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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ich bekenne! (991 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 23.03.2011 um 09:37 Uhr (Zitieren)
1. Daß mir die hier immer wieder geäußerte negative Einstellung zur Philosophie - bei allem schuldigen Respekt vor dem Recht auf freie Meinungsäußerung - langsam unangenehm aufstößt = mein Recht auf freie Meinungsäußerung.
In dieser abfälligen Weise müßte ich mich mal über die Medizin äußern!

2. Daß Philosophie "der Trost meines Lebens gewesen ist und der meines Sterbens sein wird" (Schopenhauer). Dies gilt, um in der Antike zu bleiben, insbesondere für die Philosophie Epikurs, die mich von der Angst vor dem Tod befreit hat.
Daß in gleicher oder auch nur annähernder Weise Ärzte der Trost meines Lebens gewesen wären, kann ich wahrlich nicht behaupten. Jedenfalls waren sie teurer. Ob sie der Trost meines Sterbens sein werden, bleibt abzuwarten.

3. Daß wir Menschen allesamt handeln (= Praxis), und wir handeln gemäß bestimmten Ansichten von dem, was man tun sollte (= Theorie). D.h. wir haben alle Theorien (bessere oder schlechtere), und wir handeln alle (besser oder schlechter).
"Theorie hat in der Realität wenig Bedeutung" ist eine spezielle Theorie, m.a.W. ein paradoxer Satz. Um Theorien kommt kein Mensch herum! Um Praxis natürlich auch nicht.

4. Daß manche Menschen - ich z.B. - nicht gut übersetzen können (weit schlechter als andere hier); deswegen halten sie das Übersetzen für nicht so wichtig.
Andere Menschen können nicht gut philosophieren; deswegen halten sie das Philosophieren für nicht so wichtig.
Ein sehr naheliegender psychischer Mechanismus.
Re: Ich bekenne!
Lateinhelfer schrieb am 23.03.2011 um 09:46 Uhr (Zitieren)
Endlich hast du mal deine Meinung geäußert!
Ich kann halt mit Philosophie wenig anfangen. Das bleibt auch meine Meinung, die ich geäußert habe. Ich möchte mich lieber mit Menschen und deren Bedürfnisse beschäftigen.
Du kannst dich doch auch negativ über die Medizin äußern, genauso wie ich mich über die Philosophie äußere. Beides ist kein Elfenbeinturm.
Re: Ich bekenne!
Lateinhelfer schrieb am 23.03.2011 um 10:09 Uhr (Zitieren)
Aber wenn du dich hier von mir angegriffen fühlst, werde ich mich bei deinen Themen nicht mehr äußern und beteiligen.
Re: Ich bekenne!
Γραικίσκος schrieb am 23.03.2011 um 16:17 Uhr (Zitieren)
Deine Abneigung gegen Philosophie
Ich kann halt mit Philosophie wenig anfangen.

kenne ich seit langer Zeit; Du hast sie oft genug geäußert. Und zwar immer wieder mit der gleichen Begründung:
Ich möchte mich lieber mit Menschen und deren Bedürfnisse beschäftigen.

Was ich nicht verstehe, ist, warum Du das so stereotyp wiederholst, was wir doch nun alle, die wir hier regelmäßig schreiben, bestens wissen.
Ich habe versucht, dagegen zu argumentieren - vergeblich. Und ich mag nun nicht mehr. Lassen wir es doch einfach auf sich beruhen.
Ich beschäftige mich mit Menschen und ihren Bedürfnissen (wie ich sie auffasse) auf meine Art, Du auf Deine (wie Du sie auffaßt). Manche Leute fragen Dich und antworten auf Dich, manche fragen mich und antworten auf mich.
Wirklich, dabei können wir es doch belassen.
Re: Ich bekenne!
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 23.03.2011 um 17:33 Uhr (Zitieren)
Ja,können wir, Γραικίσκος. Ich glaube, wir kommen da einfach nicht zusammen.
Tut mir leid, wenn ich dich vielleicht (?) irgendwie beleidigt habe. Das war nicht meine Absicht.
Re: Ich bekenne!
ανδρέας schrieb am 23.03.2011 um 20:25 Uhr (Zitieren)
Ich mische mich ausdrücklich nicht ein! Nur mein eigenes Bekenntnis!

