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Altgriechisch Wörterbuch - Forum
Die höchste Erkenntnis (394 Aufrufe)
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 11:40 Uhr (Zitieren)
Erkenntnis wanderte im Norden an den Ufern des dunklen Wassers und bestieg den Berg des steilen Geheimnisses. Da begegnete sie von ungefähr dem schweigenden Nichtstun.
Erkenntnis redete das schweigende Nichtstun an und sprach: „Ich möchte eine Frage an dich richten. Was muß man sinnen, was denken, um den SINN zu erkennen? Was muß man tun und was lassen, um im SINN zu ruhen? Welche Straße muß man wandern, um den SINN zu erlangen?“
Dreimal fragte sie, und das schweigende Nichtstun antwortete nicht. Nicht daß es absichtlich die Antwort verweigert hätte; es wußte nicht zu antworten. So konnte Erkenntnis nicht weiter fragen und kehrte um. Da kam sie im Süden an das weiße Wasser und bestieg den Berg der Zweifelsendung. Da erblickte sie Willkür. Erkenntnis stellte dieselben Fragen an Willkür.
Willkür sprach: „Oh, ich weiß es; ich will es dir sagen.“
Aber während sie eben reden wollte, hatte sie vergessen, was sie reden wollte, und Erkenntnis konnte nicht weiter fragen. Da kehrte sie zurück zum Schloß des Herrn, trat vor den Herrn der gelben Erde und fragte ihn.
Der Herr der gelben Erde sprach: „Nichts sinnen, nichts denken: so erkennst du den SINN; nichts tun und nichts lassen: so ruhst du im SINN; keine Straße wandern: so erlangst du den SINN.“
Erkenntnis fragte den Herrn der gelben Erde und sprach: „Wir beide wissen es, jene beiden wußten es nicht. Wer hat nun recht?“
Der Herr der gelben Erde sprach: „Schweigendes Nichtstun hat wirklich recht; Willkür kommt ihm nahe; wir beide erreichen es ewig nicht ...“
Erkenntnis fragte den Herrn der gelben Erde: „Wieso erreichen wir es nicht?“
Der Herr der gelben Erde sprach: „Das schweigende Nichtstun ist wirklich im Recht, deshalb, weil es kein Erkennen hat; Willkür kommt ihm nahe, weil sie Vergessen hat; wir beide erreichen es ewig nicht, weil wir Erkennen haben.“
Willkür hörte es und meinte vom Herrn der gelben Erde, daß er zu reden verstehe ...

[Quelle: Dschuang Dsi, Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Hrsg. von Richard Wilhelm. Düsseldorf/Köln 1969, S. 226 f.]

Mit "SINN" übersetzt der Herausgeber hier das chinesische "Tao" - eine interpretierende Übersetzung. Nach meiner Ansicht ist die beste Interpretation von "Tao" das, was im chinesischen Schriftzeichen dafür stilisiert wird: ein Kopf und ein Fuß = vernünftiger Weg.
Re: Die höchste Erkenntnis
ανδρέας schrieb am 28.05.2011 um 14:12 Uhr (Zitieren)
In meinem Buch „Die sieben Weltreligionen“ (Anke Fischer, S 172) findet sich folgende Passage über Zhuangzi und das Dao:

Beeinflusst von … politischen Unruhen, suchte Z. die Erlösung darin, sich vollkommen aus politischen Aktivitäten heraus zu halten. Er hob das philosophische Denken auf die metaph. Ebene und wendete sich von der Möglichkeit ab, durch gesellschaftliche Reformen die Menschen zu verändern. Er vertrat die Ansicht, alle Dinge sich selbst zu überlassen, nicht nur ohne in Prozesse einzugreifen, wie Laotse lehrte, sondern ohne daran beteiligt zu sein. Damit folge die Kraft des Dao ihrem natürlichen Lauf. Nach seinem „Prinzip der Gleichwertigkeit“ ist alles in der Natur von gleichem Ursprung und damit nicht unterschiedlich viel wert, sondern gleichbedeutend. Versteht der Weise seine Natur, kann er ihr folgen, ohne sie zu verbiegen. Überlässt er also die Dinge sich selbst und dem Fluss, wird auch er sich ändern.Die eigenen Bedürfnisse und Begierden durchbrechend erlangt der weise Mensch nach der Lehre des Z. die Erleuchtung im zurückgezogenen, meditativen Leben, das ihm die Vereinigung mit dem Dao ermöglicht. … Das Dao ist kein Gott oder Schöpfer, aber die höchste schöpferische Kraft. … Es zeigt den Weg, … um im Einklang mit der Natur zu Leben.


Das dürfte in der griechischen Philosophie so keine Entsprechung haben. Oder?
Re: Die höchste Erkenntnis
Γραικίσκος schrieb am 28.05.2011 um 14:17 Uhr (Zitieren)
Exakt wohl nicht, nein. Aber wenn man die Kyniker, Skeptiker, Epikuräer und Stoiker in einen Mixer tut ...
 
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