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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
WIEMANINDERANTIKESCHRIEB (1340 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 04.12.2010 um 09:47 Uhr (Zitieren)
DERGRUNDDAFÜRWARUMMANINDERANTIKE
NURMITEINERARTVONBUCHSTABENUNDOHN
EWORTABSTÄNDESCHRIEBISTMIRERSTJETZT
KLARGEWORDENWEILMANNÄMLICHAUCHSO
SPRICHT
DASSPRECHENISTJAÄLTERALSDASSCHREIBEN
DESWEGENHATMANZUNÄCHSTSOGESCHRIEB
ENWIEMANGESPROCHENHAT
Für andere mag das trivial sein, aber ich habe das erst gestern verstanden.
So schwierig das beim Lesen ist, so schwierig muß es für Kinder sein, welche das Sprechen lernen: die verschiedenen Worte zu unterscheiden.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Γραικίσκος schrieb am 04.12.2010 um 09:58 Uhr (Zitieren)
Anscheinend bleibt dieser Beitrag heute erhalten.

Worttrennung ebenso wie Groß- und Kleinschreibung emanzipieren das Schreiben ein Stück weit vom Sprechen.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 04.12.2010 um 10:09 Uhr (Zitieren)
Ich glaube in der Antike war man das gewöhnt. Ich denke nur an die Metrik, die über Wortgrenzen hinaus gilt. Diese gibt uns viele Hinweise.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Πέγασος schrieb am 04.12.2010 um 13:44 Uhr (Zitieren)
Ab wann wurden denn die Worte in der Schreibung getrennt?
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Πέγασος schrieb am 04.12.2010 um 13:47 Uhr (Zitieren)
Die Getrenntschreibung war doch eine geniale Erfindung.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Γραικίσκος schrieb am 04.12.2010 um 14:26 Uhr (Zitieren)
Ja, das war eine geniale Erfindung. Wer sie wann gemacht hat, weiß ich nicht.
Zuerst hat man halt so geschrieben, wie man spricht: an 'einem Stück'.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Πέγασος schrieb am 04.12.2010 um 17:27 Uhr (Zitieren)
Man müsste Orginalschriften zur Hand haben, dann könnte man sehen, ab wann sich die Getrenntschreibung durchsetzte...

In irgendeinem Buch habe ich mal eine griechische Schrift gesehen, die war in Schlangenlinie angeordnet, also von rechts nach links und dann von links nach rechts, die Buchstaben dabei jeweils noch seitenverkehrt ... Das Lesen und Schreiben in eine bestimmte Richtung hat sich demnach erst im Laufe der Zeit durchgesetzt.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Γραικίσκος schrieb am 04.12.2010 um 17:47 Uhr (Zitieren)
Für diese Schreibweise gibt es einen bestimmten Namen, den ich leider vergessen habe; er bedeutet soviel wie "wie der Ochse den Pflug zieht".
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Πέγασος schrieb am 04.12.2010 um 17:56 Uhr (Zitieren)
"wie der Ochse den Pflug zieht" - das gefällt mir.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Γραικίσκος schrieb am 04.12.2010 um 17:56 Uhr (Zitieren)
boustrophedone Schreibrichtung ...
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Ὑληβάτης schrieb am 05.12.2010 um 12:00 Uhr (Zitieren)
Ich habe mal gelesen, dass in römischen Gesetzestexten die Worttrennung Usus war.
In einem Seminar über "Schrift und Schriftlichkeit" kam sogar die These auf, dass die anscheinend so feste Unterscheidung nicht nur von Einzelwörtern in einem Text, sondern auch von Lauten, dabei auch die Kriterien für die Abgrenzung von Lauten, wohl durch die Schrift entstanden sind ... nicht umgekehrt die Schrift die Laute abbildet, die natürlicherweise unterschieden werden.

Wenn man Irisch lernt, fällt einem plötzlich auf, was in Lateinunterricht nur kurz thematisiert wird (c-Aussprache): Es gibt einen Unterschied zwischen Konsonanten, die vor (/zwischen) hellen, und denen, die vor (...) dunklen Vokalen stehen:
Im Irischen werden bó und beo "gleich" ausgesprochen, nämlich b + o, aber das b klingt anders. Ein Buchstabe für zwei Laute - im Irischen ist das Bedeutungsunterscheidend (kann auch z.B. Genitiv oder Plural anzeigen), im Deutschen nicht.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 05.12.2010 um 12:08 Uhr (Zitieren)
Man muß auch sagen, dass man zumindest in den lateinischen Inschriften langsam zu sogenannten "Platzhaltern" überging:
http://www.vetoniana.de/images/inschrift2.jpg
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Ὑληβάτης schrieb am 05.12.2010 um 12:13 Uhr (Zitieren)
Da sind besonders die Abkürzungen interessant: Sie sind weiter entfernt von der gesprochenen Sprache. Ist es wohl ein Zufall, dass die Römer viele Abkürzungen benutzt haben - zumindest in solchen Inschriften?
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 05.12.2010 um 12:17 Uhr (Zitieren)
Ich glaube, dass die Abkürzungen einfach zeit-und platzsparend waren, wenn man da oft die ausführlichen griechischen Inschriften (ohne Platzhalter!) betrachtet.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 05.12.2010 um 12:19 Uhr (Zitieren)
Obwohl...hier ein interessantes Bild aus Ephesos mit lat. (li.) und gr. Inschrift...mit Platzhalter:
http://www.hellenica.de/Griechenland/Antike/Ort/EphesusInscr1.jpg
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Γραικίσκος schrieb am 05.12.2010 um 13:56 Uhr (Zitieren)
Die Platzhalter - so oft habe ich sie gesehen, doch nie in ihrer tieferen Bedeutung mir bewußt gemacht. Mir, der ich das Getrenntschreiben gewohnt bin, erschienen sie ganz natürlich.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Ὑληβάτης schrieb am 05.12.2010 um 15:10 Uhr (Zitieren)
Sind die Abkürzungen und Platzhalter in Ephesos römisch inspiriert?
Ich habe ägyptische Hieroglyphen gesehen, von denen ich natürlich nicht wusste, ob es sich dabei um mehrere Wörter handelt oder nicht. Wisst Ihr da was?

