α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ ς σ τ υ φ χ ψ ω Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ C Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω Ἷ Schließen Bewegen ?
Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Willensfreiheit (642 Aufrufe)
ανδρέας schrieb am 11.02.2011 um 19:34 Uhr (Zitieren)
Es gab hier mal einen interessanten Beitrag über einen ethischen Konflikt und Strafe.
Ein interessanter aktueller Beitrag zur Willensfreiheit ist hier zu finden:

http://www.sueddeutsche.de/wissen/philosophie-und-wissenschaft-die-freiheit-der-fruchtfliege-1.1058010

Fruchtfliegen

… Aber das Sandkorn der Freiheit, die Verhaltensvariabilität, hat wohl schon ein gemeinsamer Vorfahr von Mensch und Fruchtfliege besessen. …Wenn Sie 100 Fliegen vor eine Lampe setzen, krabbeln ungefähr 70 Fliegen auf das Licht zu und die anderen 30 davon weg. Testet man diese 30 noch einmal, tritt wieder diese 70-30-Prozent Aufteilung auf. Es kann also keine genetische oder andere Festlegung sein - jede Fliege trifft jedes Mal neu eine 70-prozentige Entscheidung, auf das Licht zuzulaufen … für jede einzelne Beobachtung gilt das sogenannte Harvard Law of Animal Behavior: "Unter exakt kontrollierten Versuchsbedingungen macht ein Tier genau das, wozu es gerade Lust hat." Was diesem schönen Gesetz neurobiologisch zugrunde liegt, das versuchen wir herauszufinden. …



Attraktiv ist folgende Hypothese, … Zum Zufallsgenerator kommt eine Selektionsebene hinzu. Entscheidung wäre dann ein zweistufiger Prozess: Erst werden Verhaltensoptionen generiert, dann wird mit Hilfe des Willens eine Auswahl getroffen. … so ergibt sich eine Kombination aus Zufall und Vorhersagbarem, ein Mittelding zwischen Freiheit und Determinismus.


Der freie Wille ist also noch nicht ganz tot … ἔστε ἄξιοι τῆς ἐλευθερίας, ἣν κέκτησθε

(Sokrates, Aristoteles & Co. billigten ja auch eine Willensfreiheit zu)
Re: Willensfreiheit
Πέγασος schrieb am 12.02.2011 um 07:27 Uhr (Zitieren)
Die Debatte zur Willensfreiheit habe ich zeitweilig verfolgt und der Artikel ist interessant. Auch ich kann mich mit den deterministischen Vorstellungen mancher Hirnforscher so gar nicht anfreunden ...

... manchmal jedoch erinnert mich diese Debatte an die Diskussion, ob es Gott gibt oder nicht, und mich beschleicht der Verdacht, diese Frage wird ähnlich unentschieden bleiben (müssen).
Re: Willensfreiheit
Γραικίσκος schrieb am 12.02.2011 um 14:45 Uhr (Zitieren)
Sokrates (i.e. Platon) und Aristoteles waren der Überzeugung, daß die Vernunft die Entscheidungen treffe.
Diese Annahme ist später - zunächst von Schopenhauer, später von Nietzsche und Freud - in Frage gestellt worden.

Wenn Lebewesen individuell und unberechenbar (bzw. mit einer nur statistischen Genauigkeit vorhersagbar) entscheiden, dann ist immer noch die Frage, was in ihnen entscheidet.
Hier haben nun in den letzten Jahrzehnten die Experimente von Benjamin Libet et al. sowie die darauf aufbauenden Untersuchungen, u.a. am Max-Planck-Institut in Leipzig, überraschende Ergebnisse gezeitigt: Die Entscheidung ist im Gehirn bereits meßbar, bevor das Bewußtsein "sie trifft" - also: Wird die Entscheidung überhaupt im Bewußtsein oder vielmehr unbewußt im Gehirn getroffen?
Darauf gründet der sog. Epiphänomenalismus, demzufolge Bewußtseinsvorgänge bloße Begleitphänomene, gleichsam Schatten, von Gehirnprozessen sind, und zwar ohne kausalen Einfluß auf die Entscheidungen.
Re: Willensfreiheit
ανδρέας schrieb am 12.02.2011 um 18:39 Uhr (Zitieren)
Bin gerade erst aus dem Büro zurück …
Und just gerade ist mir bewusst geworden, dass mein Gehirn ohne mich entschieden hat, noch etwas dazu zu sagen. Insofern schreibt hier eigentlich nur mein Schatten. …Das setzt eine duale Auffassung voraus, Hirn und Geist sind getrennt und existieren unabhängig. Jetzt verstehe ich auch, dass ich mich ständig darüber wundere, was mein hirngesteuerter Körper so treibt, denn ich kann ja nur fassungslos zuschauen und hoffen, dass z.B. eine rote Ampel den richtigen Impuls auslöst.
Wenn mich die Verkehrspolizei widrigenfalls erwischt, darf sie ruhig meinen Schatten verhaften – ich fahre dann weiter und habe Spaß. Ich berufe mich dann einfach auf Libets mind time: bevor mir klar wurde, was da passiert, war ich schon `rübergefahren. Im Ernst: wenn man NICHT voraussetzt, dass unser Bewusstsein physische Vorgänge erfordert, ist doch klar, dass man irgendetwas misst, bevor das Bewusstsein sich darüber klar ist. Das ist aber noch keine Entscheidung. Ansonsten reicht ein rückenmarksgesteuerter Reflex ja aus. Der Körper trifft so ständig irgendwelche „Entscheidungen“ (Atmungsreflex etc.), die uns kaum bewusst werden, weil sie automatisch ablaufen. Dies aber auf das Gehirn zu beziehen und jeden bewussten steuernden Regelmechanismus anzuzweifeln gibt seine Untersuchung m.E. nicht her.
 
Antwort
Titel:
Name:
E-Mail:
Eintrag:
Spamschutz - klicken Sie auf folgendes Bild: Speerspitzen

Aktivieren Sie JavaScript, falls Sie kein Bild auswählen können.