Ein Philosoph versucht m.E. herauszufinden, ob es in unserer Weltsicht eine Lücke gibt, also ein ‚Fehler’ existiert, der den Unterschied zwischen Sein und Schein aufzeigt. Solange man noch staunen kann, philosophiert man auch – ganz automatisch, weil man sich die Phänomene erklären will. Das gilt auch für Naturwissenschaftler u.a.. Schließlich haben sich die Heilkundigen auch nicht ewig mit „Miasmen“ (μίασμα) als Erklärung für Infektionen abgefunden .

Einer meiner Lieblingsfilme ist „Matrix“. Da leben die meisten Menschen in künstlichen Behältern, wo sie biologisch lebendig gehalten und von einem Computer mit bewussten Erfahrungen versorgt werden. Dieser Computer, also die Matrix, ist wie alle Maschinen fehlerhaft. Deshalb gibt es eine kleine Minderheit von Menschen, die ihren Behältern entflohen sind und eine Widerstandsgruppe bilden …
Eine Schlüsselszene ist die Frage Morpheus an Neo: Rote oder blaue Pille

Nimmst du die “Blaue Pille” passiert nichts alles bleibt wie es war. Du bist weiterhin betäubt und glaubst was Du glauben sollst. Nimmst Du jedoch die “Rote Pille” bleibst Du im Wunderland und ich führe Dich in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus. Bedenke alles was ich Dir anbieten kann ist die Wahrheit, nicht mehr und nicht weniger. Überlege gut und entscheide Dich!

Sehr gut, Du hast dich für die Rote Pille entschieden, somit werde ich Dir nun versuchen zu erklären was genau die Matrix ist, wie sie aufgebaut ist, wer sie aufgebaut hat, wie sie funktioniert und wie Du dich davor und dagegen schützen kannst bzw. wie du Dich aus ihr befreien kannst! Vieles von dem was Du gleich erfahren wirst mag erstmal unglaublich klingen, jedoch ist es leider die Wahrheit. Ich habe nicht gesagt, dass es schön wird, ich hab nur gesagt, dass es die Wahrheit ist.


Philosophie ist m.E. tief als „Neugier“ über die Welt im Menschen verwurzelt.

Ἄνθρωπος μέτρον ἁπάντων. (Protagoras)



Re: Ich bekenne!
Γραικίσκος schrieb am 23.03.2011 um 20:27 Uhr (Zitieren)
Ich hoffe, daß wir diesen unerfreulichen Disput ein für allemal mit drei Scherzen abschließen können, einer über einen Philosophen, der andere - im Grunde - über einen Arzt:
Denis Diderot (1713-1784), der französische Enzyklopädist und Aufklärungsphilosoph, gibt ein Beispiel dafür, daß ein vorletztes Wort wichtiger sein kann als das letzte. Jenes nämlich lautet:

„Der erste Schritt auf dem Wege zur Philosophie ist der Unglaube.“

Danach, als seine Frau ihm Vorhaltungen machte, weil er einen Apricot trank:

„Aber was, zum Teufel, glaubst du, daß mir das jetzt noch schaden kann?“

[quote]Jean-Louis Forain (1852-1931), dem Maler, versicherte sein Arzt, daß kein Organ wirklich angegriffen sei:

„Das ist gut, so sterbe ich also geheilt.“


Und beides, das Philosophische und das Medizinische, zusammengefaßt:
Bernard le Bovier de Fontenelle (1657-1757), französischer Schriftsteller [...]. Ein Ausspruch des Uralten:

„Es wird Zeit für mich zu gehen, denn ich fange an, die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind.“

Am 9. Januar 1757, seinem Todestag, fragte ihn sein Arzt, ob ihm etwas fehle. Fontenelles Antwort:

„Rien, rien du tout, seulement une certaine difficulté d’être. – Nichts, durchaus nichts, nur eine gewisse Schwierigkeit dazusein.“

Re: Ich bekenne!
Ὑληβάτης schrieb am 24.03.2011 um 20:47 Uhr (Zitieren)
Dann bekenne ich jetzt auch was!
Andere Menschen können nicht gut philosophieren; deswegen halten sie das Philosophieren für nicht so wichtig.

