α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Exzesse im Theater (213 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 15.07.2025 um 11:32 Uhr (Zitieren)
Tertullian, Apologeticum 15, 4-6:
Plane religiosiores estis in cavea, ubi super sanguinem humanum, super inquinamenta poenarum proinde saltant dei vestri, argumenta et historias noxiis ministrantes, nisi quod et ipsos deos vestros saepe noxii induunt.
vidimus aliquando castratum Attin, illum deum ex Pessinunta, et qui vivus ardebat, Herculem induerat. Risimus et inter ludicras meridianorum crudelitates Mercurium mortuos cauterio examinantem; vidimus et Iovis fratrem gladiato-rum cadavera cum malleo deducentem.
singula ista quaeque adhuc investigare quis posset, si honorem inquietant divinitatis, si maiestatis vestigia obsoletant, de contemptu utique censentur tam eorum, qui eiusmodi factitant, quam eorum, quibus factitant.

Allerdings – größere Gottesfurcht zeigt ihr [sc. Heiden] im Amphitheater, wo über dem Menschenblut, über dem Unrat der Strafen eure Götter gleichermaßen tanzen und den Verbrechern Themen und Geschichten liefern – wenn nicht etwa, wie so oft, die Verbrecher eure Götter selbst verkörpern.
Wir haben einmal gesehen, wie Attis, euer Gott aus Pessinus, kastriert wurde; und ein anderer, der lebendig verbrannt wurde, verkörperte den Hercules. Wir haben auch bei den grausamen Belustigungen der Mittagskämpfer gelacht, wenn Merkur die Toten mit einem Brenneisen untersuchte; wir haben ebenso gesehen, wie Juppiters Bruder, ausgerüstet mit einem Hammer, die Leichen der Gladiatoren wegführte.
All dies und was man noch aufspüren könnte, muß doch wohl, wenn es die Ehre der Gottheit schmälert, wenn es der Erhabenheit Spuren verwischt, einem Gefühl der Geringschätzung entspringen, auf seiten derer, die derartiges tun, wie auch auf seiten derer, vor denen sie es tun.

[Tertullian: Apologeticum – Verteidigung des Christentums. Hrsg. v. Carl Becker. München 1952, S. 112 f.]
Re: Exzesse im Theater
Γραικύλος schrieb am 15.07.2025 um 13:05 Uhr (Zitieren)
Das ist wohl so gemeint, daß der Schauspieler, der Hercules darstellte, in der entscheidenden Schlußszene durch einen Sklaven als Stuntman ersetzt wurde; die werden nicht den Schauspieler verbrannt haben.

Ob das so tatsächlich stattgefunden hat? Wir haben es hier mit christlicher Propaganda zu tun.
Re: Exzesse im Theater
filix schrieb am 15.07.2025 um 13:44 Uhr (Zitieren)
An außerchristlichen Zeugnissen für die spektakuläre Grausamkeit in den römischen Arenen herrscht nun nicht gerade Mangel, für das vivicomburium kann man z.B. auf Tacitus, wohl kaum christlicher Propagandist, verweisen (Ann.15,44), wo es Christen trifft, die zum Spott am Kreuz angezündet werden.

Von einem (teuren) Schauspieler ist im Text auch nicht unbedingt die Rede, der arme Teufel ist bloß als Herkules ausstaffiert, die Idee mit dem Stuntman scheitert außerdem an der technischen Umsetzung. Eine lebende Fackel, die unversehrt gelöscht wird am Ende der Vorstellung, erfordert jede Menge spezielle Materialien und Knowhow (feuerresistente Kleidung, Hitzeschutz, spezielle Hydrogele auf Haut und Kleidung, kontrollierbare Brennstoffe und zuverlässige Löschmittel), über die die Antike nicht verfügte.


Re: Exzesse im Theater
βροχή schrieb am 15.07.2025 um 14:13 Uhr (Zitieren)
Apologetik gegen Nichtchristen Heiden

Tertullian plante ein umfangreiches Werk zur Verteidigung des christlichen Glaubens gegenüber der paganen Mehrheitsgesellschaft (Ad nationes, um 197). Darin ging er besonders auf den Vorwurf ein, die Vernachlässigung des Kults der traditionellen Götter habe zu Krisen in der römischen Gesellschaft geführt.
Quelle: Wiki




https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/80/Tunisia-3363_-_Amphitheatre_Spectacle.jpg/1280px-Tunisia-3363_-_Amphitheatre_Spectacle.jpg

