α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Metaphysik #1: Die Behauptung (108 Aufrufe)
Γραικύλος schrieb am 03.12.2025 um 17:42 Uhr (Zitieren)
In Platons Dialog "Hippias Maior" argumentiert Sokrates (287c-289d) so, daß, wenn wir verschiedene Dinge (Kanne, Mädchen, Pferd usw.) schön nennen, all diesen Dingen etwas gemeinsam sein müsse; und dieses sei die Idee der Schönheit.

Ähnlich steht es, wir wir in anderen Dialogen erfahren, etwa mit den Menschen: Alles, was wir Mensch nennen, so verschieden es auch sonst sei, muß etwas gemeinsam haben: die Idee des Menschen.

Die Grundlage der Ideenlehre und damit der abendländischen Metaphysik (denn die Idee sei ein Eines über Vielem, sei zeitlos, nur denk-, aber nicht wahrnehmbar usw.) besteht daher in einer Annahme über das Funktionieren von Sprache: Wir identifizieren und benennen etwas auf eine bestimmte Weise, also muß es ...
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Aurora schrieb am 04.12.2025 um 06:12 Uhr (Zitieren)
Schon hier beginnt das Problem:
Jeder hält etwas anderes für schön.
Es gibt keine objektive Schönheit.

Heidegger hat Platon Seinsvergessenheit vorgeworfen.

Bei Idee muss ich an Vision denken und
Helmut Schmidt:
„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“

Ich las mal irgendwo, Platon habe bipolare Tendenzen.
KI sagt dazu:
Tatsächlich variiert Platons Stil erheblich - von den lebhaften, dramatischen frühen Dialogen bis zu den abstrakteren späten Werken. Aber das lässt sich eher durch philosophische Entwicklung und unterschiedliche Themen erklären.
Die literarische Form des Dialogs macht es schwer, Platons persönliche Psyche zu erfassen - er spricht durch Masken. Philosophische Positionen (wie der Gegensatz zwischen Ideal und Wirklichkeit) mit Stimmungsschwankungen zu verwechseln, wäre eine Kategorienverwechslung.

vgl.
Gesichert bipolar:
Virginia Woolf
Ernest Hemingway
Hans Fallada
Sylvia Plath
Anne Sexton

Wahrscheinlich bipolar:
Edgar Allan Poe
Friedrich Nietzsche
Lord Byron
Lev Tolstoi
Jack Kerouac

Umstritten / gelegentlich diskutiert, aber nicht belegt:
Else Lasker-Schüler (starke Stimmungsschwankungen, aber keine Diagnose)
Georg Büchner (vereinzelt spekuliert, nicht belegt)
Georg Trakl (schwere Depression + Drogenproblematik, keine Bipolar-Diagnose)
Friedrich Hölderlin (wahrscheinlich schizophrene Erkrankung, nicht bipolar)

Auch der berühmte Mathematiker Georg Cantor
war bipolar, wie mir gerade spontan einfällt.
Fachhistoriker diskutieren verschiedene
Deutungen:

Bipolare Störung (manisch-depressiv) → möglich, wegen Wechsel von Hoch- und Tiefphasen.
Schizoaffektive Störung oder Schizophrenie → ebenfalls häufig in der Forschung genannt.
Erschöpfungskrisen + körperliche Erkrankungen → alternative Erklärung.


Sorry für die Abschweifung.Sie ergab sich so für mich.

Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Patroklos schrieb am 04.12.2025 um 08:50 Uhr (Zitieren)
Etwas länglich, doch hübscher als „bipolar“ finde ich nach wie vor:
Himmelhoch jauchzend zu tode betrübt.
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Info schrieb am 04.12.2025 um 09:44 Uhr (Zitieren)
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
βροχή schrieb am 04.12.2025 um 11:14 Uhr (Zitieren)
Dinge (Kanne, Mädchen, Pferd usw.) schön nennen, all diesen Dingen etwas gemeinsam sein müsse; und dieses sei die Idee der Schönheit.


Die Entstehung der Idee könnte man Abstraktion nennen. Vom konkreten zum abstrakten, welches als Idee sich vom Gegenstand scheinbar? löst.


Was ist Schönheit? Etwas, das den Sinnen (Auge, Ohr... ) angenehm ist. Objektive Schönheit gibt es nicht, Übereinstimmungen im Schönheitsempfinden kann man trotzdem beobachten.




Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Info schrieb am 04.12.2025 um 11:32 Uhr (Zitieren)
Was im Gehirn passiert, wenn wir Schönheit erleben

1. Aktivierung des Belohnungssystems (Dopamin)
Schöne Reize aktivieren Regionen wie Nucleus accumbens, ventrales Striatum und den orbitofrontalen Cortex. Dort wird Dopamin ausgeschüttet – das erzeugt Freude und Motivation.

2. Bewertung im medialen Orbitofrontalen Cortex (mOFC)
Der mOFC bewertet den subjektiven „Wert“ eines ästhetischen Erlebnisses. Er ist bei visueller Kunst, Musik, Gesichtern oder mathematischen Ideen gleichermaßen aktiv.

3. Aktivierung des Default-Mode-Netzwerks (DMN)
Bei tiefer empfundenen ästhetischen Momenten wird das DMN aktiv. Das erzeugt Gefühle von Bedeutung, Selbstbezug und „innerer Ergriffenheit“.

4. Einbindung von Emotion und Gedächtnis
Amygdala und Hippocampus verstärken emotionale Färbung und erinnern uns an frühere Erfahrungen. Deshalb kann Schönheit besonders berühren.

5. Mustererkennung und Vorhersage
Visuelle, auditive und präfrontale Bereiche erkennen harmonische Muster, Symmetrien oder angenehme Überraschungen. Das Gehirn bevorzugt Muster, die komplex, aber nicht chaotisch sind.


Was im Gehirn passiert, wenn wir an Sex denken

1. Aktivierung des Belohnungs- und Motivationssystems
Sexuelle Gedanken aktivieren ähnliche Strukturen wie Schönheitserleben, aber stärker motivationsbezogen:

Nucleus accumbens

Ventraler Bereich des Striatums

Ventraler tegmentaler Bereich (Dopaminquelle)
Dopamin steigt → erhöhtes Verlangen, Fokus, Neugier.

2. Präfrontaler Cortex (Planung / Bewertung)
Der präfrontale Cortex bewertet Bedeutung, Konsequenzen und soziale Normen.
Er entscheidet, ob ein Gedanke zugelassen, verstärkt oder unterdrückt wird.

3. Hypothalamus (körperliche Reaktion)
Der Hypothalamus steuert hormonelle und vegetative Reaktionen:

Ausschüttung von Oxytocin und Testosteron

Herzfrequenz, Erregung, körperliche Vorbereitung
Er ist die Schnittstelle zwischen „Gedanke“ und „Körper“.

4. Limbisches System (Emotion + Erinnerung)

Amygdala: emotionale Intensität

Hippocampus: Speicherung und Abruf erotischer Erinnerungen
Sexuelle Gedanken sind oft emotional stark und leicht abrufbar.

5. Default-Mode-Netzwerk (Fantasie, Szenenaufbau)
Aktiv, wenn wir Tagträumen oder innere Szenen erschaffen.
Erzeugt mentale Bilder, Fantasien und soziale Kontexte.

6. Spiegelneuronen & soziale Zentren
Spiegelneuronen helfen beim Einfühlen und Vorstellen sozialer Interaktion.
Sexuelle Gedanken sind nicht nur körperlich, sondern oft sozial-emotional.
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Patroklos schrieb am 04.12.2025 um 11:55 Uhr (Zitieren)
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Γραικύλος schrieb am 04.12.2025 um 13:12 Uhr (Zitieren)
Jeder hält etwas anderes für schön.
Es gibt keine objektive Schönheit.

Wie wäre es mit?:
Jeder hält etwas anderes für wahr.
Es gibt keine objektive Wahrheit.

Platon könnte dem entgegenhalten: Es gibt beides schon, es gibt allerdings auch den schlechten Geschmack bzw. den Irrtum.
Für ein objektives Schönheitskriterium argumentiert er.

Die Entstehung der Idee könnte man Abstraktion nennen. Vom konkreten zum abstrakten

Wer von den einzelnen, verschiedenen Menschen abstrahieren will, muß aber doch schon wissen, was ein Mensch ist, damit er nicht in seinen Abstraktionsvorgang die Schimpansen mit einbezieht, wohl aber die körperlich Mißgestalteten. Er muß wissen, was und bei wem er abstrahiert und was nicht. D.h.: er muß die Idee bereits kennen. Der Abstrahierende hat schon einen bestimmten Typus vorab im Kopf.
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Γραικύλος schrieb am 04.12.2025 um 13:14 Uhr (Zitieren)
Noch zu Aurora:

Aus der Tatsache, daß viele vieles glauben, folgt eben nicht,daß sie alle Ansichten gleichrangig sind.
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Γραικύλος schrieb am 04.12.2025 um 13:28 Uhr (Zitieren)
Man muß nicht Platons Konzept der präexistenten Ideen folgen, aber jede Theorie, die etwas taugt, muß erklären können, wie wir etwas als etwas Bestimmtes identifizieren, erkennen können.
Das Abstraktionsmodell setzt genau diesen Vorgang schon voraus.