Die scriptio continua soll übrigens kein Problem sein, wenn man laut liest - man liest ja dann die Silben. Wenn man allerdings leise liest, scheint es besser zu sein, Wörter zu sehen - ein geübter Leser liest ja auch nicht jeden Buchstaben, sondern erfasst "Wortbilder" oder, das ist eine Schnelllesetechnik, ganze "Wortgruppenbilder", indem man in einer Zeile nur zwei Blicke auf den Text wirft.
Ihr kennt sicher den Text, in dem die Buchstaben in den Wörtern durcheinandergewürfelt sind; das Gehirn kann sich "Bilder" "zusammenreimen". Für Leseanfänger ist das freilich nicht möglich.
Neulich dachte ich auch, dass es für den Lateinunterricht von Belang ist: Viele Schüler verwechseln Vokabeln mit anderen, deren erste Silben ähnlich aussehen. Ein ganz klarer Fall von notwendigem zweiten Blick auf das ganze Wort. Wahrscheinlich kommt so mancher Übersetzungsfehler nur daher!
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Γραικίσκος schrieb am 05.12.2010 um 15:16 Uhr (Zitieren)
Ihr kennt sicher den Text, in dem die Buchstaben in den Wörtern durcheinandergewürfelt sind; das Gehirn kann sich "Bilder" "zusammenreimen".

Ja. Man knan shcloe Txtee pmorblleos lseen, wnen nur der etrse und der lztete Bshcutbae sitmemn.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Ὑληβάτης schrieb am 05.12.2010 um 15:24 Uhr (Zitieren)
Mein derzeitiger Tipp an die Schüler ist übrigens: Vokabeln halblaut lernen. Dann gehen sie nicht nach dem Bild. Back to the roots! Ad fontes!
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Γραικίσκος schrieb am 05.12.2010 um 15:36 Uhr (Zitieren)
Ist nicht überhaupt das stille Lesen - wie auch das Selbstgespräch - eine relativ späte Erfindung in der Kulturgeschichte der Menschheit?
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Ὑληβάτης schrieb am 05.12.2010 um 15:43 Uhr (Zitieren)
Aber wieso?
Ich kann micht nicht an die Stelle oder die Umstände erinnern, aber wird nicht als der erste stille Leser Augustinus angegeben?
In der Bibel wird doch auch ... Namen vergessen! ... erwähnt, der/die leise betet und für betrunken gehalten wird.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Ὑληβάτης schrieb am 05.12.2010 um 15:47 Uhr (Zitieren)
Wie sich meine Frau beschweren würde, wenn ich alles lesen würde! Unsere Schreibtische stehen nämlich nebeneinander. (Upps - ein persönliches Detail!)
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Γραικίσκος schrieb am 05.12.2010 um 15:49 Uhr (Zitieren)
Ob das Augustinus war, weiß ich nicht. Aber ich habe irgendwo einmal gelesen, daß in der Antike Gedichte und Epen nie still gelesen wurden. (Woher will man das übrigens wissen?)
Aus der Philosophie kenne ich auch die Hypothese, daß das Konzept des Bewußtseins als eines inneren Forums, in dem stille Gedankenprozesse ablaufen, die dann geäußert werden können oder nicht, erst spät entstanden sei. (Es fällt mir nicht ganz leicht, mir einen Lügner vorzustellen, der nicht erst einen stillen Gedanken hat und dann laut das Gegenteil sagt - aber es gibt wohl soetwas wie ein reflexhaftes Lügen.)
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 05.12.2010 um 16:22 Uhr (Zitieren)
Ganz interessant dazu: Plinius, ep. 9,36:
Paulum redormio, dein ambulo, mox orationem Graecam Latinamve clare et intente non tam vocis causa quam stomachi lego .....
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Ὑληβάτης schrieb am 05.12.2010 um 16:29 Uhr (Zitieren)
Lesen als Verdauungsförderung! Kann man das auch zur Stärkung der Muskulatur anwenden?
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 05.12.2010 um 16:31 Uhr (Zitieren)
Kann man auch, wirkt sogar auf die Lunge..
;-)
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Ὑληβάτης schrieb am 05.12.2010 um 16:36 Uhr (Zitieren)
Waschbrettbauch durch lautes Lesen? Meine Frau wird sich definitiv beschweren! :-)
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Νησσάριον schrieb am 10.12.2010 um 13:05 Uhr (Zitieren)
Ὑληβάτης schrieb am 05.12.2010 um 15:43 Uhr:
In der Bibel wird doch auch ... Namen vergessen! ... erwähnt, der/die leise betet und für betrunken gehalten wird.


Ja: Hanna, die Mutter des Propheten Samuel. Das steht in 1. Buch Samuel, Kap. 1. :)
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Ὑληβάτης schrieb am 11.12.2010 um 17:11 Uhr (Zitieren)
Genau die wars. Danke.
Re: WIEMANINDERANTIKESCHRIEB
Λοῦκας schrieb am 15.12.2010 um 21:13 Uhr (Zitieren)
Augustinus wunderte sich in seinen Confessiones (VI, 3. glaube ich) über die Eigenartigkeit des Ambrosius, leise zu lesen. Zu der Zeit (~+400) war das laute Lesen noch ganz üblich.
 
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