βροχή schrieb am 16.07.2025 um 13:04 Uhr (Zitieren)
Re: Wilfried Stroh
νεκροδοξία schrieb am 16.07.2025 um 14:16 Uhr (Zitieren)
Woher stammt die Meldung?
Die LMU weiß nichts davon und auf Wikipedia lebt er auch noch.
Re: Wilfried Stroh
Werner schrieb am 16.07.2025 um 15:02 Uhr (Zitieren)
Ein Freund schrieb mir gestern:
Valahfridus noster hodie supremum diem obiit.
Da er Stroh gut kennt/kannte und oft von ihm sprach, ging ich davon aus,
dass er nur Stroh meinen kann.
Ich komme nun aber ins Zweifeln und werde nachfragen.
Ich werde, falls ein Irrtum, den Betreiber um Löschung bitten.
Re: Wilfried Stroh
βροχή schrieb am 16.07.2025 um 15:44 Uhr (Zitieren)
Valahfridus war sein Spitzname,
ganz sicher ist er gemeint.
Re: Wilfried Stroh
Werner schrieb am 17.07.2025 um 13:48 Uhr (Zitieren)
βροχή schrieb am 17.07.2025 um 13:53 Uhr (Zitieren)
Werner, Traueranzeigen, Nachruf der Uni, Wikieintrag usw. erscheinen nicht immer sofort, eine zeitliche Verzögerung ist normal.
Re: Wilfried Stroh
Werner schrieb am 17.07.2025 um 14:21 Uhr (Zitieren)
Bei wikipedia geht es oft ruckzuck, oft in wenigen Stunden,
wenn der/dieBetreffende bekannt genug ist.
Ein klassischer Promi war/ist Stroh nicht außer vlt. in der klassischen Philologie.
Oder die Familie hält die Nachricht bis nach der Beerdigung zurück.
Das kommt auch immer wieder vor.
Re: Wilfried Stroh
Γραικύλος schrieb am 17.07.2025 um 14:24 Uhr (Zitieren)
In der FAZ stand kürzlich ein Artikel über eine Vielzahl veralteter Wikipedia-Beiträge.
Daß es manchmal auch sehr schnell geht, spricht ja nicht dagegen.
Re: Wilfried Stroh
Werner schrieb am 17.07.2025 um 16:37 Uhr (Zitieren)
Der Freund mir nun definitiv bestätigt, dass
Stroh vorgestern verstorben ist.
Wilfried Stroh (* 26. Dezember 1939 in Stuttgart, † 15. Juli 2025[1] in München), lateinisch auch Valahfridus, war ein deutscher Klassischer Philologe.
filix schrieb am 26.07.2025 um 01:48 Uhr (Zitieren)
Valahfridus (von Walahfrid wie Walahfrid Strabo, der Dichter der karolingischen Renaissance) ist nicht, wie der Eintrag insinuiert, die Latinisierung von Wilfried. Walah bedeutet Fremder, insbesondere Römer und (romanisierter) Kelte (aus der nördlichen Perspektive, vgl. das veraltende, abwertende welsch), Wil- hingegen verweist auf ahd. willo = Wollen, Verlangen, Absicht usf.
Offensichtlich wollte Stroh sich den Beinamen eines Schützers der Römer (-frid von ahd. fridu = Friede, Frieden, Schutz, Sicherheit, …) geben, nicht seinen Vornamen in humanistischer Tradition latinisieren.
Re: Wilfried Stroh
βροχή schrieb am 26.07.2025 um 04:36 Uhr (Zitieren)
Dass Valahfridus keine Übersetzung von Wilfried ist, sondern ein Beiname, sagte meine Intuition schon. Die echte Übersetzung kannte ich noch nicht, sie passt gut. Fraglich bleibt, ob er sich diesen namen selber gab, oder ihn bekam.
Re: Wilfried Stroh
βροχή schrieb am 26.07.2025 um 04:58 Uhr (Zitieren)
In Freising wurden Papst Benedikt und sein Bruder
am selben Tag zu Priestern geweiht.
Das habe ich mal zufällig mitbekommen.
Re: Wilfried Stroh
filix schrieb am 26.07.2025 um 11:56 Uhr (Zitieren)
Jedenfalls hat er zu dieser Zweideutigkeit beigetragen insofern, als er unter nach dem zweiteiligen deutschen Namensschema gebildeten Valahfridus Stroh u.a. publizierte (Wiltrud Baier/Valahfridus Stroh: De Melampode vate et medico [mythologische Comics]. Herrsching (Bozorgmehri & Spann) 1995). Man vergleiche auch den lat. Wikipediaeintrag Valahfridus Stroh vel Strutius, vulgo Wilfried Stroh oder irreführende bibliographische Angaben vom Typ »Stroh, Wilfried (Valahfridus) 1991 : Heroides Ovidianae cur epistulas scribant . In: Giuseppe Papponetti (Hg.): Ovidio …« Die Todesanzeige gibt ihm indes recht unmissverständlich die Funktion eines agnomen, wer immer dieses Stroh verlieh.
