Wie weit ist eigentlich ἀνδρέας mit Kantharos gekommen?

@Βοηθὸς Ἑλληνικός
Dass das Griechische Dich entspannt, dafür bist Du zu beneiden! Ich finde es reichlich anstrengend; aber es macht immer noch große Freude.
_{Vor ein paar Tagen habe ich gedacht, dass ich erst Latein und Griechisch lernen musste, um als Sachse halbwegs richtig Deutsch zu beherrschen. ;-))}

Nun ja, die Sachsen können alles außer Hochdeutsch, wie die Schwaben - und werden vom Rest der Nation für ihre Sprache belächelt.
Neben der Vokalverschiebung verwechseln die Schwaben "haben" und "sein" bei der Perfektbildung; und die Sachsen vermischen den Dativ mit dem Akkusativ, herauskommt eine Art Dakkusativ... ;-)

Offenbar habe ich hier im Rheinland zu selten Gelegenheit, das sächsische Idiom zu hören. Ich habe lediglich bestimmte Auffälligkeiten hinsichtlich der Konsonanten im Ohr, die aber keine grammatischen Verstöße darstellen.
Andererseits ist die rheinische Verwechslung von "mir" und "mich" ja schon legendär.
Und die Frage "Flurhammer?" ist sicherlich für andere deutsche Stämme auch nicht verständlich, oder?

Flurhammer???

Ja, genau! Flurhammer?
"Wieviel Uhr haben wir?"

Ich möchte mal wissen, wie Otto Normalathener das attische Griechisch verstümmelt hat.

Oh, da wäre ich nie drauf gekommen...

Nun, eigentlich komme ich aus dem Erzgebirge, dort gibt es regelrechte Musterbeispiele für Vokalverschiebung:

"Do wu de Hasn Hosn, un de Hosn Husn sei, do bi iech dorham."

Und aus einem "Grasbrand" wird dort schnell ein "Grosbrond", der eigenlich ein "Grußbrond" wäre...

Dort wo die Hasen hausen und die Hasen zuhause (?) sind, dort bin ich daheim?

Warum bist Du aus dem Erzgebirge weg?

Dort wo die Hasen "Hosen" (heißen),
und die Hosen "Husen" sind...

Die Vokalverschiebung erfolgt vom a -> o, vom o -> u; ei -> ee oder aa (je nach Dorf)

Ich habe das vorhin aus dem Gedächnis nicht ganz korrekt wiedergegeben, richtig heißt es:

"Wo de "Hasn" "Hosn" heesen,
un de "Hosn" "Husn" heesen -
do bi iech dorhamm!"

"Wo die Hasen "Hosen" heißen,
und die Hosen "Husen" heißen -
dort bin ich zu Hause!"

Mit "heesen" ist es besser zu verstehen. Und lustig.

Warum ich aus dem Erzgebirge weg bin? - Ich hatte einen Ausbildungsplatz im Harz (übrigens schauriger Dialekt), dann habe ich gemeint, etwas von der Welt sehen zu müssen und bin nach Leipzig, das war im August 1989, da war Leipzig noch "die Welt", jedenfalls zur Messezeit. ;-)

Der Leipziger Dialekt ist auch ... eigenwillig: Die Leiptzscher sin die, die mid'em Golengasten de Gellerdreppe nonnergollern.

Leipzig war im August 1989 noch die Welt, ja ... und hat wenig später Geschichte geschrieben. Hast Du das dann mitbekommen?

Den Umbruch, wenn plötzlich alles nicht mehr so ist wie bisher?
Ich frage mich gerade, was ich damals genau mitbekommen habe, es waren lauter Puzzlestücke...

Ich denke mir, daß die damaligen Montagsdemonstrationen eindrucksvoll gewesen sein müssen. Ja, in der DDR ist damals binnen kurzem alles ins Wanken geraten.
Aber wirkte das auf Dich bedrohlich?

An eine Begebenheit erinnere ich mich sehr gut, weil ich so verblüfft war, dass "Volks"polizisten Leute ihres eigenen Volkes auf Lkw verluden.
Ich war im Zentrum bei der Nikoleikirche und wunderte mich über die vielen Leute, die irgendwelche Parolen riefen, und dann die Polizisten mit ihren "grünen Minnas"... das war einer der Montage, wohl noch im August.
Ich habe dann Montags die Innenstadt erstmal gemieden, weil immer wieder zu hören war, dass Demonstanten dort erstmal eine Weile verschwanden.

Wenn ich mich recht erinnere, stand sogar der Einsatz von Panzern zur Debatte, und Hans Modrow hat das verhindert.
Aber ich war so weit weg und habe das daher aus einer ganz anderen Perspektive mitbekommen: im Fernsehen. Da kam das Bedrohliche sicher nicht so sehr zum Zuge. Ich fand's eher atemberaubend.

In gewisser Weise war es schon bedrohlich, aber auch spannend ... wer kam nach dem 9. November noch zur Arbeit, und wer hatte sich abgesetzt?

