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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Unser neues Buch (1685 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 10.10.2010 um 14:43 Uhr (Zitieren)
Rolf Schäfer und Wolfgang Weimer
Schlachthof Schlachtfeld
Tiere im Menschenkrieg
Würzburg 2010
ISBN 978-3-89131-419-7
Euro 19,80

Die Antike wird ausführlich berücksichtigt.
Re: Unser neues Buch
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 10.10.2010 um 14:54 Uhr (Zitieren)
Ah....hast du das nicht mal irgendwann erwähnt, dass du an einem Buch in der Art schreibst und jetzt ist es fertig? Das werde ich mir sicher mal anschauen....
Gruß, Βοηθός
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 10.10.2010 um 14:58 Uhr (Zitieren)
Ja, genau, jetzt ist es fertig. Es stand schon auf der Frankfurter Buchmesse.
Re: Unser neues Buch
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 10.10.2010 um 15:05 Uhr (Zitieren)
Aha, habe gerade recherchiert....Harald Fischer Verlag:
http://www.haraldfischerverlag.de/hfv/tierethik.php
Viel Erfolg damit!
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 10.10.2010 um 15:10 Uhr (Zitieren)
Das hast Du aber schnell herausgefunden! Diese Fundstelle hätte ich auch noch angeben sollen.

Das Titelbild geht auf eine, wie wir meinen, eindrucksvolle Darstellung eines Kriegspferdes durch den Graphiker und Zeichner Klaus Böttger zurück, dessen Witwe uns freundlicherweise die Genehmigung zur Verwendung erteilt hat.
Auf Klaus Böttger mache ich gerne einmal bei dieser Gelegenheit aufmerksam.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 10.10.2010 um 15:23 Uhr (Zitieren)
Hier findet man etwas über Klaus Böttger:
http://www.mandrala.com/index.html
Re: Unser neues Buch
Ὑληβάτης schrieb am 10.10.2010 um 20:41 Uhr (Zitieren)
Na, Glückwunsch.
Bei Gelegenheit ...
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 11.10.2010 um 19:24 Uhr (Zitieren)
Ich wünsche Dir viel Erfolg mit Deinem Buch, Γραικίσκος, und werde es bestimmt lesen.

Aus meiner eigenen - länger zurück liegenden - Erfahrung bei der Bundeswehr, werden dort lediglich noch sehr wenige Mulis als Lastträger im Gebirgszug und Hunde eingesetzt. Allerdings testet man dort an Mäusen, Ratten, Kaninchen, Schweinen (sog. "Beschusstests") und auch kleinen Affen die Wirkung von atomaren, biologischen und chemischen (ABC) Waffen auf Menschen. Da Milzbrand, Viren und Bakterien (Pocken, obwohl weitgehend ausgestorben) und viele chemische Waffen in den Arsenalen ruhen, stellt man sich dort auf die Abwehr gegen den Einsatz solcher Waffen ein.

Aber ich denke, das wird in dem Buch auch beschrieben sein.
Re: Unser neues Buch
Πέγασος schrieb am 12.10.2010 um 11:04 Uhr (Zitieren)
Auch von meiner Seite: Glückwunsch! ... und viele Leser für Dein Buch.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 14.10.2010 um 20:36 Uhr (Zitieren)
Danke, ανδρέας, für Deine Hinweise; zum Glück hatten wir diese Informationen - zum Glück, denn jetzt wäre es zu spät dafür und wir müßten uns ärgern, falls wir es nicht gewußt hätten.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 04.11.2010 um 18:31 Uhr (Zitieren)
Ich habe gehört, daß das Buch bei amazon &c. als "nicht lieferbar" geführt wird. Der Verlag hat es gemeldet; ab wann es dann auch bei amazon als lieferbar auftaucht, darauf hat er keinen Einfluß.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 04.11.2010 um 18:32 Uhr (Zitieren)
Erschienen ist es jedenfalls. Ich habe es vor mir liegen.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 06.11.2010 um 15:11 Uhr (Zitieren)