Re: Wilfried Stroh
filix schrieb am 26.07.2025 um 11:59 Uhr (Zitieren)
*gebildetem
Re: Wilfried Stroh
Patroklos schrieb am 26.07.2025 um 12:04 Uhr (Zitieren)
Verfasser des Nachrufs.
Wir kennen ja einige monikers, aber dieser ist zu gut,….. dachte ich. Doch es ist ein Klarname. Die Namensgeber hatten Witz.
Re: Wilfried Stroh
filix schrieb am 26.07.2025 um 12:43 Uhr (Zitieren)
Auch der phonetische (falsche) Namensvetter des Besuchers einer meagre Latin class befeuert im Nachruf die Doppeldeutigkeit: »… und eben jenem für sein lebendiges Latein brennenden schwäbischen Feuerkopf Wilfried Stroh, der sich dann irgendwann auch gleich selbst komplett latinisierte: Er war dann einfach nur noch „der Valahfridus“.«
Das höre ich zum ersten Mal.
Etymologie unklar:
probably from Shelta (language of Irish itinerants) mŭnnik, modification of Irish ainm
A moniker is a nickname or pet name for a person.
People who are dating or friends often have monikers like "Sweetie" and "Schmoopie."
The earliest known use of the verb moniker is in the 1920s.
OED's earliest evidence for moniker is from 1923, in the writing of S. Ornitz.
Re: Wilfried Stroh
filix schrieb am 26.07.2025 um 13:46 Uhr (Zitieren)
* The etymology of Monica is unknown. Its earliest attestation known today is as the name of Saint Monica, mother of Saint Augustine.[…] It has also been associated with the Greek word monos (μόνος), meaning "alone". (WP)
Re: Wilfried Stroh
Patroklos schrieb am 26.07.2025 um 13:46 Uhr (Zitieren)
Wohl auch der neue Name, den sich monks beim Eintritt ins Kloster geben.
Re: Wilfried Stroh
βροχή schrieb am 26.07.2025 um 14:04 Uhr (Zitieren)
Dieser Beinahme erinnert mich an die Zwischennamen von Musikern. Stroh war auch Künstler mit seinen besonderen Vorträgen. Er könnte den Valahfridus von Komilitonen, Kollegen oder Studenten bekommen haben, oder eben selbstgewählt.
Re: Wilfried Stroh
filix schrieb am 26.07.2025 um 15:48 Uhr (Zitieren)
Eine kollektive Halluzination. Auch Strutius (oder Strotius) haben ja etymologisch keine Beziehung zu Stroh.
Re: Wilfried Stroh
filix schrieb am 26.07.2025 um 15:57 Uhr (Zitieren)
Wobei beim Nachnamen die sinngemäße Übertragung (Textor, Faber, Piscator …) natürlich nur eine Strategie der Latinisierung unter anderen darstellt.
Re: Wilfried Stroh
Patroklos schrieb am 26.07.2025 um 15:59 Uhr (Zitieren)
Strutius ist eine geheime Nachricht an στρουθίον, da bin ich sicher.
Re: Wilfried Stroh
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 26.07.2025 um 17:02 Uhr (Zitieren)
Nach dem Motto: „Lebe glücklich, lebe froh. wie der Soatz im Haberstroh!“
Re: Wilfried Stroh
Andreas schrieb am 26.07.2025 um 17:08 Uhr (Zitieren)
Spoatz ?? = Spatz (bayerisch)
Re: Wilfried Stroh
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 26.07.2025 um 17:16 Uhr (Zitieren)
Natürlich, sPatz! Vertuppt, äääh, nee: vertoppt!!
Re: Wilfried Stroh
ἄχυρον schrieb am 27.07.2025 um 03:53 Uhr (Zitieren)
Soll das nun bedeuten, daß Prof. Stroh sich geirrt hat? Oder welche Erklärung gibt es?
Re: Wilfried Stroh
κριτής schrieb am 27.07.2025 um 05:49 Uhr (Zitieren)
Re: Wilfried Stroh
βροχή schrieb am 27.07.2025 um 06:27 Uhr (Zitieren)
@filix
Valahfridus (Wilfried Stroh)
Quelle: seine homepage
Valahfridus (Wilfried Stroh, Professor für klassische Philologie an der Universität München)
Quelle: Pressemitteilung der LMU von 1989
Er folgte der römischen Tradition der cognomina. Wobei die Stellung des Beinamens von der 3. an die 1. Stelle wechselte.
