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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern (1271 Aufrufe)
Πέγασος schrieb am 24.10.2010 um 12:24 Uhr (Zitieren)
Das Schüler-Lehrer-Verhältnis spielt eine größere Rolle für das Problemverhalten und die generelle Zufriedenheit in der Schule als die Bindungen der Schüler untereinander. Unterm Strich begünstigen positive soziale Beziehungen den Lernerfolg.

Raufelder, D. (2010). Erfolgreich Lernen: eine Frage der Beziehung. Gehirn & Geist 10, 24-25.


Sieh an, zum Schüler-Lehrer-Verhälnis wird wieder geforscht; soweit ich das verfolgen konnte, spielte dieses Thema lange Zeit in der Lehrerausbildung überhaupt keine Rolle. (In den Vorlesungen für Pädagogische Psychologie, wo auch die Lehramtskandidaten saßen, habe ich dieses Wort nicht einmal gehört.)

War das Schüler-Lehrer-Verhältnis nicht schon in der Antike ein Thema?
Re: Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern
Γραικίσκος schrieb am 24.10.2010 um 13:10 Uhr (Zitieren)
Meiner Ansicht nach gibt es verschiedene Arten von Schüler-Lehrer-Beziehungen. Vor ca. zehn Jahren habe ich mal ein Seminar zu diesem Thema gehalten und dabei mit folgender Überlegung begonnen:
Überlegen Sie: Was erwarte ich von (m)einem Lehrer?
• Vermittlung von Wissen, Kenntnissen und Fertigkeiten, die ich im Leben anwenden kann?
• Ein Vorbild für eine bestimmte Lebensweise, eine Praxis, die mich zu einem besseren Menschen macht?
• Soll er mein Leben heil machen, mich erlösen von Leid und Sinnlosigkeit? Soll er mir Ziel und Sinn meines Lebens vermitteln?
• Soll er mich zu eigenem Fragen und Denken anregen, unabhängig von denjenigen Ergebnissen, zu denen er selbst gelangt ist?
• Einen Gegner, mit dem ich kämpfen und mich auseinandersetzen kann, an dem ich meine eigenen geistigen Waffen schärfen kann?
Re: Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern
Ὑληβάτης schrieb am 24.10.2010 um 13:20 Uhr (Zitieren)
Wunsch und Gefahr liegen in dieser Liste eng beieinander.
Re: Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern
ανδρέας schrieb am 24.10.2010 um 14:12 Uhr (Zitieren)
Heute ist doch das Verhältnis eher institutionalisiert und rational, also m.E. deutlich unpersönlicher gestaltet, als im alten Griechenland, wo z.B. Platon u.a. Schüler um sich versammelten und an sich persönlich banden. Es gab wohl keine Lehrpläne etc. und die Lehre bzw, Lehrveranstaltung verlief vermutlich eher intuitiv. Erziehung, sittliche Vorbilder und Lebenseinstellungen waren daher wahrscheinlich stark von der Person der Lehrers abhängig, da wenige störende Einflüsse von Außen einwirken konnten. Heute stellen unzufriedene Schüler sogar Lehrer im Internet bloß, um sich zu rächen. Manche Schüler scheinen sich wohl zu langweilen. Da müsste der Lehrer schon eine bessere Show liefern, als die Medien. Der Lehrer als Unterhalter, der Wissen eher beiläufig vermittelt?

Μεταβολὴ πάντων γλυκύ.
Re: Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern
Ὑληβάτης schrieb am 24.10.2010 um 15:53 Uhr (Zitieren)
Schule - Medien - Unterhaltung ... da fällt mir Postman zu ein. Ich glaube, es war Postman, der meinte, die Sesamstraße führe zu einem vollkommen verzerrten Bild von dem, was "Lernen" bedeutet und bedeuten soll.

Waren Platons Schüler wohl "Schüler" im heutigen Sinne? Sind sie zu ihm gegangen, um "etwas zu lernen und hinterher sagen zu können, sie >> hätten bei Platon gelernt<<"? Es scheint mir (intuitiv) so, als wären sie zu Platon gegangen, weil sie die Person, die "Erziehung" und die Lebenseinstellung wollten. Ein Lehrplan wäre dann gar nicht notwendig.
So wie wir hierher kommen.

Aber wie eigentlich der platonische Unterricht ablief, weiß ich gar nicht. Der Anfangsunterricht der Römer könnte aber unserer Schule ähnlicher gewesen sein. Evtl. auch der Anfangsunterricht der Griechen.
Re: Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern
Πέγασος schrieb am 25.10.2010 um 21:23 Uhr (Zitieren)
Wahrscheinlich wäre mir das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ein zu persönliches gewesen. Man war nicht nur Schüler, sondern Anhänger von Sokrates oder sonstwem.