Woran erkennt man z.B. ein Buch?
Und jetzt ziehst Du nicht die Lampe oder den Tisch in Betracht, sondern nur ganz bestimmte Objekte. Du weißt also schon etwas.

Die nächstmögliche Antwort ist die, daß Deine Eltern es Dir beigebracht haben.
Vermutlich ist auch diese Erklärung unzulänglich.
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
βροχή schrieb am 04.12.2025 um 16:39 Uhr (Zitieren)
Woran erkennt man z.B. ein Buch?


Die nächstmögliche Antwort ist die, daß Deine Eltern es Dir beigebracht haben.
Vermutlich ist auch diese Erklärung unzulänglich.



Abstraktion beginnt mit einem konkreten Gegenstand. Die Bezeichnung für diesen bekommt man von anderen gesagt, oder man hat diesen Gegenstand selbst erfunden bzw. entdeckt, dann erfindet man praktischer weise auch gleich ein Wort für ihn. Weitere ähnliche Gegenstände kommen hinzu, das Wort wird auf diese angewandt. Wird das Wort nun gesagt, ohne dass die Gegenstände anwesend sind, wird die Erinnerung an die vorigen Begegnungen mit den Gegenständen geweckt. Von da aus kann dann auf noch nicht existierend ähnliche Gegenstände extrapoliert werden, man schreibt ein Buch.



Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Γραικύλος schrieb am 04.12.2025 um 17:56 Uhr (Zitieren)
Weitere ähnliche Gegenstände kommen hinzu, das Wort wird auf diese angewandt.

Der ursprünglich gezeigte und (z.B. von den Eltern) benannte Fall informiert nicht darüber, was im Wesentlichen (!) ähnlich ist (Unterschiede können ignoriert werden) und was im Wesentlichen (!) unähnlich ist.

So ist ein schwer mißgestalteter Mensch ein Mensch, ein dem Menschen doch recht ähnlich aussehender Schimpanse hingegen kein Mensch.
Woher soll das Kind das wissen, welche Unterschiede wesentlich und welche unwesentlich sind?

Nehmen wir einmal an, daß es sich bei allen Beispielfällen für "Mensch", die Deine Mutter Dir gezeigt hat, zufällig um Frauen handelte (oder um Brillenträger).
Und nun taucht vor Deinen Augen erstmals ein Mann auf (oder jemand ohne Brille). Da gibt es also Unterschiede zu den dem Kind bekannten Beispielen, und es muß diese jetzt auf einen neuen Fall übertragen. Wie soll es da vorgehen? Woher sollte es wissen, was für Mensch wesentlich ist?

Platons Anwort darauf wäre klar; dennoch ist sie falsch - und dennoch besteht das Problem!
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Γραικύλος schrieb am 04.12.2025 um 17:56 Uhr (Zitieren)
Platon hat ein echtes Problem erkannt, das m.E. rein empirisch (durch Erfahrung) nicht zu lösen ist.
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
βροχή schrieb am 04.12.2025 um 22:12 Uhr (Zitieren)
Da gibt es also Unterschiede zu den dem Kind bekannten Beispielen, und es muß diese jetzt auf einen neuen Fall übertragen. Wie soll es da vorgehen? Woher sollte es wissen, was für Mensch wesentlich ist?


Wenn ein bisher unbekannter "Gegenstand" mit Abweichungen zum bis dahin bekannten hinzu kommt, braucht es weiteren input, ob diese Abweichungen als wesentlich erachtet werden.
Das sieht man zb. daran, dass es Gruppen gibt, die Abweichungen für wesentlich erachten, zb. Schwarze nicht als Menschen einstufen, und andere Gruppen, für die die Abweichungen unwesentlich sind.

Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
Γραικύλος schrieb am 04.12.2025 um 23:05 Uhr (Zitieren)
Das stimmt. Ohne weiteres können Kinder das nicht wissen, weil sie eben keine "Idee Mensch" im Kopf haben.
Re: Metaphysik #1: Die Behauptung
βροχή schrieb am 04.12.2025 um 23:45 Uhr (Zitieren)
Jede "Idee" entsteht in jedem Kopf neu. Das wird immer dann spannend, wenn sich herausstellt, dass die Ideen in den Köpfen bisschen unterschiedlich sind, auch wenn sie gleich benannt werden.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Colosseum (Rom)

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.