Hadith 13:

„Keiner von euch ist gläubig, solange er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht.“

Yahya ibn Sharaf al-Nawawi: Das Buch der vierzig Hadithe, Kitab al-Arba'in. Mit dem Kommentar von Ibn Daqiq al-'Id (1228-1302). Aus dem Arabischen übersetzt und herausgegeben von Marco Schöller. Verlag Der Weltreligionen, Suhrkamp/Insel Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-458-70006-7, S. 108

DAS IST SEHR GUT! Herzlichen Dank! Dieses Buch besitze ich sogar; ich konnte es gleich nachschlagen.

Nun habe ich folgende Übersicht:

I.
Die Sieben Weisen
Pittakos von Mytilene
(651-570 v.u.Z.)

Was du dem Nächsten verdenkst, tu selber nicht.

[Leben und Meinungen der Sieben Weisen. Herausgegeben von Bruno Snell. München 41971, S. 107]


II.
Der Tanach (Das Alte Testament)

Was du selber nicht liebst, das tue auch keinem andern an!

[Tobias 4, 15]


III.
Das Neue Testament
(Jesus)

Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen. Denn das ist der Inhalt des Gesetzes und der Propheten.

[Matthäus 7, 12]

Wie ihr von den Menschen behandelt sein wollt, so behandelt auch ihr sie.

[Lukas 6, 31]


IV.
Der Islam
(Die Hadithe des Propheten Mohammed)

Keiner von euch ist gläubig, solange er nicht für seinen Bruder wünscht, was es für sich selbst wünscht.

[Yahya ibn Sharaf al-Nawawi: Das Buch der vierzig Hadithe, Kitab al-Arba´in. Mit dem Kommentar von Ibn Daqiq al-´Id (1228-1302). Aus dem Arabischen übersetzt und herausgegeben von Marco Schöller. Frankfurt am Main 2007, S. 108]


V.
China
(Kungfutse)
(ca. 551-479 v.u.Z.)

Dsï Gung fragte und sprach: „Gibt es Ein Wort, nach dem man das ganze Leben hindurch handeln kann?“ Der Meister sprach: „Die Nächstenliebe. Was du selber nicht wünschest, tu nicht an andern.“

[Kungfutse: Gespräche. Lun Yü. Herausgegeben von Richard Wilhelm. Düsseldorf/Köln 1979, S. 159]

Wenn jemand noch weitere Belegstellen kennt, bitte melden.

In Manchester am Flughafen bin ich mal zum "religious room" gegangen, weil ich Zeit hatte. Da lagen, soweit ich mich erinnere, auf einer Art Altar, Bibel, Koran, Tanach etc., es gab eine "Mekka-Ecke" (Mihrab) und diverse Flugblätter.
An der Tür aber stand die goldene Regel aus den verschiedensten Religionen, Glaubenssystemen und Kulturen. Also auch die der Indianer Nordamerikas.

Auch wenn es allzu einfach erscheint:
http://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Regel

Vorsicht, dicke Werbung!
http://www.religioustolerance.org/reciproc.htm

The Ethic of Reciprocity -- often called the Golden Rule in Christianity -- simply states that we are to treat other people as we would wish to be treated ourselves.

Almost all organized religions have such an ethic. It is normally intended to apply to the entire human race. Unfortunately, it is too often applied by some people only to fellow believers.

Dafür gibt es ein Plakat.

Unfortunately, it is too often applied by some people only to fellow believers.

Ich habe mich schon gefragt, was das "Brüder" im Hadith meinen mag.

Bei Thales finde ich die Regel nur auf Eltern und Kinder bezogen: Wie ihr eure Eltern behandelt, so dürft ihr erwarten, von euren Kindern behandelt zu werden.

Kant geht übrigens über die "Goldene Regel" hinaus:

Man denke ja nicht, daß hier das triviale: quod tibi non vis fieri etc. zur Richtschnur oder Princip dienen könne. Denn es ist, obzwar mit verschiedenen Einschränkungen, nur aus jenem abgeleitet; es kann kein allgemeines Gesetz sein, denn es enthält nicht den Grund der Pflichten gegen sich selbst, nicht der Liebespflichten gegen andere (denn mancher würde es gerne eingehen, daß andere ihm nicht wohlthun sollen, wenn er es nur überhoben sein dürfte, ihnen Wahltat zu erzeigen), endlich nicht der schuldigen Pflichten gegen einander, denn der Verbrecher würde aus diesem Grunde gegen seine strafenden Richter argumentieren, usw.

Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, Akademie-Ausgabe Kant Werke IV, S. 430

Hui, ανδρέας, nun sag' bloß, Du hast die Akademie-Ausgabe zuhause stehen!
Ja, der kategorische Imperativ unterscheidet sich in wichtigen Hinsichten von den Goldenen Regel.