Vollzug der Todesstrafe durch damnatio ad bestias. Christliche Märtyrer wurden öfter auf diese Weise hingerichtet, so auch Perpetua und Felicitas in Karthago (Bodenmosaik aus Thysdrus, 3. Jahrhundert, Archäologisches Museum El Djem)



https://de.wikipedia.org/wiki/Damnatio_ad_bestias

Re: Exzesse im Theater
βροχή schrieb am 15.07.2025 um 14:27 Uhr (Zitieren)
Bereits in den ersten beiden Versen wird angedeutet, dass die im Amphitheater errichtete Kulisse einer aus dem Mythos bekannten Umgebung nachempfunden ist. Als Vorbild wählte man hier das Rhodopegebirge, die Heimat des Sängers Orpheus. Mit repserunt scopuli mirandaque silva cucurrit (epigr. 21,3) wird diese Vermutung noch bestärkt. Felsen und Bäume – oder zumindest Attrappen davon – wurden in das Amphitheater gebracht. Um diese künstliche Gebirgslandschaft mit Leben zu füllen, wird neben dem später genannten Bären auch pecori genus omne ferarum (epigr. 21,5) aufgeboten. Mit dem letzten Vers verdeutlich Martial jedoch, dass der hier nachgestellte Tod des Orpheus, auf den auch in epigr. 21b Bezug genommen wird, von der mythologischen Vorlage abweicht. Eine ähnliche Vorgehensweise lässt sich in einem weiteren Gedicht ausmachen: Daedale, Lucano cum sic lacereris ab urso, /
quam cuperes pinnas nunc habuisse tuas! Hier wird vom gewaltsamen Tod des Daidalos
durch einen Bären berichtet, der sich so nicht in der Überlieferung des Mythos findet. Mit
hoher Wahrscheinlichkeit liegt auch diesem Epigramm eine Hinrichtung im mythologischen
Gewand zugrunde
, die irgendeinen Bezug zur Geschichte um den brillanten Erfinder und
Baumeister besitzt. Neben dem Mythos wurden auch Szenen aus der römischen Geschichte
nachgestellt; so berichtet Martial in zwei Epigrammen von einem Delinquenten, dessen rechte Hand in Anlehnung an die Tat des Mucius Scaevola in der Arena verbrannt wurde.

Quelle: https://epub.uni-regensburg.de/33718/1/Dissertation%20Stefan%20Beck.pdf

Re: Exzesse im Theater
βροχή schrieb am 15.07.2025 um 14:40 Uhr (Zitieren)
Perpetua und Felicitas (* um 181; † 7. März 203 in Karthago) gehören zu den ersten Märtyrinnen, deren Schicksal zuverlässig überliefert ist.

Nach noch erhaltenen frühchristlichen Augenzeugenberichten wurden die vornehme Perpetua und ihre Sklavin Felicitas im Jahre 203 im römischen Karthago verhaftet und zum Tode verurteilt, weil sie sich auf die Taufe vorbereiteten und ihrem Glauben nicht abschwören wollten. Perpetua stammte aus einer adeligen Familie und war verheiratet. Zum Zeitpunkt ihres Todes war sie der Überlieferung nach 22 Jahre alt und hatte bereits einen Sohn im Säuglingsalter, während Felicitas, ihre Sklavin und Gefährtin, ein Kind erwartete. Außerdem wurden sie von Revocatus, Saturninus, Secundulus und Saturus begleitet, welcher sich freiwillig dem Magistrat stellte und sich zum Christentum bekannte. Perpetua und ihre Gefährten waren Katechumenen und wurden kurz vor ihrem Martyrium getauft.
Die Hinrichtung im Amphitheater fand anlässlich der Geburtstagsfeier Getas, des jüngeren Sohnes von Kaiser Septimius Severus, statt.
Quelle: Wiki
Re: Exzesse im Theater
Γραικύλος schrieb am 15.07.2025 um 15:47 Uhr (Zitieren)
Ich bin von einer Theateraufführung ausgegangen, d.h. eines der Herakles-Dramen, und habe mir gedacht, daß man für diesen einen Schlußgag keinen ausgebildeten Schauspieler opfern wird. Daher habe ich angenommen, daß dieser für die Schlußszene durch einen Sklaven o.ä. ersetzt wurde.
Die Darstellung des Tertullian läßt allerdings auch eine andere Deutung zu: die als Spezialshow im Amphitheater.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Wasserfall

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.