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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Frommer Unterricht (849 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2011 um 15:01 Uhr (Zitieren)
Die in einer Klosterschule unterrichtende Nonne fragt ihre Schüler: „Was ist das? Es ist klein, braun, pelzig und hüpft von Ast zu Ast.“
Der drangenommene Schüler antwortet: „Also, normalerweise würde ich ja sagen: ein Eichhörnchen. Aber wie ich den frommen Laden hier kenne, ist das bestimmt wieder das liebe, gute Jesuskind.“
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 23.05.2011 um 15:53 Uhr (Zitieren)
:-D au weia!
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2011 um 16:21 Uhr (Zitieren)
Im Unterricht an der katholischen Schule meiner Jugend durfte man über sowas lachen.
Was wäre geschehen, wenn man in der DDR das Jesuskind durch Karl Marx ersetzt hätte?
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 23.05.2011 um 16:32 Uhr (Zitieren)
Der Witz wäre nur hinter vorgehaltener Hand erzählt worden.
Sonst wäre der Schüler wohl zum Direktor zitiert worden.
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 23.05.2011 um 16:50 Uhr (Zitieren)
Humor war die Sache der Möchte-gern-Kommunisten nicht.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2011 um 16:57 Uhr (Zitieren)
Nein, wohl nicht.
(Bemerkenswerterweise werden die schönsten Katholikenwitze unter Katholiken erzählt. Besser gesagt: wurden. Heute bin ich nicht mehr in diesem Milieu.)

Aus der UdSSR kenne ich einen Witz, der für mich der Witz des 20. Jhdts. mit seinen Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern ist:
Ein neuer Häftling wird in den GULag eingeliefert. Ein Wärter fragt ihn jovial: "Na, was haben sie dir denn aufgebrummt?"
Der Häftling: "Das Viertelmaß." [= 25 Jahre]
"Oh, das ist aber viel!" staunt der Wärter. "Für was denn?"
Da bricht es aus dem Häftling heraus: "Für nichts! Für gar nichts!!!"
"Das lügst du", erwidert der Wärter kühl, "für gar nichts bekommt man nur zehn Jahre."
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 23.05.2011 um 17:27 Uhr (Zitieren)
Menschen, die über sich selbst Lachen können, sind mir sehr sympathisch. Ich finde, dass zeigt eine gewisse Distanzfähigkeit zum eigenen Denken und Tun.

In einem Buch von Denis Huismann ("Philosophie für Einsteiger") lese ich: "Sich über die Philosophie lustig machen, heißt wirklich philosophieren." - Der Mann ist Philosoph.

***

... ein DDR-Witz:

Im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz) stand ein gigantisch großer gemeißelter Kopf vom Marx.

Frage: Warum weint Marx, wenn es regnet?
Antwort: Weil er mit seinem großen Kopf nicht in den Intershop reinkommt.

(...der auf der Straßenseite gegenüber stand.)

Darüber kann heute keiner mehr lachen; damals fanden das die Ortskundigen sehr witzig.
Intershop hieß eine Ladenkette, in denen "Waren aus dem nichtsozialistischen Ausland" nur mit D-Mark bezahlt werden konnten; sozusagen einen Abschöpfquelle für Devisen für den Staat.

Ob Marx den Witz lustig gefunden hätte?
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2011 um 17:54 Uhr (Zitieren)
Dieses Gedicht von Wilhelm Busch bringt es m.E. auf den Punkt, was Humor ausmacht:
Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.

Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor,
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.


