1. In Homers Ilias
Die Troer kämpfen im Epos fast ausschließlich zu Fuß oder zu Wagen, aber Schiffe der Trojaner werden nicht erwähnt.
Die Griechen hingegen lagern ja mit ihrer Flotte am Strand vor Troja.
Homer interessiert sich nicht für eine trojanische Seemacht – sein Fokus liegt auf dem Landkrieg vor den Mauern.

2. Historische Plausibilität
Troja (wohl identisch mit Ilion/Hisarlık) lag strategisch am Hellespont, also an einer Engstelle des Seehandels. Eine Stadt an dieser Position muss über Schiffe verfügt haben, zumindest für Handel, vielleicht auch für militärische Zwecke.
Archäologisch ist Troja als Befestigung und Umschlagplatz nachweisbar, aber konkrete Funde einer „Flotte“ fehlen.

3. Mögliche Erklärungen für das Schweigen Homers
Dichterische Ökonomie: Homer konzentriert sich auf die heroische Schlacht, nicht auf Seetaktik.
Tradition: In der mündlichen Überlieferung spielte der „Landkrieg“ vor der Stadt die Hauptrolle.
Asymmetrie: Die Griechen kamen von weither übers Meer, ihre Flotte war das logistische Rückgrat. Troja brauchte nur die Stadt und ihr Umland zu verteidigen.
Seemachtfrage: Manche Forscher meinen, Troja sei eher eine Kontrollmacht am Meer (Zoll, Durchfahrt) als eine große Seemacht mit Kriegsflotte.
Fazit:
Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine Seehandelsstadt wie Troja keine Schiffe hatte – aber Homer erwähnt sie nicht, weil sie für seine epische Darstellung des Krieges keine Rolle spielten.

1. Vergil, Aeneis
Hier erscheinen die Trojaner sehr wohl als Seefahrer.
Aeneas und seine Leute fliehen mit Schiffen von Troja, fahren über Thrakien, Sizilien usw. nach Italien.
Vergil musste das so darstellen, sonst wäre die ganze Gründungslegende Roms nicht erzählbar.

2. Spätere griechische und römische Autoren
Viele Mythographen (z. B. Apollodor) erwähnen zumindest, dass die Trojaner im Krieg Verbündete aus Übersee hatten (z. B. aus Lykien oder aus Thrakien), die natürlich mit Schiffen kamen.
Troja selbst wird dabei aber weiterhin nicht als große Seemacht beschrieben.

3. Byzantinische Geschichtsschreibung (z. B. Dares Phrygius, Diktys Cretensis)
Diese pseudohistorischen Chronisten (spätantike / byzantinische Bearbeiter) versuchen, die Ilias in eine „wirkliche Geschichte“ zu verwandeln.

Dort wird manchmal die Frage nach Flotten und Verbündeten systematischer behandelt. Aber auch hier: keine klare „trojanische Flotte“ – die Troer kämpfen zu Land.

4. Forschungsdeutung
Antike wie mittelalterliche Autoren akzeptieren stillschweigend: Die Griechen waren die mit der großen Flotte, Troja die befestigte Stadt.

Dass Troja Schiffe hatte, wurde nicht geleugnet – nur nicht ins Kriegsgeschehen hineinerzählt, weil das die epische „Szene“ stören würde.
Zusammengefasst:
Homer: keine Flotte.
Vergil: doch Schiffe, aber für die Flucht.
Spätere Autoren: keine systematische „Seemacht Troja“.
Historisch: sehr wahrscheinlich, dass Troja Schiffe besaß, aber nicht im Kriegsepos eingesetzt wurde.

PS:
1. Homer (Ilias, ca. 8. Jh. v. Chr.)
Gesichert: Die Ilias nennt keine trojanische Flotte. Nur die Griechen liegen mit Schiffen am Strand.
Gesichert: Troer und ihre Verbündeten kämpfen zu Fuß oder mit Wagen.
Forschung: Homer konzentriert sich aus dichterischen Gründen auf den Landkrieg; eine mögliche trojanische Flotte wird bewusst nicht erwähnt.

2. Vergil (Aeneis, 1. Jh. v. Chr.)
Gesichert: Aeneas und die überlebenden Trojaner verlassen Troja mit Schiffen (Bücher 2–3).
Literarische Gestaltung: Das ist notwendig für die römische Gründungslegende – historisch nicht überprüfbar.

3. Andere antike Autoren
Gesichert: Apollodor (Bibliothek, 2. Jh. v. Chr./n. Chr.) und Homer selbst (Katalog der Trojaner in Ilias 2) erwähnen Verbündete aus entfernten Regionen, etwa Lykien (Sarpedon), Thrakien u. a.

