Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Mimesis (177 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 30.08.2025 um 12:34 Uhr (
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Über die antike Kontroverse zwischen Platon und Aristoteles über die Bewertung der Mimesis und ihre Fortsetzung bis in die Gegenwart informiert der Artikel "Ein großes Beispiel durchgekämpft" im Feuilleton der FAZ vom 30. August 2025.
Re: Mimesis
Andreas schrieb am 30.08.2025 um 17:21 Uhr (
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Re: Mimesis
Andreas schrieb am 30.08.2025 um 18:45 Uhr (
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Jemand sagte einmal in einem anderen Forum, dass Platon Dichter für Lügner halte.
Dazu antwortete mir KI auf Anfrage:
Platons Haltung zu Dichtern (Politeia, Buch II–III)
Kritik an bestimmten Dichtern
Platon kritisiert hauptsächlich homerische und mythische Dichter.
Grund: Sie schildern Götter und Helden unmoralisch (lügen, betrügen, morden), wodurch
Kinder und Bürger ein falsches Bild von Tugend erhalten.
Referenz: Politeia 377a–401b.
„Lügner“ im Platonischen Sinn
Platon bezeichnet sie als „Lügner“ (pseudês), weil sie die Wahrheit über
das Gute, das Schöne und die Tugend verzerren.
Wörtlich: „Denn der Dichter erzählt nicht, wie die Dinge wirklich sind,
sondern wie sie ihm erscheinen oder wie er sie dramatisch darstellen will.“
Nicht alle Dichter
Platon verurteilt nicht jede Dichtung generell.
Er akzeptiert Dichter, die lehrreich, tugendhaft oder philosophisch wahrhaftig schreiben.
Ziel: Eine Erziehung, die die Seele formt, darf keine irreführenden Geschichten vermitteln.
Wesentliche Punkte
Kritik richtet sich nicht gegen das Medium Dichtung, sondern gegen Inhalt und Wirkung.
Die Bezeichnung „Lügner“ ist metaphorisch, nicht moralisch oder pauschal für alle Dichter.
Re: Mimesis
Patroklos schrieb am 30.08.2025 um 18:47 Uhr (
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Auerbachs Buch bezieht sich nicht auf die angesprochenen Themen. Vgl. allein schon sein erstes Kapitel: Die Narbe des Odysseus.
Tolle lege.
Re: Mimesis
Aurora schrieb am 31.08.2025 um 06:13 Uhr (
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Es ging ihm wohl allgemein um MIMESIS und er wollte nur an Auerbach erinnern.
Das Werk gilt als ein Meisterwerk der literarischen Kritik.
Re: Mimesis
Andreas schrieb am 31.08.2025 um 14:44 Uhr (
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Was Aurora sagt, ist richtig.
Ich musste noch an Gadamers "Wahrheit und Methode denken" und habe von KI diese Verbindungen erhalten:
Erich Auerbach – Mimesis (1946) vs. Hans-Georg Gadamer – Wahrheit und Methode (1960):
Ausbildung / Hintergrund
Auerbach: Romanist, Philologe, Exil in Istanbul, historische Textlektüre
Gadamer: Philosoph, Schüler Heideggers, systematische Hermeneutik
Ziel
Auerbach: Darstellung, wie „Wirklichkeit“ in Literatur von Homer bis Woolf dargestellt wird
Gadamer: Grundlegung einer Theorie des Verstehens in den Geisteswissenschaften
Methode
Auerbach: Exemplarische Nahlektüre kurzer Textstellen (z. B. Odysseus’ Narbe, Isaaks Opferung)
Gadamer: Philosophische Reflexion – Wirkungsgeschichte, Horizontverschmelzung, Tradition
Hermeneutik
Auerbach: Praktische Hermeneutik „im Vollzug“ – Textauslegung, die kulturelle Tiefen sichtbar macht
Gadamer: Theoretische Hermeneutik – Verstehen als dialogisches, geschichtliches Geschehen
Geschichtlichkeit
Auerbach: Betonung der historischen Wandelbarkeit von Darstellungsweisen („Realismus“ ist epochal verschieden)
Gadamer: Verstehen ist immer geschichtlich vermittelt; Tradition wirkt in jedem Verständnisakt
Bezug zur Wahrheit
Auerbach: „Realitätsdarstellung“ – wie Literatur Welt wahrnehmbar macht
Gadamer: „Wahrheit“ – Erkenntnis in den Geisteswissenschaften jenseits naturwissenschaftlicher Methode
Stil / Form
Auerbach: Literarisch, essayistisch, textnah, oft episch im Ton
Gadamer: Systematisch, philosophisch, begriffsanalytisch
Kernidee
Auerbach: Literatur zeigt die Vielfalt und Wandelbarkeit der Wirklichkeitsauffassung im Abendland
Gadamer: Hermeneutik zeigt, dass Verstehen selbst historisch, dialogisch und traditionsgebunden ist
Verhältnis zueinander
Auerbach praktiziert, was Gadamer später theoretisch beschreibt
Gadamer theoretisiert, was Auerbach als Philologe vollzieht
Fazit-Satz:
Auerbach zeigt im literarischen Vollzug, wie historisches Verstehen geschieht; Gadamer macht diese Praxis zum Gegenstand einer systematischen Hermeneutik.