Zu Chemnitz - muß man "Intershop" heute schon erklären? Ja, man muß wohl! - fällt mir eine schöne Anekdote ein, die Burkhard Müller in seinem "Die Tränen des Xerxes" erzählt. Er ist gleich nach der Wende, also wohl 1990, an die TU Chemnitz (damals noch: Karl-Marx-Stadt) gegangen, wo er - glaube ich - heute noch Latein lehrt.
Er wohnte damals in der Umgebung der Stadt und fuhr mit dem Zug zur Arbeit. Am Bahnhof gab es natürlich ein Schild "Karl-Marx-Stadt". Aber die DDR-Farbe war ja nicht so toll, weshalb sie kräftig abbröckelte und man darunter "Chemnitz" halb ahnen, halb lesen konnte.
Nach der Rückbenennung hat man das Schild natürlich mit "Chemnitz" übermalt. Aber siehe da!, die BRD-Farbe hatte ebenfalls ihre Schwächen. Nach einiger Zeit bröckelte auch sie, und man konnte darunter ... "Karl-Marx-Stadt" erkennen.
Aus dieser schlichten Beobachtung hat Müller dann einen sehr schönen historischen Essay entwickelt.
Ein guter Schriftsteller! Vielleicht der beste lebende deutschsprachige Essayist.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 23.05.2011 um 17:59 Uhr (Zitieren)
Karl Marx war, wenn es um ihn selbst ging, nicht sehr humorvoll, soweit ich weiß.
Haben nicht in "Berlin - Hauptstadt der DDR" Scherzbolde nach der Wende auf sein Denkmal geschrieben "Tut mir leid, Jungs! War nur so 'ne Idee von mir ..."?
Re: Frommer Unterricht
ανδρέας schrieb am 23.05.2011 um 18:09 Uhr (Zitieren)

Typischer Katholikenwitz über den Kommunismus:

Schüler aus der Sowjetunion nehmen anlässlich des 30. Todestages Lenins an einem Aufsatz-Wettbewerb mit dem Thema „ Leben und Werk des Wladimir Illjitsch Uljanow “ teil. Nach 6 Monaten ist Preisverleihung:
3. Preis: 10 Jahre Haft in Sibirien.
2. Preis: 25 Jahre verschärfte Zwangsarbeit in Sibirien.
1. Preis: Persönliches Gespräch mit dem Jubilar.

Das setzt freilich ein Leben nach dem Tode voraus … sehr unkommunistisch und unsowjetisch.

Es ist sehr schwer, sich wirklich in die Lage anderer hinein zu versetzen.
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 24.05.2011 um 07:51 Uhr (Zitieren)
Wenn ich so zurückdenke wurde der Kommunismus wie eine Art "Ersatzreligion" zelebriert: Marx als "Heiliger", der die rote Bibel verfasste (Komm. Manifest).
Lenin war fast schon Gott, jedenfalls lag er damals noch einbalsamiert im Kremel und jeden Tag zogen Menschen an seinem Glassarg (! wie bei Schneewittchen) vorbei.

Das Manifest musste jeder wenigstens in Auszügen gelesen haben, um eine Prüfung in ML (Marxismus-Leninismus war immer Hauptfach) bestehen zu können, damit die Berufsausbildung staatlich anerkannt wurde; d.h. auch Azubis konfessioneller Trägerschaft kamen da nicht drumrum: Bei uns gab es das Gerücht, dass auf diese immer die schärfsten Hunde gehetzt wurden (erzkommunistische Lehrer). Wir waren natürlich vorher anständig in BDU (Biblisch-Diakonischer-Unterricht) immunisiert worden...
Es prallten Weltbilder aufeinander!

Was für eine Energieverschwendung, denke ich rückblickend. Marx wurde nur ideologiekonform gelesen. Kritische Textanalyse war uns nicht beigebracht worden.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2011 um 08:17 Uhr (Zitieren)
Wir waren natürlich vorher anständig in BDU (Biblisch-Diakonischer-Unterricht) immunisiert worden ...

Ihr wurdet dort gegen ML gleichsam geimpft? Soviel inneren/geistigen Widerstand gab es in der (prot.) Kirche?
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 24.05.2011 um 10:23 Uhr (Zitieren)
Jetzt habe ich selber erstmal nachlesen müssen ...

"Im Sozialismus in der DDR Weiterführung der missionarischen Diakonie unter dem Schutz der Evangelischen Kirche", ist heute auch der Homepage des Hauses zu lesen.

Die Neuvandsburger entstammen der evangelischen Gemeinschaftsbewegung und waren viel frommer als die Kirche. Die meisten Schüler dort kamen auch aus solchen Elternhäusern mit Gemeinschaftshintergrund. Man fühlte sich in diesen Kreisen sehr sicher gegen die Einflüsse der "Rotlichtbestrahlung"; und ausdrücklich durfte nichts gelehrt werden, was der offiziellen Staatsdoktrin widersprach, erzählte mir Jahre später eine unserer Schulschwestern, damit das Haus ausbilden durfte. So wurde viel zwischen den Zeilen gelesen. Und es gab eine Menge Ärger, als ein Azubi beim Fluchtversuch am Brocken erschossen wurde.