Gesichert: Diese Verbündeten müssen per Schiff gekommen sein – sonst könnten sie nicht teilnehmen.
Aber: Nirgends wird explizit gesagt, dass Troja selbst eine Flotte im Krieg eingesetzt hätte.

4. Spätantike und byzantinische Bearbeitungen (Dares Phrygius, Diktys Cretensis)
Gesichert: Diese Werke erzählen die Geschichte neu und versuchen, sie als „Chronik“ darzustellen.
Gesichert: Auch dort keine klare Erwähnung einer trojanischen Flotte.
Forschung: Sie bleiben der homerischen Tradition treu: Griechen = Schiffe, Troer = Stadt.

5. Archäologie und historische Plausibilität
Gesichert: Troja (Hisarlık) lag an der Meerenge und war eine Handelsstadt.
Gesichert: Handel ohne Schiffe ist praktisch ausgeschlossen.
Forschung/Vermutung: Troja hatte wohl eigene Schiffe, aber ob es eine „Kriegsflotte“ im mykenischen Sinn gab, wissen wir nicht.

✅ Also sicher ist:
Keine Flotte in Homers Ilias.
Aeneas bei Vergil flieht mit Schiffen.
Verbündete der Troer kommen per Seeweg.
Historisch plausibel: Troja hatte Schiffe, auch wenn sie im Epos nicht vorkommen.
Nicht sicher / nur vermutet:
Ob Troja selbst eine nennenswerte Kriegsflotte besaß.
Ob Homer sie bewusst „weggelassen“ hat oder ob sie einfach keine militärische Rolle spielte.

Viell. hatte ein Unwetter den Großteil der Schiffe zerstört, so schnell sind die nicht nachgebaut.
Viell. kamen sie wg. der langjährigen Belagerung nicht an genug Holz um den Verlust von Schiffen auszugleichen? In der Antiike gingen Schiffe öfter mal unter. Viell. hatten die Griechen die Flotte versenkt?



Es ist typisch für Haefs, er mag rätselhafte Unstimmigkeiten.

Es ist auch mgl. das Homer keine Informationen zur Flotte überliefert bekommmen hatte, selber war er ja auch nicht dabei. Und dann hatte er keine Inspiration oder keine Motivation etwas zu erfinden.

Oder es war im Zusammenhang mit dieser Flotte etwas unrühmliches passiert, worüber er den Manntel des schweigens ausbreiten wollte.

Kennt das noch jemand?
Caesar ora classis Romana.

Die Griechen kamen bekanntlich mit einer riesigen Belagerungsflotte an. Sie versenkten am 1. Tag die Trojanerflotte nahezu komplett.
Ein antikes pearl harbour.

Wäre es nicht spannend für Unterwasserarchäologen, die versunkene Trojanerflotte zu finden?

Das Problem wird bestätigt, die Fragen sind nicht zu beantworten.

Selbst eventuelle Schiffsfunde auf dem Meerresgrund vor Troja müßte ja 1. den Trojanern statt den Griechen und 2. den Trojanern in der passenden Epoche (es gab mehrere Zerstörungen Trojas) zugeordnet werden können. Vorläufig gibt es nicht einmal die Schiffsfunde.

Wenn es keine Schiffsfunde gibt, lohnt es sich umso mehr danach zu suchen.

Was man schon alles versucht hat in dieser Hinsicht, weiß ich gar nicht; nur wenn man Schiffe gefunden hätte, dann hätte ich davon gehört.

Wie es aussieht wurde bisher nur an Land gesucht, noch nicht im Meer.

Es ist andererseits eine Gegend mit vielen Seeschlachten, da müsste es von versunkenen Schiffen wimmeln.

Viell. wurden die noch nicht alle zugeordnet.

Nur mal nebenbei:
Troja nennen die Engländer Troy. Auch ein Vorname, der irische (Fußsoldat) oder städtische Wurzeln (Troyes) haben mag. Der in den letzten Jahrzehnten immer beliebtere Vorname „Troy“ wird auf Troja zurückgeführt.
Wer die Krimiserie Inspector Barnaby kennt, erinnert sich an Troy als Nachname, Sgt. Gavin Troy. Er ist der erste Assistent von Tom Barnaby.

Vor Alexandria und vor Misenum/Baiae hat man im Meer gesucht & gefunden. Vor Troja ist mir gar nichts bekannt - obwohl Haefs' Bemerkung ja sinnvoll ist.