφίζων αὐτοῦ σῳζομένου δαπάνας.

Aulos, der Geizhals, ertränkte sein neuestes Kindlein im Meere,
da er die Kosten bedacht, wenn es am Leben ihm blieb.

[Lukillios; Anthologia Graeca XI 172]
Re: Kindstötung aus Geiz
Werner schrieb am 05.07.2025 um 16:38 Uhr (Zitieren)
neuestes Kindlein

Kann man das im Dt. sagen?
Γεννηθὲν heißt doch einfach nach der Geburt.
(Partizip Aorist Passiv)
Es kann auch sein erstes Kind sein, oder?
"neuestes" legt für mich mehrere Vorgänger:innen zugrunde.

κατεπόντισεν

Interessantes Verb, noch nie gehört oder gelesen.
Ein Denominativ? Er "untermeerte" es.

In Dt. gibt es Analogien:
Deutsche Verben von "Meer" abgeleitet:

meren (veraltet) - über das Meer fahren
vermeren (veraltet) - durch Seefahrt verlieren
übermeren (veraltet) - über das Meer fahren
bemeren (veraltet) - mit dem Meer umgeben
meeren (regional) - salzen, pökeln
vermeeren (sehr selten) - durch Meereskräfte zerstören
Re: Kindstötung aus Geiz
Γραικύλος schrieb am 05.07.2025 um 18:33 Uhr (Zitieren)
Eine Übersetzung, so sagt man ja, kann schön sein oder genau, niemals beides zugleich. Und Beckby dichtet nach. Dafür ist die Übersetzung in der LCL, wie ich den hier vorgestellten Beispielen entnehme, genauer, wörtlicher.
Re: Kindstötung aus Geiz
Patroklos schrieb am 05.07.2025 um 18:42 Uhr (Zitieren)
Darf ich Wikipedia bemühen? Beckby entsprach wunderbar dem großartigen philologischen Lehrertyp des 19. Jahrhunderts. (Siehe Tycho Mommsen)
Hermann Beckby (* 13. Mai 1890 in Oberlahnstein; † 13. März 1980 in Diez) war ein deutscher Philologe und Lehrer.

Leben
Er war der Sohn eines Tischlers und besuchte 1902 bis 1909 das Gymnasium in Oberlahnstein. Anschließend studierte er Klassische Philologie an der Universität Bonn. Anschließend war er als Lehrer in Kassel, Hersfeld, Hirschberg/Schlesien und Oels bei Breslau tätig. Nach 1945 kehrte er in seine Heimat zurück und unterrichtete bis zu seinem Ruhestand 1955 als Studienrat am Goethe-Gymnasium in Bad Ems.

Neben einigen altphilologischen Sachbüchern gab Beckby 1957–1958 für Deutschland erstmals vollständig die Anthologia Graeca heraus.
Re: Kindstötung aus Geiz
Udo schrieb am 06.07.2025 um 13:29 Uhr (Zitieren)
Eine Übersetzung, so sagt man ja, kann schön sein oder genau, niemals beides zugleich

Kann man das so pauschal sagen?
Gibt sollte doch Gegenbeispiele geben
für kongeniale Übersetzungen.

Es gibt durchaus Gegenbeispiele für kongeniale Übersetzungen,
die sowohl schön als auch genau sind:

Klassische Beispiele:
Rilkes Baudelaire-Übersetzungen
Stefan Georges Dante-Übertragungen
Celan übersetzt Shakespeare-Sonette

Moderne Beispiele:
Swann Gebauers Joyce-Übersetzungen
Hans Wollschlägers "Ulysses"
Christa Schuenkes Beckett-Übertragungen

Diese Übersetzer schaffen es, sowohl die semantische Präzision
als auch die ästhetische Qualität des Originals zu bewahren -
manchmal sogar zu übertreffen.
Re: Kindstötung aus Geiz
Udo schrieb am 06.07.2025 um 14:01 Uhr (Zitieren)
*Es sollte ...
Re: Kindstötung aus Geiz
Bukolos schrieb am 06.07.2025 um 14:40 Uhr (Zitieren)
Rilke ist zwar bekannt für seine Übersetzungen von Paul Valéry, Louize Labé, Elizabeth Barrett-Browning und Michelangelo, aber von Baudelaire hat er tatsächlich nur drei Gedichte übertragen (eines davon blieb im Entwurfsstadium).

Die beiden anderen kongenialen Halluzinationen darfst du selbst identifizieren.
Re: Kindstötung aus Geiz
filix schrieb am 07.07.2025 um 00:03 Uhr (Zitieren)
Anouk Feddersen. Übersetzte Madame Bovary ins Plattdeutsche. Niemand weiß, warum, aber es heißt, es sei „eine Befreiung“.
 
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