Der Ausdruck "Immunisierung" ist vor diesem Hintergrund wohl etwas zu stark, dennoch habe ich es damals so empfunden. Uns wurde gesagt, wir sollen das Zeug halt lernen, und damit wir den Abschluss bekommen könnten, denen erzählen, was sie hören wollen ... sollen uns nicht provozieren lassen, da wir in dialektischen Diskussionen eh den kürzeren ziehen würden ... so ungefähr.

Sehr aktiv gearbeitet wurde in BDU gegen andere Religionsgemeinschaften, v.a. die Katholiken.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2011 um 17:46 Uhr (Zitieren)
Das sind Diakonissen, habe ich gelesen. Dazu gehörtest Du? Als Schülerin?
Re: Frommer Unterricht
ανδρέας schrieb am 24.05.2011 um 19:36 Uhr (Zitieren)
... denen erzählen, was sie hören wollen ... so überlebt man:

Mit dem Werk "Die Kunst des Krieges" schuf der Philosoph und spätere Militärführer Sun Tsu um 500 v. Chr. die Grundlage für das strategische Know-how der Moderne. Auszüge:

"Alle Kriegskunst ist List und Täuschung.“

Die höchste Stufe der Kriegskunst besteht darin, die Strategie des Gegners zu durchkreuzen."

"Ist der Gegner rundum unangreifbar, so bereite dich auf ihn vor. Ist er stark, so weiche ihm aus. Lege Köder aus, um ihn in die Irre zu führen."

Opfere ein Teil und rette das Ganze. Sun Tsu sagt: "Bist du stark, so stelle dich schwach. Bewegst du dich, so täusche Untätigkeit vor. Bist du nah, so erzeuge den Eindruck, als seiest du fern."

"Die hohe Kunst den Gegner zu lenken, besteht darin, ihn mit taktischen Manövern zu bestimmten Schritten zu verführen und ihm etwas anzubieten, nach dem er greifen muss."

 Schwäche die Aufmerksamkeit des Gegners durch Vortäuschen von Harmlosigkeit. Sun Tsu rät: "Immer Siege zu erringen ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Besser ist es, den feindlichen Widerstand ohne Kampf zu brechen." Wahrhaft siegt also, wer nicht kämpft, aber stets Herr der Lage ist.

"Der kluge Kämpfer bringt sich in eine unangreifbare Position. Es ist klug, den Kampf erst zu suchen, wenn der Sieg bereits errungen ist. Unklug ist es, zuerst zu kämpfen, um anschließend den Sieg zu erringen."

vgl.
http://www.heartleadership.de/htm/kolumne.html
Re: Frommer Unterricht
Εὐφροσύνη schrieb am 24.05.2011 um 19:45 Uhr (Zitieren)
Im damaligen Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz) stand ein gigantisch großer gemeißelter Kopf vom Marx.

Er steht noch. Und er besteht aus Bronze.

Dem Lob auf Burkhard Müller kann ich nur zustimmen. Ich kenne ihn sogar persönlich.
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 24.05.2011 um 20:31 Uhr (Zitieren)
@ Εὐφροσύνη
Danke für die Korrektur; ich war da schon ewig nicht mehr und meinte, der Kopf sei auch der Beseitigung anheimgefallen.
Ist der tatsächlich aus Bronze ... auf mich wirkte der immer wie aus Fels gehauen und irgendwie nicht ganz fertig gestellt.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2011 um 20:53 Uhr (Zitieren)
7,10 m hoch, aus Bronze, mit einem Sockel aus ukrainischem Granit ... finde ich im Internet.
Jetzt habe ich ihn wenigstens einmal im Bild gesehen. Leibhaftig noch nie.
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 24.05.2011 um 20:56 Uhr (Zitieren)
@Γραικίσκος
Ja, das waren Diakonissen, evangelische Nonnen also, von manchen Schülern despektierlich "Haubentaucher" oder "Pinguine" genannt; als ich damals dort hinkam, meinte ich, das seien lauter Heilige (mein Elternhaus war nur "normal fromm"), bis ich mitbekam, dass auch diese sich zofften ... doch "nur" Menschen, so wie überall: Manche mit einem Horizont von der Wand bis zur Tapete, andere gestandene Frauen, die sehr genau wussten, was sie taten.