Mich irritierte aber, dass dieses Thema lange Zeit kaum eine Rolle spielte; z.B. gibt es im „Handwörterbuch Pädagogische Psychologie“ von Detlef Rost (Hrsg.), dass sich als „ … eine repräsentative und aktuelle Bestandsaufnahme dieses Fachgebietes ...“ versteht, nicht mal den Begriff, sondern da wird bestenfalls von „Lehrer-Schüler-Interaktion“ gesprochen.
Folge ich meinen Vorlesungsunterlagen, gehörte das Lehrer-Schüler-Verhältnis nicht zu den Determinanten von Lernleistung...

Ich finde immer wieder beeindruckend, was meine Kinder nach einem Lehrerwechsel an Anfang des Schuljahres erzählen: Die Schüler wüssten genau, bei wem sie welchen Blödsinn machen können und bei wem sie aufpassen. Und auf einmal ist das bisherige „Lieblingsfach“ nicht mehr interessant, weil der Lehrer „blöd“ ist; und ein vorher ungeliebtes Fach ist auf einmal spannend, weil der Lehrer beliebt ist.

Beim Lernen passiert ziemlich viel auf der emotionalen Ebene.
Re: Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern
Γραικίσκος schrieb am 25.10.2010 um 21:36 Uhr (Zitieren)
Ich bin, kürzlich von einer Studienfahrt nach Rom zurückgekehrt, immer wieder erstaunt darüber, wie sich dieses 'emotionale' Verhältnis selbst noch bei volljährigen Schülern durchhält. Viele Fragen & Bitten ("Herr X, bei uns funktioniert die Toilette nicht!") kann man im Grunde übersetzen in: "Lehrer, bring die Welt für uns in Ordnung!"
Ist das noch Unreife? Anlehnungsbedürfnis? Abneigung gegen Verantwortung?
Schließlich könnten sie mit ihrem Universal-Englisch ebenso zur Rezeption gehen wie der Lehrer.
Vielleicht hat Hölderlin auch recht, wenn er schreibt: "Das Kind und der Baum suchen das, was über ihm ist." (aus dem Kopf zitiert)
Jedenfalls ist das personale Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern außerordentlich wichtig.
Re: Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern
Γραικίσκος schrieb am 25.10.2010 um 21:42 Uhr (Zitieren)
Die Schüler wüssten genau, bei wem sie welchen Blödsinn machen können und bei wem sie aufpassen. Und auf einmal ist das bisherige „Lieblingsfach“ nicht mehr interessant, weil der Lehrer „blöd“ ist; und ein vorher ungeliebtes Fach ist auf einmal spannend, weil der Lehrer beliebt ist.

Das ist wirklich eine alltägliche Erfahrung, ja.
Kann man es ihnen verübeln? Was nützt das interessanteste Fach, wenn ein Lehrer es nicht interessant vermitteln kann.
Im Grunde ist es doch ein Grund zur Freude, wenn Schüler dabei eben nicht das Kriterium 'Bei dem muß man weniger arbeiten' anwenden, sondern 'Bei dem lernt man mehr'.
Re: Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern
ανδρέας schrieb am 25.10.2010 um 21:43 Uhr (Zitieren)

Vielleicht sehe ich das zu simpel, aber das Lehrer - Schüler Verhältnis ist doch das einzige, was man beeinflussen kann - und ist Teil der Methode. Der Lerngegenstand verändert sich ja nicht. Wer sich nicht wohl fühlt lernt schlechter.

Der Lehrer ist auch ein Verkäufer: Aufmerksamkeit erreichen - Interesse wecken - Wunsch des Schülers hervorrufen, etwas zu wissen (Wissbegierde) - Mitmachen und lernen.
(AIDA nennt man das :Attention -Interest -Demand -Action, vgl. Marketingstrategie)

Da hilft ein positives Verhältnis ungemein. Wenn ich die Verhältnisse in Berliner Schulen sehe, frage ich mich, ob man da nicht einen Faktor vergessen hat - das Menschliche. Wobei die Eltern es vielfach nicht für nötig halten, ihren Beitrag zum Lernerfolg zu leisten und ihre Kinder positiv auf Schule einzustellen. Wenn die Schüler schon mit negativer Einstellung kommen, kann der Lehrer wenig ausrichten. Die Prügelstrafe kann man ja nicht mehr einführen (das war ein Scherz - cum grano salis)
Re: Das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern
Γραικίσκος schrieb am 25.10.2010 um 21:48 Uhr (Zitieren)
(AIDA nennt man das: Attention - Interest - Demand -Action, vgl. Marketingstrategie)

Das ist gut. Eine bemerkenswerte Parallele!
 
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