Ich war gerade bei Dussmann (größte Buchhandlung in Berlin), um das Buch käuflich zu erwerben. Man sagte mir dort, das Buch sei im Hause nicht vorrätig und nur direkt beim Verlag zu bestellen. Das machen die jetzt. In ca. 3 Tagen wird es vermutlich abholbereit vorliegen.
Alles wird gut.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 06.11.2010 um 15:20 Uhr (Zitieren)
Ja, so ein großer Verlag ist das nicht, der Harald-Fischer-Verlag.]
Ich wünsche Dir jedenfalls Freude und Anregungen beim Lesen!
Re: Unser neues Buch
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 06.11.2010 um 15:21 Uhr (Zitieren)
Ich wollte es auch schon bei amazon.de bestellen,da ich Γραικίσκος oder auch Graeculus schon seit ca. 2 Jahren im Forum kenne und das Thema nicht uninteressant ist , aber da stand : nicht verfügbar
Übrigens sollte sich auch der Verlag Gedanken machen, da der direkte Buchlink ins "Nichts" führt ....
www.haraldfischerverlag.de/hfv/tierethik.php
Re: Unser neues Buch
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 06.11.2010 um 15:22 Uhr (Zitieren)
....aber trotzdem werde ich es bestellen ;-)
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 06.11.2010 um 15:36 Uhr (Zitieren)
Ich habe die Anregung soeben an den Verlag weitergegeben.
Re: Unser neues Buch
theofried schrieb am 07.11.2010 um 16:56 Uhr (Zitieren)
in den unibibliotheken ist es leider auch noch nicht angekommen
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 07.11.2010 um 21:04 Uhr (Zitieren)
Ich hoffe doch, daß sich diese Probleme in naher Zukunft erledigen. Jedenfalls liefert der Verlag Bestellungen bereits aus.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 09.11.2010 um 19:07 Uhr (Zitieren)

Dussmann hat das Buch abholbereit vorliegen. Ich werde es morgen holen. Samstag bestellt, Dienstag schon da - nur 2 Werktage. Bin mal gespannt ...
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 09.11.2010 um 19:15 Uhr (Zitieren)
Das ist schön! Ich hoffe, es gefällt Dir.

Wir hatten ursprünglich auch eine Untersuchung der Darstellung des Themas in der Literatur vorgesehen; aber das war dem Verlag wegen der zahlreichen Zitate zu teuer (--> Lizenzgebühren). Schon die Bilder waren ein rechtliches Drama, und wir mußten sie ganz erheblich reduzieren.
Auffallend: Von französischen Rechteinhabern haben wir grundsätzlich keine Antwort erhalten, obwohl wir sie auf Französisch angeschrieben hatten. Dann ist man dennoch nicht vor Schadensersatzforderungen geschützt - was wir auch nicht wußten.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 10.11.2010 um 20:20 Uhr (Zitieren)
Lieber Γραικίσκος,

ich habe das Buch vor mir liegen und lese es gerade. Soweit ich es überflogen habe, ist mir die beschriebene militärische Nutzung von Tieren weitgehend bekannt (Remarque hat übrigens in seinen Büchern das Leiden insbesondere der Pferde sehr deutlich beschrieben). Auch die experimentelle Verwendung kenne ich aus eigener Anschauung. Auf einem ABC-Lehrgang in Sonthofen führte man uns u.a. Lehrfilme mit Rhesusaffen vor, die vergiftet worden waren (hier: E 605), um die Wirkung von Nervengas zu zeigen. Der Effekt war so brutal, das ich heute noch aus dem Stehgreif die Wirkung von Acetylcholinesterasehemmern auf das Nervensystem erläutern kann.

Ich gratuliere! Soweit ich bis jetzt gelesen habe, ist der Umfang, den Tiere im Krieg eingenommen haben, sehr gut und anschaulich dargestellt. Die Zahlen sind schaurig beeindruckend und sehr aufschlussreich. Die perfiden Einsatzmöglichkeiten habt ihr m.E. sachlich und nicht emotional dargestellt. Das finde ich deshalb gut, weil Argumente und Aussagen grundsätzlich nur so Gewicht haben.
Die ethischen, rechtlichen und religiösen Aspekte werden mich stärker beanspruchen. Das kann man nicht so einfach überfliegen. Dazu werde ich sicher noch etwas sagen.