Der erste Teil des Satzes trifft auf mich zu. Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich immer voll doof, wenn ich mal wieder nicht erkenne, was an einem Satz paradox ist, was dies und das "bedeutet" und so weiter.
Re: Ich bekenne!
Ὑληβάτης schrieb am 27.03.2011 um 14:56 Uhr (Zitieren)
Ganz vergessen:
Ich bekenne außerdem, dass der zweite Teil auf mich dennoch/deswegen nicht zutrifft.
Re: Ich bekenne!
Πέγασος schrieb am 27.03.2011 um 19:17 Uhr (Zitieren)
Mir geht es ähnlich wie Ὑληβάτης: Ich kann nicht gut philosophieren, halte es aber dennoch für wichtig und richtig.
Im Übrigen freue ich mich, wenn ich doch mal was verstehe, was mir vorher verschlossen war.
Re: Ich bekenne!
Γραικίσκος schrieb am 27.03.2011 um 19:20 Uhr (Zitieren)
Wenn die Philosophie - nicht nur als griechische, sondern auch als indische und chinesische Erfindung - nichts mit den 'wirklichen' Bedürfnissen von Menschen zu tun hätte, hätte sie sich wohl schwerlich über die Jahrtausende hinweg lebendig gehalten.
Man kann allerdings fragen, warum es keine genuin indianische, afrikanische und australische Philosphie gibt. Nach meiner Ansicht hat hier der Übergang von einer religiös-mythischen zu einer rationalen Beschäftigung mit dem menschlichen Bedürfnis nach Deutung der Welt, in der er lebt, nicht stattgefunden. Aber warum nicht?
Re: Ich bekenne!
Πέγασος schrieb am 28.03.2011 um 07:28 Uhr (Zitieren)
Vielleicht sind nur die Griechen auf die Idee gekommen, dass es keinen Gott geben könnte; bei den Vorsokratikern wird dies formuliert. Ist denn der Gedanke des Atheismus in anderen Religionen ein Thema?
Re: Ich bekenne!
Γραικίσκος schrieb am 28.03.2011 um 12:32 Uhr (Zitieren)
Es kann gut sein, daß Philosophie entsteht aus dem Zweifel an der Wahrheit der Religion. Freilich drängt sich diese Idee am Beispiel der indischen und der chinesischen Philosophie nicht so auf wie im Falle der griechischen.
Außerdem habe ich während meines Studiums gelernt, die antike Philosophie entspringe aus dem Staunen, die neuzeitliche aus dem Zweifel und die moderne aus der Angst. Das erscheint mir jedoch heute als Klischeevorstellung.
Immerhin setzt das Staunen eine Erkenntnis in Sachverhalte voraus, die von der Religion nicht mehr zufriedenstellend erklärt werden können.
Re: Ich bekenne!
ανδρέας schrieb am 28.03.2011 um 17:59 Uhr (Zitieren)
Im Mittelalter hätte das durchschnittliche Wissen eines Menschen wohl auf die Frontseite einer Bildzeitung gepasst. Kein Wunder, dass die Kirche mit Beginn der Aufklärung wissenschaftlichen Erkenntnissen auch deshalb zurückhaltend gegenüberstand (vorsichtig ausgedrückt), weil sie um die gesellschaftliche Ordnung besorgt war, weil verunsicherte Leute manchmal um sich schlagen. Heute hat sich da allerdings einiges geändert.
Immerhin hat ausgerechnet ein belgischer Theologe und Astrophysiker, Georges Lemaitre, die heute als Standard geltende „Urknalltheorie“ entwickelt. Diese wurde von der Kirche anerkannt, auch deshalb, weil man sie als göttlichen Schöpfungsakt interpretieren kann. Einstein stand ihr zunächst skeptisch gegenüber, wurde aber nach eingehender Prüfung überzeugt. Ich würde daher nicht sagen, dass Philosophie, Religion und Naturwissenschaften grundsätzlich nicht vereinbar sein müssen.
Man muss nur über den Tellerrand schauen. Wer weiß schon, was alles zu Tage kommt, wenn man die Menschen nur frei denken lässt. Was sie mit ihrem Wissen dann allerdings anfangen, sollte nicht sich selbst überlassen bleiben. Spätestens an diesem Punkt brauchen wir m.E. Philosophie und Religion, da sie die entscheidenden Frage stellen: Ist das, was wir mit unserem Wissen anfangen, mit dem menschlichen Dasein vereinbar?
Dies gilt natürlich besonders dann, wenn dieses Wissen (z.B. in der Medizin), direkt am Menschen angewendet wird.
Re: Ich bekenne!
Ὑληβάτης schrieb am 28.03.2011 um 20:33 Uhr (Zitieren)
Deswegen sind auch ein paar Theologen und Philosophen im Ethikrat vertreten.

