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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Joseph Kardinal Höffner sagt: (610 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 01.05.2011 um 12:05 Uhr (Zitieren)
"Es ist ja bekannt, daß das Christentum das Mitleid entdeckt hat. In der Antike verachtete man seinen Feind."

Lassen wir einmal beiseite, daß dies für den (viel älteren) Buddhismus ganz offensichtlich nicht gilt und daß Höffner anscheinend eine These des (Atheisten) Nietzsche übernommen hat: Trifft seine Aussage für die griechisch-römische Antike zu? Kannte man dort kein Mitleid mit Feinden?
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Ὑληβάτης schrieb am 01.05.2011 um 12:14 Uhr (Zitieren)
Hast Du nicht mal Stellen zitiert, an denen der Hass gegen Feinde bürgerliche Tugend genannt wurde? Neulich habe ich mal was von Demokrit gelesen.

Achill wäre dabei natürlich zu beachten, aber ich habe den Text nicht im Kopf - und andere Bücher auf meinem Tisch.
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Γραικίσκος schrieb am 01.05.2011 um 12:32 Uhr (Zitieren)
Solche Stellen zitiert zu haben, kann ich mich nicht erinnern (was am Alter liegen mag).
Aber gewiß habe ich einmal den Dialog zitiert, den Odysseus mit Athene im Angesicht des besiegten (wahnsinnig gewordenen) Feindes Aias führt: in Sophokles' Drama.
Er freut sich nicht über den Sieg, denn im besiegten Gegner erkennt er die eigene Hinfälligkeit, erkennt er die gemeinsame menschliche Natur.
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Γραικίσκος schrieb am 02.05.2011 um 15:56 Uhr (Zitieren)
Das macht übrigens auch mein Verständnis von antiker Humanität aus. Es kommt dem indischen "Tat tvam asi" (= Das bist du) nahe.
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
regulus schrieb am 02.05.2011 um 17:28 Uhr (Zitieren)
Im Judentum lässt sich da an Lev 19,18 denken, wobei hier die Frage ist, ob nicht mit dem Nächsten nur diejenigen aus der eigenen Sippe gemeint sind.

Besonderns hinsichtlich der Feindesliebe ist noch an Seneca zu denken. Ich kann aber aus dem Kopf keine Stelle als Beleg liefern.
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Γραικίσκος schrieb am 02.05.2011 um 17:49 Uhr (Zitieren)
Mir fällt noch ein, daß Achilles - freilich nach einem Exzeß der Rache - dem Priamos den Leichnam seines Sohnes Hektor übergibt.

Bei Terenz im "Heauton Timoroumenos" heißt es (V. 75-77):
MENEDEMUS: Chreme, tatumne ab re tuast oti tibi
aliena ut cures ea quae nil ad te attinent?
CHREMES: homo sum: humani nil a me alienum puto.

Über Seneca müßte auch ich noch nachdenken.
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
... schrieb am 02.05.2011 um 18:39 Uhr (Zitieren)
Mal etwas moderner gefragt: Gab es denn auch Feindesliebe, in dem Sinne einer Liebesbeziehung zwischen Feinden?
Naja, wenn man das klassische Dramamotiv hinzunimmt, ist natürlich Orpheus und Eurydike zu nennen, aber die waren ja nicht in dem Sinne Feinde.
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Σαπφώ schrieb am 02.05.2011 um 18:44 Uhr (Zitieren)
Nur mal so: In der Bibel heißt es in Psalm 118 "und ich werde herabsehen auf meine Feinde."
Ist zwar nicht das neue Testament, aber doch Teil der Heiligen Schrift.
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Σαπφώ schrieb am 02.05.2011 um 18:44 Uhr (Zitieren)
*Neue
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
regulus schrieb am 02.05.2011 um 18:49 Uhr (Zitieren)
Naja, aber Belege gegen die Feindesliebe finden sich ja immer leichter....
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Γραικίσκος schrieb am 02.05.2011 um 18:56 Uhr (Zitieren)
Im Alten Testament (Tanach) gibt es schwerlich eine (ethische) Feindesliebe. Gott verheißt ja seinem Volk das Gelobte Land und läßt keinen Zweifel daran, was mit den dort schon lebenden Menschen zu geschehen habe.
Auch deshalb meint Höffner ja, die Feindesliebe sei eine christliche Entdeckung.

Bei der erotischen Feindesliebe (obwohl das ja im Griechischen ein ganz anderes Wort ist) könnte man an Alexanders des Großen Verschmelzungspläne denken, an die Massenhochzeit von Susa.
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Σαπφώ schrieb am 02.05.2011 um 19:02 Uhr (Zitieren)
Zum von regulus vorgeschlagenen Seneca:
"Si deos", inquit, "imitaris, da et ingratis benefinia; nam et sceleratis sol oritur, et piratis patent maria." (de beneficiis IV 26)
"Denn, wenn du", sagte er, "die Götter nachahmst, so gibt auch den Undankbaren Guttaten; denn auch für die Verbrecher geht die Sonne auf, und den Seeräubern stehen die Meere offen."
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Γραικίσκος schrieb am 02.05.2011 um 19:26 Uhr (Zitieren)
Bei Lao Tse (Gedicht 49) finde ich:
Der Weise hat keine Sorge um sich.
Er ist sich der Nöte anderer bewußt.

Ich bin gut zu Menschen, die gut sind.
Ich bin auch gut zu Menschen, die nicht gut sind.
Denn Tugend ist Güte.
Ich setze Vertrauen in Menschen, die vertrauenswürdig sind.
Ich setze auch Vertrauen in Menschen, die nicht vertrauenswürdig sind.
Denn Tugend ist Vertrauen.

Der Weise ist behutsam und demütig - der Welt scheint er verwirrend.
Die Menschen blicken auf ihn und hören ihm zu.
Er verhält sich wie ein kleines Kind.

Gedicht 67 befaßt sich mit dem Mitleid.

ca. 500 Jahre vor Christus
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Γραικίσκος schrieb am 05.05.2011 um 14:03 Uhr (Zitieren)
Mein Versehen: Der Kölner Kardinal, der diese Äußerung getan hat, heißt Meisner, nicht Höffner.
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
regulus schrieb am 17.05.2011 um 12:10 Uhr (Zitieren)
Ich meine mich zu erinnern, dass auch Diogenes beim Stichwort Feindesliebe zu nennen ist, einen Beleg habe ich aber momentan leider noch nicht zur Hand.
Re: Joseph Kardinal Höffner sagt:
Γραικίσκος schrieb am 17.05.2011 um 21:21 Uhr (Zitieren)
Welcher von all den Diogenessen?
 
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