Patroklos schrieb am 01.09.2025 um 15:07 Uhr (Zitieren)
Schon manchmal habe ich bei der fabelhaften Auswahl aus der Anthologia gedacht, diese Frechheit, diese Ironie und diese Moralverdrehung fände sich auch bei Heinrich Heine.
Ich googelte:
„Kannte Heinrich Heine die Anthologia Graeca?“
Vorwitzig meldete sich KI sogleich mit:
Ja, Heinrich Heine kannte die Anthologia Graeca.
KI weigert sich strikt, Quellen anzugeben. So habe ich gegoogelt und gegoogelt, jedoch nichts gefunden. Weiß jemand mehr?
Hier übrigens ein Pröbchen:
Mir träumt‘, ich bin der liebe Gott,
Und sitz im Himmel droben,
Und Englein sitzen um mich her,
Die meine Verse loben.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Γραικύλος schrieb am 01.09.2025 um 15:20 Uhr (Zitieren)
Auch ich finde über die Suchmaschine meines Vertrauens nichts, selbst wenn ich "Graeca" durch "Palatina" ersetze.
Meine KI:
Heinrich Heine kannte mit großer Wahrscheinlichkeit die Anthologia Graeca, zumindest in Teilen.
Mehrere Faktoren sprechen dafür:
Bildungsweg: Heine hatte eine klassische Bildung genossen und studierte Jura, später auch Literatur. Die griechische Anthologie gehörte zur Standardlektüre gebildeter Kreise seiner Zeit.
Das ist ein wunderbares Beispiel für Heines ironischen Stil! Diese Strophe stammt aus "Mir träumte einst ein schöner Traum" aus dem "Buch der Lieder".
Der Bezug zur Anthologia Graeca ist hier tatsächlich sehr interessant:
Epigrammatische Struktur: Wie viele griechische Epigramme baut Heine eine scheinbar harmlose Situation auf, um sie dann ironisch zu wenden. Die naive Selbstdarstellung als "lieber Gott" wird durch den Kontext - dass es sich um einen Traum handelt und dass sogar im Himmel seine Verse gelobt werden - herrlich selbstironisch.
Poetologische Reflexion: Viele Epigramme der Anthologie thematisieren das Dichten selbst. Heine macht hier dasselbe - er reflektiert über die Eitelkeit des Dichters und den Wunsch nach Anerkennung.
Volkstümlicher Ton: Wie die griechischen Epigrammatiker verwendet Heine eine scheinbar einfache, direkte Sprache, die aber sehr kunstvolle Effekte erzielt.
Das "droben" und "loben" - diese volksliedhafte Einfachheit bei gleichzeitiger sophistizierter Ironie ist sehr typisch für Heine. Ob er das direkt von den griechischen Vorbildern lernte oder über Goethe und andere Vermittler - die Verwandtschaft ist deutlich spürbar.
Zeitgenössische Rezeption: Im frühen 19. Jahrhundert erlebte die Anthologia Graeca eine Renaissance. Goethe beschäftigte sich intensiv damit (seine "Venezianischen Epigramme" zeigen deutliche Einflüsse), und durch die Romantik gewann die epigrammatische Dichtung wieder an Bedeutung.
Stilistische Parallelen: Heines Gedichte zeigen manchmal epigrammatische Züge - die pointierte Kürze, den Witz, die ironische Wendung am Ende, die für die griechischen Epigramme charakteristisch sind.
Konkrete Belege für direkte Zitate oder Anspielungen müsste man in der Heine-Forschung suchen.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Patroklos schrieb am 01.09.2025 um 15:44 Uhr (Zitieren)
Vielen Dank, Udo. Deine KI kann sich sehen lassen, tut sie aber nicht. Das KI-Wort „ sophistizierter“ ist sehr beachtlich.
In einer der Biographien müsste „man“ fündig werden.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 01.09.2025 um 17:45 Uhr (Zitieren)
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 01.09.2025 um 17:49 Uhr (Zitieren)
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Patroklos schrieb am 01.09.2025 um 18:01 Uhr (Zitieren)
Stimmt. Als Düsseldorfer Knabe war ich oftmals tief erstaunt, in mehreren Antiquariaten die A.G.im Schaufenster zu entdecken, versehen mit einem Schildchen „Von Heinrich Heine gelesen“.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 01.09.2025 um 18:07 Uhr (Zitieren)
... hat er nichts davon erwähnt?
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Γραικύλος schrieb am 01.09.2025 um 18:20 Uhr (Zitieren)
Das war jetzt, glaube ich, ein Traum von Patroklos.
In unserer (gemeinsamen) Schulzeit wurde die Anthologia Graeca nicht erwähnt, da bin ich mir ziemlich sicher.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Patroklos schrieb am 01.09.2025 um 18:21 Uhr (Zitieren)
This question is still awaiting further elucidation.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Patroklos schrieb am 01.09.2025 um 18:25 Uhr (Zitieren)
Bei der russischen Bezugssuche nicht vergessen:
Geinrich Geine.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 02.09.2025 um 06:17 Uhr (Zitieren)
Bukolos, wo bist du, Meister der Quellenfinder?
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Patroklos schrieb am 02.09.2025 um 19:31 Uhr (Zitieren)
Udos KI ist wirklich sehr bemerkenswert. Ich komme ins Grübeln. Wie funktioniert derartiges?
Oder bist Du diese KI selbst, Udo? Aber in 19 Minuten??
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 02.09.2025 um 20:58 Uhr (Zitieren)
Chatgpt5 liefert folgendes
Kann das von euch jmd. überprüfen?
