Ich meine das, was solche Bezeichnungen auslösen bei Autoritätshörigen.
Wenn das von Mose stammt, kommt es direkt von Gott. (Theophanie am Sinai).
Mose steht für etwas. Er handelt in Namen eines Gottes, dessen Gesicht er nicht sehen durfe.
Auch das bedürfte wieder einer größeren Exegese.
Hier die von KI:
1. Historisch-kritische Deutung
Die historisch-kritische Methode ist heute der Standardansatz in der akademischen Theologie. Sie geht davon aus, dass die biblischen Texte nicht aus einem Guss stammen, sondern über Jahrhunderte hinweg entstanden und redaktionell bearbeitet wurden.
Quellenscheidung: Die Theophanie am Sinai wird als eine literarisch komplexe Erzählung angesehen, die verschiedene Quellen und Traditionen miteinander verbindet, insbesondere die des Jahwisten (J), des Elohisten (E) und der Priesterschrift (P). Diese Quellen unterscheiden sich in ihrer Darstellung:
Die Jahwist-Quelle betont die persönliche Begegnung Moses mit Jahwe auf dem Berg.
Die Elohist-Quelle stellt die Offenbarung als ein furchteinflößendes Naturspektakel (Donner, Blitz, Feuer) dar, das das ganze Volk erlebt, und fokussiert auf die Vermittlung der Gebote durch Mose.
Die Priesterschrift legt Wert auf die kultischen Vorschriften und die Errichtung des Heiligtums als Ort der Gottesgegenwart.
Literarische Genese: Der Text ist demnach das Ergebnis einer langen Überlieferungsgeschichte. Verschiedene Erzählungen und theologische Konzepte wurden zusammengefügt, um eine kohärente Geschichte zu schaffen. Die Theophanie-Erzählung dient dabei als Rahmen für die Einsetzung des Bundes und die Gesetzgebung.
Entmythologisierung: Die historisch-kritische Methode neigt dazu, übernatürliche Elemente wie das sichtbare Erscheinen Gottes (Theophanie) nicht als historische Fakten im modernen Sinne zu betrachten. Stattdessen werden sie als theologische Sprache und literarische Motive verstanden, die die Größe und Macht Gottes ausdrücken. Die Naturgewalten (Feuer, Donner, Rauch, Erdbeben) können als literarische Bilder (Theophanie-Motive) gedeutet werden, die auf einen Gott verweisen, der über die Natur gebietet und sich in ihr offenbart.
2. Theologische Deutung
Auch wenn die historisch-kritische Methode die Entstehung des Textes analysiert, bleibt die theologische Bedeutung zentral für die heutige Deutung.
Bundesschluss und Volkswerdung: Die Theophanie am Sinai ist der Höhepunkt der Exodus-Erzählung und der Ort, an dem aus einer Gruppe von entflohenen Sklaven ein Volk wird, das in einer exklusiven Beziehung zu seinem Gott steht. Der Bundesschluss (Exodus 24) ist die rechtliche und theologische Grundlage für Israels Identität.
Offenbarung als Beziehungsgeschehen: Die Theophanie wird als ein grundlegendes Offenbarungsgeschehen verstanden. Gott offenbart sich nicht nur als transzendenter und majestätischer Herrscher, sondern auch als ein Gott, der eine Beziehung zu seinem Volk eingehen will. Die Gesetze, die am Sinai gegeben werden, sind nicht nur willkürliche Regeln, sondern Ausdruck des Willens Gottes für ein gelingendes Zusammenleben.
Heiligkeit und Distanz: Die Theophanie am Sinai unterstreicht auch die Heiligkeit und Unzugänglichkeit Gottes. Das Volk muss Abstand halten, es gibt eine Grenze am Berg. Diese Distanz betont die Ehrfurcht, die dem Göttlichen gebührt, während gleichzeitig Mose als Vermittler die Verbindung zwischen Gott und den Menschen herstellt.
Vorbild für spätere Gottesbegegnungen: Die Sinai-Theophanie prägt die theologische Sprache und Bildwelt für spätere Gottesbegegnungen im Alten Testament, wie z.B. bei Jesaja (Jes 6) oder Ezechiel (Ez 1), die ebenfalls Gottes majestätisches Erscheinen beschreiben. Sie dient als Urbild der Offenbarung Gottes an sein Volk.
3. Jüdische und christliche Perspektiven
In jüdischer und christlicher Tradition wird der Sinai-Theophanie weiterhin eine immense Bedeutung beigemessen, auch wenn die Interpretationen variieren.
Im Judentum: Die Offenbarung am Sinai, die Übergabe der Tora an Mose, ist das zentrale Ereignis, das die jüdische Identität begründet. Die Tora ist der ewige göttliche Lehr- und Lebensweg, und das Ereignis am Sinai ist der Gründungsmythos für das jüdische Volk.
Im Christentum: Christen sehen die Sinai-Theophanie als einen wichtigen Schritt in der Heilsgeschichte. Sie wird als Präfiguration und Vorbereitung auf die ultimative Theophanie, die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, gedeutet. Die "Epiphanie" (Erscheinung) Gottes in Christus übersteigt die Sinaibetheophanie, da Gott nicht nur von Ferne spricht, sondern selbst Mensch wird und die Trennung zwischen Mensch und Gott überwindet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Theophanie am Sinai heute nicht mehr primär als ein historisches Ereignis im wörtlichen Sinne verstanden wird, sondern als ein theologisch tiefgründiger Gründungsmythos. Sie ist eine Erzählung, die in beeindruckender literarischer Form die Grundüberzeugungen des israelitischen Glaubens festhält: Gott offenbart sich, schließt einen Bund mit seinem Volk und gibt ihm Gesetze als Richtschnur für das Leben.
Fast jedes Volk braucht oder hat offenbar einen Herkunftsmythos und wenn er noch so abstrus und fantastisch im
modernen Ohr klingen muss.
Das gilt auch für das jüdisch-christliche Gedankenkonstrukt, das interessengeleitet ist.
PS:
Auch in Nordkorea gibt es einen Mythos um die Herkunft des Kim-Clans.
Macht und Mythos bzw. Machtabsicherung qua Mythos scheint ein zeitloses Mittel zu sein,
Macht zu postulieren und , wenn möglich, zu zementieren - oft um jedes Preis und mit größter Brutalität.
PPS:
Ich erinnere in diesem Kontext an die Entmythogisierung, die mit dem Namen Rudolf
Bultmann verbunden ist, der ziemlich gut Altgriechisch konnte und von der kath. Kirche
wie ein Alleszertrümmerer bekämpft wurde.
„Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben.“
Quelle:
https://beruhmte-zitate.de/zitate/1950050-rudolf-bultmann-man-kann-nicht-elektrisches-licht-und-radioapparat/
https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Bultmann