Das ist schön. Könntest Du die Quelle etwas näher spezifizieren?

Das ist aus Lektion 42 von ΚΑΝΘΑΡΟΣ....Genaue Quelle war nicht angegeben. Stobaios war Sammler und Autor auch von Zitaten und Sinnsprüchen im 5.Jahrhundert n.Chr.

Ἀνάχαρσις, so finde ich im Passow, war ein vornehmer Skythe, der zu Solons Zeit Athen zu wissenschaftlichen Zwecken besuchte (Bericht bei Herodot).

Genau...in ΚΑΝΤΘΑΡΟΣ ist daneben als Hinweis angegeben:
Anacharsis: skytischer Fürst, den Sieben Weisen zugerechnet (6.Jhd.v.Chr.)

...ΚΑΝΤΘΑΡΟΣ...

Vielleicht finde ich den Spruch dann bei den Sieben Weisen?
Ich werde einmal nachschauen.
Stobaios habe ich jedenfalls nicht.

Über Anacharsis habe ich gefunden (Leben und Meinungen der Sieben Weisen, ed. Bruno Snell. München 4. Aufl. 1971):

Den Anacharsis nennt Ephoros weise und sagt, er gehöre zum Stamm der Skythen. Er würde aber zu den Sieben Weisen gerechnet wegen seiner Genügsamkeit, Besonnenheit und Vernunft. Als seine Erfindungen nennt er τὰ ζώπυρα καὶ τὴν ἀμφίβολον ἄγκυραν καὶ τὸν κεραμικὸν τρόχον.

(Strabon 7, 3, 9)

Stobaios gibt es hier:
http://openlibrary.org/a/OL6014239A/Stobaios

Danke für den Link!

Haha! Das Thema klingt so, als wäre Stobaios der größte Feind des Menschen!

Ja, der bessere Titel wäre gewesen:
Des Menschen größter Feind ? Spruch von Stobaios (gesammelt)
Der Mensch ist sich selbst ja der größte Feind ;-)

Also auch Stobaios, denn:
Der Mensch ist des Menschen größter Feind.
Stobaios ist ein Mensch.
-> Stobaios ist des Menschen größter Feind! ;-)

Die Form dieses Argumentes hat ein Marxist - ich glaube, es war Wolfgang Harich - gegen den Pessimismus Schopenhauers angewendet:

1. Prämisse: Die ganze Welt ist schlecht.
2. Prämisse: Diese Erkenntnis ist ein Teil der Welt.
Conclusio: Diese Erkenntnis ist schlecht.

:-D

Ich lese immer "des Menschen größter Feind"... warum davon ausgehen, dass ein Superlativ intendiert war?
=> dem Menschen (coll.) ein feindliches ist er sich selbst
das lässt doch noch viel Spielraum übrig für feindlicheres und feindlichstes....

Ich frage mich, wie jemand die ganze Welt als schlecht erkennen kann, wenn diese Erkenntnis Teil der Welt ist.
Wie kann er das feststellen, wenn es keinen Vergleich gibt, an dem er das eichen will?
Wenn alles blau ist, woher der kritische Befund "alles ist blau", wo es keine anderen Farben gibt?
Dann ist blau normal und kann auch nicht kritisiert werden. Können Erkenntnisse schlecht sein oder nur wahr oder falsch?

Die Analogie paßt nicht. Bei Glück - anders als bei Farben - haben wir einen a-priori-Maßstab: unsere Bedürfnisse, unsere Wünsche. Man kommt auf die Welt mit dem Wunsch, daß es einem gut gehe ... nicht mit dem Wunsch, daß alles blau sein möge.

So ist das mit absoluten Maßstäben, wenn sie doch eigentlich ganz subjektiv sind und die Welt eigentlich bunt. Ein Inuit wird Afrika falsch finden, ein Ghanaer den Polarkreis gräßlich.
Die Welt ist eben nicht nur blau. Die Erkenntnis der reinen Schlechtheit der Welt zeigt nur die begrenzte Sichtweise des Aussagenden.

Die Frage ist ganz einfach: Sind Menschen, welche die Welt eine gehörige Zeit lang kennen, glücklich?
Als Forschungsergebnis habe ich einmal gehört, daß jüngere Menschen mehrheitlich antworten: "Jetzt noch nicht, aber dann, wenn ich ... [Verweis auf eine bestimmte Zukunft]. Und ältere Menschen, die ohne Zukunft, antworten ...
Vielleicht ist das bei den Innuit anders?

M.E. ist der größte Feind des Menschen seine Hoffnungslosigkeit, die Auflösung seiner Illusionen und Erkenntnis, dass er seine Wünsche nicht erfüllen kann. Dann wird er ärgerlich und macht auch noch andere so unglücklich, wie er es selbst ist.
Vielleicht hätte Schopenhauer mehr lachen sollen. Aber dafür fand er ja nie (?) einen Grund. Weil alles so schlecht ist....
Hoffentlich ist das Spiel Frankreich-Deutschland nicht so schlecht...

Zwar weiß ich nicht, wie Du jetzt auf Schopenhauer kommst - aber es paßt. Ich lese gerade von Irvin D. Yalom Die Schopenhauer-Kur. Yalom, ein Psychiater, schreibt Bücher über die Begegnung von Psychiatrie und Philosophie. Sein bekanntestes, auch verfilmtes Werk: Und Nietzsche weinte.
Im neuesten Buch verbindet er psychologische Deutungen von Schopenhauers Leben mit den Erlebnissen eines (fiktiven) Schopenhauerianers in einer Gruppentherapie.