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 02.09.2025 um 21:09 Uhr (Zitieren)
Patroklos schrieb am 02.09.2025 um 21:35 Uhr (Zitieren)
Toll. Danke. Meine Nase trog mich nicht.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 02.09.2025 um 21:48 Uhr (Zitieren)
den KI Auskünften traue ich nicht über den Weg.
Die 2 links sind echt.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Bukolos schrieb am 03.09.2025 um 15:19 Uhr (Zitieren)
Die Titel stimmen mit den KI-Halluzintionen überein, deren Autoren hat ChatGPT durch eigene Erfindungen ersetzt.
Bemerkenswert darin, unkritische Nutzer hinters Licht zu führen: Das LLM konstruiert aufgrund von Wahrscheinlichkeiten einen Text, der so klingt, wie eine Auskunft auf die Frage. Tatsächlich ist es aus mehr oder weniger passenden Versatzstücken konstruierter Unfug. Weder stammt die zitierte Strophe, wie behauptet, aus dem Gedicht Mir träumte einst ein schöner Traum noch stammt dieses von Heine (sondern von Friedrich von Bodenstedt). Auch kann für die Verse kaum von einer epigrammatischen Struktur die Rede sein.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
στρουθίον οἰκιακόν schrieb am 03.09.2025 um 15:34 Uhr (Zitieren)
Vielleicht gibt ein solches Beispiel für Fabulier“kunst“ ja den fleißigen Adepten der Blechtrottel hier (von A wie Andreas bis U wie Udo) ein wenig Denkstoff und fördert die Skepsis gegenüber solcher, sich kompetent gebender „Belesenheit“.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Γραικύλος schrieb am 03.09.2025 um 15:35 Uhr (Zitieren)
Nochmals möchte ich vorschlagen, daß alle hier eingestellten KI-Beiträge vom Einsteller vorher überprüft werden.
"Das Buch der Lieder" dürfte doch jedem zugänglich sein.
Wer das nicht tut, der begibt sich, um mit Kant zu sprechen, in eine "selbst verschuldete Unmündigkeit". (Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?)
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Patroklos schrieb am 03.09.2025 um 15:48 Uhr (Zitieren)
Die von mir angeführte Strophe stammt aus „Zwei Traumbilder“ (1822). Nach (Der Ausgang) sowie (Auferstehung) ist sie (Traum) überschrieben.
Sämtliche Gedichte in zeitlicher Folge. Ffm. 1993.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 03.09.2025 um 16:38 Uhr (Zitieren)
Das KI Ergebnis brachte ich hier nur, weil Patroklos sich für KI Ergebnisse zum Thema Heine u. Antike speziell interessierte. Unter Vvorbbehalt. Ich kann diese Namen nicht alle selbst überprüfen, einige sind ja gar nicht so leicht findbar. Viell. gibt es sie nicht oder sie sind gut versteckt in der offline Welt vorhanden. Deshalb bat ich um Hilfe bei der Überprüfung.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Γραικύλος schrieb am 03.09.2025 um 16:46 Uhr (Zitieren)
Der Einzige, der sich hier die Mühe macht, die KI-Beiträge von anderen zu überprüfen, ist Bukolos; und der kommt immer nur negativen Ergebnissen.
Daraus ziehe ich den hypothetischen Schluß: KI taugt, zumindest für unser Genre, nichts.
Deshalb sollte man es m.E., falls man es nicht überprüfen kann, bleiben lassen.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 03.09.2025 um 16:53 Uhr (Zitieren)
Eines hat meine KI Abfrage immerhin zutage gefördert:
Es gibt tatsächlich Veröffentlichungen zum Thema Heine und Antike.
Die Versatzstücke können als Ausgangspunkt zur weiteren Suche dienen. Man kann zb. die entspr. Bbibliothek kontaktieren.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 03.09.2025 um 17:01 Uhr (Zitieren)
Nunja,
meine Überprüfung hat zu 2 echten Veröffentlichungen zum Thema gefühert, welche Patroklos entgegen kommen.
Insofern lohnte es sich.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Patroklos schrieb am 03.09.2025 um 17:02 Uhr (Zitieren)
Marketing und insbesondere Werbung sind aus dem Tierreich übernommene Formen des Balzrufes zwecks Kaufakt.
Verbreitet und effektiv ist „Kikeriki“. Abgekürzt KI.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Γραικύλος schrieb am 03.09.2025 um 17:21 Uhr (Zitieren)
Selbstverständlich. Sie sollten aber auch einer weiteren Suche resp. Überprüfung dienen, d.h. nicht ohne dies eingesetzt werden. Das meinte ich ja.
Wenn Patroklos das gemeinsam mit Dir tut, ist es ja in Ordnung.
Re: Heinrich Heine und die A.G.
Patroklos schrieb am 03.09.2025 um 21:42 Uhr (Zitieren)
Kein Epigramm, jedoch Antike und Heinrich Heine:
Ja, Europa ist erlegen -
Wer kann Ochsen widerstehen?
Wir verzeihen auch Danäen -
Sie erlag dem goldnen Regen!
Semele ließ sich verführen -
Denn sie dachte: eine Wolke,
Ideale Himmelswolke,
Kann uns nicht kompromittieren.
Aber tief muß uns empören
Was wir von der Leda lesen -
Welche Gans bist du gewesen,
Daß ein Schwan dich konnt betören!
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 03.09.2025 um 22:34 Uhr (Zitieren)
Epigramysthisch :)
Re: Heinrich Heine und die A.G.
βροχή schrieb am 04.09.2025 um 12:59 Uhr (Zitieren)