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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Theramenes und Kritias (229 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 25.09.2025 um 00:03 Uhr (Zitieren)
Xenophon, Hellenika II 3, 14:

Theramenes war ein attischer Feldherr während des Peloponnesischen Krieges und gehörte zur oligarchischen Opposition in Athen. Nachdem die Spartaner im Anschluß an ihren Sieg dort die Herrschaft der Dreißig eingesetzt hatten, zählte Theramenes zwar zu diesen, geriet jedoch in Gegensatz zu Kritias und dessen Terrorregime. 404 v.u.Z. des Verrats an der Oligarchie beschuldigt, verteidigte er sich und suchte nach der Verurteilung an einem Altar Asyl. Dort ließ Kritias ihn festnehmen.
Hierauf befahl der Herold der Dreißig den Elfmännern (1), Theramenes festzunehmen. Als diese mit ihren Gehilfen hereingekommen waren unter der Anführung des Satyros, eines besonders verwegenen und rücksichtslosen Mannes, erklärte Kritias: „Wir liefern euch diesen Theramenes aus, der nach dem Gesetz verurteilt worden ist. Ihr aber nehmt ihn fest, führt ihn ab an den richtigen Ort und vollzieht das Weitere.“

Nachdem er das gesagt hatte, legte Satyros Hand an Theramenes, legten auch die Gerichtsdiener Hand an ihn und zerrten ihn vom Altar weg. Theramenes rief indessen, wie in seiner Lage natürlich, sowohl Götter wie Menschen an, sie möchten herabblicken auf das, was geschah. Aber die Ratsherren blieben stumm, denn sie sahen, daß die Leute vor den Schranken Menschen vom Schlage des Satyros waren und daß vor dem Rathaus alles von Soldaten der Besatzungstruppe vollstand, außerdem wußten sie wohl, daß jene Dolche bei sich trugen.

Die Elfmänner führten also den Mann über den Marktplatz ab, während er mit sehr lauter Stimme kund tat, was er erleiden mußte. Besonders folgender Ausspruch wird noch von ihm erzählt: Als Satyros ihm sagte, er werde noch zu jammern haben, wenn er nicht stillschweige, da fragte er: „Und wenn ich schweige, muß ich dann etwa nicht jammern [Ἂν δὲ σιωπῶ, οὐκ ἄρ‘, ἔφη, οἰμώξομαι]?“

Als er dann sterben mußte und den Schierlingsbecher trank, da soll er, wie man erzählt, die letzten Tropfen wie beim Kottabos-Spiel ausgeschüttet haben mit den Worten: „Dies für den schönen Kritias [Κριτίᾳ τοῦτ‘ ἔστω τῷ καλῷ]!“

Zwar weiß ich wohl, daß diese Aussprüche nicht der Erzählung würdig sind, aber nach meinem Urteil ist doch jenes an dem Manne zu bewundern, daß, selbst als der Tod schon neben ihm stand, weder Geist noch Scherz aus seiner Seele wichen.

(Xenophon: Hellenika. Hrsg. v. Gisela Strasburger. München 1970, S. 122-125)

(1) 11 durch das Los bestimmte Beamte, eine Art Exekutivpolizei, zu deren Aufgaben u.a. die Vollstreckung der Todesstrafe und die Aufsicht über das Gefängnis gehörten



 
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