Es gab gerade einen Artikel in der Süddeutschen, der die Bemühungen von NASA und Vatikan bei der Frage beschrieb, welche Auswirkungen außerirdisches Leben auf die Religion hätte.
Moslems und nicht-abrahamitische Religionen wären angeblich nicht so getroffen wie ... Protestanten, glaube ich.
Re: Ich bekenne!
Γραικίσκος schrieb am 28.03.2011 um 20:47 Uhr (Zitieren)
Hat Gott dann auch seinen eingeborenen Sohn auf andere Planeten geschickt? Was sagt der Vatikan dazu?
Und nehmen wir einmal an, was viele Physiker behaupten, daß wir nicht in einem Universum, sondern einem Multiversum leben ...
Re: Ich bekenne!
ανδρέας schrieb am 28.03.2011 um 21:10 Uhr (Zitieren)

Den Artikel in der Süddeutschen habe ich gelesen.

Vor ein paar tausend Jahren hätten wir die Außerirdischen sicher für Götter gehalten - vielleicht waren sie ja schon da, aber so enttäuscht, dass sie uns unseren inneren Zwistigkeiten überließen ... (wie ein Augustus über die Germanen urteilte). Däniken hat jahrelang mit seinen abstrusen Interpretationen Millionen begeistert - und verdient.

Wir wissen es einfach nicht.

(quote]"Es sind vor allem nicht-religiöse Menschen, die von einem Kollaps der Weltreligionen ausgehen", sagt Peters. 1325 Anhänger verschiedener Glaubensrichtungen hatte der Theologe vor drei Jahren nach ihrer Reaktion auf eine mögliche Entdeckung außerirdischer Intelligenz gefragt. Die Sorgen waren gering, am größten fielen sie noch bei den Juden aus: Elf Prozent befürchteten eine private Glaubenskrise, gefolgt von acht Prozent der Katholiken. Buddhisten ließen sich hingegen nicht aus der Ruhe bringen; kein einziger sah Auswirkungen auf seinen Glauben.[/quote]

Vermutlich werden diese Aliens unwissende Mikroben sein, auf die man stößt - die wissen genauso viel wie wir über Gott.
Re: Ich bekenne!
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 28.03.2011 um 22:40 Uhr (Zitieren)
Ich möchte mich vielleicht noch einmal dazu äußern:
Ich lese auch die griechische Philosophie und sie hat ihre Bedeutung, aber es ist nur ein Teil der griechischen Welt, der von einer Oberschicht ausgeführt wurde. Es gab die Baukunst, Theater mit ihren Komödien und Tragödien, Kriege, die griechische Sprache, den Sport (Olympische Spiele) usw.
Und es gab die einfache Bevölkerung mit ihren Nöten und Freuden.
Das, denke ich, sollte man nicht vergessen.
Re: Ich bekenne!
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 28.03.2011 um 22:47 Uhr (Zitieren)
Die Griechen muss man meiner Meinung nach in ihrer gesamten Kultur erfassen.
Re: Ich bekenne!
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 28.03.2011 um 23:02 Uhr (Zitieren)
.und ein Schlüssel zu jeder Kultur ist die Sprache.
Re: Ich bekenne!
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 28.03.2011 um 23:47 Uhr (Zitieren)
Indianische Kultur ...sollte man nicht unterschätzen, auch wenn keine schriftliche Philosophie überliefert wurde. Ich habe in den USA da live einiges erlebt. Die Indianer haben einen mystischen Götterglauben und lebten,leben im Einklang mit der Natur und respektieren sie.
Das ist oft besser als unser intellektuelles Verständnis der Welt.
 
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