Die Schülerinnen dort waren keine Diakonissen, in meiner Zeit dort gab es nur eine, die "dem Ruf" gefolgt ist. Eine Mitschülerin, die die Schwesternordnung (der Diakonissen) gesehen haben wollte, meinte, um in dem Verein mitzumachen, müsse man eigentlich seinen Verstand abgeben ...

Eieiei, was finde ich denn da:

Gehorsam ist die aus dem Hinhören auf Gottes Wort gewachsene Tat.

Wir werden fähig, Gaben und Kräfte in der Gemeinschaft einzubringen, in die Jesus Christus uns stellt. Wir wollen IHM gehorsam sein.

Deshalb können wir Aufgaben, in die uns die Mutterhausleitung nach gemeinsamen Gesprächen und Gebet sendet, als Gottes Willen für uns annehmen.
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 24.05.2011 um 20:59 Uhr (Zitieren)
Das Zitat stammt von der Homepage der Schwesternschaft unter dem Stichwort Lebenstil - Gehorsam.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2011 um 21:02 Uhr (Zitieren)
Manche mit einem Horizont von der Wand bis zur Tapete

sehr schön gesagt!
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2011 um 21:05 Uhr (Zitieren)
Gehören alle Diakonissen zu dieser Gemeinschaft?
Wir haben hier in Düsseldorf-Kaiserswerth auch eine Diakonie ... mit inzwischen nur noch sehr wenigen Diakonissen. Aber aus meiner Jugend, also in der frühen Neuzeit, kenne ich sie noch.

Was Du über ihren Horizont schreibst, einerseits - andererseits -, kann ich aus meinen Erfahrungen mit (katholischen) Nonnen nur bestätigen.
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 24.05.2011 um 21:35 Uhr (Zitieren)
Das Gründerhaus der Kaiserswerther Schwestern ist wohl ebenda, die Neuvandsburger stammen ursprünglich aus Vandsburg (Ostpreußen). Das war eine ganze Bewegung damals, die Einzelheiten der Strukturen sind mir aber nicht (mehr) vertraut. Ich nehme an, dass es so eine Art Dachverband gibt.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 24.05.2011 um 22:02 Uhr (Zitieren)
Die stehen, wenn ich den Internet-Artikel richtig verstanden habe, wohl auf der Roten Liste der aussterbenden Arten.

Mir fällt wieder einmal auf, daß anscheinend alle religiösen Schulen von ihrer Struktur her gleich sind.

Alle?
Ich erinnere mich an den Film "China, mein Schmerz", in dem ein taoistischer Mönch in einem rotchinesischen Konzentrationslager während der Kulturrevolution einem ca. 14jährigen Jungen auf dessen Bitte hin Unterricht erteilt. Keine institutionalisierte Schule, gewiß; aber dieses Unterrichten funktionierte völlig anders, als wir es kennen. Gesprochen hat der Mönch nur ein einziges Mal, und immer hat er den Jungen nur leicht 'pädagogisch angestupst', auf daß er selbst herausfinde, was es zu lernen gab: wie man einen Weg in die Freiheit findet.
Eine sehenswerter, bewegender Film!
Regisseur: Dai Si Jie
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 25.05.2011 um 14:16 Uhr (Zitieren)
Rote Liste, ja, das trifft es. Die Zahl der Diakonissen schwindet rapide, viele gibt es nur noch von den alten. Früher wurden die Begriffe Krankenhaus und Mutterhaus fast synonym gebraucht: alle leitenden Funktionen und auch jede Menge Fußvolk liefen in Tracht herum.
Inzwischen werden die kirchlichen Krankenhäuser wohl fast vollständig von freien Mitarbeitern dominiert.

Auch konfessionsübergreifende Fusionen hat es schon gegeben: Ich kenne ein evangelisches Krankenhaus, das ging eine Kooperation mit einem katholischen Haus ein; inzwischen wurde letzteres "gefressen". Ich frage mich, was aus den restlichen Nonnen werden soll.

Was unsere Ausbildung angeht: streng nach Lehrbuch, natürlich auch in der Praxis - das ist heute nicht mehr vorstellbar. Es gab nur eine richtige Arbeitsweise, so wie es im Lehrbuch steht ...
Eine Mitschülerin, die wegen einer Pilzvergiftung in ein "normales" Krankenhaus musste, berichtete ganz entsetzt, die Schwester dort sei mit einer Spritze ohne Tablett gekommen ... pfui, das geht doch nicht, wie kann man nur ...



