Γραικίσκος schrieb am 27.05.2011 um 17:33 Uhr (Zitieren)
[Quelle: Dschuang Dsi, Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Herausgegeben von Richard Wilhelm. Düsseldorf/Köln Nachdruck 1982, S. 52]
Im 5. vorchristlichen Jahrhundert!
Re: Der Schmetterlingstraum
ανδρέας schrieb am 28.05.2011 um 11:20 Uhr (Zitieren)
Merkwürdig.
Wandeln sich die Dinge oder die Wahrnehmung der Dinge? Ist es ein Perspektivwechsel oder ein Identitätswechsel?
Ist das eine Transmutation i.S. esoterischer Denkweise?
Re: Der Schmetterlingstraum
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 11:30 Uhr (Zitieren)
Ich verstehe es so, daß wir das nicht wissen!
Dinge ändern sich, unsere Wahrnehmung, unsere Perspektive ändert sich auch. Und wir wissen im konkreten Falle nicht, was von beiden sich gewandelt hat ... oder ob beides ... oder ob es überhaupt eine richtige Perspektive gibt.
Kann ich das ausschließen, der Traum eines Schmetterlings zu sein, der träumt, ein Mensch zu sein?
Dieser Dschuang Dsi ist ein äußerst raffinierter, auch sehr humorvoller Autor. Ich glaube, sein Lieblingszustand war der des Schwebens.
Re: Der Schmetterlingstraum
ανδρέας schrieb am 28.05.2011 um 11:38 Uhr (Zitieren)
Interessant: man muss das Buch nicht kaufen, siehe
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 11:48 Uhr (Zitieren)
Oh, das ist gut - so kann es jeder lesen. Und Richard Wilhelm wird es nicht stören, denn er ist lange tot.
Es gibt freilich eine neuere und in vielen Hinsichten bessere Edition:
Dort schreibt der Herausgeber in der Einleitung (S. 41):
"In der literarischen Grandeur von Meister Zhuang [das ist die Übersetzung von "Zhuangzi" bzw. "Dschuang Dsi"] offenbart sich eine große Seele. Durch sie werden wir zur Befreiung geführt."
Re: Der Schmetterlingstraum
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 11:52 Uhr (Zitieren)
Eine irgendwie historisch faßbare Person ist Dschuang Dsi so wenig wie Lao Tse (Lao Dsi) oder Homer.
Was eine interessante Parallele ist: Am literarischen Beginn der chinesischen wie der griechischen Kultur (wie auch der ägyptischen) stehen Bücher von 'verschwimmenden' Autoren.
Re: Der Schmetterlingstraum
ανδρέας schrieb am 28.05.2011 um 13:28 Uhr (Zitieren)
Vielleicht hat man die Gedanken und Geschichten verschiedener Leute einfach unter einem "Namen" zusammengefasst, um sie fassbarer zu machen - quasi als als Sammeldatei.
Re: Der Schmetterlingstraum
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 13:48 Uhr (Zitieren)
In China gibt es ja zusätzlich noch das Problem der Bücherverbrennung in der Qin-Epoche. Da weiß mein bei einem 'älteren' Text nicht, ob er wirklich diese (erste) Kulturrevolution überstanden hat oder später gerschrieben und, um ihm ein größeres Ansehen zu verleihen, als älter ausgegeben worden ist.
Für diese Barbarei des Kaisers Qin Shi-huangdi gibt es in der europäischen Geschichte wohl keine Entsprechung.
Re: Der Schmetterlingstraum
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 13:48 Uhr (Zitieren)
mein --> man
Re: Der Schmetterlingstraum
ανδρέας schrieb am 28.05.2011 um 14:21 Uhr (Zitieren)
Gibt es nicht auch eine Geschichte der Verbrennung ungeschriebener Bücher? Ich denke da an ca. 800 Jahre christlicher Ignoranz freier Gedanken, Dogmen, Indizierungen von Büchern oder gleich der Verbrennung seiner Autoren, das saeculum obscurum usw.
Europa hätte sich ggf. viel schneller entwickeln können, wen man auf Wissen antiker Autoren zurückgegriffen und es weiter entwickelt hätte.
Mathematik, Philosophie, Medizin u.a. haben da eine lange Zeit im Schatten gelegen.
Re: Der Schmetterlingstraum
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 14:26 Uhr (Zitieren)
Das beginnt ja schon mit dem Verbot der heidnischen Religion unter Kaiser Theodosius. Spätestens ab dann ist Schabbes mit der christlichen Toleranz. Aber immerhin hat man nicht alle (geschriebenen) heidnischen Bücher verbrannt.
Dies hat aber Kaiser Qin Shi-huangdi befohlen: einen [i]kompletten[/i geistigen Neuanfang.
Re: Der Schmetterlingstraum
ανδρέας schrieb am 28.05.2011 um 14:55 Uhr (Zitieren)
Ah, das war der erste Kaiser von China. Die Stunde Null Chinas. Der mit den 1000 den von Tonstatuen. Die Traditionslinie scheint in China auch heute noch zu gelten. Der Einzelne hat sich demütig unter zu ordnen, um die Zukunft unbeschadet von den Fehlern der Vergangenheit zu gestalten, nunja. Absolutissimus rex.
Re: Der Schmetterlingstraum
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 15:20 Uhr (Zitieren)
Ja, das war der Einiger des Reiches, der sich ein riesiges, unterirdisches Mausoleum hat errichten und von vielen, vielen Tonkriegern bewachen lassen.
Sein Reich beruhte auf Krieg und bedingungsloser Unterwerfung.
Aber diese Unterwerfung war seine Idee, der sich nicht alle Chinesen gefügt haben; er mußte sie mit harter Hand erzwingen. Nach seinem Tode seufzten sie erleichtert ... und machten sich auf die Suche, ob nicht doch irgendwelche alten Texte erhalten geblieben waren.
Das Problem für uns heute ist, wie gesagt, daß wir nicht wissen, ob nicht etliche der 'wiedergefundenen' älteren Texte (Kung Fu Tse, Lao Tse &c.) Neuschöpfungen mit dem künstlichen Anstrich des Alters waren. 'Je älter, desto wahrer', das ist wohl eine in China weit verbreitete Einstellung.