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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Ironie (617 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 04.04.2011 um 12:48 Uhr (Zitieren)
Der überlegene Mensch unterscheidet sicht vom niederen Menschen und dem ihm verschwisterten Tier schlicht durch das Merkmal der Ironie. Die Ironie ist das erste Anzeichen dafür, daß unser Bewußtsein bewußt geworden ist und zwei Stadien durchläuft: das durch Sokrates geprägte Stadium, als er sagte: "Ich weiß, daß ich nichts weiß", und das durch [Francisco] Sanches geprägte Stadium, als er sagte: "Ich weiß nicht einmal, ob ich nichts weiß." Während des ersten Stadiums zweifeln wir dogmatisch an uns selbst, und an diesen Punkt gelangt jeder überlegene Mensch. Während des zweiten Stadiums zweifeln wir nicht nur an uns selbst, sondern auch an unserem Zweifel, und an diesen Punkt sind nur wenige gelangt in dieser kurzen und schon so langen Zeitspanne, während der wir, die Menschheit, Sonne und Nacht an der vielfältigen Oberfläche der Erde gesehen haben.
Sich kennen heißt sich irren, und das Orakel, das da sagte: "Erkenne dich selbst!", hat dem Menschen eine schwierigere Aufgabe zugewiesen als die des Herkules und ein schwärzeres Rätsel aufgegeben als das der Sphinx.

(Fernando Pessoa: Das Buch der Unruhe. Frankfurt/Main 2011, S. 168)

Ich versichere an Eides statt, daß Pessoa (1888 bis 1935) kein Philosoph war, zumindest kein professioneller, sondern 'einfach' ein berühmter portugiesischer Schriftsteller, dessen Hauptwerk nunmehr in einer neuen Übersetzung erschienen ist.
Es handelt sich um ein extrem melancholisches Buch, in dem der Autor (a.a.O., S. 147) schreibt: "Ich bin kein Pessimist, ich bin traurig."
Re: Ironie
Πέγασος schrieb am 04.04.2011 um 13:28 Uhr (Zitieren)
Wie kann einer mit soviel Zweifel den Tag überstehen? Dazu braucht man doch zumindest Arbeitshypothesen ... oder viel Humor (damit er trotzdem lebt und tut).
Re: Ironie
Γραικίσκος schrieb am 04.04.2011 um 14:17 Uhr (Zitieren)
Humor hat Pessoa gewiß nicht. An alltäglichen Dingen (wie daß da ein Stuhl steht) zweifelt er anscheinend nicht, sehr aber an ihrer Bedeutung. Und Aussagen über sich selber, speziell über seine Bedeutung, dementiert er immer wieder.
Wie man sieht, kann man damit ein sehr bedeutender Schriftsteller werden ... wenn auch ein sehr melancholischer.
Melancholie gilt übrigens als eine portugiesische Nationaleigenschaft; vor allem die Musik ist - im Unterschied zur spanischen - sehr schwermütig.
Re: Ironie
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 04.04.2011 um 15:01 Uhr (Zitieren)
Melancholie gilt übrigens als eine portugiesische Nationaleigenschaft; vor allem die Musik ist - im Unterschied zur spanischen - sehr schwermütig.


Das gilt für den portugiesischen Fado, obwohl es da Varianten gibt.
Die Portugiesen können auch sehr humorvoll, witzig sein und sind ausgesprochen gastfreundlich, was ich dort desöfteren erlebt habe, insbesondere, wenn man deren Sprache kann.
Re: Ironie
Γραικίσκος schrieb am 04.04.2011 um 15:43 Uhr (Zitieren)
Ja, den Fado meinte ich.
In Portugal war ich noch nicht, hatte nur hin und wieder mal einen portugiesischen Schüler.

Vielleicht entsprechen auch meine Aussage über Spanien eher einem Klischee, denn mir fallen die Vorliebe für die Farbe Schwarz auf sowie die asketische Strenge des Escorial.
Der Flamenco ist ja eigentlich eine Zigeunermusik, oder?
Re: Ironie
Βοηθὸς Ἑλληνικός schrieb am 04.04.2011 um 16:28 Uhr (Zitieren)
Der Flamenco hat einige kulturelle Einflüsse, siehe Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Flamenco
Mich hat Portugal immer mehr interessiert.
Ich habe in meiner Studienzeit mal in einer Auslandsfamulatur im Hospital de Santa Maria (Centro Hospitalar Lisboa Norte) gearbeitet, war sehr interessant, auch wegen der Sprache.
Ein damaliger portugiesischer Medizinstudentenkollege hat mich mal zu seiner Familie zur Weinlese ins Alto Douro eingeladen. Da habe ich die Mentalität kennengelernt und auch abendliche Feste ;-)
 
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