Nach dem 9. November, so kann ich mir vorstellen, wußte wirklich niemand mehr, wohin das alles führen würde. Nur eines: Für eine gewaltsame Unterdrückung der Bewegung war die Zeit vorbei. Oder?

Neulich kam im Fernsehen eine Doku über die Vorgänge in Leipzig; vor allem Kurt Masur (Dirigent des Gewandhauses) ist wohl zu verdanken, dass dort die Lage damals nicht esklierte.

Möglicherweise hat Modrow sich später diesen Erfolg nur an die eigene Fahne geheftet.
Das sind ja Geschichten im Hintergrund gewesen, die wir nicht so mitbekommen haben.

In meinem Haus wohnen gleich drei ehemalige DDR-Bürger, die damals 'rüber sind', allerdings aus Thüringen.

Nach dem 9. November stand nur noch zu befürchten, dass die Sowjets eingreifen könnten.

In meinem Bücherschrank habe ich eine Dokumentation gefunden, die die Zeit vom 25.9.-18.11. umfasst: Lauter Zeitzeugenberichte, Zeitungsausschnitte ... zusammengestellt vom Neuen Forum Leipzig. Das Buch kam noch 1989 raus, alles war noch ganz frisch und unverarbeitet ... sehr spannend nach so vielen Jahren darin zu lesen, nachdem die Zeit doch vieles glattgebügelt hat.

Nach dem 9. November stand nur noch zu befürchten, dass die Sowjets eingreifen könnten.

Meinst Du? Doch nicht, nachdem Gorbatschow der DDR-Führung bei der 40-Jahr-Feier dermaßen ins Gewissen geredet hatte. ("Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.")
War nicht sogar die Breschnew-Doktrin bereits offiziell aufgegeben? Und in Ungarn hatte die UdSSR auch nichts unternommen.

(Ich glaube, wir beide unterhalten uns hier inzwischen unter Ausschluß der Öffentlichkeit.)

Aber vielleicht war die jahrzehntelange Angst vor der UdSSR so tief verankert, daß man Gorbatschows guten Absichten nicht traute?

(im Internet unter Ausschluss der Öffentlichkeit??)

Was die Sowjets angeht: Damals gab es noch reichlich russische Soldaten im Land; irgendein Offizier hätte ja auf dumme Gedanken kommen können...

Nicht alle russischen Militärs waren glücklich über Gorbatschows Politik.

(Im Internet zwar, aber in einem reichlich abgelegenen Forum und mitten in der Nacht ...)

Nein, viele russische Militärs waren nicht glücklich über Gorbatschow. Aber ich hätte nicht gedacht, daß eine solche Eigenmächtigkeit in der auf Gehorsam gedrillten Roten Armee möglich gewesen wäre.
Vielleicht hätte ich es aber damals doch auch gefürchtet, wenn ich in Leipzig gewesen wäre.
Vom Rheinland aus erschien es mir damals so, daß die DDR-Führung um ihre Macht fürchten mußte: von der Entwicklung in der UdSSR und von ihrem eigenen Volk her.

Damals wohnte ein völlig chaotischer Typ bei uns mit im Haus, der immer in einem knallbunten Anzug rumlief und heute ein recht bekannter Maler ist. Seine Zeichnungen fangen das Gefühl der damaligen Zeit treffend ein, schau mal da:

http://www.wir-sind-das-volk.biz/

Jetzt komme ich auch ins Blättern!
Das tue ich nun noch, und dann gehe ich ins Bett.
Gute Nacht, Πέγασος. Wir sind heute abend in unsere Vergangenheit eingetaucht.

Gute Nacht, Γραικίσκος

Zurzeit lese ich Hertha Müllers "Herztier". Das ist wohl ein Roman, wohl über Ceaușescus Diktatur - meiner Meinung nach eher ein großangelegtes celaneskes Chiffrengedicht. Fast nicht durchzuhalten.
Da ist die andere Seite beschrieben, nämlich das Leben in einer Dikatur, nicht der Umbruch.

Ich schmeiße jetzt mal in Bezug auf den Anfangspost fröhlich die Bemerkung in die Runde, dass ich dieses Semester angefangen habe, an der Uni Griechisch zu lernen, und dass wir mittlerweile bei Lektion 10 angekommen sind im Kantharos. Und heute Abend schreiben wir unseren dritten Vokabeltest. ;)
Ich habe großen Respekt vor den Leute, die im Selbststudium Griechisch lernen. Ich hab es auch versucht, aber bin gescheitert und deshalb sehr froh, dass ich es jetzt an der Uni belegen darf, da ist die Motivation größer. :)

Schön, Νησσάριον oder Anaticula...;-)
Wenn du Fragen hast, ruhig hier melden. Wenn du in der Suchfunktion Kantharos eingibst, siehst du die Übersetzungen, die bisher hier waren...
Gruß.

Danke für den Tipp, Βοηθὲ Ἑλληνικέ. (Ich kämpfe immer noch mit der Akzentsetzung... ;-) )
LG