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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Kolluthos über das Urteil des Paris #2 (199 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 02.09.2025 um 23:45 Uhr (Zitieren)
Kolluthos (5./6. Jhdt. u.Z.): Raub der Helena (ΑΡΠΑΓΗ ΤΗΣ ΕΛΕΝΗΣ) 41-192:
So trug es dem Hermes sein Vater, der Kronide, auf. Dieser aber gehorchte den väterlichen Befehlen, führte die Göttinnen auf den Weg und verlor sie nicht aus den Augen. Eine jede bemühte sich um ein vorteilhafteres und besseres Aussehen. Die listige Kypris löste ihren Schleier, öffnete die duftende Spange, verwob ihre Locken mit Gold und bekränzte mit Gold ihr Haar. Sie blickt zu ihren Kindern, den Eroten, und rief:

„Nah ist der Wettstreit, liebe Kinder, umarmt eure Nährerin! Heute urteilt die Schönheit des Gesichts über mich. Ich mache mir Sorgen, wem dieser Rinderhirt den Apfel geben wird. Die Hera nennen sie heilige Nährerin der Chariten, und man sagt, dass sie Herrschaft ausübe und das Zepter halte. Und als Kriegsgöttin bezeichnen sie stets die Athene; einzig ich, Kypris, bin eine kraftlose Göttin: Weder habe ich eine Königsherrschaft, noch trage ich einen kriegerischen Speer, noch ein Geschoss. Aber warum bin ich so übermäßig besorgt, wo ich doch statt einer Lanze als schnellen Speer das honigsüße Band der Eroten besitze? Den Gürtel trage ich, den Stachel bringe ich, den Bogen halte ich – den Gürtel, durch den die Frauen den schlimmen Stich meiner Liebe empfangen und oftmals Geburtsschmerzen leiden, aber nicht sterben.“

So sprach die rosenfingrige Kypris und folgte nach. Sie aber hörten den mütterlich lieblichen Auftrag, die schwärmenden Eroten, und strömten zu ihrer Nährerin.

Schon hatten sie den idäischen Berggipfel überquert, wo unterhalb einer steinumringten Klippe eines Vorgebirges der junge Paris die Schafe seines Vaters hütete. Er ließ sie weiden zu beiden Seiten an den Strömungen des Bergbaches, und gesondert zählte er die Horde der versammelten Stiere und maß gesondert die Herden der grasenden Schafe. Das Fell einer Bergziege hing an seinem Rücken, bewegte sich und berührte seine Schenkel. Beiseitegelegt war der Hirtenstab, der Rindertreiber, da Paris auf diese Weise für ein Weilchen zu seinem gewohnten Platz gehen und auf den ländlichen Rohren der Syrinx ein hell klingendes Lied spielen konnte. Oft verlor er beim Singen an Hirtenplätzen die Stiere aus den Augen und beachtete die Schafe nicht. Dann hielt er die Syrinx nach dem schönen Brauch der Hirten und ließ für Pan und Hermes lieblichen Gesang erklingen. Die Hunde bellten nicht, und nicht brüllten die Stiere, nur die windige Echo, die keine eigene Stimme hat, hallte von den Bergen des Ida wider. Und die Stiere, gesättigt vom grünen Gras in der Höher, legten sich nieder und ruhten mit schweren Knien auf ihrer Flanke.

Als er so unter der hochdachigen Pflanzendecke helltönend spielte, erblickte er von fern Hermes, den Boten. Furchtsam sprang er auf, den Götteranblick meidend. Er lehnte die aneinandergereihten wohltönenden Rohre an eine Eiche und beendete sein Lied, das noch nicht weit vorangekommen war. Der wundersame Hermes aber sprach den Furchtsamen so an:

„Wirf den Melkeimer fort und lass die schönen Herden!“ Hierher! Fälle dein Urteil, indem du über himmlische Göttinnen richtest! Hierher! Beurteile die ausgezeichnetere Gesichtsform und gib der Strahlenderen diesen Apfel, die liebliche Frucht.“

(Griechische Kleinepik. Hrsg. v. Manuel Baumbach, Horst Sitta und Fabian Zogg. Berlin/Boston 2019, S. 146-157)
 
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