Bis jetzt finde ich das Buch jedenfalls sehr lesenswert und hoffe, dass es ein Erfolg wird.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 11.11.2010 um 19:11 Uhr (Zitieren)
Tiere dürfen nicht zum Objekt von Kampfhandlungen gemacht werden, solange sie nicht kämpfen; und sie müssen es nur hinnehmen – wie menschliche Zivilisten … in Mitleidenschaft gezogen zu werden. (a.a.O. S. 121)


Ich fürchte, dass Tiere auch in Zukunft, Mittel der Kriegsführung bleiben, wenn dies zweckmäßig ist:
Der Mensch nutzt alle ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen und gebraucht Werkzeuge in hohen Maße (zahlreiche Tiere tun dies auch, aber der Mensch liegt hinsichtlich der Erfindungsgabe weit voraus). Dies ist eine wesentliche Eigenschaft (neben anderen, z.B. Ethik), die uns zu Menschen macht. Dabei gilt:
1. Tiere sind für den Menschen Werkzeuge (rechtlich: Sachen).
2. Die Mächtigen verurteilen regelmäßig die weniger Mächtigen, für sie die Rübe hinzuhalten. Tiere sind den Menschen unterlegen. Also sind sie ein potentielles Kriegswerkzeug.
3. Als Schranke für den Einsatz des Tieres als Werkzeug fungiert ausschließlich die menschliche Ethik, da es keine bekannte Macht gibt, die über dem Menschen steht. (sollte es Gott geben, wirkt er zumindest nicht direkt, sondern allenfalls indirekt über die Ethik des Menschen ein).
4. Tiere sind hinsichtlich ihrer ethischen Bedeutung gegenüber Menschen nachrangig.
5. Daraus folgt: Ist der Krieg ethisch gerechtfertigt (dazu müsste man eine eigene Abhandlung beginnen) oder nach dem Völkerrecht (z.B. als Verteidigungskrieg), dürfen auch Tiere eingesetzt werden.
Gäbe es ein absolutes Verbot des Einsatzes von Tieren im Krieg, wäre keine Kriegshandlung mehr möglich: man benutzt sie einfach als „Schutzschilde“, stellt sich dem Panzer mit dem Hund auf dem Arm entgegen, treibt Herden an die Grenze, stopft sich Meerschweinchen in die Taschen und droht, dem Feind die Katze entgegen zu schleudern.

Aber auch hier, wären Tiere Mittel der Kriegsführung!
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 11.11.2010 um 19:21 Uhr (Zitieren)
Ich freue mich sehr, daß Du das Buch so sorgfältig und kritisch liest. Momentan ist meine Freizeit knapp. Ich werde am Wochenende darauf eingehen, ja?
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 11.11.2010 um 19:28 Uhr (Zitieren)

Gerne. Ich weiss allerdings noch nicht, ob ich das Buch dann bereits durch habe.

ἐκεῖνον τὸν χρόνον ἀναμενῶ …
Re: Unser neues Buch
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 11.11.2010 um 21:04 Uhr (Zitieren)
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.11.2010 um 15:49 Uhr (Zitieren)
Daß Tiere auch in Zukunft für die Kriegführung verwendet werden, nehme auch ich an.
Für das Weitere muß man sich entscheiden, auf welcher Ebene man argumentiert: Geht man von den Fakten aus, dann spricht man nicht über Normen und kann diese auch nicht aus jenen ableiten ('naturalistischer Fehlschluß').
Die rechtlichen Normen in der Bundesrepublik (Grundgesetz, Tierschutzgesetz) gehen nicht davon aus, daß (Wirbel-)Tiere bloße Sachen sind. Z.B. darf ich als 'Eigentümer' meiner Katze keineswegs mit ihr machen, was ich will und wie es in der Antike mit den Sklaven der Fall war. Andreas drückt dies in Punkt 3 seiner Überlegungen aus.
Eine andere Frage ist es, ob (die anderen) Tiere gegenüber Menschen ethisch nachrangig sind. Konsens aller Kulturen ist dies keineswegs.
Wenn sie es sind, dann fragt sich, ob daraus folgt, daß in einem gerechten Krieg (Verteidigungskrieg; Präventivkrieg?, Interventionskrieg?) auch Tiere eingesetzt werden dürfen.
Andreas' Argument dafür empfinde ich als interessant und ist mir auch neu: Andernfalls ... (s.o.)
Mit diesem Argument (falls man es akzeptiert) könnte freilich auch der Schutz menschlicher Nicht-Kombattanten (Zivilisten) ausgehebelt werden - oder? Das wäre freilich ein Verstoß gegen das geltende Kriegsrecht. Und unsere These lautet ja, daß man Tiere ebenfalls als Nicht-Kombattanten ansehen sollte.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 13.11.2010 um 16:06 Uhr (Zitieren)
Der Weg des Buddha besteht also aus der Achtung alles Lebendigen; Menschen und Tiere werden dabei gar nicht unterschieden, …(a.a.O. S. 147)


