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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Der Aristophanes-Mythos über die Liebe (1829 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 28.01.2011 um 15:46 Uhr (Zitieren)
Der Aristophanes-Mythos über die Liebe in Platons Symposion (189d ff.) enthält, wenn man ihn deutet, folgende Aussagen:

1. Ohne Liebe sind wir unvollständig; wir lieben, weil wir unvollständig sind, weil wir einen Mangel haben.
[1a. Ein vollkommenes Wesen - Gott - liebt nicht.]
2. Für jeden Menschen gibt es ein passendes Gegenstück. Dieses suchen wir.
3. Diesem Wesen wollen wir möglichst nahe sein. Liebe ist Verlangen nach Verschmelzung.
4. Für manche ist das Gegenstück ihrer Liebe eines vom selben Geschlecht, für manche eines vom anderen.
5. Für manche führt Liebe zur Fortpflanzung; aber Liebe ist nicht in jedem Falle eine biologische Funktion zur Fortpflanzung.

Jede einzelne dieser Aussagen - sie mag wahr oder falsch sein - ist ein Hammer von einer These! Selbst wenn 4 heute weitgehend akzeptiert wird - das war ja nicht immer so.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 28.01.2011 um 15:58 Uhr (Zitieren)
5 klingt für den gesunden Menschenverstand ganz klar; aber biologische Theorien der Liebe erklären sie, soweit ich sehe, durchgängig von ihrer Fortpflanzungsfunktion her.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
ανδρέας schrieb am 28.01.2011 um 18:12 Uhr (Zitieren)

Polygame Kulturen werden These 2 sicher nicht anerkennen. In monogamen Kulturen wird mancher nicht zugeben wollen, dass er anders denkt. These 1a wird ein Christ, Muslim, Jude sicher anders sehen. Warum sollte Gott oder die Götter nicht lieben, was er/sie geschaffen hat/haben?
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 28.01.2011 um 19:06 Uhr (Zitieren)
Warum sollte Gott ... schaffen? (wenn er nicht einsam ist?)
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
ανδρέας schrieb am 28.01.2011 um 19:19 Uhr (Zitieren)

Gute Frage. Aber Langeweile und Einsamkeit sind ja nicht zwingend identisch. Vorausgesetzt, es gibt einen Gott, könnte er experimentierfreudig sein. Aber das ist natürlich rein spekulativ und weder beweisbar, noch zu widerlegen. Letztlich projizieren wir unsere eigenen Vorstellungen im Rahmen unserer Ideenwelt in ein Wesen, das keine Beweise liefert.
Nichts muss so sein, wie wir es erwarten.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:11 Uhr (Zitieren)
Man sollte vielleicht auch weiterlesen und die damalige Zeit betrachten: Platon nicht isoliert....es gab damals viele Götter ...und er hat auch EROS beschrieben. Man kann nicht immer die damalige Gottvorstellung auf unsere projezieren.

Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 29.01.2011 um 20:21 Uhr (Zitieren)
Der von mir 1a genannte Gedanke steht nicht bei Platon, sondern stammt von mir - als logische Konsequenz; deshalb habe ich ihn in [...] gesetzt.
Die anderen Aussagen hingegen lassen sich unmittelbar aus dem Text ableiten, wobei 1 ja exakt dem später folgenden Diotima-Mythos entspricht.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:23 Uhr (Zitieren)
Und das ist zu relativieren:
Platon sieht das als Bild...und bitte auch in der Zeit interpretieren.

Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:24 Uhr (Zitieren)
..ich habe die Texte vor mir.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:36 Uhr (Zitieren)
....ich hätte auch nichts gegen einen Polytheismus.
Jedem das Seine. Im Prinzip ist dich alles Projektion.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:37 Uhr (Zitieren)
..doch..
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:37 Uhr (Zitieren)
Jeder kann glauben, was er will...
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:39 Uhr (Zitieren)
...denn das ist "seine" Freiheit.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:41 Uhr (Zitieren)
...und jeder kann glauben, was er will.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 29.01.2011 um 20:52 Uhr (Zitieren)
Jeder kann glauben, was er will, gewiß; aber sollten wir die Logik nicht als Kontrollinstanz beibehalten?