Re: Wilfried Stroh
βροχή schrieb am 27.07.2025 um 06:45 Uhr (Zitieren)
@filix
Valahfridus Stroh vel Strutius, vulgo Wilfried Stroh
Quelle: lateinische wikipedia
die offizielle latinisierte Version.
@στρουθίον οἰκιακόν
Jenes vel Strutius könnte dich ein bisschen verblüffen, falls du es nicht schon kennst.
Re: Wilfried Stroh
Patroklos schrieb am 27.07.2025 um 09:50 Uhr (Zitieren)
Ohne KI aufgefischt:
Strutius ist die Latinisierung des Namens Strutz, wohl auch Strauß.(Zu Thomas Strutius, Komponist zu Danzig, 17.Jh.)
Re: Wilfried Stroh
οἰκιακόν schrieb am 27.07.2025 um 10:36 Uhr (Zitieren)
Weil's gerade paßt:
Mein Alias/Nickname/Moniker bezeichnet keineswegs, wie immer mal wieder apostrophiert, den Vogel Strauß (στρουθοκάμηλος, oder ἡ στροῦθος), auch nicht den "geilen verbuhlten Mann" (ὁ στροῦθος) [Pape s. v.], sondern (per Diminutiv) den kleinen Spatzen, den Haussperling passer domesticus
Nur nebenbei: Warum ist ausgerechnet jetzt der Pfau als Shiboleth anzugeben?
Re: Wilfried Stroh
Patroklos schrieb am 27.07.2025 um 10:59 Uhr (Zitieren)
Immer nur mag und SCHÄTZT man mehr, was man in der Hand hält.
Die alte Verbindung zwischen Sperling und Strauss und Kamel (Kamel-Sperling) bleibt rätselhaft.“Sperling“ bezieht sich in allerlei Sprachen auf die geringe Größe. Beim Strauss ist es die Größe.
Patroklos schrieb am 27.07.2025 um 13:06 Uhr (Zitieren)
Noch kurz zu unseren aliases. Mit der Nonchalance imperialer Nationen haben die Engländer die eigentümlichsten der eigentümlichen Pluralbildungen, statuses, auroras (!!), haarsträubend ist forums, atlases. Lemmas.
Gibt es im Altgriechischen irregulär-kuriose Pluralbildungen?
Man munkelt übrigens, dass es eine Sprachverbindung zwischen Hausspatz und Hausspätzle gibt.
Re: Wilfried Stroh
filix schrieb am 27.07.2025 um 13:09 Uhr (Zitieren)
Die Deutung als fehlplatziertes cognomen ergibt wenig Sinn, da dieses am Ende seiner Entwicklung genealogisch differenzierend oder deskriptiv im römischen Namensschema verankert ist und in seiner Funktion dem deutschen Nachnamen deutlich nähersteht. Man vermisst zudem den spöttischen oder typisierenden Charakter, der dem cognomen häufig, wenn auch nicht notwendig, anhaftete, sei es durch physische Besonderheiten, moralische Zuschreibungen oder soziale Abgrenzung. All das leistet Valahfridus hier nicht; kurzum: Es funktioniert nicht wie Cicero.
Stattdessen liegt die Funktion des Namens deutlich näher beim agnomen, einem fakultativen, oft ehrenhaften Zusatz, der in diesem Fall offenbar ein intellektuelles Spiel mit Identität, Tradition und gelehrter Selbststilisierung erlaubt. Dass weder cognomen noch agnomen in der persönlichen Kommunikation der Antike tatsächlich zur Anrede dienten, setzt der Deutung in der Art des römische Namensgebungsschema in meinen Augen Grenzen. Jenseits solcher historischen Rückbindung lässt sich der heutige Gebrauch entsprechender Namenszusätze, Latinisierung hin oder her, nicht abschüttlen. »Der Valahfridus«, wie Nachruf und auch der Thread nahlegen, scheint daher funktional deutlich stärker dem deutschen Alias- oder Spitznamen zuzuneigen, missversteht man ihn nicht als Wilfried latinus.
All das erklärt jedoch noch nicht, warum Wilfried Stroh in seinen Publikationen durch den gelegentlichen Auftritt als Valahfridus Stroh den Eindruck erweckt hat, bei Valahfridus handle es sich um die Latinisierung seines Vornamens Wilfried, was etymologisch nicht zutrifft. Ebenso scheint er dieser weitverbreiteten, wenngleich unzutreffenden Deutung in biographischen, bibliographischen und anderen Kontexten, wie weiter oben an Beispielen belegt, nicht aktiv widersprochen zu haben. Dass dies aus Unkenntnis geschah, nehme ich nicht an.