Kriegsrecht:
Einen casus belli findet man immer, wenn man will. Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt (inter arma enim silent leges) und wo ein Wille ist, ist auch ein Gebüsch.

Dennoch ist Krieg nach dem Völkerrecht grundsätzlich verboten, außer zur Selbstverteidigung.
Artikel 51 der UN-Charta erlaubt im Falle eines bewaffneten Angriffs die Selbstverteidigung, bis der Sicherheitsrat die „erforderlichen Maßnahmen getroffen hat“.
Das Völkerrecht dient eben NICHT dazu, demokratische Staaten wehrlos zu machen, sondern soll lediglich die schlimmsten Exzesse des Krieges abmildern. Damit ist es schon reichlich überfordert. Dabei gilt:

Art. 3
Im Falle eines bewaffneten Konflikts, der keinen internationalen Charakter aufweist
und der auf dem Gebiet einer der Hohen Vertragsparteien entsteht, ist jede der am
Konflikt beteiligten Parteien gehalten, wenigstens die folgenden Bestimmungen
anzuwenden:
1. Personen, …


Genfer Abkommen
über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten2
Abgeschlossen in Genf am 12. August 1949
Von der Bundesversammlung genehmigt am 17. März 19503
Schweizerische Ratifikationsurkunde hinterlegt am 31. März 1950
In Kraft getreten für die Schweiz am 21. Oktober 1950

aus http://www.admin.ch/ch/d/sr/i5/0.518.51.de.pdf

Die Genfer Konventionen (in allen ist der Text aus Art. 3 stets identisch), die Haager Landkriegsordnung und Beschlüsse der UNO betreffen immer nur Personen, also Menschen. Tiere werden m.W. nicht erwähnt.
Tiere zu schützen oder wenigstens zu schonen ist schon aus praktischen Erwägungen kaum möglich. Ein um sein Leben kämpfender Mensch wird alles tun, um sich zu retten. Nur in Ausnahmefällen mag ein Kommandeur oder einzelner Soldat sich erbarmen, wenn er es für vertretbar hält, weil die eigene Situation es erlaubt. Welcher Soldat oder Befehlshaber kann es vor seinen anvertrauten Truppen/seinen Kameraden denn rechtfertigen, wenn er deren Leben aus Rücksicht auf Tiere riskiert? Der Mensch ist das höhere Rechtsgut. Das mag für Kriegshandlungen zynisch klingen, aber wenn man schon glaubt, aufeinander schießen zu müssen oder zu dürfen, dann doch nur deshalb, weil man sich im Recht sieht. Meist entscheidet ja der Gewinner, was rechtens war … .nunja.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.11.2010 um 16:15 Uhr (Zitieren)
Nein, die Genfer Konvention etc. erwähnen Tiere selbstverständlich (?) nicht - das ist nur ein Vorschlag von uns, den wir damit begründen, daß Tiere im gleichen Sinne wie Zivilisten keine Kombattanten sind.
Und alles, was Du über Kriegsnotwendigkeiten sagst, gilt in gleichem Maße für Tiere und Zivilisten. Legitimiert man damit nicht auch, Kinder als Schutzschilde zu gebrauchen (mißbrauchen)? Was ich Dir selbstverständlich nicht unterstelle. Aber wenn man das, was im Krieg tatsächlich geschieht, schon als Antwort auf die Frage auffaßt, was (nicht) geschehen sollte, dann kann man jedes ethische Nachdenken doch auch gleich einstellen, oder?