Der Film klingt gut, leider habe ich keine ergibigen Infos dazu im Netz gefunden, nichtmal einen Eintrag in Wikipedia.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 25.05.2011 um 15:58 Uhr (Zitieren)
Auch ich kenne keine konfessionellen Krankenhäuser mehr, in denen Nonnen oder Diakonissen noch eine wesentliche Rolle spielen. Das ist schon ein Kulturwandel!

Schade mit dem Film. Er wurde vor 20 Jahren mal im Fernsehen gezeigt (chinesisch/kantonesisch mit deutschen Untertiteln); damals habe ich ihn aufgezeichnet. Damit ist Dir leider nicht geholfen.
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 25.05.2011 um 21:39 Uhr (Zitieren)
Zu unserem frommen Unterricht gehörte es natürlich auch, die anderen Regligionen und christliche Gemeinschaften unter die Lupe zu nehmen. Der BDU-Lehrer war ein Pfarrer, den wir Bruder P. nannten; er hat wohl die Katholiken nicht besonders gemocht, vielleicht wollte er auch die einzige katholische Schüleren "auf den rechten Weg" bringen, jedenfalls - so seine Darstellung - mussten das rechte Ketzer sein: Heiligenanbetung, überzählige Sakramente, ein falsche Abendmahlsverständnis ...

Ich weiß nicht mehr, wessen Idee es war, den katholischen Priester in den Unterricht einzuladen; der kam und äußerte sich sehr freundlich, gelassen und souverän zu den provozierenden Fragen und Unterstellungen unseres Bruders. Vielleicht durchschauten einige von uns, dass der Priester vorgeführt werden sollte; hinterher war der Priester samt Katholizismus allen recht sympathisch. Auf unserer Abschlussfahrt waren wir Gäste bei den Franziskanern und besuchten auch Klarissen.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 26.05.2011 um 15:31 Uhr (Zitieren)
Falls Dich der Film "China, mein Schmerz" genügend stark interessiert, könnte ich ihn von einem Kollegen digitalisieren lassen und Dir in dieser Form schicken.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 26.05.2011 um 21:09 Uhr (Zitieren)
Zwei Filmlexika berichten über den Film:
China zur Zeit der Kulturrevolution [1967 - 1969]: In einem Umerziehungslager freundet sich ein 14jähriger mit einem alten Mönch an. Als der Lagerleiter demjenigen die Freiheit verspricht, der die besten Umerziehungsresultate erzielt, läßt sich der Junge von der allgemeinen Denunziationswelle anstecken und verrät den Freund. Dieser sucht Erlösung im Freitod. Am Grab des Mönchs begreift der Junge sein Unrecht und nimmt dessen Erbe an. Vor dem Hintergrund der brutal niedergeschlagenen Demokratisierungsbemühungen in China mag der Erstlingsfilm mit seinen manchmal tragikomischen Alltagsbeschreibungen harmlos erscheinen; in der Unterdrückung, Entwürdigung und Umerziehung der Lagerhäftlinge wird jedoch der gleiche ideologische Terror auf erschreckende Weise erkennbar. - Ab 14 möglich.

[Lexikon des Internationalen Films. 10 Bde. Reinbek 1995]

*

Zeitkritisches Filmmärchen. Ein 14jähriger Junge wird zur Zeit der Kulturrevolution in eine Erziehungsanstalt gesteckt, weil er westliche Schallplatten hörte. Er begegnet einem alten taubstummen Mönch, der sich vom westlichen Leben völlig abgewendet hat; dadurch wird sein Leben verändert. Der Debütfilm von Dai Si Jie, in Frankreich mit dem „Prix Jean Vigo“ ausgezeichnet, besitzt Parabelcharakter und erzählt zugleich sinnlich von Anpassung und Widerstand in schweren politischen Zeiten.