Was Strutius oder Strotius betrifft, irritieren sie als typisch humanistische Latinisierungen des Nachnamens Stroh auf den ersten Blick. Zieht man nämlich deren zweitwichtigste Strategie heran, die Beibehaltung der hier monosyllabischen dt. Basis bei Suffigierung, würde man Strohius erwarten, wofür es denn auch vereinzelte Belege im 17./18. Jhdt. gibt. Da Stro(h)ius je nach Aussprachesystem jedoch mehr oder weniger am Hiatus entlangschrammt, mögen Überlegungen zur klanglichen Glättung Motiv gewesen sein, insbesondere bei jemandem, dem die rechte Aussprache so am Herzen lag.
Re: Wilfried Stroh
filix schrieb am 27.07.2025 um 13:11 Uhr (Zitieren)
βροχή schrieb am 27.07.2025 um 14:35 Uhr (Zitieren)
Selbstverständlich wusste er, was er tat. Irrtum ausgeschlossen.
Er hatte Humor.
Re: Wilfried Stroh
filix schrieb am 27.07.2025 um 18:40 Uhr (Zitieren)
Eine großzügige morphologische Nullpluralität des Substantivs kann sich das moderne Englisch nicht leisten, ist die Numerusunterscheidung doch fast ausschließlich an diesem selbst ablesbar durch das Plural‑s oder durch unregelmäßige Pluralformen (child - children etc.).
Weder der Artikel noch adjektivische Flexion vermögen den Plural wie etwa im Deutschen (der Hund - die Katzen) oder Französischen (le chien - les chats) morphologisch zu markieren. Das Prädikat kann im Englischen nur in sehr engen Grenzen als Numerusanzeiger dienen (u.a. nur in bestimmter syntaktischer Rolle, nicht in allen Tempora usf.)
Warum die - von Stroh übrigens, um den Faden nicht gänzlich zu verlieren, wegen des ausgedehnten Einflusses der lateinischen Sprache auf ihr Vokabular als semiromanisch bezeichnete - englische Sprache bei solchen Lehnwörtern unter diesen Gewichtspunkten nicht eher dazu neigte, den lateinischen Plural zu übernehmen (was ceteris paribus außerdem bei status - statūs und dgl. an gewisse phonetische Grenzen stößt), ist eine komplexe sprachgeschichtliche Frage.
Sie widerspräche m.E. vor allem der sprachentwicklungsgeschichtlich konsequenten morphologischen Nivellierung des Kasussystems, bräche es für bestimmte Wortklassen wieder auf. Das Englische kennt wie das Deutsche sehr wohl Prestigepluralformen solcher Lehnwörter, die etymologisch orientiert sind, fora statt forums et cetera, aber das sind eben stilistische, sozial distinktive Varianten, keine Lösungen des Grundproblems.
Die haarzellensträubende Anstößigkeit von forums oder statuses ist angesichts der Problematik der Pluralmarkierung also eher eine des deutschsprachigen Ohrs.
Re: Wilfried Stroh
Patroklos schrieb am 27.07.2025 um 19:41 Uhr (Zitieren)
Es grüßen viele, auch die sheep.
Angenommen, was eine charmante Vorstellung ist, es gäbe nicht nur einen filix, sondern mehrere, sollte man sie filices nennen? Oder „Als wär‘s ein Stück von mir [der deutschen Sprache]“: filixe?
Re: Wilfried Stroh
filix schrieb am 27.07.2025 um 20:29 Uhr (Zitieren)
Sheep, fish und andere Sammel- bzw. Massennomen bewegen sich meines Erachtens in einem Umfang, der der Formulierung „fast ausschließlich“ oben nicht gefährlich wird.
Was den Plural des Nicks angeht, muss ich nach den Ausführungen zur Funktion des -ix als Gallisierer und also endbetonter, fadenscheiniger Ehrenbürger Ar(e)moricas natürlich für les Filix votieren.
Re: Wilfried Stroh
Patroklos schrieb am 27.07.2025 um 21:19 Uhr (Zitieren)
„Als wär‘s ein Stück von mir“
Zur Abendstunde eine Plauderei.
Zuckmayer hatte Anfang der 20er Jahre eine Affäre mit Mirl (Annemarie) Seidel, der Schwester von Ina Seidel.
Sie lernte ihren ersten Ehemann kennen, den Niederländer Anthony van Hoboken, Millionär und außerordentlicher Kenner des Werkes von Joseph Haydn.
Die Ehe wurde 1932 geschieden. Freilich erhielt die das Haus Hobokenweg 18, eine der teuersten Adressen auf Sylt.
1935 heiratet sie Peter Suhrkamp. Sie war auch im Verlag tätig. Unter ihrer konventionellen Sucht litten beide. Nach einigen Jahren in Frankfurt starb sie 1959 in München. Kurz zuvor war Peter Suhrkamp verstorben.