Daß der Mensch das höhere Rechtsgut sei, sagt ... der Mensch. Nun soll aber niemand Richter in eigener Sache sein, wg. Neutralität. Ein anderer Richter ist hier freilich nicht in Sicht; aber vielleicht sollte uns diese Parteilichkeit doch etwas vorsichtiger machen bei solchen Urteilen? Oder was meint Ihr?
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 13.11.2010 um 16:40 Uhr (Zitieren)
Aber wenn man das, was im Krieg tatsächlich geschieht, schon als Antwort auf die Frage auffaßt, was (nicht) geschehen sollte, dann kann man jedes ethische Nachdenken doch auch gleich einstellen, oder?


Nein, ganz im Gegenteil.
Ich traue der Ethik, nicht dem Urheber. Wir sind keine Engel und müssen uns vorbehalten, uns gegen den, der seine Macht kriegerisch einsetzen will, zu wehren.

Sonst stirbt die gut gemeinte Ethik mit dem, der sie nicht verteidigt.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.11.2010 um 16:48 Uhr (Zitieren)
und müssen uns vorbehalten, uns gegen den, der seine Macht kriegerisch einsetzen will, zu wehren.

Einverstanden!
Aber mit allen Mitteln? Rechtfertigt dieser Zweck jedes Mittel? Falls nein - mit welchen Mitteln dann nicht?
Die Unterscheidung zwischen Kombattanten und Nicht-Kombattanten gilt mir als eine wichtige Einschränkung jeder Kriegsführung - selbst dann, wenn ein Gegner sie nicht beachten sollte.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 13.11.2010 um 17:09 Uhr (Zitieren)

Nein, nicht jedes Mittel, da gibt es Einschränkungen. Aber wenn sich eine Seite nicht daran hält? Bei der heutigen Kriegsführung (seit dem II. Weltkrieg, zahlt nicht mehr das Militär, sondern die Zivilbevölkerung den größten Blutzoll).

Das bedeutet eben, dass man versuchen sollte, möglichst schonend vorzugehen (Nicht-Kombattanten zu schützen) - aber das ist oft nur sehr eingeschränkt möglich.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.11.2010 um 17:23 Uhr (Zitieren)
Ja, die moderne Kriegführung nimmt auf Zivilisten oft kaum Rücksicht - im Zweiten Weltkrieg die deutsche Besatzungspolitik und der angelsächsische Bombenkrieg z.B.
Das ist ein deskriptiver Satz, die Feststellung einer Tatsache.

Dennoch sollte man sich bemühen, daran etwas zu ändern.
Das ist ein präskriptiver, ein ethischer Satz.

Vielleicht (!) führt ein Umdenken über das Verhalten gegenüber Nicht-Kombattanten dann auch zu einem Umdenken über den Einsatz von Tieren. Wenngleich ich Andreas' Skepsis in dieser Hinsicht teile.

P.S.: Der Erscheinungsort unseres Buches ist Erlangen, nicht Würzburg.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 13.11.2010 um 17:36 Uhr (Zitieren)
Nach amtlichen Angaben … hat sich allerdings die „Anzahl der Versuchstiere in Einrichtungen der Bundeswehr“ von 6.429 im Jahr 1984 auf 215 im Jahr 2005 vermindert (a.a.O. S. 70).


Nun, das sagt gar nichts darüber aus, welche Versuche die Firmen durchgeführt haben – also außerhalb der „Einrichtungen der Bundeswehr“ - , die das Militär ausrüsten. Die Wirksamkeit der Waffen muss ja nachweislich sein. Die Versuche kann man auch anderswo durchführen …