Wenn der Ἔρως ein Kind von Πόρος und Πενία ist (ein Bild, gewiß, aber ein Bild wofür?), wie könnte dann ein vollkommenes Wesen durch dieses Kind bestimmt werden? Wenn also Gott vollkommen ist, wie kann er dann lieben?

Das ist ein ähnliches logisches Problem wie die Frage, ob Gott, der diese Welt geschaffen hat, zugleich allmächtig, allwissend und allgütig sein kann.

Beide Gedanken finden sich übrigens schon in der Antike, und zwar bei Epikur.

Wenn man sich das erste Gebot des Dekalogs anschaut ("Ich bin der Herr, dein Gott, und du sollst keine fremden Götter neben mir haben, denn ich bin ein eifersüchtiger Gott."), hat man dann nicht dein Eindruck, den Worten eines in Epikurs Sinne recht unvollkommenen Wesens zu lauschen?
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 29.01.2011 um 20:54 Uhr (Zitieren)
Und da jeder glauben und denken darf, was er will, darf auch ich denken, was ich will.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:54 Uhr (Zitieren)
Du siehst die Kontrolle in der Bibel, ich nicht..
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:55 Uhr (Zitieren)
.....sei doch frei..
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 29.01.2011 um 20:57 Uhr (Zitieren)
Nein, ich sehe die Kontrolle nicht in der Bibel - ich glaube nicht an sie. Aber ich lese die Bibel ... und mache mir meine Gedanken dabei. Die führen dann zu dem Resultat, daß ich nicht an sie glaube.
Selbstverständlich darf jeder, der möchte, an sie glauben. Aber mir steht es zu, dazu meine Gedanken zu sagen.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:57 Uhr (Zitieren)
...mach dir deine eigenen Gedanken, unabhängig...
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 20:58 Uhr (Zitieren)
...ich lese in der Antike und sehe... Gedanken sind frei..
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 21:02 Uhr (Zitieren)
...ich muß keinen überzeugen..
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 21:03 Uhr (Zitieren)
....ich denke nur an das lange Gespräch über die Rhetorik in Georgias...
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 29.01.2011 um 21:04 Uhr (Zitieren)
...das Sokrates sehr interessant geführt hat.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 29.01.2011 um 21:09 Uhr (Zitieren)
das lange Gespräch über die Rhetorik in Gorgias

Ha! Dazu fällt mir etwas ein --> neuer Beitrag.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 30.01.2011 um 12:24 Uhr (Zitieren)
Γραικίσκος, kennst du das Buch Gottesbeweise (Hiltscher R.)? Ich habe es im WBG -Katalog (S.48) gesehen. Ist es zu empfehlen?
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Γραικίσκος schrieb am 30.01.2011 um 12:38 Uhr (Zitieren)
Nein, das kenne ich nicht. Ich habe schon etliche andere Bücher zu diesem Thema, und gerade in dieser Ecke meiner Bibliothek sind die Regale gestopft voll.

Aus eigener Kenntnis empfehlen kann ich zwei Reclam-Bände:
- J. L. Mackie: Das Wunder des Theismus. Argumente für und gegen die Existenz Gottes. (lieferbar)
- Richard Swinburne: Die Existenz Gottes (leider nicht mehr lieferbar, aber antiquarisch lohnend)

Beide Bücher sind originell, d.h. sie fassen nicht nur die Gedanken anderer Leute zusammen.
Re: Der Aristophanes-Mythos über die Liebe
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 30.01.2011 um 12:42 Uhr (Zitieren)
Danke für die Tipps.
 
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