Was mir eingedenk der Erfahrungen in diesem Forum aufgefallen ist, ist Yaloms Formulierung: "Arthur schaffte es nicht, liebevolle, großzügige und freudige Gefühle zu wecken; stattdessen reagierte fast jeder kritisch und defensiv auf ihn." (a.a.O, S. 306)
Über wen mag das was aussagen? -
Auf der anderen Seite weiß Yalom natürlich auch, wie viele Schriftsteller und Musiker Schopenhauer inspiriert hat - Yalom eingeschlossen.

Es macht mir Spaß, dieses Buch zu lesen. München ²2009.

Ach so: Hoffnungslosigkeit ist m.E. kein Feind, sondern ein Freund des Menschen. "Selig sind die Hoffnungslosen, denn sie können nicht enttäuscht werden."
Natürlich ist Pessimismus ein Überlebenstrategie. Genauso, wie der Optimismus eine ist.

1.zu Harich:
ein Fehlschluss, weil mit "schlecht" ja nicht jedesmal dasselbe gemeint ist
2. Glück hat was mit Endorphinen zu tun
3. @Graeculus
Bücher machen mir dann Spaß (s. 2.), wenn ich was lerne, etwas, das mich weiterbringt.

3. @Graeculus
Bücher machen mir dann Spaß (s. 2.), wenn ich was lerne, etwas, das mich weiterbringt.

So ist es. In diesem Falle lerne ich etwas über das Funktionieren einer Gruppentherapie. Andere kennen das vielleicht schon.

... etwas, das mich weiterbringt.

Kursbuch?

Gibt es das überehaupt noch?

Gibt es das überhaupt noch?

Welche Art von Kursbuch? Von der Bahn, von den Charismaten oder das APO-Kursbuch?

das "Kursbuch" hat mich in einigen Fällen tatsächlich weitergebracht, und zwar dann, wenn eingefahrene Sicht- und Denkweisen durchbrochen wurden - auch und gerade die in der sog. APO verbreiteten.
Mein diesbezüglicher Satz sollte meine grundsätzlichen Vorbehalte gegen die Psych-ologen/-iater andeuten, insbesondere die nur geisteswissenschaftlich "fundierten". Vgl hierzu auch den vorletzten SPIEGEL, der - wenige überraschend - zeigt, dass die angebliche Zunahme der psychischen Erkrankungen korreliert mit der krassen Zunahme von Krankheitserfindungen durch diese Zunft (kennt man aus dem Pharmazie-Marketing, aus der intensiven Suche nach skandalisierbaren Notlagen zwecks Arbeitsbeschaffung der Helferindustrie und aus der Kriminologie: je mehr Polizisten, desto mehr Kriminelle).
Therapiebedürftige psychische Probleme haben, sofern nicht somatische Ursachen, ihren Ursprung in den Lebensverhältnissen. Glauben zu machen, diese Probleme seien in Einzel- oder Gruppentherapie zu beheben, ist zynischer Dummenfang auf Kosten der häufig tatsächlich Not leidenden.
Die Psychoanalyse wäre ja schon längst erledigt, gäbe es nicht so viele direkte und indirekte PRofiteure (genauso wie die Religionen).

Zitat von arbiter am 7.2.13, 23:10

Therapiebedürftige psychische Probleme haben, sofern nicht somatische Ursachen, ihren Ursprung in den Lebensverhältnissen. Glauben zu machen, diese Probleme seien in Einzel- oder Gruppentherapie zu beheben, ist zynischer Dummenfang auf Kosten der häufig tatsächlich Not leidenden.

Das sehe ich auch so oder ähnlich. Probleme werden irgendwo zugeordnet und dann wird in dieser Kategorie "behandelt". Im Psychosektor werden "soziale" Probleme weitgehend ignoriert und, falls doch wahrgenommen, ausgeblendet. Vernetzt wird ja, so scheint es zumindest, selten gedacht und schon gar nicht gehandelt.

Zuversichtlicher Pessimist: "Vielleicht wird's ja noch schlimmer ..."

Zitat von Ψ am 8.2.13, 11:07

Vernetzt wird ja, so scheint es zumindest, selten gedacht und schon gar nicht gehandelt.

Das scheint vielleicht nur Dir so. Tatsächlich ist es aber anders. Betrachtet man nur die somatischen Auslöser von psychischen Erkrankungen, kann man ohne Vernetzung drangehen. Ich sehe es aber als Vorteil der geisteswissenschaftlichen Fundierung, dass psychische Probleme systemisch angegangen werden. Oder?

Aber hier sieht man sehr schön, wie der Mensch tatsächlich des Menschen größter Feind ist, bzw. jeder sich selbst. Und da tut mir meine Antwort schon wieder halb leid (zum Glück habe ich kein Deuka erwähnt). Die Fokussierung auf seine Spezialitäten hat ihre Berechtigung; die typisch menschliche Dimension beginnt aber da, wo der Mensch nicht anders kann, als den Anderen schlecht zu machen, ihm die Existenzberechtigung abzusprechen, anstatt sich auf sein Gebiet und seine Vorlieben zu konzentrieren.

Zitat von Βοηθός Ἑλληνικός am 9.5.09, 16:33

τί ἐστιν
πολέμιον ἀνθρώποις· "Αὐτοί", ἔφη, "ἑαυτοῖς"

Karl Kraus lässt grüßen

Was maansdn? A drumma Schelln is schnell aaf?