Dabei muss man wissen, wie sich ein Geschoss oder ein Splitter auf den lebenden Organismus auswirkt. Neben der mechanischen Wirkung ist dabei auch der Schock sehr wichtig. Auch kleine Wunden oder starker Druck auf den Körper können tödlich sein, obwohl kein Projektil eindringt. Es spielt bei Schutzwesten eine große Rolle, welche Munition verwendet wird. „Weichmantelgeschosse“ (sog. Expandierende Munition, die bei der Jagd verwendet wird) dringen durch die Westen oft nicht ein, da sie sich verformen und ihre Durchschlagskraft verlieren. Hartmantelgeschosse dagegen dringen leicht ein, verursachen aber nicht dieselben Wunden, da sie sich nicht/kaum verformen. Der Verformungseffekt ist bei Tieren erwünscht, da sie dem Jagdwild große, stark blutende Wunden zufügen, was die „Nachsuche“ erleichtert, weil das Tier nicht mehr weit läuft. Als Kriegsmunition ist das verboten (vgl. auch „Dum-Dum“ – Geschosse). Daher wird man mit Rücksicht auf die Überlebenschancen sicherlich auch in Zukunft z.B. lebende, nicht narkotisierte Schweine mit Schutzwesten zu Versuchszwecken beschießen, um neue Materialien zu testen, damit sie im tatsächlichen Einsatz die eigenen Soldaten schützen.

Ich weiss, dass das sehr brutal erscheint und alles, was mit Krieg zu tun hat, ist nun wirklich nicht lustig.. Aber welcher Verteidigungsminister/Bundeskanzler will sich denn vorwerfen lassen, die eigenen Soldaten nicht optimal geschützt in gefährliche Einsätze zu schicken? Die Militärtechnik wird sich immer weiter entwickeln. Daher wird man auch immer Versuche durchführen – auch mit Tieren.

Das wird sich erst dann ändern, wenn man den Krieg abschafft! - leider. Ghandi hat es nicht geschafft, aber wer weiss, vielleicht in Zukunft.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.11.2010 um 17:41 Uhr (Zitieren)
Ein früherer Klassenkamerad von mir betreibt heute eine Firma, die militärische Zielvorrichtungen entwickelt und herstellt. Den haben wir einmal danach gefragt. Er mochte aber mit Informationen nicht herausrücken.
Es wird schon so sein, wie Du sagst.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 13.11.2010 um 17:45 Uhr (Zitieren)
Ich will hier nicht als Kriegshetzer dastehen!
Und es stimmt, dass ich nur deskriptiv argumentiere.

Aber Lord Palmerstons Satz , wonach „Staaten keine Freunde, sondern nur Interessen haben“, gilt in der praktischen Politik bis heute. Die Bereitschaft zur Verteidigung muss glaubwürdig sein, sonst lädt sie zum Angriff ein. Als man die Deutschen beim Falklandkrieg konsultierte, soll Fr. v. Weiszäcker gesagt haben, die Briten müssten angreifen – wegen Berlin! (Erinnerung an ein Seminar. Vortragender war ein Berater der damaligen Bundesregierung). Damit war gemeint: wenn ihr nicht mal euer eigenes Territorium zu verteidigen bereit seid, werden die Russen nicht glauben, dass ihr auch für Berlin kämpft. Das ist eindeutig!

In der Not werden Macchiavellisten geboren …
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.11.2010 um 17:59 Uhr (Zitieren)
Nein, ein 'Kriegshetzer' bist Du gewiß nicht!
Carl Friedrich von Weizsäcker hat das gesagt, der Physiker-Philosoph?
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.11.2010 um 18:05 Uhr (Zitieren)
Als Wehrdienstverweigerer und vor allem als Sympathisant eines der kleineren Länder Europas, deren Chancen, sich gegen Großmächte zu verteidigen, immer schon gering waren, möchte ich einmal - halbernst - aus einem dort verbreiteten Lied zitieren:
Sie sollen ruhig hier einmarschieren.
Wir werden sie schon demoralisieren!

So manche Okkupation ist schon in überraschender Weise aus dem Ruder gelaufen.
Hitler und Stalin freilich hätte man mit zivilen Mitteln schwerlich bekämpfen können.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.11.2010 um 18:07 Uhr (Zitieren)
Es gab ja auch immer Politiker - Kaiserl Karl IV. ist ein Beispiel dafür -, die lieber auf die demoralisierende Wirkung des Geldes als auf militärische Stärke gesetzt haben.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 13.11.2010 um 18:07 Uhr (Zitieren)
nein,

Richard Karl Freiherr von W. ...
der war damals Regierender Bürgermeister von Berlin.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 13.11.2010 um 18:11 Uhr (Zitieren)
Oder wir können schließlich der Ansicht sein, dass sie bereits als Interessen von Lebewesen, unabhängig von Schmerz- und Glücksempfindungen, eine Einbeziehung in unsere Überlegungen erfahren sollten… (a.a.O. S. 99)


Gedankenexperiment: Interessen

Nehmen wir an, wir könnten alle Waffen vernichten (wir versenken die Panzer im Meer, schießen die Raketen auf den Mond und verwandeln die „Schwerter zu Pflugscharen“ usw.). Allein dabei ist es schon schwierig, zu definieren, was eine Waffe ist. Viele Werkzeuge können als Waffe umfunktioniert werden. Was wäre gewonnen?