[Lexikon Filme im Fernsehen. Hamburg 2. Aufl. 1990]

Beider Darstellungen enthalten schwere inhaltliche Fehler:
- Der Junge verrät den Mönch an keiner Stelle.
- Bei den Schallplatten handelt es sich um chinesische Liebeslieder, keinesfalls um westliche Aufnahmen.
- Der Mönch ist ganz und gar nicht taubstumm - er spricht nur nicht - und dies aus einem besonderen, bewußten Grund. Erkennbar wird dies für uns, als er ganz am Ende des Films einmal spricht - wie mir scheint, aus keinem anderen Grund als dem, um dem Jungen zu signalisieren: "Schau, ich habe nie gesprochen, obwohl ich es hätte tun können. Verstehst Du den Grund?"

Ich habe einmal einen mir bekannten Verfasser von Filmlexika gefragt: "Hast du dir eigentlich all die Filme, über die du da schreibst, selbst angeschaut?"
Seine Antwort ließ an Klarheit nichts zu wünschen übrig: "Natürlich nicht! Bist du verrückt?"
Das Resultat solcher Vorgehensweise sieht man oben.

Das Angebot der Digitalisierung steht.
Auch wenn das Urheberrecht hier die Stirn runzeln mag - ich glaube, damit tun wir Dai Si Jie nicht weh, sondern würdigen sein Werk.
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 26.05.2011 um 21:50 Uhr (Zitieren)
Ich weiß Dein Angebot sehr zu schätzen, Γραικίσκος, aber ich möchte Dir soviel Mühe nicht zumuten.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 26.05.2011 um 22:04 Uhr (Zitieren)
Ich unterscheide sehr bewußt zwischen lohnenden und nicht so lohnenden Mühen - lohnend in dem Sinne, einem interessierten Menschen zu einer Information zu verhelfen. Andernfalls hätte ich wohl meinen Beruf verfehlt.
Eine andere Sache ist der Arbeitseinsatz des Kollegen. Der ist, das kann ich versichern, die personifizierte Freundlichkeit. Der glaubwürdigste Christ, den ich kenne.
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 27.05.2011 um 10:42 Uhr (Zitieren)
n Ordnung, Du hast sehr recht, diese Unterscheidung zu treffen; und den Film würde ich tatsächlich gern sehen. Wenn Dein Kollege das hinbekommt, soll es mir recht sein.


Ich habe ein Interview mit Dai Sijie von 2009 in Welt online gefunden; das scheint ein sehr interessanter Mensch zu sein ... und ich musste gleich an den festgeklebten Vogel denken, der trotzdem singt: so viel Humor, trotz allen Schmerzes.

http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article4682984/Dai-Sijie-wandert-durch-eine-Mondnacht.html

Auch die Bücher, die er geschrieben hat, klingen lesenswert.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 27.05.2011 um 16:54 Uhr (Zitieren)
Herzlichen Dank für den Link!
„Ich bin ja nun in Frankreich gelandet“, erläutert Dai Sijie den Titel seines Erfolgsbuches, das auch in der Verfilmung reüssierte, „daher der Rückgriff auf Balzac. Offen gestanden waren für mich die Russen des 19. Jahrhunderts, waren Tolstoi und Dostojewski, eigentlich noch wichtiger. Und viele meiner Freunde orientierten sich vor allem an der deutschen Literatur. Hölderlin war ein Gewährsmann. Hatte er nicht ein Deutschland nach dem Vorbild der alten Griechen schaffen wollen? So etwas Ähnliches hat uns nach Maos Tod auch vorgeschwebt: eine Renaissance des alten humanistischen China, das nach all den furchtbaren Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft wieder in seine Rechte gesetzt werden sollte.“

Wir werden doch immer wieder auf die Antike gestoßen - nun sogar von einem Chinesen!

Ich werde mich um die Kopie kümmern und mich melden, sobald das Ei gelegt ist. Ich verspreche einen tief beeindruckenden Film!
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 30.05.2011 um 20:08 Uhr (Zitieren)
Der Kollege wird das nach dem langen Wochenende, das er im Ausland verbringen wird, erledigen.
Re: Frommer Unterricht
Πέγασος schrieb am 30.05.2011 um 21:19 Uhr (Zitieren)
Es eilt ja nicht.
Re: Frommer Unterricht
Γραικίσκος schrieb am 30.05.2011 um 21:21 Uhr (Zitieren)
Er ist Religionslehrer, und ich habe ihm erzählt, daß es um einen hochinteressanten taoistischen Mönch geht. Da war er schon selber gespannt, d.h. er wird sich bei dieser Gelegenheit den Film anschauen und mir dann eine DVD brennen.
 
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