Eigentlich nichts, wenn der Mensch weiterhin bereit ist, Krieg zu führen und Gewalt anzuwenden! Denn den menschlichen Intellekt kann man nicht abrüsten. Jederzeit kann ein Diktator die Pläne wieder aus der Schublade ziehen oder neue Waffen entwickeln lassen. Solange die Ursachen für Krieg bestehen, wird der Krieg Bestandteil menschlichen Verhaltens bleiben.

Symptome (Kriegshandlungen) darf man nicht mit den Ursachen vertauschen.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.11.2010 um 20:38 Uhr (Zitieren)
Denn den menschlichen Intellekt kann man nicht abrüsten.

Das wäre traurig!
Aber hat es Kriege denn immer gegeben in der zwei Millionen Jahre langen Geschichte des Menschen?
Das ist nicht eindeutig zu beantworten; jedoch gibt es keine Nachweise für kriegerische Handlungen unter Stämmen vor dem Neolithikum, als die 'Erfindung' größerer Besitztümer (Äcker, Viehherden) Gewalt lohnend machte.
Vielleicht liegt da der Ansatzpunkt?
Falls es 99 % der Menschheitsgeschichte keinen Krieg gegeben haben sollte, stünde die Lage ja nicht so trostlos.
Deshalb zitieren wir Ernst Mach (S. 93):
"Die Geschichte hat alles gemacht, die Geschichte kann alles ändern."

Von unseren stammesgeschichtlich nächsten Verwandten kennt eine Spezies den Mord (Schimpansen), die andere hingegen nicht (Bonobo).

Etliche antike Mythen (Herodot, Genesis) weisen ebenfalls darauf hin, daß Gewalt nicht zu unserer ursprünglichen Ausstattung gehört.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 13.11.2010 um 21:11 Uhr (Zitieren)

Mit dem Hinweis auf den nicht "abrüstbaren" menschlichen Intellekt meinte ich seine Erfindungsgabe und die Fähigkeit, Technik zu entwickeln. Das ist ja nunmal so und auch nicht schlecht an sich. Problem ist, was er damit macht.
Offenbar hält die Ethik nicht immer Schritt mit den Möglichkeiten und schon gar nicht mit den Leidenschaften (Gier, Macht, etc.).

Aber vielleicht entwickelt sich ja aus dem Intellekt auch die Fähigkeit, Kriege besser zu vermeiden. Zum Wohle aller, auch der Tiere.
Wir werden sicher nicht zu Bonobos (make sex, not war). Aber der Mensch ist ja nicht nur zu negativen, sondern auch zu positiven Verhaltensweisen fähig. In dem Buch über den Schlachthof Schlachtfeld wird ja der Buddhistische Ansatz gezeigt. Aber das wird sicher dauern ...

Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 15.11.2010 um 16:26 Uhr (Zitieren)
Weiterhin von mir lieferbar, sehe ich gerade im neuen Katalog:
Wolfgang Weimer
Logisches Argumentieren
Reclam UB 15056
5,00 Euro
Re: Unser neues Buch
Πέγασος schrieb am 28.11.2010 um 07:59 Uhr (Zitieren)
Bei "Logisches Argumentieren" hatte ich eine trockene Abhandlung erwartet, doch sieh an, es macht richtig Spaß das zu lesen!

Da steht zwar drauf "Für Schüler", aber in meiner Schule bekamen wir solche Bücher nicht zu lesen. (Das wäre wohl für die Stasileute viel zu gefährlich gewesen.) So darf ich das jetzt nachholen ... :-)
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 28.11.2010 um 15:55 Uhr (Zitieren)
Es freut mich sehr, daß Dir das Buch gefällt.
Gedacht war es von mir so, daß es ein Buch werden sollte für Leute, die es von sich aus lesen, also kein Schulbuch. Auch sollte der Titel "Denken im Alltag" lauten.
Der Verlag hat beides anders entschieden.

Bei "Schlachthof Schlachfeld" hingegen hatten wir freie Hand, was den Titel und sogar das Titelbild angeht.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 28.11.2010 um 16:00 Uhr (Zitieren)
Der Verlag hat beides anders entschieden.

Aber Du hast schon Recht: In der DDR hätte das Buch überhaupt nicht erscheinen dürfen. Dort entschied die Stasi, hier entscheidet das Kapital.
Re: Unser neues Buch
Πέγασος schrieb am 15.12.2010 um 20:20 Uhr (Zitieren)
Inzwischen habe ich "Logisches Argumentieren" durchgelesen. Mir gefällt der plaudernde Ton, in dem das Buch geschrieben ist und das in Verbindung mit einer sehr präszisen Sprache ... Inhaltlich war vieles nicht ganz neu, aber ungewohnt war für mich, die Sache vom logischen Standpunkt aus zu betrachten.

Sehr interessant fand ich gleich am Anfang die Unterscheidung zwischen Zwingen, Überreden und Überzeugen. Letztere werden oft in einen Topf geworfen; und mir fiel natürlich gleich Cialdinis "Psychologie des Überzeugens" ein (Chialdinis Arbeiten waren bei uns ein heißes Thema in Sozialpsychologie) - in diesem Buch geht es nun mal [b]nicht[/] um Überzeugen durch gute Argumente, sondern um Tricks zum Überreden und Beeinflussen...

"Logisches Argumentieren" zeigt in dieser Hinsicht also die ehrlichere Methode ... wenn auch die anstrengendere.
Re: Unser neues Buch
ανδρέας schrieb am 16.12.2010 um 19:02 Uhr (Zitieren)

Ich empfehle, die Eristische Dialektik ( oder: Die Kunst, Recht zu behalten) von A. Schopenhauer zu lesen. 38 Kunstgriffe Recht zu behalten, auch wenn man nicht Recht hat.
Wahrscheinlich kennen es alle Politiker.
Logisches Argumentieren wird leider selten in Anwendung gebracht, da es meistens nur um Interessen geht.
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.05.2011 um 14:37 Uhr (Zitieren)
Heute ist eine freundliche Rezension unseres Buches in der F.A.Z. erschienen. "Eine Ehre", meinte unsere Verlegerin.
Tja. Etwas stolz bin ich schon.
Re: Unser neues Buch
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 13.05.2011 um 15:04 Uhr (Zitieren)
Glückwunsch!
Gibt es einen Link zum Artikel?
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.05.2011 um 15:07 Uhr (Zitieren)
Das weiß ich nicht. Ich schicke ihn Dir.
Re: Unser neues Buch
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 13.05.2011 um 15:23 Uhr (Zitieren)
Danke für den Artikel!
Und mein Respekt...du hast es bis in die FAZ geschafft. Nicht schlecht!
Vielleicht folgen ja noch weitere Bücher?
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.05.2011 um 15:24 Uhr (Zitieren)
Wir planen gerade.
Re: Unser neues Buch
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 13.05.2011 um 15:25 Uhr (Zitieren)
Dann weiter viel Erfolg und ein schönes Wochenende!
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.05.2011 um 15:32 Uhr (Zitieren)
Danke. Dir ebenfalls.
Re: Unser neues Buch
Εὐφροσύνη schrieb am 13.05.2011 um 18:10 Uhr (Zitieren)
Ich würde den Artikel auch gern lesen..
Re: Unser neues Buch
Γραικίσκος schrieb am 13.05.2011 um 19:44 Uhr (Zitieren)
Das neue Projekt betrifft voraussichtlich Optimismus und Pessimismus. Dabei möchte ich einmal meine Theorie über die pessimistische Revolution im 1. Jhtsd. v.u.Z. vorstellen, die ich hier schon einmal erwähnt habe. Außerdem wird es Gelegenheit geben, den griechischen Pessimismus zu analysieren. "Nicht geboren zu werden, das ist das Beste ..."
 
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